Beiträge von notapolitician

    Liberal ist nicht dasselbe wie egal!


    Nur weil ich jedem das Recht zugestehe, sich zu tätowieren, heißt das noch lange nicht, das ich die Dinger nicht potthäßlich finden kann.


    Im Gegenteil haben nur Menschen, die Tattoos häßlich/bescheuert/sonstwas finden die Chance, sich als liberal zu erweisen. Denn gut finden und tolerieren schließen sich aus.


    In diesem Sinne: Es darf sich jede(r) verunstalten, wie er/sie möchte.

    Kann mich Erpan und ichwillsehen nur anschließen. Durch das Tagebuch im Stil einer normalen Geschichte wirkt die ganze Einleitung aufgesetzt, erzählerisch überflüssig, ein Stilmittel nicht zu einem Zweck, sondern um seiner selbst Willen.


    Wenn ein realistischer Tagebuchstil um der Verständlichkeit willen vermieden werden soll, empfehle ich als "Minimalmaßnahme" eine Kentlichmachung der Flashback-Szenen als das, was sich daddy nach der Tagebuchlektüre zurechtphantasiert - das geht natürlich auch kombiniert mit Erpans Vorschlag, also zuerst ein realistischer und minimistischer Tagebucheintrag, dann die Ausgeburt der Grundschullehrerphantasie, gerne auch mit Abweichungen voneinander.


    Als Finale - oder je nach Länge des Geamtepos auch schon vorher - werden die beiden Zeitebenen dann in der Vater-Tochter-Konfrontation wieder zusammengeführt.

    Das dieser uralte Stoff bei einer neuen Geschichte ganz besonders gut erzählt werden müsste, steht außer Frage - allerdings weiß ich, daß "seit drei Jahren nackt" sehr viel älter ist, als es das Einstelldatum bei SB vermuten ließe. Ich kannte sie jedennfalls schon lange vorher, und sie war eine der ersten Geschichten, die ich zu dem Thema auf Deutsch las. Ich glaube, es gibt sie seit dial-up-Zeiten, und daß ist, wie mir jetzt klar wird, der wesentliche Grund, warum ich ihr so viele Mängel verzeihe.

    Also...


    der Grad an Kontrolle, der über die Hauptperson ausgeübt wird, ist moralisch eigentlich nicht akzeptabel, und der Aufwand, der betrieben wird, um auch die letzten Schluplöcher zu verschließen, ließe sich real eigentlich nur durch eine Zwangsneurose erklären...


    ... aber ich mag die Geschichte. Sie ist gut geschrieben, und es geht zentral um die Nacktheit (war früher mal Standard im SB, aber ich will nicht abschweifen), was mir persönlich sehr zusagt. Durch diese Fokussierung wird in meiner subjektiven Empfindung auch der Kontrollwahn gemindert bzw. er wirkt nicht so abtörnend, da dieser gerade nicht zur Unterdrückung oder sexuellen Ausbeutung, sondern eben nur zur Verwirklichung der zugrundeliegenden Fantasie verwendet wird.


    Fazit: Trotz all der Dinge, ich ich persönlich ganz anders gelöst hätte, hab ich dies immer als eine sympatische kleine Geschichte angesehen.

    Also ich persönlich hab's als Satire genommen (z. B. die Urinabsauger *können* einfach nicht ernst gemeint sein ;) ) und mich total beömmelt vor Lachen.

    Zitat

    Original von mausbacher
    Solltest du weiter des Nächtens "rechtsgeschichtliche" Vorlesungen halten wollen, stehe ich dir gerne mit meiner dialektisch-differenzierten Widerspruchstheorie zur Verfügung. ;)


    Nö, ich schreibe nur noch tagsüber, dann entfällt mir hoffentlich nicht wieder, daß Diskussionen nie wertfrei sind und es folglich niemanden interessiert (bzw. interessieren braucht), wenn sich einer in Bezug auf seine Äußerung für neutral hält.



    Außerdem hab ich was Wichtiges gelernt: Eine bedeutende Änderung, ohne die wir nicht oder nur auf einem ganz anderen Weg zum heutigen Stand gelangt wären, ist noch lange kein Fortschritt. Das hätte mich nicht überraschen dürfen, den "Fortschritt" ist ein wertender Begriff (Änderung, die als positiv gesehen wird), und es ist völlig legitim, hier eine "rumdum positive" Sache zu verlangen stat einer "die auch positve Aspekte hat" (also unter Ausblendung der anderen Aspekte).


    In diesem Sinne ziehe ich mich auf die hoffentlich nicht bestrittene Aussage "Leute verbrennen ist schlecht" zurück und hör' jetzt auf, mich hier noch tiefer einzugraben.

    Wie kamen wir hier doch gleich drauf? Ach ja richtig, ich hatte spät Nachts die Idee, 'ne Vorlesung zur Rechtsgeschichte zu halten.


    Noch mal die Kernpunkte: Folter=schlecht, Urteile, die vom Zufall abhängen=schlecht, Einem davon abhelfen=gut.


    Soll also heißen: Die Tatsachenermittlung in das Prozessrecht einzuführen, ist auch dann gut und damit eine Verbesserung und damit ein Fortschritt , wenn die Folter, die es schon lange vor dem Inquisitionsprozeß gab, nicht sofort mit abgeschafft wird.


    Im übrigen zeigen die Zahlen, daß eben nicht um jeden Preis ein Geständnis her mußte, einen Automatismus kein Geständnis -> Folter, bis doch Geständnis gab es nicht. Der ganze Hexenwahn kam erst, als es den Inquisitionsprozeß schon lagen gab, der wurde nicht zu diesem Zweck erfunden.


    Die Kirche hat in 2000 Jahren viel Mist gebaut, da findet man genug zum kritisieren. Trotzdem (oder vielleicht deswegen?) können viele einen kirchenfreundlichen Satz einfach nicht stehen lassen, selbst dann nicht, wenn man klarzustellen versucht, daß man damit keine Gesamtapologetik beabsichtigt.


    Und bei aller Kritk an der Institution Kirche - das Christentum, also das, was in den Evangelien steht, hat wesentlich dazu beigetragen, das Konzept "Mitgefühl" in der westlichen Welt durchzusetzen - und das will garantiert keiner weghaben, oder?

    Hier mal ein interessanter Artikel aus Sicht der Wissenschaft:


    Einige wichtige Sätze:


    bei aller Grausamkeit - die Historiker sind sich einig, dass die Einführung der Inquisition dennoch ein Fortschritt in der Rechtsgeschichte des Mittelalters war.


    Es kommen aber weit weniger Menschen auf den Scheiterhaufen, als man weithin denkt. Einer der bekanntesten Inquisitoren des Mittelalters, Bernard Gui, verurteilt bei 930 Prozessen 42 Ketzer zum Tode auf dem Scheiterhaufen. 307 Angeklagte verurteilt er zu Kerkerhaft, 139 werden freigesprochen, und der Rest kommt mit leichteren Strafen wie dem Tragen von Bußkreuzen oder Pilgerfahrten davon.


    Natürlich will niemand die Inquisition zurückhaben - aus den bekannten Gründen Folter und Unterdrückung Andersdenkender. Der Fortschritt war ein rein prozessualer, und da es sich eben erst um den Anfang des modernen Amtsermittlungsgrundsatzes handelte, war eben selbst in dieser Hinsicht noch sehr, sehr vieles verbesserungsbedürftig.


    Die Kirche war früher nach heutigen Maßstäben ein schlimmer Verein, aber nach zeitgenössischen Maßstäben fiel sie nicht negativ auf. Lange Zeit war die Kirche wegen des vergleischweise hohen Bildungsstandes eher ein Träger des Fortschritts - Kirche als Verein der Ewiggestrigen ist eher eine neue Entwicklung (so höchstens 500 von 2000 Jahren).


    Zum Nazi-Vergleich (Goodwin was right!): So ein Inquisitionsrichter hatte vielleicht formell die gleichen Mittel zur Verfügung wie später ein Nazi-Scherge, verfügte aber, wie die Zahlen zeigen, offenbar über weitaus weniger Bösartigkeit.


    Zum "Das ist natürlich Fortschritt": Ja, war es! Vorher war es völlig schnurz, was der Angeklagte sagte! Nur weil etwas nicht gut ist, heißt das noch lange nicht, dass es nicht besser war als das vorher Gewesene.

    Zitat

    Original von mausbacher
    Im realen Prozess wird die Frau von den meisten Geschworenen freigesprochen. Ein paar Jahunderte vorher wäre sie wohl verbrannt worden – von der katholischen Kirche



    Nö, Feuertod war nur für Hexen und Häretiker, für Mörder waren andere Todesarten vorgesehen - Todesurteil war beileibe nicht gleich Todesurteil, die Art der Hinrichtung war Teil des Urteilsspruchs und vom Delikt abhängig (netter Fakt am Rande: In Grimms Märchen finden die "Bösen" immer ihr gerechtes Ende, was auch immer die "korrekte" Todesart beinhaltet - deswegen stößt Gretel die Hexe in den Ofen).


    Wichtiger aber: von der Kirche wurde niemand hingerichtet, nur die "weltliche" Justiz durfte Todesurteile aussprechen und vollstrecken. Die Kirche hat zwar Untersuchungen durchgeführt (auf lateinisch: Inquisition), mußte aber, wenn eine Rechtsfolge eintreten sollte, mit dem Ergebnis zu den "weltlichen" Instanzen gehen (weiterer netter Fakt am Rande: sieht man sich die Zahlen an (Anzahl Hinrichtungen, Zeitraum, Bevölkerung), war verbrannt zu werden weniger wahrscheinlich als heute ein tödlicher Autounfall. Traten Feuerhinrichtungen gehäuft auf, war meist ein Lynchmob am Werk).


    Und wo ich schon bei der Rechtsgeschichte bin: Der Inquisitionsprozess wäre zwar nach heutigen Maßstäben ein Alptraum, war damals aber ein echter Fortschritt, weil die Wahrheit durch Untersuchungen statt durch merkwürdige Proben (sogenannte "Gottesurteile", weil man glaubte, übernatürliche Mächte würden dem Unschuldigen beim Bestehen der Probe beistehen) ermittelt werden sollte. Es war durchaus real möglich, im Inquisitionsprozeß als unschuldig wieder freigelassen zu werden.

    Zitat

    Original von Erpan
    Nur eines soll nicht unerwähnt bleiben: Du erwähnst immer wieder Dinge, die der Leser schon längst weiß. Das ist langweilig, denn jeder Satz muss Neues bringen. Dann und nur dann bleibt ein Text interessant – egal wie lang dieser ist.


    Ich versteh zwar, wo das herkommt, und will daher auch nicht grundsätzlich widersprechen, aber die Wiederholung hat auch ihren Platz. Wenn z.B. die Protagonistin an ungewöhlichem(n) Ort(en) oder über einen längeren Zeitraum hinweg nackt agiert (um mal beim Thema zu bleiben) sollte darauf durchaus "regelmäßig" eingegangen werden. Tut eine Geschichte das nicht, ist das in meinen Augen ein Mangel (Extrembeispiel: Sie ist am Anfang aus nicht genannten Gründen nackt, dann folgen Aktionen und Dialoge, aber die Nacktheit wird nie wieder, nicht einmal durch Schilderungen von Gedanken oder Gefühlen, erwähnt).

    Ich denke mal, der "maliziöse" Satz bezog sich auf den letzten Punkt, der sich wiederum auf Regel 38 der Schlechtschreibreform bezog (Eindeutschung der Fremdwörter). Sogar der Duden mußte zähneknirschend das Portmonee akzeptieren.


    Auch wenn mir als nach alter Rechtschreibumg Sozialisiertem dabei der Mage sich umdreht...

    Ich hab weder eine Ahnung, was mit Note hier gemeint ist, noch warum sie an einwandfreie Sätze hier vergeben werden soll.


    Bevor Du am Satzbau anderer rumkrittelst, lern erst mal selber Grammatik: z.B ist in Deinem letzten Satz das Komma nach "denn" eindeutig zu viel. Kommata können übrigens nur vor der Konjunktion denn stehen, nie danach.


    Und falls Du Dich jetzt angegriffen fühlst: Wer so austeilt wie Du, hat meiner Meinung nach einfach nicht das Recht, dünnhäutig zu sein.

    Da muss ich doch mal widersprechen - ein auch noch so fieser und ungerechter Angriff gegen einen Einzelnen könnte einem Forum niemals so viel Schaden zufügen wie ein Einzelnern, der, und sei es völlig schuldlos, restlos ALLEN auf den Sack geht.


    Womit ich mich natürlich völlig abstrakt geäußert haben will, jegliche Parallellen mit tatsächlichen Vorgängen im Forum sind rein zufällig, ich habe ausdrücklich niemanden schuldig- oder freigesprochen.