Nico
:
Ja, und damit wären wir dann an gegenseitigen Missverständnissen wohl quitt.
Ich habe deine Kritk nämlich mitnichten als unfreundlich, unkonstruktiv, kleinlich, haarspalterisch, den Kern der Sache verfehlend o. ä. aufgefasst.
Mein Fehler beim Schreiben meiner Antwort auf deine Rezension war, das habe ich inzwischen erkannt und verstanden, zunächst auf deine Beispiele einzugehen, und anschließend die ursprünglich geplanten einleitenden Absätze aus Bequemlichkeit einfach wegzulassen, weil ich annahm, was ich dir im Kern auf seine Kernthese antworten wollte, ergäbe sich sowieso aus meinen Ausführungen. Nun gut, das hat nicht geklappt, und das nehme ich auch auf meine Kappe.
Also, noch einmal einige grundsätzliche eigene Kommentare und Erläuterungen zu meiner Sabrina-Reihe, die als Antwort auf deine gesamtheitlich angestellten Betrachtungen gelesen zu werden bestimmt sind:
Auch wenn sie nicht das Stilmittel des Ich-Erzählers, oder gar jenes des Bewusstseinstroms, verwendet, so ist sie doch ganz aus Sabrinas Subjektive geschrieben.
Der Leser hat vollen Zugang zu ihrem Wissen, ihren Gedanken und Empfindungen, zu jenen anderer Personen jedoch nur im selben Maße wie Sabrina selbst auch.
Und gleiches gilt entsprechend auch für das objektive Geschehen an den Handlungsorten: Der Erzähler berichtet es so, wie Sabrina es wahrnimmt und bewertet.
Was ihr wichtig ist, das schmückt er entsprechend aus, was für sie eher beiläufig isst, das reißt er auch nur kurz an, weil seine Beobachtung eben allein durch Sabrinas Augen (und Gehirn) erfolgt.
Dabei sind die Erzählungen der Sabrina-Reihe ihrem Thema und ihrer beabsichtigten Wirkung auf den Leser nach natürlich Erotikgeschichten.
Sie sind aber auch ein - wie soll ich es nennen? - Lebensbericht. Das Leben hat kein Drehbuch, es ereignen sich manchmal für uns glückliche Fügungen, aber diese folgen keiner durchdachten Dramaturgie, die sich notwendigerweise auf einen Höhepunkt zubewegt oder einmal angestoßene Entwicklungen zu einem geschlossenen Ende führen.
Das kann für den Leser manchmal enttäuschend bis gar frustrierend sein, dessen bin ich mir absolut bewusst.
Es gibt Ereignisse oder Figuren, über die er gerne mehr erfahren würde, aber Sabrina lässt sie nach einleitender Erwähnung bzw. Beschreibung plötzlich achtlos liegen und zwingt den Leser somit gleichsam, ihr dabei zu folgen.
Es gibt Momente, in denen er eine weitere Entwicklung der Dinge in eine bestimmte, besonders wirkungsvolle Richtung erwartet, aber das passiert einfach nicht, obwohl die Autorin das doch hätte bemerken und entsprechend berücksichtigen können.
Bemerkt hat sie das sehr wohl, aber einfach ändern konnte sie den Gang der Ereignisse trotzdem nicht, um ihnen eine bessere dramaturgische Wirkung zu geben.
Denn die Sabrina-Reihe ist kein "Drama" (im Sinne von Schauspiel), sondern ein subjektiver Erlebnisbericht. Und das Leben hat, wie schon gesagt, nun einmal kein Drehbuch und keine Dramaturgie.
Mit dem Makel, manches nicht bis zur letzten literarisch möglichen oder angebrachten Konsequenz ausspinnen und ausschöpfen zu können muss die Reihe ihrem Wesen nach schlicht leben.
Ich hoffe, diese Ausführungen sind nun eine angemessenere Auseinandersetzung mit deiner Kritik.
Aber von meinen seltenen Rechtschreibfehlern musst du trotzdem einen als Irrtum deinerseits abziehen!
Im Gegenzug gebe ich dann auch gerne zu, dass es ein Fehler meinerseits war, dich auf Grund deiner entsprechenden Anmerkung vorschnell in das Heer der von mir offen gestanden bloß mitleidig belächelten Gegner der mittlerweile auch schon wieder ein bisschen länger zurückliegenden letzten Rechtschreibreform einzureihen.