Es soll Theater-Regisseure geben, die der Verletzlichkeit ihrer Darstellerinnen dadurch entgegentreten, indem sie sie völlig nackt ihren Probe-Text vortragen lassen. Was man davon halten soll, bleibt jedem selbst überlassen.
Ich erkenne in dieser einfühlsamen Aneinanderreihung der Gefühle zwar keine sofort auf mich wirkende Erotik, aber ein solches Verlangen der Autorin selbst:
ZitatWer kann mich berühren? Wer findet mich an dem geheimen Ort? Und wenn er dort ist sieht er mich wirklich, rein, nackt und verletzlich. Wer könnte dies schaffen? Womit dringt er in mich, durchdringt die Barriere? Wann? Der Teil der zu mir passt, der meine Wunden heilt? Der mich beschämt, ob seiner Wahrhaftigkeit? Seiner Nacktheit? Seiner Vollkommenheit? Er?
Ihre guten schreiberischen Fähigkeiten setzt absurbiame ein, um uns teilhaben zu lassen an ihrer Verletzlichkeit, an dem emotionalen "Sich-Ausziehen" vor dem Publikum. Wer einmal bei einem Vortrag, Vorsingen, Vorspielen wirklich aus sich raus gehen musste, weiß, was sie damit meint.
Aber was will sie uns damit sagen?
Ich sehe dort Sehnsüchte, auch erotische, aber doch mehr solche, die ich fast als Verlangen bezeichnen möchte, nämlich das Verlangen, von einem Mann, dem Mann, ihrem Traummann endlich erreicht zu werden. Sie möchte explodieren, in seinen Armen, aus sich heraurausgehen wie auf der Bühne, sich ihm öffnen voll und ganz . . .
Eine Erotik, die mich erst spät erreichte. Mir gefällt dieses Gefühlskino sehr gut. Ein kleiner Makel bleibt jedoch, das Korrekturlesen.