Mangas und ähnliches

  • Zitate aus dem Elternbegleitheft LISA & JAN:


    "Mit dem Buch haben wir unsere Erfahrungen mit den eigenen und anderen Kindern zu Liebe, Freundschaft und Sexualität auf dem Hintergrund unseres Wissens zur Sexualpädagogik zusammengestellt. Wir haben mit den Kindern und vielen anderen Eltern darüber geredet und wünschen uns, daß Sie als Leserinnen und Leser unsere Erfahrungen und Aussagen zum Anlaß nehmen, mit lhren Kindern über Sexualität und mit anderen Eltern über Sexualerziehung zu sprechen."


    "Sexualität äußert sich nicht nur in einem bestimmten Verhalten - Sexualität ist Lebensenergie. Wenn sie akzeptiert wird und so als Energie fließen kann, drückt sie sich schon bei Kindern vielfältig aus: [...] * in der Lust am eigenen und fremden Körper, einschließlich der Geschlechtsorgane, in Anspannung, Entspannung und Hingabe an die streichelnden Hände der Eltern, [...]. Sie wird dann tastend, sehend, fühlend, schmeckend und hörend erfahren [...]"


    "Verständlich ist so jedenfalls, daß Jan und Lisa schon als Säugling versuchten, die mit der Ablösung von der Mutter und der Erfahrung des Alleinseins verbundene Angst durch Lusterfahrungen auszugleichen, welche die Freude am eigenständigen Leben und vor allem am eigenen Körper mehren sollen."


    "Viele wollen noch nicht wahrhaben, daß die Säuglinge dabei nicht nur Zärtlichkeitsgefühle, sondern auch körperliche Lust durch Anspannung und Entspannung, sowie durch die extrem sinnliche Mundzone erleben."


    "Viele Kinder bekommen trotz sexualfreundlicher Grundeinstellung und gutgemeinter Zuwendung ihrer Bezugspersonen die Erfahrung mit auf den Weg, daß es mit ihren Geschlechtsorganen etwas Besonderes auf sich hat. Beim Streicheln des Körpers wurden sie vielleicht öfter ausgelassen als die Nase oder die Rückenpartie; damit konnte leicht der Eindruck entstehen, das sie weniger geliebt sind als alles andere an ihnen. Jan und Lisa jedenfalls enwickelten wie alle Kinder schon im ersten Lebensjahr Interesse an sexuellen Spielereien. Sie begannen, an den Geschlechtsorganen herumzuspielen und daraus Lust zu gewinnen. Im Alter von zwei bis drei Jahren erweitert sich diese Neugierde bei ungestörter Gesamtentwicklung zu gezielteren Formen der Selbstbefriedigung, die bis zum Orgasmus führen können. Jan konnte durch Befühlen [...] seinen Penis versteifen und auf verschiedene Art und Weise durch rhythmisches Reiben mit der Hand oder gegen eine Unterlage den Orgasmus - ohne Samenerguß - herbeiführen. Lisa reizte mit der Hand ihren Kitzler oder drückte ihre Vagina gegen ein Stofftier."


    "Lisa und Jan haben entdecken können, daß sie sich selbst Lust bereiten können und Penis oder Vagina nicht nur etwas mit der Ausscheidung zu tun haben. Das ewige Saubermachen von Kleinkindern und ein zu frühes Training zum Beherrschen der Ausscheidungsorgane können leicht dazu führen, daß sich Ekel vor den Ausscheidungen auch auf sexuelle Vorgänge überträgt. Das erklärt sich nicht nur durch die räumliche Nähe von Geschlechts- und Ausscheidungsorganen, sondern auch durch die Beobachtung, daß Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr aus Berührungen des Afters und aus dem Zurückhalten des Kots Lust gewinnen. Wenn die Eltern beides mit Ekel verbinden, urn damit ein frühes "Saubersein" erzwingen zu wollen, belasten sie alles Sexuelle mit der Abwertung des Schmutzigen, und verstärken gleichzeitig ungewollt die ohnehin vorhandeneTrotzphase, in der die Kinder ihren Willen und ihre Durchsetzungsfähigkeit testen."


    "Im vierten Lebensjahr nimmt oft die kindliche "Sexualforschung" [...] zu. [...] Lustvolle Reize, die bisher vorwiegend vom After ausgingen und mit dem Ausscheidungsvorgang verbunden waren, gehen auf die Genitalien über; der Schließmuskel bleibt jedoch weiterhin reizvoll."


    "Lisa scharwenzelte verstärkt urn ihren Vater herum und ließ die Mutter gelegentlich abblitzen. Jan spielte mit Vorliebe an den Brüsten seiner Mutter und träumte nachts vor lauter Eifersucht vom Autounfall des Vaters. Die Eltern nahmen mit Verwunderung wahr, das sie zu begehrten Liebesobjekten wurden und zwar nicht nur sehnsüchtig umschwärmt, sondern ganz sinnlich und durchaus sexuell gefärbt."


    "Lisa und Jan sind jetzt fünf Jahre alt [...] Trotz der vielen Unausgeglichenheiten sind Lisa und Jan vollwertige und ganze Menschen, die ernstgenommen werden wollen wie Erwachsene, auch, wenn sie nur haib so groß sind."


    "Je mehr die Eltern Freundschaften zwischen Gleichaltrigen fördern, die auch das Kuscheln und das Interesse an sexuellen Spielereien mit einschließen, desto eher gelingt den Kindern der stufenweise Abbau des sexuell gefärbten Interesses an den Eltern."


    "Das Familienbild, das hinter Artikel 6, Absatz 1 unserer Verfassung steht - "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung" - benachteiligt viele andere existierende Familienformen und bildet immer noch den Malßstab für die sogenannten "geordneten" oder "ungeordneten" Familienverhältnisse und das - vor allem - offizielle Umgehen mit solchen Lebensformen."


    "Lisa kennt inzwischen ihre Scheide und weil3, daß es ganz oben eine Steile gibt, die besonders angenehme Gefühle auslöst, wenn sie berührt wird. Viel öfter ist aber im Kindergarten vom "Schwänzchen" die Rede gewesen und auch Jan gibt manchmal ganz schön mit seinem Pimmel an."


    "Unser Mädchen soli doch die gieichen Chancen haben wie Jungen, sich durchsetzen können, mit Lego Häuser konstruieren und mit anderen Jungen um die Wette rennen! - Aber was tun wir dem Kind an, wenn es von Erzieherinnen, Verwandten und Nachbarn hört, an ihm sei ein Junge verloren gegangen? Oder: 'Nun haben wir dem Jungen durchaus Puppen gekauft und seine liebevoile Zuwendung der kleinen Schwester gegenüber unterstützt - und trotzdem spieit er nur mit Autos und meint, sich mit kleinen Kindern zu befassen, sei Weiberkram!' [...] lnzwischen hat sich herumgesprochen, daB Mädchen und Jungen zwar mit einem 'Geschlechtskörper' geboren werden, daß sie aber bestimmte Verhaltensweisen - wie ein Schauspieler seine Rolle - eriernen. Wenn Mädchen zurückhaltender sind, häufiger mit Puppen und Kleidern spielen, sich weniger zutrauen und sich fürsorgender verhalten als Jungen, dann ist das nicht angeboren, sondern gelernt. Nicht nur die Eltern tragen dazu bei, sondern auch die Nachbarn, Freunde, das Werbefernsehen, der Spielzeugladen und andere Kinder."


    "Die Geschlechtsrollen sind aber viel tiefer in unserer Kultur verwurzelt, so daB sie sich nur ganz langsam ändern können. Die biologischen Unterschiede von Männern und Frauen haben im Laufe der Menschheitsentwicklung zu bestimmten psychischen und sozialen Konsequenzen geführt und somit die "zweite Natur" des Menschen, seine kulturellen Rahmenbedingungen, beeinflußt."


    "... Männer entdecken aber zunehmend, daß sie davon profitieren, wenn sie sich auch mit kleinen Kindern befassen - und das nicht nur zum "Dutzi-dutzi-Machen", sondern windelnwechselnd, Krankheiten begleitend und ihre Gesamtentwicklung tatsächlich mit-erlebend - und lernen, sich in andere Menschen einzufühlen, statt immer gnadenlos kämpfen zu müssen."


    "Es ist längst nicht mehr notwendig und für sein weiteres Leben sicher schädlich, aus einem Jungen einen "harten Mann" zu machen."


    "Ebenso förderlich ist für Jungen, wenn sie nicht nur Aggressionen, sondern auch Leid und Fürsorge ausdrücken, wenn sie auf ihr äußeres achten und musische Fähigkeiten entfalten"


    "Mädchen haben kaum noch Nutzen davon, wenn sie lieb und brav erzogen werden..."


    "Um das jeweils Ungewohnte, das Neue zur Entfaltung zu bringen, müssen Eltern etwas sorgsamer darauf achten, daß es nicht durch die vielen professionellen, heimlichen und unheimlichen Miterzieher untergeht oder eine deutliche Abwertung erfährt, die vom Kind dann übernommen wird. So müssen Mädchen etwas bewußter und öfter ermuntert werden, sich den Raum zu nehmen, den sie zum Spielen brauchen, das Auto auseinanderzunehmen, urn zu sehen, wie es drinnen aussieht, oder sich an der Klitoris zu streicheln, um sich selbst Lust machen zu können."


    "Zum Penis sagen verschiedene Eltern und Kinder Unterschiedliches; von Schwanz, Schwänzchen, Dödel, Pimmel, und Schniedelwutz ist die Rede. Statt Vagina heißt es oft Scheide, Möse, Döschen, Pflaume, statt ,,Geschlechtsverkehr" sagen viele Eltern z.B. "vögeln" oder "bumsen" und Kinder hören mit Sicherheit auch vom "ficken". [...] Ein Wort ist an sich weder heilig noch böse."


    "Schon bevor Jan und Lisa fünf Jahre alt waren, haben sie mit den eigenen Geschlechtsteilen gespielt, sich später mit Freunden und Freundinnen [...] zärtlich streichelnd [...] Lust bereitet."


    " 'Kindliche Sexualforschung' ist ein notwendiger Schritt in die Richtung von SeIbständigkeit, Beziehungsfähigkeit, Lebensfreude und Produktivsein. Es sind eine gewisse lntelligenz und gezielte Bewegungskoordination erforderlich, um sich selbst das Wohlbefinden und die Lust zu bereiten, die zuvor nur durch Kontakt mit der wichtigsten Bezugsperson erreicht wurden. Die vielen Entsagungen, die durch die langsame Loslösung aus der Mutter-Kind-Symbiose entstehen, können nur befriedigend verarbeitet werden, wenn Kinder lemen, sich selbst zu lieben und sich selbst Lust zu machen. Und dazu gehört das Be-greifen des eigenen Körpers, vor allem auch der erogenen Zonen, an denen die Lust am gröl3ten ist. Kinder entdecken diese Lust selbst-verständlich an sich selbst, wenn sie auch zuvor von den Eltern lustvoIl gestreichelt wurden; wenn sie gar nicht wissen, was Lust ist, werden auch die sexuellen Spielereien fehlen. Das ist - ganz im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung - ein schlechtes Zeichen."


    "Häufiges Onanieren jedenfalls ist weder schädigend noch krankmachend. Ein Wundreiben der Scheide ist mit entsprechender Salbe zu behandeln, nicht mit Mahnungen und Drohungen, das Onanieren zu lassen."


    "... es ist ebenso wichtig, nicht zu früh einzugreifen; selbst, wenn es unangenehm ist, mit anzusehen, wie der Junge beim Spielen im Sandkasten das Schwänzchen mit entblöBter Eichel in den Sand steckt. Es ist richtiger, das Säubern zu zeigen als das Spielen zu verhindern. Es kann schon hart an die eigene Schamgrenze gehen, wenn Oma piekiert wegsieht, während die Enkelin auf dem Rand des Planschbeckens sich hin- und herbewegend selbst befriedigt. Aber nichts spricht für die Notwendigkeit, die eigene für richtig gehaltene Sexualerziehung umzustellen, weil Oma zu Besuch kommt. Und vor aliem: auch die Generation der GroBeltern ist lernfähig. Meist ist es besser, die spontane Tendenz zum Eingreifen bei sich selbst zu unterdrücken."


    "Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hat [...] viel zu der heute noch vertretenen Forderung beigetragen, Kinder in jedem FalI davor zu schützen, die Sexualität Erwachsener mitzuerleben."


    "... es gibt Situationen, in denen ein Kind zufällig ins Zimmer platzt oder die Kinder zu Hause durchgehend anwesend sind, so daß die Eltern auch schon mal in ihrer Gegenwart miteinander schlafen. [...] Eltern, die von Anfang an ihre Kinder auch sexuell freundlich begleitet haben, wissen, wie eine solche Situation auf sie wirkt und können sich entsprechend verhalten. Mit Sicherheit ist es falsch, hastig auseinanderzuspritzen und unter der Bettdecke oder in irgendwelchen Kleidungsstücken zu verschwinden. Selbst, wenn sich spontan das Gefühl einstellt, im Boden verschwinden zu wollen, ist das in der Regel ja nicht möglich und auch nicht notwendig. [...] Möglich ist auch, die Atmosphäre so zu gestalten, daß das Kind bleiben kann."


    "„Komm, wir spielen ficken” fordert so mancher Junge seinen Freund auf und drückt dabei seinen eregierten Penis an den Hintern des anderen. Meist bleibt es bei solchen Andeutungen oder beim Aufeinanderlegen und Aneinanderreiben. Bei fünfjährigen Mädchen und Jungen kann auch kein Kind dabei herauskommen, wenn sie wirklich versuchen, den Penis in die Scheide zu stecken und dabei Spaß haben. Gegenseitiges oder miteinander Onanieren ist auch o.k."


    "Über ,,Schwangerschaft und Geburt" sollten Kinder wissen, daß ein Unterschied besteht zwischen Geschlechtsverkehr und Zeugung und daß Verhütung die Zeugung verhindern kann."


    "Noch etwas ist zu bedenken: Wissensvermittlung, die nicht an Erfahrungen anknüpfen kann, bleibt unverständlich [...] Anknüpfen an Erfahrungen bedeutet auch, daß die Kinder sich selbst schon mal Lust bereitet haben und Jungen wissen sollten, daß Mädchen ein ebenso lustempfindliches Organ haben wie sie, um sich vorstellen zu können, daß auch sie beim Geschlechtsverkehr Lust empfinden können."


    "Kinder brauchen andere Kinder [...] vor allem für das sexuelle Lernen mit allen seinen Facetten. Wenn sich Kinder je nach Gefühl und Interesse nackt sehen und anfassen, sich aber auch voneinander abgrenzen und Geheimnisse haben dürfen, wenn sie sich gegenseitig darüber informieren, wie Kinder gemacht werden und wie lang der Penis von Papa ist, wenn sie sich ineinander verlieben und eifersüchtig sind, ist das wichtig und gut so."


    "Vor allem Mädchen haben in unserem Kulturkreis unter einem aggressiven Aggressionsverbot zu leiden. Gemeinsames Wachwerden, sich waschen, beim Pinkeln zusehen, sich über den Geruch amüsieren, die schmutzigen Füße sympathisch finden, sich nackend durchs Zimmer jagen und abends unter der Bettdecke die Wärme des anderen Körpers spüren und die Erregung beim Streicheln: wenn Kinder alltäglich zusammen sind, lemen sie vieles hautnah miteinander selbst - verständlich."


    "Kinder veröffentlichen ganz selbstverständlich woanders die eigene "Kinderstube" und erzählen zu Hause, daß sie mit der Freundin "ficken" gespielt haben..."


    "... Kinder brauchen die Möglichkeit, möglichst unzensierte Intimkontakte mit anderen Kindern aufzunehmen, wenn sie nicht auf die Eltern fixiert bleiben sollen."


    "Aber auch hier sind Entscheidungen gefragt, wie intim die Kinder untereinander sein dürfen; ob sie "ficken" probieren dürfen oder ob sie doch davon abgelenkt werden sollten. Es ist relativ klar, daß sie alles das ausprobieren wollen, was sie erklärt bekommen. Entscheidend ist, darauf zu achten, daß niemandem Gewalt angetan wird."


    "Immer schon setzten Kinder das vierte Gebot "Du solist Deinen Vater und Deine Mutter ehren" eigenwillig fort "... und wenn sie um die Ecke gucken, sollst' ihnen in die Fresse spucken"."


    "Aber das besonders heftige Eltern-Kind-Verhältnis in der "kleinen Pubertät" kann auch anders aussehen und langfristige Beziehungsstörungen auslösen, so daß Eltern mit dem Haß einerseits und der - durchaus recht sexuell gefärbten - Liebe andererseits nicht mehr umgehen können."


    "Aber zeitweise - und die Phasen können manchmal lang werden - entwickeln sie sich auch zu kleinen "Ekelpaketen" oder "Nervensägen", so daß das Ausrasten nicht immer zu vermeiden ist..."


    "Vieles wird im Alter von Jan und Lisa grundgelegt und entscheidet mit darüber, auf welchen Frauen- oder Männertyp Jan später fliegt, ob Lisa im Liebesspiel für ihre Lust sorgt oder nur den Partner bedient, ob Jan sich traut, vor der Freundin zu weinen, ..."


    "Viel hängt vom Vormachen ab und dazu ist hilfreich, wenn die Eltern [...] ihren häuslichen Bereich für Freunde öffnen und den Kindern die Chance geben, Beziehungen zu anderen aufzunehmen."


    "Liebe wird gelebt, wo Eltern und Kinder wechselseitig

    * aufeinander angewiesen sind, oft daran leiden, aber auch Freude und Stolz empfinden: Kinder kosten Zeit, Geld, Nerven, Karriere und geben Freude, Glücksgefühle, Kraft und Zuwendung. Eltern verbieten, überfordern, sind ungerecht und kümmern sich, unterstützen und beschenken.

    * so sein dürfen, wie sie sind und sich immer neue Aufgaben, Erfahrungen, Verunsicherungen und Möglichkeiten ergeben: wenn Eltern ausrasten und sich vornehmen, beim nächsten Mal früher Grenzen zu setzen, wenn Kinder gemein sein dürfen und gleichzeitig die Folgen mitbekommen.

    * den anderen Menschen nicht nur als Zweck für eigene Interessen gebrauchen, sondern seine eigenen Möglichkeiten stützen und fördern: Wenn Eltern mit ihren Kindern schmusen und gleichzeitig die Freundschaften nach außen fördern.

    Das sind die wichtigen Dinge. Aber Liebhaben kann sich ganz vielfältig, auch viel leichter ausdrücken - durch streicheln, zuhören, sich interessieren, mitfühlen, helfen, gehen lassen, sich etwas Unangenehmes abnehmen und vieles andere mehr. Unsere Aufmerksamkeit und Energie zur Liebe ist begrenzt - aber sie muß sich nicht nur auf zwei oder drei Menschen richten. Sie kann mehrere mit einbeziehen, auch viele andere Dinge, die mit den Sinnen erfahrbar sind: Musik, Filme, Gerüche, Natur und Technik."


    "Wenn Kinder über Sexuelles nicht fragen, heißt das meist nicht, daß sie bereits alles wissen oder kein Interesse haben."


    "Im fünften Lebensjahr befaßt sich die kindliche Sexualforschung schon mit Einzelheiten..."


    "Wissen und Begreifen hängen immer auch ab von den Erfahrungen, die ein Kind machen konnte. Wichtig ist also, daß Kinder sexuelle Erfahrungen machen und daß die Erwachsenen etwa wissen, weiche Erfahrungen schon gemacht wurden, um Fragen verständnisvoll beantworten zu können."


    "Kinder sehen genau hin, wenn ihre Eltern nackt sind und malen gerne Geschlechtsteile. Ihnen fällt auf, wie unterschiedlich einzelne Körperstellen duften und wie anregend der Schweiß zwischen den Beinen riechen kann. Die Haut schmeckt mal salzig, mal süß, mal ist sie auch im wahrsten Sinne des Wortes geschmacklos."


    "Tasten und Berühren eröffnet eine große Bandbreite des Erlebens von wohligem Schauer über äußerste Erregung bis zu schmerzhaften Empfindungen."


    "Die Vielfalt der Sinne entwickelt sich nur, wenn sie gebraucht werden, wenn erlaubt wird, sie zu kultivieren und wenn Anregungen dazu gegeben werden. Vernachlässigte Sinne als Fühler zur Außenwelt bleiben unterentwickelt oder stumpfen ab - der Mensch wird sinn(en)los. Eltern können die Sinne ihrer Kinder entfalten helfen. Sie können

    - mit einer Feder an verschiedenen Körperstellen streicheln,

    - gemeinsam Grimassen schneiden,

    - nackt im Bett herumtollen,

    - gemeinsam in der Badewanne sitzen,

    - verschiedene Töne machen, schreien und ganz leise sein,

    - Feuerwerk und Kinderkino ansehen,

    - Schweiß und Parfüm riechen."


    "Es tut allen gut, wenn Eltern sich gegenseitig und ihre Kinder massieren ..."


    "Lisa, Jan, ihre Väter und Mütter, die Omas und Nachbarn, sie alle sind unterschiedliche Personen. Die eine findet Küsse auf den Mund furchtbar, der andere lutscht mit Wonne an Ohrläppchen."


    "Die meisten wollen ganz bewußt bei flüchtigen Kontakten mit vielen Menschen weder besonders auffallen noch sich mit Auffälligkeiten anderer beschäftigen. Wenn Autofahrerinnen ständig von nackten Fußgängern abgelenkt würden, wenn alle Gäste von Tante Gretes Geburtstagsfeier sich auf den onanierenden Jan konzentrierten, wenn Badegäste durch Lustgestöhne von der Nachbardecke sich mit Sex konfrontieren müßten, könnten die Nerven schon überstrapaziert werden. Vielleicht wäre das Arbeitsleben etwas bunter, die Geburtstagsfeier etwas spannender und der Straßenverkehr humaner, wenn die Menschen mehr von sich zeigen würden, wenn sie persönlicher miteinander umgehen könnten. Weil Kinder erst einmal dazu neigen, sich nicht so sehr darum zu kümmern, was man öffentlich tut und läßt, könnten sie viel dazu beitragen, wenn man sie ließe. Wenn Lisa im Beisein der Mutter die ahnungslosen Nachbarskinder darüber aufklärt, wie Männer und Frauen Kinder machen, muß Frau Brandis sich schon zusammennehmen, urn nicht einzugreifen. Und Jans Vater überlegt sich bestimmt dreimal, ob er die von Papa stibitzten Präservative aus Jans Kindergartentasche wieder herausholt, die der für seine Freunde gerade eingepackt hat. Beide "Schamlosigkeiten" könnten aber die öffentliche Kommunikation über Sexuelles bereichern."


    "... wenn die Selbstbefriedigung vor dem Einschlafen bewußt gestört und Oma in jedem Fall ein Recht auf feuchte Küsse eingeräumt wird, wird kindliche Privatsphäre mißachtet."


    "Grenzen müssen manchmal erst übertreten werden, um sie zu spüren."


    "Aus lauter Vorsicht vor Mißbrauch lehren Eltern vor allem ihre Töchter das NEIN-Sagen, ohne das JA-Sagen in gleicher Weise zu stärken. Dann können sie vielleicht die unangenehmen von den wohltuenden Kontaktangeboten unterscheiden, bleiben aber in der Rolie der Abwartenden und sind von der Initiative der Erwachsenen oder der Jungen abhängig. JA-Sagen bedeutet nicht nur, etwas zuzulassen, sondern auch, sich zu nehmen, was man haben will..."


    "Immer ist es Vater, der auch Sonntag nachmittag mal mit Mutter ins Bett will und dann vorwurfsvolle Blicke erntet, weil doch die Kinder im Nebenraum spielen. Wie soli die Tochter dann lernen, daß sie für ihr Wohlbefinden und ihre Lust etwas tun muß, und nicht nur auf die doch extrem dünn gesäten Märchenprinzen warten kann?"


    "Natürlich gibt es so etwas wie eine innere Bereitschaft zur sexuellen Aktivität, die sich phasenweise unterschiedlich drängend meldet. Die Spielarten ihrer Befriedigung, auch die Fähigkeit, Bedürfnisse aufzuschieben, die ganze Vielfalt der sexuellen Ausdrucksformen, entwickelt sich nur im Austausch mit der Umwelt, durch Lernen auch in der Familie. Ob Sexualität als "notwendiges Übel" mit kurzfristiger lustvoller Entladung erlebt wird, die "irgendwie ihren Weg schon findet", oder als Sprache des Körpers mit vielen Dialekten, das hängt davon ab, was Kinder wissen und tun dürfen. Sie sollten immer etwas mehr wissen und im geschützten Raum der Familie tun dürfen als sie aktuell brauchen. Nur so ist Fortschritt beim Lemen möglich. Wie Geschlechtsverkehr aussieht und was er für die Beteiligten bedeutet, sollten sie nicht erst wissen, wenn sie sich selbst alt genug dafür fühlen."


    "Biologen haben herausgefunden, daß Sexualität evolutionstheoretisch letztlich nicht der Fortpflanzung dient, sondern der Entstehung von Vielfalt."


    "Beim Menschen geht es nämlich nicht nur urn die Erhaltung der Gattung, sondern auch jeder einzelne Mensch kann sich durch Sexualität den Bedingungen seiner besonderen Umwelt anpassen."


    "Sexualität dient der Selbstbestätigung und der Kontaktaufnahme, auch der Selbstbefriedigung und dem Versuch, sich zumindest zeitweilig mit der ganzen Welt eins zu fühlen. Sexualität hat für jeden einzelnen in seiner eigenen Umwelt eine wichtige stabilisierende oder ausgleichende Aufgabe. Bei Kindern ermöglicht sie z. B., alltägliche Enttäuschungen für sich selbst wieder gut zu machen oder auch, für kurze Zeit wieder in die Geborgenheit und das Urvertrauen einzutauchen, das sie im Mutterleib erlebten und sich immer wieder mal ersehnen. Sexualität ist für die meisten Kinder zunächst einmal Spiel, Vergnügen und Kontaktmöglichkeit, ermöglicht Lebensfreude und sinnliche Erfahrungen. Was für welches Kind gerade wichtig ist, das kann ganz unterschiedlich sein. Kinder sollten das selbst herausfinden, sollten auch sexuell ihren eigenen Weg gehen, und die Eltern können ihnen dabei helfen. Perfekte Vorbilder sind dazu nicht notwendig, wohl aber Interesse und auch ein wenig Mut."


    "Wenn Sie Lust und Interesse haben, weitere Bücher zum Thema Sexualerziehung von Kindern anzusehen, empfehlen wir Ihnen die beiden Textbilderbücher für Kinder ab 5 Jahren Peter, Ida und Minimum von Grethe Fagerström und Gunilla Hansson, erschienen 1979 im Otto Maier Verlag in Ravensburg, Auf die Welt kommen von Marie-Francine Hebert (Text) und (illustriert von) Darcia Labrosse, erschienen 1989 im Lappan Verlag in Oldenburg und den Elternratgeber Eltern lernen Sexualerziehung von Helmut Kenter, erschienen 1975 bei Rowohlt in Reinbek, jetzt als Taschenbuch in der Reihe ,Mit Kindern leben'"


    "Die Angst vor AIDS ist bei vielen Eltern immer noch ungleich größer als die wirkliche Gefahr, die von dieser Krankheit auf ihre Kinder ausgeht. Nicht zuletzt haben widersprüchliche Meldungen in den Medien Unsicherheiten entstehen lassen, so daß manche Menschen an die abenteuerlichsten Ansteckungswege glauben und sich von allem distanzieren, was irgendwo und von irgendwem in Zusammenhang mit AIDS gebracht wird."


    "Alles weist darauf hin, daß es im allgemeinen sehr schwierig ist, AIDS zu übertragen."


    "Geschlechtsverkehr, wie Erwachsene ihn praktizieren, haben Kinder noch nicht, und wenn sie es versuchen, fehlt die infektiöse Körperflüssigkeit (Samen- und Scheidensekret) sowie die notwendige Reibungsintensität, mit der etwa Blut aus einer offenen Wunde in kleine Verletzungen der Schleimhaut gelangen könnte."


    "Oralverkehr (Mundverkehr): [...] Da Kinder weder Samenflüssigkeit noch in erforderlichem Ausmaß Scheidensekret produzieren, besteht keine lnfektionsgefahr. [...] Bei Zungenküssen ist sie theoretisch nicht auszuschließen, aber weltweit ist kein Fall als Übertragungsweg nachgewiesen."