Das unendliche Universum der Erotik

  • Hallöchen!


    Ich möchte hier mal einen möglicherweise etwas gewagten Thread aufmachen, der aber auch ganz toll und hilf-wie aufschlussreich sein kann, wenn sich JEDER an die folgende Vorgabe hält:


    Bezug auf andere Postings darf NUR in Form von Nachfragen zur Präzisierung genommen werden !!!
    KEINE Diskussion darüber, ob das geäußerte jetzt gut, schlecht, geschmacklos, pervers, krank oder was auch immer ist !!!



    Ich möchte hier von möglichst vielen Aktiven und auch weniger Aktiven wissen, was sie als besonders reizvoll an einer Story finden.


    Beschreibt eure Vorlieben möglichst präzise, eventuell auch anhand von Plotbeispielen - aber NICHT von wegen "die und die Story fand ich geil"... das sagt nichts darüber aus, WAS nun genau daran das "Geile" war!
    Auch eure bevorzugte Perspektive wäre von Interesse! Seid ihr lieber der außenstehende Beobachter in einer Erzählung der dritten Person (er, sie, es) oder seid ihr lieber näher bei einer einzigen Hauptperson (Ich-Erzähler)? Wenn Ich-Erzählung: am liebsten aus männlicher, oder aus weiblicher Sicht?
    Oder wollt ihr es ganz besonders nah haben und somit das direkte Zwigespräch lesen (Ich-Du)?
    In welcher Zeitform lebt ihr Geschichten generell intensiver mit: in der Vergangenheit ("ich küsste sie und spürte..."), oder in der Präsens-Form (ich küsse sie und spüre...")?


    Zweck soll sein, hier mal eine möglichst umfangreiche Aufschlüsselung zu erhalten, woraus zum Einen JEDE gute Story bestehen muss und zum Anderen, zu sehen, wie umfangreich die vielen verschiedenen Geschmäcker sein können. Das soll dann auch denjenigen helfen, die sich im Mainstream nicht wirklich wohl fühlen, sich aber nicht trauen, was anderes zu schreiben, weil es vermeintlich nicht gelesen würde.


    Es würde mich freuen, wenn ihr zahlreich mitmacht und vor allem an die oben genannte Regel haltet!


    [edit]
    Ergänzung: Bitte KEINE Dinge aufführen, die ihr NICHT gut findet!!!
    Das hier soll eine POSITIVLISTE werden!!!
    [/edit]

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

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  • Na dann mach ich mal den Anfang...


    Ich bevorzuge Storys, die in der Gegenwart geschrieben sind und eine möglichst aktive Sprache verwenden. Rückblenden in die vergangenheit sind aber explizit erlaubt.


    Mit aktiver Sprache meine ich, dass anstelle der Formulierung "Mein BH wurde geöffnet" geschrieben wird "XY öffnet meinen BH". Ich kann an dieser Stelle lesen, was gerade passiert und werde nicht erst mit dem Ergebnis konfrontiert.


    Ein weiterer wichtiger Punkt für den Wohlfühlfaktor ist bei mir, dass ich einen Einblick in das Gefühlsleben und die Gedanken bekomme. Muss die Person sich gerade überwinden und über sich hinaus wachsen. Wie fühlt sich das Schamgefühl an? Welche Reaktion zeigt der Körper auf das Gefühlte? Gibt es Zweifel? Ist ein innerer Konflikt auszutragen? All dies möchte ich gerne in einer Geshichte erfahren.


    Bei der Perspektive gefällt mir die weiblichen Ich-Erzählung, aber auch die Beschreibung aus Sicht einer dritten Person kann sehr reizvoll sein, wenn der weibliche Part intensiv beschrieben wird. Die Komplexität der Weiblichkeit darf da für mich nicht zu kurz kommen.


    Zurück im sprachlichen Moment bevorzuge ich einen eher einfachen Satzaufbau mit kurzen Sätzen und wenig Schachtelungen. Nicht einfach und dafür abwechslungsreich sollen die Umschreibungen sein. Eine bildliche Sprache wie z.B. Lustgrotte, Lustspalte, Knospen, ... regt meine Fantasie an.

    Leben kann man nur vorwärts.
    Verstehen kann man es nur rückwärts.
     
    [SIZE=1]Soren Kierkegaard[/SIZE]

  • Zitat

    Original von joda36
    anstelle der Formulierung "Mein BH wurde geöffnet" geschrieben wird "XY öffnet meinen BH".


    Zur Präzisierung dazu:
    "Jemand" als XY dürfte da ja schon ausreichen, wenn für die Ich-Erzählerin dabei nicht feststeht wer es tut, oder?
    Also "Jemand öffnet meinen BH. (Ich weiß nicht wer es ist, kann es nicht sehen...)"

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  • Jepp, Du hast es verstanden :)


    Noch ein stilistisches Beispiel bzgl. der Schlüssigkeit einer Handlung: "Ich spüre, wie jemand meinen BH öffnet" ist nachvollziehbar. "Ich spüre, dass jemand meinen BH öffnete" legt meine Stirn in Falten, denn das Gefühl kommt zu spät. Es ist unwahrscheinlich, dass die Frau nicht schon spürt, wenn jemand an den BH rangeht, es sei denn es würde gerade im allgemeinen Gewühle untergehen. dann ist es etwas anderes.

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    Verstehen kann man es nur rückwärts.
     
    [SIZE=1]Soren Kierkegaard[/SIZE]

  • Puh, schwierig, aber ich versuch's mal...


    Zuerst mal die einfachen Sachen: ich bevorzuge Geschichten, die generell "gut geschrieben" sind, also abwechslungsreicher Satzbau und ebensolche Wortwahl, die Dinge die auch die Note eines Schulaufsatzes erhöhen würden...


    Ich mag auch mehr die weichere, nicht-vulgäre Sprache, innerhalb von Dialogen darf es aber auch anders sein, wenn eine Situation oder eine Person dann "besser" im gleich noch zu beschreibenden Sinn werden.


    Ich ziehe die dritte Person vor, dicht gefolgt von erster Person, aber jeweils bei weiblicher Hauptperson. Die Gedankenwelt der Hauptperson sollte aber explizit dargestellt werden, die aller anderen tendenziel eher nicht bzw. nur in deren Wahrnehmung.


    Die beschriebenen Personen und ihre Handlungen sollten glaubhaft sein, d.h.sich stärker an realistischer Psyche als an Wunschbildern orientieren.


    Ganz wichtig ist mir eine echte Handlung. Was diese ausmacht und von einer "unechten" unterscheidet ist ohne Negativabgrenzung schwer zu erklären, aber ich werde ein paar Beispiele geben. Gut sind Geschichten über die erotikbezogene Entwichlung oder Selbstfindung eines Charakters, gut sind auch Geschichten die, gäbe es nicht die gut integrierten Erotikbestandteile, auch als Mainstream laufen könnten.


    Idealerweise sind originelle Elemente enthalten: Ganz neue Ideen oder altbekannte "Bausteine" mit eigener Handschrift des Autors durch Modifikation oder Neukombination. Insbesondere bei Erpressungsgeschichten lege ich Wert auf eine - von Autorenseite - gut ausgedachte Drohung, die die konkrete bedrohte Person auch wirklich zur Kooperation zwingen würde. Hängt natürlich auch mit dem o.g. zu den Personen zusammen.


    Ganz wichtig finde ich die weibliche Nacktheit, bevorzugt einseitig. Am liebsten ist mir die Protagonistin als einzige Nackte, Nacktheit unter Nackten ist höchstens als erster Gehversuch dieses Charakters und dann vor allem aus Plotgründen interessant. Oder dann, wenn sie als "Neue" auch unter den Nackten hervorsticht. Die Nacktheit sollte zudem zumindest ein bichen Selbstzweck sein; die Daumenregel lautet, sie sollte nicht Folge davon sein, daß sich eine Person oder mehrere Personen bereits fest zum Geschlechtsakt entschlossen haben.


    Ich bin weit davon entfernt, Sex innerhalb der Geschichte abzulehnen, aber der eigentliche Akt sollte nicht zu detailliert dargestellt werden, da ich keine Betriebsanleitung brauche; lieber soll geschildert werden, wie sich aus Situation und Personen der Wille dazu entwickelt.


    Ich bin außerdem in Bezug auf Geschichten ein wenig androphob (Ich gebe diesem Begriff den Vorzug vor homophob, weil man das so verstehen könnte, als müte der Mann homosexuel sein, während ich in Wahrheit auch den Schwanz Heterosexueller mir nicht vorstellen möchte. Ich zuck auch bei Sweepers Avatar immer vom Bildschirm weg, als wär dort ne Schlange abgebildet - ja, ne Schlangenphobie hab ich auch) und mag lieber weibliche Charaktere, einfach weil sich meine voyeurischten Tendenzen (siehe dritte Person als Perspektive) eher auf Frauen beziehen.


    Ich hab hier vielleicht noch Dinge vergessen, ganz bestimmt etliche Schreibfehler und die Reihenfolge der Absätze ist auch nicht optimal, aber ich merk grad, aß ich hier schon stundenlang schreib und werd langsam müde...

  • Zitat

    Ganz wichtig ist mir eine echte Handlung. Was diese ausmacht und von einer "unechten" unterscheidet ist ohne Negativabgrenzung schwer zu erklären, aber ich werde ein paar Beispiele geben. Gut sind Geschichten über die erotikbezogene Entwichlung oder Selbstfindung eines Charakters, gut sind auch Geschichten die, gäbe es nicht die gut integrierten Erotikbestandteile, auch als Mainstream laufen könnten.


    Du meinst also, um es mal ein bisschen einfacher auszudrücken, eine Geschichte sollte selbst dann noch eine Geschichte sein, wenn der "erotische Teil" zensiert würde (nur dass die übrigbleibende Geschichte dann halt nicht mehr erotisch wäre ^^), hab ich das richtig verstanden?

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  • Wenn das so einfach auszudrücken wäre, hätte ich es gemacht (na ja, mit hoher Wahrscheinlichkeit, immerhin war ich grad spät Nachts wieder nach Hause gekommen).


    Was man einfach weglassen kann, ist ja schließlich irgendwie bloß aufgepfropft. Und viele gute Geschichten, die ich gelesen hab, hatten die Erotik deutlich im Mittelpunkt.


    Um jetzt doch mal negativ abzugrenzen, was ich nicht mag sind Werke, wo die gesamte Handlung darin besteht, daß im ersten Absatz kurz erklärt wird, warum jetzt gleich gepoppt wird.


    Eine Szene ist für mich um so erotischer, je weniger - oder je weniger offensichtlich - der Kontext zu rein pornografischen Zwecken existiert.

  • OK, Danke, das war jetzt deutlich genug ^^
    Zu diesem Zweck hatte ich ja um "Präzisierung" gebeten, da es (wie oben geschehen) auch anders verstanden hätte werden können.

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  • Dann versuche ich es auch mal ...


    Im großen und ganzen kann ich mich notapolitician anschließen.


    Vulgäre Sprache lehne ich zwar nicht ab, bevorzuge aber eigentlich mehr "Stil".
    Mir ist ein "haarloses Geschlecht" oder "entblößte Brüste" lieber als eine
    "rasierte Fot*e" oder "nackte Titten".


    Die dritte Person finde ich persönlich am besten zu lesen.
    Die Ich-Form weniger, besonders wenn es um einen Weiblichen Charakter geht.
    Das bin dann nicht ich. Aus männlicher Sicht sieht das schon etwas anders aus.


    Die Geschichte sollte eine Handlung haben. Das kann auch Fantasie sein.
    Dummes rein, raus, fertig - der nächste, lese ich erst gar nicht.


    Es sollte nicht primär Sexualität (also der Akt ansich) im Vordergrund stehen.
    Es sollte einseitige weibliche Nacktheit und Scham sein. Es muss aber nicht nur eine weibliche Person nackt sein.
    Die Nacktheit kann freiwillig sein (Exibitionismus), muss aber nicht.
    Es sollte zwar keine echte Gewalt dahinter stehen, aber dennoch hat es doch einen gewissen Reiz, wenn die Protagonistin sich ausziehen/nackt sein muss und eigentlich keine Wahl hat.
    Sei es beim Arzt, um in eine Gruppe aufgenommen zu werden, Mutprobe, ihre Sachen sind einfach weg und sie muss jetzt so nach hause oder sie wird einfach Nackt „erwischt“ (vorzugsweise von Personen die sich kennen) etc.
    Interessant ist auch, wenn die Protagonistin – vielleicht auch mit Druck von außen, ihre Scham überwindet und sich „freiwillig“ auszieht.

  • Noch ein par Gedanken zu Geschichten mit Akt...


    Geschichten, bei denen die Triebbefriedigung im Vordergrund steht, sind sehr schwierig. Um nicht eine Poppen-Leicht-Gemacht Story zu fabrizieren, bedarf es einer genaueren Beschreibung des Triebs. Hier gibt es für mich zwei grundlegende Muster. Die geplante und die spontane Triebbefriedigung.


    Bei der geplanten Triebbefriedigung will ich lesen, wie die Figur die Umsetzung plant und gezielt die Umgebung manipuliert. Trägt die Figur spezielle Kleidung? Wird die Kleidung durch den Regen nass und durchsichtig? Sind es gezielte Provokationen wie "Na, Du traust Dich das doch sowieso nicht...". Wenn es dann zur Triebbefriedigung kommt, wird die Gedankenwelt immer wichtiger, damit die Spannung erhalten bleibt. Die Handlung selber ist nur Mittel zum Zweck und nicht das eigentlich entscheidende.


    Wenn die Triebe hingegen spontan entstehen, braucht eine gute Story für mich eine genau skizzierte Situation. Wann und wodurch kippt die Selbsbeherrschung der Figur? Welche rationalen Gefühle und Gedanken haben die Figur vorher bestimmt und werden nun zugunsten der Triebe verworfen. Für die Handlung gilt dann das gleiche wie bei der geplanten Triebbefriedigung. Weniger ist manchmal mehr. Bei der spontanen Triebbefriedigung kommt am Schluß noch ein wichtiger Punkt, der die Geschichte abrundet. Was denkt und fühlt die Figur, wenn der Trieb befriedigt ist und die Rationalität zurückkehrt? Ist es Scham, ein Glücksgefühl, weil eine Grenze überschritten wurde, kommen Schuldgefühle auf?

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  • Die Ich-Form finde ich persönlich besser, da der Erzähler so seine Gefühle, Ängste, Freuden usw. direkt ausdrücken kann. Der Erzähler kann dann vor allem die Rolle der Person einnehmen, die die stärkste Gefühlsregung hat, unabhängig vom Geschlecht. Gut, als Mann ist es natürlich einfacher die Sichtweise eines Mannes einzunehmen, aber warum sollte er nicht mal versuchen, auch eine Geschichte aus der Perspektive einer Frau erzählen.


    Ein bisschen Hintergrundwissen über die Personen kann nicht schaden. Das muss ja nicht so ausschweifend gemacht werden, wie es in meinen Geschichten meistens der Fall ist, aber man sollte mit den handelnden Personen ein bisschen warm werden und das Ambiente oder die Lebensumstände sollten auch interessant sein. Eine Portion Humor dabei, ob schwarz oder bunt, ist auch nicht schlecht, vor allem in Form witziger Dialoge. Bei den Dialogen kann es von mir aus auch mal richtig zur Sache gehen, wenn es zur emotionalen Situation passt, ebenso bei den Gedanken eines Ich-Erzählers, aber bei einer reinen Beschreibung eines Sachverhaltes sollte das Vulgärvokabular nicht überhand nehmen


    Am schönsten ist es, wenn die „Zielsituation“, also die einseitige weibliche Nacktheit oder die gegengeschlechtliche Vereinigung, sich offenbar zufällig ergibt und nicht aus einer Erpressungssituation heraus entsteht. Kommen reine Exhibitionistinnen vor, die es nicht erwarten können, aus der Kleidung zu kommen, wird dem Thema Scham meiner Meinung nach nicht genügend gerecht.


    Kommt es zu einer gegengeschlechtlichen Vereinigung (auch landläufig Sexgeschichte genannt), liegt zwar logischerweise keine einseitige Nacktheit vor, ist dies aber meiner Ansicht nach völlig in Ordnung. Der Akt als solcher muss meinetwegen auch nicht bis ins letzte Detail durchgekaut werden.


    Handlungen, die 50 Zoll über jeder Realität liegen, finde ich eigentlich eher uninteressant. Studentenparties, auf denen sich die Damen in Rekordgeschwindigkeit entkleiden, habe ich leider, leider, leider nie erlebt und alle anderen hier wohl auch nicht und wir werden es wohl alle nie erleben. Aber wenn die Handlung durch eine Verkettung glücklicher (oder für die sich Schämende unglücklicher) Umstände durchaus denkbar ist, nimmt das Kopfkino eher seinen Betrieb auf.

  • Zitat

    Original von Kabelmann
    Die Ich-Form finde ich persönlich besser, da der Erzähler so seine Gefühle, Ängste, Freuden usw. direkt ausdrücken kann. Der Erzähler kann dann vor allem die Rolle der Person einnehmen, die die stärkste Gefühlsregung hat, unabhängig vom Geschlecht. Gut, als Mann ist es natürlich einfacher die Sichtweise eines Mannes einzunehmen, aber warum sollte er nicht mal versuchen, auch eine Geschichte aus der Perspektive einer Frau erzählen.


    Naja... was dabei herauskommen kann, sieht man ja jetzt an den neuesten beiden Beiträgen in der Geschichtenabteilung... aber das nur am Rande..


    Worauf kommt es dir denn dabei nun an? Auf die Intensität der beschriebenen Gefühle und Gedanken, oder auf die Möglichkeit, dich als Leser dort hineinzuversetzen?
    Das ist nämlich ein erheblicher Unterschied.
    Es ist durchaus möglich, auch in der dritten Person sehr intensiv die Gefühle und Gedanken zu beschreiben - man hat sogar noch den Vorteil, auch ein wenig in die Köpfe der Anderen hineinzuschauen, was einem Ich-Erzähler per se verboten ist!


    Die Autorenseite sollte hier besser außen vor bleiben, denn das wäre ansonsten etwa so, als würde bei einer Kundenbefragung nach Geschmäckern und Wünschen der Antwortende sich Gedanken um die Produzierbarkeit machen :D


    HIER soll es ausschließlich um "Kundenwünsche" gehen! Wie die Autoren das dann umsetzen, ist halt deren Problem ;)



    Der Rest deines Postings hat jedoch wieder sehr interessante Einblicke gegeben, was gewünscht wird. Auch dafür erstmal danke!

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    Ciao

  • Zitat

    Worauf kommt es dir denn dabei nun an? Auf die Intensität der beschriebenen Gefühle und Gedanken, oder auf die Möglichkeit, dich als Leser dort hineinzuversetzen?


    Es ist hauptsächlich die Möglichkeit der vollständigen Identifikation mit der Ich-Figur, die ihre Perspektive so am klarsten ausdrücken kann. Natürlich darf der Ich-Erzähler nicht direkt schildern, was im Kopf des Gegenübers vorgeht, sondern höchstens darüber mutmaßen. Wenn es um die Beschreibung der unterschiedlichen Sichtweisen einer Frau und eines Mannes geht, könnte man beide hintereinander schildern lassen, wie sie eine bestimmte Situation erleben oder erlebt haben.


    Als gutes Beispiel nehme ich hierfür Romanowskys Sommersauna, die einmal aus der Sicht des Mannes und dann aus der Sicht von Franziska erzählt wird. Beide gehen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Erlebnissen, Launen usw. in die eigentliche Handlung, achten auf verschiedene Dinge in der Umgebung und am Gegenüber, die möglicherweise für den Gegenpart gar nicht von Belang sind und daraus ergibt sich das unterschiedliche Bewerten und Erfahren der folgenden Situation, wie eigentlich im wahren wirklichen Leben, wenn z.B. ein Junge verzweifelt ein Mädchen anbaggert und die sich nur genervt fühlt. Das Beschreiben der Situation aus der Ich-Perspektive wirkt da viel plastischer.


    Man hätte die Sommersauna-Versionen theoretisch auch in eine Geschichte zusammenfassen können, beschrieben von einem neutralen Erzähler, aber es wäre da so einiges, vor allem an Humor, verloren gegangen.


    Zitat

    Die Autorenseite sollte hier besser außen vor bleiben, denn das wäre ansonsten etwa so, als würde bei einer Kundenbefragung nach Geschmäckern und Wünschen der Antwortende sich Gedanken um die Produzierbarkeit machen


    Tja, so läuft es tatsächlich größtenteils in der Wirtschaft ;)

  • Eigentlich eine einfach Frage, die Leseratte da stellt, doch die Antwort erfordert einiges Nachdenken, bei mir zumindest. Das fängt schon damit an, dass ich dazu den Leser und den Autor auseinander halten muss - was mir nicht immer leicht fällt. Allerdings wäre es ein Irrtum zu glauben, dass man nur meine Geschichten lesen müsste, um festzustellen, welche ich auch gerne lesen würde. Warum das nur teilweise etwas miteinander zu tun hat, würde nun zu weit ins Schreiben hineinführen; nur so viel: ein genereller Rückschluss dieser Art wäre falsch.


    Eine Geschichte, die ich gerne lese, muss zunächst mal handwerklich sauber gearbeitet sein. Ein paar Tippfehler sind nicht schlimm, aber wenn ich den Text entziffern muss, als sei es Althochdeutsch oder Okalamackusinisch, dann ist das nicht nur anstrengend. Mangelnde Sorgfalt in technischen Dingen zeigt mir eben auch, dass ich dem Autor eigentlich egal bin. Und das finde ich beim Lesen irgendwie störend ...


    Ich mag es ferner, wenn eine Geschichte eine erkennbare Handlung hat, die aus mehr als dem berühmten "er traf ganz zufällig seine Traumfrau und fickte sie kräftig durch" besteht. Nicht abgeneigt bin ich einer fröhlichen Anarchie a la Familie Herting - die oft kopiert und nie erreicht wurde in meinen Augen. Und ja - ich lese gern ab und zu richtig schweinische Sachen, die ich in dieser Form wohl nie selbst schreiben würde. Ansonsten mag ich einen allmählichen spannenden Aufbau - Storys, die gleich im 2. Absatz in medias res gehen (oder einfach platt, gradlinig und vorhersehbar sind), lassen mich in der Regel kalt.


    Allerdings, und dies macht Leserattes Frage für mich auch sehr schwierig, ist das alles bei mir stimmungsabhängig. Wenn ich ausgeschlafen und gut gelaunt bin, gefallen mir meist andere Sachen als wenn ich nach 10, 12 Stunden im Büro hier nochmal aufschlage.


    Was mir sehr wichtig ist, sind - wenn schon die Storylines im SB notwendigerweise pure Münchhauseniaden sind - echt und authentisch wirkende handelnde Menschen in einer Geschichte. Männer, die aus mehr bestehen als ihrem unaufhörlich abspritzbereiten Glied, und Frauen, die sich wie diese wunderbaren Wesen verhalten/denken/empfinden, die ich jeden Tag treffe, und nicht wie diese Alpträume eines Metzgers auf Extasy, von denen man im SB immer mal wieder liest (Titte rechts, Titte links, Loch vorn, Loch hinten, wenn sie Glück hat, Beine ... muss toll aussehen, eine solche Missgeburt).


    Erzählperspektive: Ich lese generell lieber Storys in der 3. Person, da kommt der Erzähler am neutralsten rüber. Ich-Erzählungen mag man nur, wenn man den Autor bzw. dessen Haltung in der Geschichte mag - da könnte ich also keine generelle Präferenz angeben. Du-Geschichten sind immer wieder ein Experiment ... das leider meistens scheitert.


    Im Gegensatz zu meinen eigenen Geschichten stören mich handelnde Männer in den Storys anderer Autoren im Durchschnitt weniger - sofern die oben genannten Kriterien einigermaßen erfüllt sind. Doch ... wen wunderts ... sind mir Frauen als (Haupt-) Figuren ganz allgemein am liebsten.


    Soviel erstmal von mir zum Thema. Rückfragen werde ich gern versuchen zu beantworten.


    Nico S.

  • Zitat

    Nicht abgeneigt bin ich einer fröhlichen Anarchie a la Familie Herting - die oft kopiert und nie erreicht wurde in meinen Augen. Und ja - ich lese gern ab und zu richtig schweinische Sachen, die ich in dieser Form wohl nie selbst schreiben würde.


    Damit kann ich so leider erstmal gar nichts anfangen - mit der Aussage...


    Klar, Herting-Clone gab es schon einige und nahezu alle haben versagt. Aber warum sie versagt haben, das wäre das interessante daran - oder besser andersherum: Was macht die Hertings da insbesondere aus?


    Was sind "richtig schweinische Sachen"?
    Sowas wie das "Blumenmädchen" von Lisa (um nur mal spontan ein Beispiel zu nennen)?
    (Oder war auch damit die berüchtigte Familie aus Münster gemeint? :D)



    Ich weiß, dass das Thema, das ich hier aufgeworfen habe, bei der Bearbeitung anspruchsvoller wird, als es auf den ersten Blick erscheint... was wohl vielleicht auch erklärt, warum doch relativ wenige hier mitmachen. Aber wie man bereits jetzt feststellen kann, gibt es eine ganze Reihe verschiedener Kriterien, die zum Teil als "allgemeingültig" erscheinen, während die Minderzahl (bisher) reine Geschmacksfragen sind. Interessant auch, dass die Frage "Präsens/Vergangenheit" scheinbar eine so untergeordnete Rolle spielt, dass sie (außer Joda) niemand weiter angesprchen hat.
    Auch scheint sich bis jetzt herauszukristallisieren, dass der (männliche) Leser offenbar fasziniert von und neugierig auf das unbekannte Wesen Frau ist :D
    Obwohl sie doch das "Objekt" der Begierde ist, wird sie doch am liebsten als das zentrale, handelnde Subjekt gelesen - vorzugsweise so, dass der männliche Leser zumindest glaubt, zu verstehen, wie sie denkt und fühlt ^^




    Ich hoffe, es trauen sich auch noch ein paar mehr (und vor allem auch mal vorwiegend Konsumenten), einfach mal so runterzuschreiben, was sie besonders gut finden.
    Es muss ja nicht immer gleich ein ganzer Aufsatz sein - es reicht ja schon, wenn ein einzelnes Detail genannt wird, was hier bisher noch nicht genannt wurde.

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    Ciao


  • Und was ist mit dir, Leseratte? Normalerweise macht der Eröffner eines Threads den Anfang, du aber forderst detaillierte Bekenntnisse nur von anderen, während du dich selbst nicht traust – deine Worte! - dich hier zu offenbaren. Das ist, wenn nichts anderes, ganz schlechter Stil.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Zitat

    Klar, Herting-Clone gab es schon einige und nahezu alle haben versagt. Aber warum sie versagt haben, das wäre das interessante daran - oder besser andersherum: Was macht die Hertings da insbesondere aus?


    Möglicherweise, dass sie frisch, fromm. fröhlich frei so heruntergeschrieben sind. Außerdem ist das Original wahrscheinlich so eine Art Standard und immer noch besser als die nachfolgenden Kopien. Wären die Hertings nach anderen Geschichten dieser Art geschrieben worden, hätten sie möglicherweise nicht ihren Kultstatus erlangt.



    Zitat

    Interessant auch, dass die Frage "Präsens/Vergangenheit" scheinbar eine so untergeordnete Rolle spielt, dass sie (außer Joda) niemand weiter angesprochen hat.


    Ich selber finde Präsens besser, weil man dann das Gefühl hat life dabei zu sein.



    Zitat

    Auch scheint sich bis jetzt herauszukristallisieren, dass der (männliche) Leser offenbar fasziniert von und neugierig auf das unbekannte Wesen Frau ist


    Tja, da fischen wir Jungs leider immer noch im Trüben und werden das Wesen Frau wohl nie richtig begreifen lernen, was ich selber sehr frustrierend finde. :(

  • Zitat

    Original von Kabelmann
    Tja, da fischen wir Jungs leider immer noch im Trüben und werden das Wesen Frau wohl nie richtig begreifen lernen, was ich selber sehr frustrierend finde. :(


    Seien wir doch froh, denn alles, was wir (zu) genau kennen (z.B. mit den Jahren die eigene Frau :D), ist nicht mehr so interessant.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend


  • Das Blumenmädchen und andere, ja. Ich hab meine Ansicht ja schon in dem letzten Familie-Herting Thread dargelegt:


    Zitat

    Original von NicoS
    In der Sache lässt sichs nicht leugnen: Bei Familie Herting ist Inzest an der Tagesordnung, das Sperma fließt in unvorstellbaren Mengen, und eine gewisse Tendenz zur Wiederholung der Handlung hat sich inzwischen auch eingeschlichen.


    Warum gefallen mir ausgerechnet diese Story trotzdem, obwohl ich manche - oberflächlich - ähnliche hier schon heftig kritisiert habe?


    Es ist eigentlich ganz einfach: Weil hier für mich über Nacktsein und Erotik Freiheit und Spaß an der Sache transportiert werden. Ich habe nicht gelogen: Storys wie "Reines Vergnügen" finde ich wirklich gut und bin froh über das Niveau, das sie hier reinbringen. Aber der Mensch hat nicht nur eine Seite, und manchmal steht auch mir der Sinn mal nach "direkteren" Sachen - und da les ich eben die locker erzählten Storys von Bettina weit lieber als die meisten - eben nur oberflächlich - Ähnlichen.


    Das Stichwort ist wie gesagt, die "fröhliche Anarchie". Die meisten Nachahmer schaffen es entweder nicht, dass die Figuren in ihren Geschichten sonderlich fröhlich wirken, oder es herrscht keine Anarchie, sondern die althergebrachte Ordnung, auch wenn äußerlich alles wild durcheinandervögelt.


    Zitat

    Original von Leseratte
    Auch scheint sich bis jetzt herauszukristallisieren, dass der (männliche) Leser offenbar fasziniert von und neugierig auf das unbekannte Wesen Frau ist :D


    Obwohl sie doch das "Objekt" der Begierde ist, wird sie doch am liebsten als das zentrale, handelnde Subjekt gelesen - vorzugsweise so, dass der männliche Leser zumindest glaubt, zu verstehen, wie sie denkt und fühlt ^^


    Naja, das ist im SB vielleicht auch keine soo große Überraschung! ;)


    Ich bin hier, weil ich mich für Frauen interessiere, und ich kenne keinen Mann, der sich selbst wirklich für Frauen interessiert hätte (im Gegensatz zu dem Typus der lediglich Löcher zum Füllen sucht) und dabei aber eher auf die passive Gemüseexistenz abgefahren wäre, zu der manche Bumsprediger hier ihre Protagonistinnen immer wieder verdammen.


    Nico S.

  • Danke, Kabelmann, für den Nachschub an Info!


    Und auch Nico, danke für die Präzisierung, bzw. das Hierherübertragen dessen, was du an anderer Stelle schon sagtest, hier allerdings in diesem Thread zum Verständnis gefehlt hatte.


    Ja, was Bettinas Geschichten angeht, bin ich noch nicht wirklich greifbar dahintergekommen, warum die "einfach besser" sind.. ich vermute jedoch, dass es die Gesamtheit ist, die in sich stimmig ist und dass es sich nicht an wenigen Details festmachen lassen dürfte..
    Auch mit ein Grund, warum ich diesen Thread eröffnet habe.
    Es gibt ja offensichtlich Leute, die schreiben einfach und kommen damit an. Einfach so. Und andere, die sich viel mehr Gedanken machen, finden kein besonderes Echo.
    Also muss es Dinge geben, die eine "gute Geschichte" eben ausmachen - eine Geschichte, die (fast) bei jedem ankommt.
    Zu meinen persönlichen Favouriten gehörten die Hertings seit der innerfamiliären Anspritzerei schon nicht mehr, aber trotzdem fand ich sie NIE schlecht.
    Das heißt also, trotz inhaltlicher Verfehlung meines Geschmacks hab ich sie immer noch gern gelesen.
    Aber das schaffen auch andere Geschichten, die wiederum völlig anders geschrieben sind.
    Ich will der Sache auf den Grund gehen, indem ich die vielen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Geschmäckern mit den "Erfolgs-Stories" abgleiche, um so herauszufinden, ob es ein bestimmtes Muster gibt.
    (Ja, ich weiß.. viel zu wissenschaftlich... aber ICH finde es eben sehr interessant und hilfreich für jeden anderen Autoren wird so eine "Was finde ich gut"-Liste mit Sicherheit auch sein.)

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


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    Ciao