Beiträge von baer66

    Was macht ein Kunstwerk aus?


    Ist ein Bild eines großen Meisters Kunst, weil es nach 500 Jahren noch immer im Museum hängt? Oder geht es um die erstmalige oder unnachahmliche Fähigkeit, eine (erotische) Spannung aufzubauen (wie zB bei Manets Frühstück im Grünen oder bei Tintorettos Susanna im Bade)?


    Was macht eine Novelle oder ein Theaterstück zu einem großen literarischen Werk? Der klassische Stoff (am besten antik, von Sophokles oder Ovid) oder die meisterhafte Bearbeitung einer aufregenden Situation (Schnitzler, Tolstoi, Shakespeare) oder einfach die Schönheit der Sprache?


    Wieso ist Beethoven erotisch oder Ravel oder Verdi?


    Kunst kommt von Können und es sollte die ungewöhnliche Genialität als Maßstab herangezogen werden, meine ich.
    Was meint Ihr?


    baer

    Hat eigentlich schon jemand daran gedacht, daß man das Rating als Summe aller Wertungen angeben könnte?


    Also 6 und 5 und 3 sind Rating 14 bei 3 Stimmen, statt Rating 4,67 bei 3 Stimmen.


    Damit bringt jede zusätzliche Beurteilung einfach eine Erhöhung des Ratings um zumindest 1. Mißgünstige Bewertungen gibt es nicht mehr, da man der Story mit einer 1 ja auch einen Zusatzpunkt verschafft. Die durchschnittliche Bewertung kann trotzdem jeder ausrechnen, der das möchte.


    Und eine Geschichte mit Rating 385 bei 50 Stimmen ist meiner Ansicht nach ohnehin besser bewertet als eine mit Rating 40 bei 5 Stimmen, obwohl die durchschnittliche Bewertung der erstgenannten 7,7 und der zweiten 8 ist.


    baer

    "Ich breche einen Fliederzweig vom Gebüsch und streichle ihren Körper mit den Blättern. Das entlockt ihr ein Stöhnen. "Ja, Herr, bitte lassen sie mich kommen!" , seufzt sie.


    Wie zur Strafe schlage ich mit dem Zweig leicht auf ihre Brüste und auf die gespreizten Oberschenkel. Sie stöhnt lauter."


    Zu meinem Glück habe ich geschrieben "Wie zur Strafe". Und sie bitten lassen.


    Wer meine Geschichten liest, wird merken, daß ich nichts von Zwang und Gewalt halte.


    Danke für die Unterstützung, geilmann!


    baer

    Danke für die Einladung in den Club!
    Es ist mir eine Ehre, wenn die Foren-Elite mich willkommenheißt!


    Um meine eigenen Wertungen geht es mir gar nicht.
    Darum habe ich sie auch nicht erwähnt. Auffällig ist nur, wenn an einem Tag plötzlich viele Geschichten, die alle irgendwie prominent gereiht sind, völlig unter jedem bisherigen Standard beurteilt werden.


    Man kann ja eine Geschichte oder einen Autor nicht mögen, aber das?


    Ich schreibe zu meinem Vergnügen, freue mich über viele Leser und Kommentare und nehme das Rating wie es ist.


    baer

    Ist Dir nicht aufgefallen, daß Deine Geschichte Görtlers Christkind, die lange Zeit mit über 9 Punkten die Wertung angeführt hat, systematisch mehrmals mit 1 bewertet wurde? Das ist auch anderen Geschichten passiert, zB Erlebnis am See.


    Bei Publikumsvoting kann man natürlich nicht immer mit konstanten oder nachvollziehbaren Wertungen rechnen. Hier wurden aber einige Stories offenbar gezielt hinuntergeprügelt.


    Ich dachte, das sollte überprüft werden, soferne das technisch möglich ist und wollte es einfach mal zur Diskussion stellen.


    baer

    Ich hab mal die SB-Bildergalerie nach Meisterwerken der Malerei durchforstet.


    Gefunden habe ich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):


    25268 Boticelli, Venus
    23321 Giorgione/Tizian: Ländliches Konzert
    3717 Guercino, Susanna im Bade
    527 Manet, Le Déjeuner sur l'herbe


    Das ist schon anregend.
    Aber noch viele Meisterwerke warten!


    baer

    Ein tolles Beispiel in der Tat!
    Dafür allein lohnt sich schon der Besuch des
    Musée d'Orsay.


    „Frauen badeten, Manet blickte gebannt auf das Fleisch derjenigen, die aus dem Wasser stiegen. „Es scheint“, sagte er zu mir, „dass ich einen Akt malen muss. Nun, ich werde ihnen einen Akt machen. Man wird mich verreißen. Soll man sagen, was man will!“
    Das Bild erklärt sich fast von selbst: Zwei Frauen veranstalten mit ihren Liebhabern ein Picknick. Der ursprünglich von Manet ersonnene Titel, „La Partie carrée“ (sinngemäß „Der flotte Vierer“) macht die Absicht, die das Werk ausdrückt, noch deutlicher.


    (Manet)


    Ähnliche Darstellungen:
    Marcantonio Raimondi: Urteil des Paris
    (womit wir bei einer meiner Geschichten wären)
    Giorgione/Tizian: Ländliches Konzert


    Danke für den anregenden Beitrag!


    baer

    Ich meine schon die genau zum Themenbereich des sb passende Nackheit in der Kunst.


    Also nicht einfach eine nackte Frau auf einem Gemälde oder eine nackte Statue, sondern die voyeuristische Betrachtung einer Nackten wie z.B. "Susanna im Bade".


    In der Musik spielt sich die Erotik zugegebenermaßen meist im Kopf des Hörers ab, aber es gibt ja auch Programmusik, die eine Handlung beschreibt. Im Zusammenhang mit Filmen ist etwa der Bolero von Ravel zum Inbegriff der Begleitmusik zu einem Striptease geworden. Und dann gibt es ja noch die Oper. Der Schleiertanz der Salome von Richard Strauss etwa.


    Die Literatur ist natürlich das ergiebigste Gebiet. Ich verweise nur auf meinen Beitrag im Thread "ausgefallene Nacktbücher".
    Nacktszenen bei Schnitzler und Altenberg sind bereits klassisch und oft auch explizit zu den Bereichen Exhibitionismus, Voyeurismus und Macht/Ohnmacht. Von der zeitgenössischen Literatur fällt mir spontan etwa Ballerina von Barylli ein. Gerade durch Szenen wie die der Intimrasur in diesem Buch lasse ich mich zu neuen Geschichten anregen.

    Ich habe in den letzten Wochen ein paar Geschichten zur Nacktheit in der Literatur, der Malerei und der Musik geschrieben.


    Gerne würde ich mit Kunstliebhabern diese Kombination diskutieren. Es gibt einen unerschöpflichen Schatz zur Thematik des sb zu heben, finde ich.


    baer

    ...wird manchem etwas bringen.


    Die Geschichte ist umfangreich und zeigt viele erniedrigende Szenen, manchmal recht drastisch. Andererseits ist sie lebendig und gut ausgeschmückt.


    Ob man alle diese Dinge in eine Story pressen muß, ist Geschmackssache.


    Was ich weniger mag, ist die Tatsache, daß sich Suse immer wieder klar wehrt und trotzdem gezwungen wird. Aber das ist meine persönliche Ansicht.


    baer

    Danke für die freundliche Aufnahme der Geschichte.


    In der Tat bietet die antike Mythologie einen schier unerschöpflichen Vorrat an Geschichten, die zum Thema des sb passen. Die Malerei aller Epochen zeigt uns dann weibliche Nackheit in großer Schönheit. Herz, was willst Du mehr?


    Die zeitliche Einordnung der Ilias ist schwierig. Aus Nicos "paar Jährchen" könnten auch ganz schnell Jahrhunderte werden. "Die Frage nach der Datierung der Ilias ist eine der schwierigsten und umstrittensten der Klassischen Philologie – auch in der Antike schwankten die Autoren schon stark, nämlich zwischen dem 13./12. und 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Seit den Homeriden – einer Gruppe Homer nacheifernder Dichter – wird die Ilias in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung datiert. Geläufig wird dies unter anderem wegen der steigenden archäologischen Funde dieser Zeit auch heute noch getan. Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts argumentieren Philologen wie Walter Burkert und Martin West anhand von Werkstellen intensiver für eine spätere Datierung." cf.


    Ich habe die Serie gleichen Namens von Lady D. gelesen, dabei geht es jedoch um eine Theateraufführung. Ich denke, daß klassische Titel wie "Das Urteil des Paris", "Der Raub der Sabinerinnen", "Samson und Delilah", etc. durchaus mehrere Bearbeitungen im sb hergeben. Und Vergleichen ist doch immer schön!


    Ob die Frauen den Ärger wert sind? Diese philosophische Frage verdient noch einige weitere Geschichten als Antwort, oder?


    baer

    @ NicoS


    Beispiele für das Thema Nacktheit in der deutschen Literatur:


    Auf der Bühne in strahlendem Glanz ihrer jugendlichen Schönheit, splitternackt und vergoldet, die drei goldenen Mädchen, in edlen Stellungen zu Bronzekunstwerken sich formend. Ich will nur von der einen sprechen, die die Kunstwerke »Bacchantin« und »Wasserträgerin« darstellte. Es gibt absolut keinen vollkommeneren Frauenleib, und nur Gefühle der Rührung über dieses lebendige Kunstwerk Gottes kamen über uns alle. Da stand sie in ihrer adeligen Nacktheit und zeigte sich ohne Scheu dem ganzen, feierlich gestimmten Saale. Und zum Schlusse, als sie sich dankend tief verneigte, hatte man die Empfindung, daß alle sich vor ihr hätten verneigen sollen, der ersten wirklich ganz ganz tadellosen Frau, die sich als Kunstwerk öffentlich gezeigt hat in unserer Zeit. Ich möchte fast ein wenig pathetisch sagen, daß von dem goldenen Glanze dieser Haut ein Lichtstrahl ausgeht in die Dunkelheit der Welt und die Vorurteile aufscheucht wie Fledermäuse. Diese krankhafte Angst vor dem schönen Nackten, diese »reizbare Schwäche« unserer Welt! Man habe doch nur eine einzige Angst ... vor dem häßlichen Nackten! Ich habe es immer bemerkt, daß schöne Menschen weniger Schamgefühl besitzen als häßliche. Sie beleidigen eben niemand durch ihre Nacktheit und sie fühlen sich unbewußt im Einklang mit den idealen Plänen der Natur!
    Altenberg: Märchen des Lebens



    Sie war gebaut wie eine Gazelle. Seide und Sammt erhöhten nicht ihre Schönheit – – am schönsten war sie wahrscheinlich nackt.
    Altenberg: Wie ich es sehe



    Mein Leben war der unerhörten Begeisterung für Gottes Kunstwerk »Frauenleib« gewidmet! Mein armseliges Zimmerchen ist fast austapeziert mit Akt-Studien von vollendeter Form. Alle befinden sich in eichenen Rahmen, mit Unterschriften. Über einer Fünfzehnjährigen steht geschrieben: »Beauté est vertue«. Schönheit ist Tugend. Unter einer anderen:
    »Es giebt nur eine Unanständigkeit des Nackten – – – das Nackte unanständig zu finden!«
    Altenberg: Was der Tag mir zuträgt



    Sie sah die weltentrückten Damen des Burne Jones, welche gleichsam bereits auf der Erde bloss mit den Zehenspitzen standen, ferner wunderbare ganz schlanke nackte Leiber in Marmor, verschiedene Dinge in Elfenbein und getriebenem Kupfer, Reliefs in Stahl und Gold, unendliche satte Wiesen mit vereinzelten Baumriesen, Wasser und Erde an Regentagen, die Sonne durch schwarze Baumkronen hindurch Adieu sagend, Teiche mit kerzengeraden Schwertlilien, Jungfrauen splitternackt auf Pferden, Blumen aus Japan. Ein Bild hiess: »Dame, sorgenlos auf einer Bodentenne.« Eines hiess: »Ich gab – – –.« Ein kleines zwölfjähriges wundervolles ganz nacktes Mädchen und eine fertige, aus dem Leim gegangene Frau mit einem Säugling an den welken Brüsten. Sie hatte gegeben, der Zwölfjährigen die Schönheit, dem Säuglinge die Kraft. »Sie gab –«, behielt wirklich nichts zurück.
    Dann das Lieblingsbild: »Lady Godiwa.« Der Herr über Lady Godiwa sagte: »Ich will deine Armen in der Stadt vor Hungertod retten, wenn du nackt durch die Strassen der Stadt rittest!«. Lady Godiwa ritt splitternackt durch die Strassen der Stadt. Aber die englischen Bürger hatten sämmtliche Fenster und Thore geschlossen und verhängt und kein englischer Bürger erblickte die heilige Pracht ihres Leibes!
    Altenberg: Was der Tag mir zuträgt



    Arm und kleiderlos war, als ich sie geworben, das Mädchen;
    Damals gefiel sie mir nackt, wie sie mir jetzt noch gefällt.
    Goethe: Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827)



    Die Pantoffeln warf ich von mir, und so eine Hülle nach der andern; ja ich fand es endlich bei dem warmen Tage sehr angenehm, ein solches Strahlbad über mich ergehen zu lassen. Ganz nackt schritt ich nun gravitätisch zwischen diesen willkommnen Gewässern einher, und dachte, mich lange so wohl befinden zu können.
    Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit



    Nacktheit ist kein Erotikum, sondern Sache des Anschauungsunterrichtes. Je weniger eine anhat, um so weniger kann sie der besseren Sinnlichkeit anhaben.
    Kraus: Anderthalb Wahrheiten


    In den Vasenbildern, diesen unvergeßlichen Erinnerungen aus einer großen Zeichenkunst, ist die Umgebung (Haus oder Straße) nur genannt, gleichsam abgekürzt, nur mit dem Anfangsbuchstaben angegeben, die nackten Menschen aber sind alles, sind wie Bäume, die Früchte tragen und Fruchtkränze, und wie Büsche, die blühen, und wie Frühlinge, in denen die Vögel singen. Damals war der Leib, den man bestellte wie ein Land, um den man sich mühte wie um eine Ernte und den man besaß wie man ein gutes Grundstück besitzt, das Angeschaute und Schöne, das Bild, durch welches in rhythmischen Reihen alle Bedeutungen gingen, Götter und Tiere, und alle Sinne des Lebens. Der Mensch, obwohl seit Jahrtausenden dauernd, war sich selbst noch zu neu, zu entzückt von sich, um über sich fort oder von sich abzusehen.
    Rilke: Aufsätze und Rezensionen


    Nackt willst du mich sehen? Das möchte mancher. Ich bin schön, wenn ich nackt bin.
    Schnitzler: Fräulein Else


    (zu Schnitzler gibt es noch viele Zitate. Einige werde ich wohl noch in Stories verwenden)


    baer