Ich muss Sextus auch - wieder mal - widersprechen. Die Story von joda 36 ist absolut nicht unrealistisch, sondern durchaus manifestiert im wirklichen Leben. Der Fehler von Sextus ist vielleicht, dass er in jede Geschichte ein zu hohes Maß an praktiziertem Sex hinein interpretieren möchte oder es von der Story uneingeschränkt erwartet.
Ich habe vor meinem Studium selbst den Beruf eines Krankenpflegers erlernt. Nach dem ersten Lehrjahr, in dem es vordergründig um Reinigung, Küche, Wäscherei und ähnliche Bereiche ging, was also mehr den indirekten Kontakt zum Patienten beinhaltete, war ich hauptsächlich auf einer "gemischten" (m/w) chirurgischen Station tätig.
Bereits Ende des ersten, Anfang des zweiten Lehrjahres war es durchaus normal, dass ich Frauen entkleiden, waschen, rasieren usw. musste. Da hat kein Mensch danach gefragt (also von meinen Vorgesetzten), ob es der Patientin (oder eventuell auch mir) peinlich war, sich vor solch einem jungen Mann, Azubi im zweiten Lehrjahr, vollständig entblößen zu müssen und ihm alles von sich zu zeigen und sich sogar sehr intim berühren zu lassen.
Ich gebe zu, dass ich damit anfangs durchaus Probleme hatte. Ja, ich wurde dabei sexuell erregt und ja, ich musste mich sehr anstrengen, mich auf meine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren und nichts falsch zu machen. Wenn es beispielsweise beim Rasieren (wie in jodas Story) auch nur die geringste Verletzung gegeben hätte, hätte unser Chefarzt die OP sofort abgelehnt. Er war da sehr eigen.
Aber dieser sexuelle Aspekt war bei mir nach etwa einem Monat nahezu vollständig verflogen. Nicht etwa, dass es mir nicht mehr gefallen hätte, nackte Frauen zu sehen, dafür war ich immer noch Mann. Aber ich hatte keinerlei erotische/sexuelle Empfindungen mehr dabei, in meiner Hose blieb alles ruhig. Jede nackte Frau - auch wenn mir deren Anblick gefiel - war für mich lediglich nur noch Patientin, ein Mensch, der krank war und dem wir helfen mussten und wollten, kein sexuelles Lustobjekt.
Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass der Beruf einer Krankenschwester bzw. eines -pflegers verdammt hart und zermürbend ist. Da bleibt zumeist kein Raum mehr für sexuelle Fantasien. Trotzdem finde ich die Story von joda super geschrieben und habe sie mit Genuss gelesen.
Fazit: Sextus beurteilt hier Dinge, die er nicht aus eigenem Erleben kennt und die sein Vorstellungsvermögen offensichtlich übersteigen. Wie gesagt, ich war zwar kein Zivi, sondern Azubi, aber so groß dürfte der Unterschied wohl nicht sein. Altersmäßig schon gar nicht...