Auch wenn ich heute wieder viele Zeiten habe, an denen ich so unendlich glücklich bin, trage ich auch immer ein großes Stück Trauer mit mir...
Ja, unsere Sprache hat Namen für fast alles... für Beziehungen, für Rollen, für jede Form von Verlust... nur nicht für den schlimmsten. Es gibt Worte für so vieles, aber kein passendes Wort für Eltern, die ihr Kind verloren haben...
Ich sehe, wie wir Kerzen anzünden, Kränze niederlegen, Reden halten, für Kriege, für Opfer, für Katastrophen.
Aber kaum jemand redet über die stillen Katastrophen, die hinter Haustüren geschehen, wo kein Mikrofon wartet.
Über die Eltern, die abends in Kinderzimmern stehen, die längst zu still sind...
Die Bettdecken glattziehen, obwohl niemand mehr darin schläft...
Die ein Glas Wasser auf den Nachttisch stellen... so, wie sie es immer getan haben.
Die das Fenster einen Spalt offen lassen, weil sie sich vorstellen, dass ihr Kind die frische Luft noch braucht...
Es sind Gesten, die niemand sieht.
Und doch halten sie einen aufrecht, obwohl man längst gebrochen sein dürfte.
Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden.
Aber das stimmt nicht und die, die ein Kind verloren haben, wissen... die Zeit ändert nur die Farbe des Schmerzes.
Aus Schwarz wird Grau.
Aus Schreien wird Schweigen.
Und manchmal, an sehr guten Tagen, wird Schweigen zu Liebe.
Ich glaube, es gibt kein Wort für Eltern, die ihr Kind verloren haben, weil Sprache Grenzen setzt und diese Liebe keine hat.
Weil man etwas Unnatürliches nicht in Buchstaben pressen kann.
Und weil kein Wort klein genug wäre, um in eine Hand zu passen, die leer ist und doch alles hält...
Ich habe gelernt, dass Trauer kein Ereignis ist, sondern ein Rhythmus.
An manchen Tagen laut, an anderen fast unsichtbar.
Sie sitzt am Frühstückstisch, sie fährt mit im Auto, sie steht im Türrahmen, wenn die Sonne untergeht.
Und sie bleibt, auch wenn niemand mehr über sie spricht.
Die Welt dreht sich weiter, und man selbst bleibt zurück.
Man geht wieder arbeiten, lacht über etwas, das man nicht witzig findet,
geht einkaufen, gießt den Tag, schreibt E-Mails...
Von außen sieht alles aus wie vorher.
Nur das Innere hat sich verschoben... still, aber endgültig.
Ich denke oft, das es vielleicht gar kein Wort braucht.
Vielleicht ist das Schweigen selbst das, was diese Liebe bewahrt.
Denn Worte ordnen und manche Dinge sollen nicht geordnet werden, sie sollen einfach sein.
Ich erkenne Eltern, wenn ich sie sehe, die auch diesen Weg gehen.
Ich erkenne sie an der Art, wie sie Pausen machen...
Wie sie mitten im Satz kurz atmen, weil Erinnerungen zwischen den Worten aufsteigen...
Wie sie lächeln, um andere zu schonen,
und niemand merkt, dass sie dabei fast zerbrechen...
Es sind auch nicht die großen Gesten, die trösten.
Es sind die kleinen, ein Blick, eine Hand, ein Atemzug, der bleibt...
Und manchmal, spät in der Nacht, stehe am Fenster, sehe in die Dunkelheit und spüre sie... die Liebe, den Verlust, die Erinnerungen...
Kein Wort könnte genau das beschreiben... Und vielleicht, genau deshalb, braucht es auch keins.
Es ist ein Zeugnis der größten Form von Liebe, die es gibt... die, die bleibt, obwohl sie nichts mehr zurückbekommt...
Sorry, das ich euch jetzt damit belaste, aber das musste jetzt einfach raus...😔
Und nur zum Verständnis, was ich nicht möchte, ist Mitleid. Ich möchte lediglich, das wir gesehen werden...
Ela