Beiträge von baer66

    Danke für Deine Anregungen, eti.


    Mal sehen, ob man das in einer erotischen Geschichte einbauen kann.


    Dir dürfte der o.a. Zweiteiler
    Alejandro Jodorowsky / Theo: Der schreckliche Papst, Giuliano della Rovere
    gefallen.


    baer


    P.S.: Pietro gibt es schon: "Bereits am 16. Dezember 1471 ernannte Papst Sixtus IV., entgegen den Vereinbarungen der Wahlkapitulationen, zwei seiner Neffen, Pietro Riario und Giuliano della Rovere, zu Kardinälen." Wer weiß, ob mein Pietro nicht dessen illegitimer Sohn ist? ;)

    Zitat

    Original von NicoS


    Was meine eigenen Storys betrifft: Bediene sich wer mag. Ich fände es spannend, eine meiner eigenen Storys zu lesen, die das Vorbild übertrifft oder wenigstens auf phantasievolle (!) Weise abwandelt.


    idem.


    baer

    Nettes Filmdrehbuch, lieber eti! Danke für den Vorschlag. Es ehrt mich natürlich, wenn du gerade bei meinen Kurzgeschichten Deine interessanten Verbesserungsvorschläge machst.


    In diesem Fall habe ich mich einfach an die historischen Tatsachen gehalten.


    Giuliano della Rovere war eben noch kein sabbernder Greis, als er die schöne Lucrezia (Normanni) als Geliebte hatte. Die Tochter aus dieser Verbindung, Felice della Rovere, wurde 1483 geboren als Giuliano (*1443) eben 40 Jahre alt war.


    Ihr Porträt wurde von Raffael in "Die Messe von Bolsena" verewigt.


    Trunksucht und Jähzorn stimmen und habe ich auch angedeutet. Die Beziehungen zu jungen Männern wahrscheinlich auch.



    "Der schreckliche Papst ist eine direkte Forstsetzung zu Jodorowskys Borgia. Ging es dort noch hauptsächlich um das Leben und die (Schand-)Taten des Papstes Alexander VI., alias Rodrigo Borgia, so nimmt sich Jodorowsky nun seinen Nachfolger Giuliano della Rovere vor, der tatsächlich in die Geschichte einging als »der schreckliche Papst«.


    Rom im Jahre 1503: Der in der Blüte seiner Macht stehende Kardinal Giuliano della Rovere erfreut sich zusammen mit seinem jungen Geliebten Aldosi und seinem Sexsklaven Josaphat des Todes seines Erzfeindes Rodrigo Borgia. Della Rovere hat den amtierenden Papst heimlich vergiftet und macht sich nun auf, selbst dessen Nachfolge anzutreten.


    Alejandro Jodorowsky / Theo: Der schreckliche Papst, Band 1: Giuliano della Rovere


    In der Reihe der Renaissancepäpste (e.g. Sixtus IV., Alexander VI., Julius II., Paul III.) findest Du sicher noch genug Stoff für die Dir vorschwebende Geschichte.


    Warum der Papagei "Pietro, ti amo" anstatt "Pietro! Pietro! Ti voglio bene!" sagen soll, weiß ich allerdings nicht.


    Mal sehen, ob ich die Geschichte noch ausbaue!


    baer

    Und ich bin schuld!
    Wie konnte ich GG nur hier zitieren und in diese Lage bringen! Bei JWvG wär das nicht passiert!


    Moment! Will GG überhaupt nach Israel einreisen?


    Ein Intellektueller sei einer, „der sich um das kümmert, was ihn angeht, und von dem die anderen sagen, er kümmere sich um das, was ihn nichts angeht“, dekretierte Sartre, der diesen Typus wie kein anderer verkörperte.


    Zu Reich-Ranicki:


    [...] Im Oktober 1944 beginnt für Marceli Reich eine weitere Etappe, die für ihn später Gegenstand des Beschweigens und der Selbstrechtfertigung sein wird. Er meldet sich zur "Polnischen Armee", die an der Seite der Sowjetarmee entsteht, und arbeitet wenig später für das Ministerium für Öffentliche Sicherheit (MBP). Dieses soll, mit denselben Funktionen ausgestattet wie das Ministerium für Staatssicherheit ("Stasi") in der später entstehenden DDR, die diktatorische Herrschaft der Kommunisten im Land sichern. Reich wird im Rahmen dieses Ministeriums in der Postzensur und später im Geheimdienst (Nachrichtendienst) arbeiten – eine Arbeit, die weniger der traditionellen Spionage als vielmehr der Überwachung der Bevölkerung und der Bekämpfung oppositioneller Bestrebungen von Polen im In- und Ausland diente. Gegen Ende dieser fünf Jahre ist Ranicki in London der Chef des polnischen Agentennetzes in Großbritannien. [...]



    "Warum willst du dich von uns allen
    Und unserer Meinung entfernen?"
    Ich schreibe nicht euch zu gefallen;
    Ihr sollt was lernen.


    Ist denn das klug und wohlgetan?
    Was willst du Freund und Feinde kränken!"
    Erwachsne gehn mich nichts mehr an,
    Ich muss nun an die Enkel denken.


    Wer in der Weltgeschichte lebt,
    Dem Augenblick sollt' er sich richten?
    Wer in die Zeiten schaut und strebt,
    Nur der ist wert, zu sprechen und zu dichten.


    Wo recht viel Widersprüche schwirren,
    Mag ich am liebsten wandern;
    Niemand gönnt dem andern -
    Wie lustig! - Das Recht zu irren.


    Was ich sagen wollt',
    Verbietet mir keine Zensur!
    Sagt verständig immer nur,
    Was jedem frommt,
    Was ihr und andere sollt;
    Da kommt,
    Ich versichr' euch, so viel zur Sprache,
    Was uns beschäftigt auf lange Tage.


    O Freiheit süß der Presse!
    Nun sind wir endlich froh;
    Sie pocht von Messe zu Messe
    In dulci jubilo.
    Kommt, lasst uns alles drucken
    Und walten für und für;
    Nur sollte keiner mucken,
    Der nicht so denkt wie wir.


    Ihr guten Dichter ihr,
    Seid nur in Zeiten zahm!
    Sie machen Shakespeare
    Auch noch am Ende lahm.


    Im Auslegen seid frisch und munter!
    Legt ihr's nicht aus, so legt was unter."


    Goethe



    Ich weiß nimmer, wem ich noch glauben soll.
    Vielleicht werden meine künftigen Beiträge, so wie die von mausbacher, doch ohne Zitate auskommen müssen?


    baer

    Ich versuche es noch einmal mit einer Anregung aus Polen:


    In Polen gibt es am Ostermontag einen wirklich feuchtfröhlichen Brauch: dann wird nämlich Smingus-Dyngus gefeiert! Ursprünglich lauerten dafür Jungs und Männer ihrer Angebetenen auf und bespritzten sie mit etwas Wasser – je nasser das Mädchen, desto begehrter war sie. Heute sind auch die Männer vor der Wasserschlacht nicht gefeit, denn die polnischen Frauen tun es inzwischen den Männern gleich: es wird sich gegenseitig mit Wasser begossen, was das Zeug hält! Ein paar Spritzer reichen heute nicht mehr aus: das Wasser kommt gläserweise, aus Wasserpistolen oder sogar aus Eimern! Ein Wet-T-Shirt Contest der besonderen Art...


    Hallo nach mausbach!


    Oooh, hab ich wirklich provoziert? Und das an einem so heiligenTag! Das tut mir jetzt aber leid. Zum Glück waren es wenigstens nur "leicht provokante Bemerkungen". Ich muß wirklich mehr auf meine Worte achten!


    Danke, lieber mausbacher, auch für die zitierten Beispiele. Zitate sind ein heißes Eisen, wie mir scheint.


    Danke, daß Du mir den lapsus memoriae verzeihst. Ich werde auch aufpassen, keinen lapsus linguae mehr zu machen.


    Am meisten freut mich natürlich Deine Zustimmung!


    Frohe Ostern!


    baer

    Gewaltausübung in sexueller Hinsicht, insbesondere Disziplinierung (BDSM), Schlagen, Auspeitschen, Züchtigen etc. wird zwar oft "Bestrafung" genannt, hat aber mit Strafe im rechtlichen Sinn nichts zu tun.


    Die Strafe ist eine Sanktion gegenüber einem bestimmten Verhalten, das in der Regel vom Erziehenden oder Vorgesetzten als Unrecht bzw. als (in der Situation) unangemessen qualifiziert wird.


    Strafe im Sinne des Strafrechts ist nach einer vorherrschenden Definition ein Übel, das einer Person, (dem „Täter“), für ihr eigenes, vergangenes, tatbestandsmäßiges, rechtswidriges und schuldhaftes Handeln (Tun oder Unterlassen) von der Gesellschaft auferlegt wird und mit dem ein sozialethischer Tadel als Unwerturteil gegenüber dieser Person verbunden ist.


    Eine Körperstrafe ist eine Strafe, die körperlich erfahrbar ist und meist in der Form von Schlägen mit der Hand oder einem Gegenstand (oft dementsprechend benannt, z. B. Auspeitschen, Stockschläge) verabreicht wird; dies wird dann auch als körperliche Züchtigung oder Prügelstrafe bezeichnet. Der ältere Ausdruck Leibesstrafen umfasste auch das Abschlagen von Gliedmaßen (besonders Händen, Ohren, Nase), die Blendung, das Brandmarken, das Stäupen, das Abscheren von Haar (bei Frauen) und Bart (bei Männern), das öffentliche Anprangern (z. B. das öffentliche Schließen in den Block) usw.


    Bei (freiwilliger) Anwendung von Gewalt zur sexuellen Erregung eines oder mehrerer Partner fällt der Unrechtscharakter weg. Es soll auch kein Übel oder Tadel zugefügt werden.


    Nur die Ähnlichkeit der physischen Vorgänge und uU das psychologische Element des "Sichbestraftfühlens" haben wohl zu der Bezeichnung "Bestrafung" geführt.


    Die Frage, ob ein Mensch einen anderen bestrafen darf, ist eine philosophische und ihre auch nur ansatzweise Beantwortung würde in diesem Eingangsstatement zu weit führen.


    baer

    Zitat

    Original von NicoS



    Das kann ja jeder. Nur gilt dann gleiches Recht für alle. Auch Kritiker können alles ansprechen, solange es formal einigermaßen im Rahmen bleibt und mit dem Inhalt der Geschichte in erkennbarem Zusammenhang steht.


    Ich möchte nur ergänzen: Und es sollte selbstverständlich jedem Mitglied hier freistehen, was er in einem Forumsthread für schreibenswert hält. Dafür ist das Café Eros doch da!


    Niemand muß es lesen, niemand muß gar opponieren.


    baer


    P.S.: Die Ironie von mausbacher gefällt mir natürlich wie immer, er geht aber mE ein wenig zu sehr auf den Inhalt der Beispiele ein. Mir geht es nicht um R-R oder um GG, sondern um ein anschauliches allgemein bekanntes Beispiel, wie Kritik geübt wird, werden sollte oder eben nicht. Ich finde das einfach eleganter als zu schreiben: "Der Sarkasmus des Users X ist nicht zum Aushalten." oder "Die Selbstgerechtigkeit des Users Y stinkt zum Himmel." Und R-R wird sich hier wohl nicht persönlich angegriffen fühlen.


    P.P.S.: "Ich vermisse die Bandbreite der Meinungen, die kontroverse Diskussion, wie sie zur Demokratie gehört. Es gibt einen Hordenjournalismus gegen mich, bis in die Formulierungen hinein." Günter Grass

    Ich finde die Geschichte deutlich erotischer als die erste. Auch der Aufbau ist klarer.
    Kurz mag ich immer, aber etwas mehr gegliedert könnte es schon sein.


    Ich freue mich schon auf den nächsten Teil!


    baer

    'Natürlich zitieren Sie Fontane ausgiebig - und so, wie die Dinge liegen, muß ich sagen: Je mehr in Ihrem Buch von ihm stammt, desto besser für uns und für Sie. Die Sache ist aber die, daß Sie die entliehenen Texte, woher Sie sie auch genommen haben (am häufigsten wohl aus seiner Korrespondenz), meist nicht kenntlich machen.'


    Au weia!!! :D


    'Ein Fontane-Forscher kann das vielleicht erkennen, ich kann es nicht immer. Denn, erstens, umfaßt das Werk Fontanes Zehntausende von Seiten, und, zweitens, imitieren Sie seinen Stil, zumal den Plauderton, gar nicht übel.


    Wahrscheinlich sind Sie auf diese Leistung besonders stolz, ich hingegen würde auf sie gern verzichten.'


    'Freilich könnten Sie sich auf Thomas Mann berufen: Er habe in seiner "Lotte in Weimar" authentische Äußerungen Goethes mit eigenen verbunden, ohne dies je erkennbar zu machen. Schon wahr, nur lautete meine Antwort: Leider, leider. Denn auch Thomas Mann hat mit dieser allzu bequemen Methode zur Verwirrung beigetragen.'


    Kommt mir irgenwie bekannt vor! :D


    'Mein lieber Günter Grass: Ich möchte nicht mit Ihnen über Ihre politischen Ansichten, die ich, verzeihen Sie, nicht immer ganz ernst nehmen kann, hier diskutieren. Es ist nicht meine Sache, Sie über die DDR zu belehren. Aber es ist mein Recht, mich zu wundern.'


    Steht mE dem Kritiker nur begrenzt zu. Wundern darf er sich natürlich! ;)


    'Es grüßt Sie in alter Herzlichkeit Ihr Marcel Reich-Ranicki'


    Das nenne ich Sarkasmus! :rolleyes:

    Auf die Gefahr hin, daß ich wieder gescholten werde, zu viel zu zitieren, bringe ich im Anschluß Beispiele aus dem berühmten Verriß von Reich-Ranicki über den Roman von Günter Grass "Ein weites Feld" aus dem Jahr 1995.


    Vieles läßt sich an Beispielen einfach besser erkennen als in apodiktischen Aussagen.


    Der Verriß steht unter der Überschrift:


    ". . . und es muß gesagt werden"


    und es lohnt sich, ihn ganz zu lesen!


    baer



    'Aber - fuhr er(Fontane) fort - "schlecht ist schlecht, und es muß gesagt werden. Hinterher können dann andere mit den Erklärungen und Milderungen kommen".'


    Das ist für mich in Ordnung, wenn es gut begründet wird.


    'Ich halte Sie für einen außerordentlichen Schriftsteller, mehr noch: Ich bewundere Sie - nach wie vor. Doch muß ich sagen, was ich nicht verheimlichen kann: daß ich Ihren Roman "Ein weites Feld" ganz und gar mißraten finde. Das ist, Sie können es mir glauben, auch für mich sehr schmerzhaft.'


    Der Kritiker erklärt seine eigene Befindlichkeit. Nützt dem Leser nur, wenn er den Kritiker genau kennt. Sonst ist es pure Eitelkeit.


    'Sie haben ja in dieses Buch mehrere Jahre schwerer und gewiß auch qualvoller Arbeit investiert. Sie haben, das ist unverkennbar, alles aufs Spiel gesetzt: Es ist das umfangreichste Werk Ihres Lebens geworden.'


    Dieses Argument lese ich hier auch immer wieder. Ist es wirklich wichtig, wieviel Arbeit in einem Werk steckt?


    'Was soll ich also tun? Den totalen Fehlschlag nur andeuten und Sie schonen, Sie also wie einen "matten Pilger" (auch ein Fontane-Wort!) behandeln? Nein, das nun doch nicht.'


    Das wäre bei Amateuren eine Möglichkeit!


    'Nur eins verspreche ich Ihnen: Wer hier auf boshafte Witze und auf hämische Seitenhiebe wartet, der soll nicht auf seine Rechnung kommen. Denn schließlich geht es um eine todernste Sache - jedenfalls für Sie.'


    Eine der besten Aussagen des gesamten Kritik! Daran sollten wir uns auch halten!


    'Wie beinahe alle erfolgreichen Autoren gelten auch Sie - diesen Ruf verdanken Sie natürlich Ihren Kollegen - als größenwahnsinnig.'


    :D


    'Ich bin da ganz anderer Ansicht. Nicht Größenwahn, so will es mir scheinen, hat Ihre literarische Produktionskraft in den achtziger und in unseren neunziger Jahren stark beeinträchtigt, sondern eher Unsicherheit, genauer: mangelndes Selbstvertrauen.'


    Wie einfühlsam. Solche Worte tun gut!


    'Schriftsteller, die sich der Politik zuwenden, agieren so gut wie immer als Amateure - und wenn Sie Berufspolitiker werden, dann schaden Sie der Literatur, ohne der Politik zu nützen. Nein, Ihren Beruf wollten Sie im Ernst nie wechseln, aber an der Anerkennung als Politiker war Ihnen doch sehr gelegen.'


    Prophetische Worte! Aber so etwas hat in einer Kritik nichts verloren. Es geht hier um den Autor, nicht um den Politiker GG.


    'Willy Brandt suchte Ihren Ratschlag - und hat Sie bald bitter enttäuscht. Denn er brauchte Sie, solange er um die Macht kämpfte - und als er Bundeskanzler war, wollte er von Ihnen nichts mehr wissen. Irre ich mich, wenn ich vermute, Sie hätten dies nie ganz verwunden?'


    Immer schlimmer! Der Autor soll sich als Person rechtfertigen. Der Kritiker stellt Fragen, anstatt die der Leser zu beantworten!


    'Allerdings vertraten Sie Anschauungen, für die die Mehrheit kein Verständnis hatte. Sie blieben allein. Das spricht noch nicht gegen Sie.'


    Zwar O.T., aber schön! ;)


    'Aber das hat Ihnen einen Schmerz zugefügt, mit dem Sie nicht zu Rande kommen konnten. Und haben Sie nicht gerade damals mit der Arbeit an Ihrem Roman "Ein weites Feld" begonnen? Man hüte sich, schrieb Schiller, "mitten im Schmerz den Schmerz zu besingen".'


    R-R zitiert Schiller! Von wegen, man muß zitiert werden, wenn man berühmt sein will! :)


    'Ihnen haben - und wer dürfte Ihnen das verübeln? - Kraft und Mut gefehlt und jene Risikobereitschaft, die nötig ist, wenn man vor einem leeren Blatt Papier sitzt und erzählen möchte.'


    Schau, schau!


    'Sie, mein lieber Günter Grass, meinten, Sie seien, um das Erlebte vergegenwärtigen zu können, auf einen zentralen, auf einen möglichst originellen, wenn nicht gar skurrilen Einfall angewiesen, einen Einfall, der Ihren Roman tragen und zusammenhalten sollte.'


    Hätte R-R solche Einfälle, wäre er auch Kandidat für den Literaturnobelpreis!


    'Statt alle Skrupel und Hemmungen zu überwinden (ich weiß schon: solche Skrupel und Hemmungen sind bei einem weltberühmten Autor, der nicht mehr der Jüngste ist, besonders groß) und über Personen, Schauplätze und Begebenheiten so direkt und deftig, so süffig und saftig zu schreiben, wie nur Sie es können, statt sich also für die Flucht nach vorn zu entscheiden, hielten Sie einen weiten Umweg für nötig.'


    Als Schmeichelei verpackte Gemeinheit!


    'In einigen Kapiteln Ihrer "Blechtrommel" und in "Katz und Maus" ist diese Naivität sehr wohl zu spüren. Später verkümmerte sie und kam Ihnen schließlich abhanden - und das ist, vielleicht, die Krux Ihrer Epik.'


    Endlich einmal eine sachliche Aussage!


    'Sie haben alles getan, was in Ihrer Macht war, um aus Ihrem Theo Wuttke, der Fonty genannt wird, nun nicht gerade eine Wiedergeburt, doch immerhin eine Art Doppelgänger unseres Fontane zu machen...'


    Genau diese Art inhaltlicher Kritik ist es, die mE einem Kritiker nicht zusteht. Der Autor kann seinen Stoff frei wählen!


    'Was soll das? Wollten Sie uns etwa beweisen, daß Sie es nicht besser machen können als Fontane? Da hatten wir ohnehin keine Zweifel.'


    Absolut unpassend und unsachlich! :evil:


    'Mit seiner Besserwisserei in Sachen Fontane und mit der ewigen Zitiererei geht der Bürobote Fonty allen auf die Nerven - wie jetzt ich Ihnen, mein lieber Grass.'


    für beware ;)


    'Dagegen läßt sich nichts machen. Weil ich ein professioneller Besserwisser bin? Nicht nur. Sie können ja beinahe alles besser als ich.'


    für mausbacher ;)


    'Doch gibt es etwas, was ich mit Sicherheit besser kann als Sie - nämlich Ihr Buch beurteilen. Der Grund ist sehr einfach: Ich habe es nicht geschrieben.'


    Das unterschreibe ich!


    'Bei Lichte betrachtet, gibt es eine Figur namens Fonty in dem Roman "Ein weites Feld" überhaupt nicht. Nur diesen Namen gibt es.'


    Einfach frech!


    'Da in Ihrem Roman sehr wenig geschieht und Sie Hunderte von Seiten mit Reflexionen und Mitteilungen, mit Diskussionen und Briefen füllen, brauchten Sie für Ihren Fontane-Narr Fonty einen ständigen Begleiter, einen Gesprächspartner.'


    Gehässig, aber ok.


    'Ihrem Miniatur-Faust wollten Sie einen kleinen Mephisto an die Seite stellen. Den haben Sie aber nicht erfinden wollen, vielmehr haben Sie sich ihn aus dem 1986 erschienenen Roman "Tallhover" des Kollegen Hans Joachim Schädlich geholt.'


    Wir klauen eben alle! :rolleyes:


    'Jedenfalls war es eine fatale Idee, neben das künstliche Geschöpf im Mittelpunkt, neben Fonty also, noch eine Marionette hinzustellen. Das Unglück, das schon geschehen war, wurde verdoppelt.'


    Böse, aber in Ordnung!


    'Ein so sorgfältig kalkulierender Artist wie Sie, Günter Grass, mußte irgendwann die Fragwürdigkeit, ja die Unmöglichkeit dieser Konzeption schon merken.'


    Argumentum ad hominem. Besonders perfide!


    'Vor bald 30 Jahren meinte ich, im Grunde seien Sie, obwohl es ein Roman war, der Sie berühmt gemacht hat, doch vor allem ein Geschichtenerzähler. Früher habe ich es bedauert, daß Ihnen in Ihren Romanen (anders als in Ihren glänzenden Erzählungen "Katz und Maus" und "Das Treffen in Telgte") keine Ganzheit gelingen will, daß Sie meist nur Bilder, Szenen und Episoden aneinanderreihen. Jetzt bedauere ich, daß wir in dem "Weiten Feld" derartige in sich geschlossene Abschnitte vergeblich suchen.'


    Wer einmal etwas veröffentlicht, muß sich noch in 30 Jahren daran messen lassen! :evil:


    'Ihr Fonty, lesen wir, vertraute dem Ich-Erzähler an, "daß er sich leergeschrieben habe". Um Gottes willen, sollte das für Sie selber gelten? Fonty gesteht knapp: "Mein Wörtersack ist leer . . . Kein Funke will springen." Aber nein: Ihr Wörtersack ist nicht leer, er ist sogar prallvoll, sein Inhalt purzelt ununterbrochen heraus. Doch in der Tat will kein Funke springen. Bescheidener ausgedrückt: Meist ergeben die klangvollen Wörter und Wendungen erstaunlich wenig oder gar nichts. Deshalb müssen wir, Ihre mittlerweile leidgeprüften Leser, stöhnend in Kauf nehmen, daß Sie sich ständig wiederholen.'


    Jetzt wird's ganz böse!


    'Rundheraus gesagt: Sie überfordern die Geduld selbst Ihrer gutwilligsten Leser. Und ganz schlimm wird es, weil Ihr möglicherweise etwas seniler Oberlangweiler Fonty nicht aufhören kann, über die Romane und Novellen des von ihm so geliebten Fontane zu sprechen, richtiger: zu plappern. Er kennt sie alle, er informiert uns, die wir diese Romane ebenfalls und meist schon in unserer Jugend gelesen haben, über einzelne Figuren und Motive. Aber, mein lieber Günter Grass, ich kann es einfach nicht fassen: In Ihrem "Weiten Feld" finden sich Tausende von Sätzen über Fontanes Epik - und darunter, sage und schreibe, kein einziger, der originell oder geistreich wäre. Wie ist das möglich? Ich gebe zu, ich bin ratlos, ich habe keine Antwort auf diese Frage.'


    Es geht doch noch tiefer! X(


    ./2

    Unsere Diskussion dreht sich irgendwie im Kreis. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, daß einige von uns zugleich Autoren, Leser und Kritiker sind.


    Als Autor wollen wir, daß die Geschichte, also das Werk für sich selbst spricht. Als Kritiker möchten wir den (Mit)autor kritisieren. Natürlich soll es diese Freiheit geben.


    Die Grundsatzdebatte, was hierher in den SB gehört, ist aber nicht "demokratisch" zu lösen. Der Betreiber bestimmt, was er auf seiner Seite haben will und was nicht. Punkt. So wie die Herausgeber der Süddeutschen Zeitung bestimmen, welche Gedichte sie abdrucken und welche nicht.


    Ich hoffe, daß sich kein Autor davon abschrecken läßt, eine Geschichte zu publizieren, weil er fürchtet, kritisiert zu werden. Ich glaube es aber leider nicht ganz!


    "Verantwortung" bei anonymen Nicks ist ohnehin nur sehr begrenzt möglich.


    baer

    Gerade das Beispiel "Was gesagt werden musste" zeigt eine Problematik auf, die in diesem und anderen Threads bereits angesprochen wurde.


    Wollen wir hier im SB inhaltliche Kritik, also eine Auseinandersetzung über welche Inhalte wie geschrieben oder nicht geschrieben werden sollte oder wollen wir eine literarische Kritik über die Qualität der Geschichten oder "den Spaß", den sie machen?


    Meine Meinung dazu habe ich mehrfach abgegeben: Es wäre schön, wenn im Rahmen der Thematik des SB (und natürlich der Gesetze) jeder schreiben könnte, was ihm gefällt. Rechtfertigung von Autoren über ihre Vorlieben sollten nicht nötig sein. Die Besprechung einer Geschichte hier dient dem Leser und dem Autor, der sich damit verbessern kann (wenn er das will!). Wir sind keine Literaturnobelpreisträger und unsere Stories daher nicht über jede Kritik erhaben.


    baer

    Das erscheint mir grundsätzlich schon sehr richtig, was Du schreibst, Leseratte! Alles, was thematisch paßt, sollte hier veröffentlicht werden können. Etwas auszuprobieren, ist ja doch gerade das Spannende!


    Ob sich ein Autor allerdings tatsächlich davon abschrecken läßt, daß andere Beiträge "literarisch wertvoll" sind, weiß ich nicht. Ich zum Beispiel schreibe, was mir Spaß macht, unabhängig von anderen Beiträgen oder Bewertung.


    Die Threads im Café Eros zu Kritik sind leider auch oft noch weit weg von der Realität im SB und beschäftigen sich mit Literaturkritik im Allgemeinen.


    Kurz: Viele, bunte, saftige Beiträge, ob literarisch oder nicht, wären mein Frühlingswunsch!


    baer

    Wir im Süden sind eben höflich und bequem (man könnte auch sagen feig). ;)


    Das mit der virtuellen Betroffenheit stimmt natürlich.


    baer

    Oft ist es auch gefaehrlich oder zumindest polarisierend, die eigene Meinung zu aeussern.


    Sehr gut kann man das an Hand der gegenwaertigen Diskussion ueber "Was gesagt werden musste" von Guenter Grass beobachten.


    Wenn schon ein anerkannter Literat gewisse Dinge einfach nicht sagen darf, um wie viel mehr kommt ein Kritiker in Teufels Kueche, wenn er das tut?


    Da hilft das Berufen auf Autoritaeten. Politische Meinungen von Goethe sind Literatur, schwer angreifbar und so eine elegante Moeglichkeit, die eigene Meinung zu veroeffentlichen.


    baer

    Am besten waere es doch, wenn Du, lieber Simon, die Sammlung Deiner schoenen Geschichten durch ein paar weitere ergaenzen koenntest.


    Ich habe inzwischen einige 100 SB-Geschichten gelesen und finde, dass immer wieder sehr fruchtbare Perioden sich mit anderen, weniger reichen, abwechseln. Die Foren-Elite kann das wahrscheinlich bestaetigen.


    Eine "literarische" Geschichte ist wesentlich mehr Arbeit (zumindest fuer mich). Wenn ich eine Idee fuer eine simple erotische Story habe, schreibe ich natuerlich die!


    baer