Bevor ich meine konstruktiv gemeinte und hoffentlich auch so aufgefasste Kritik anbringe, erst mal noch ein dickes Lob: Dies ist eine der besten laufenden Geschichten hier auf der Seite, sowohl was Thema und Handlung, als auch was die Schreibkunst angeht.
Was mir aber auffällt ist einerseits der von Nico genannte Punkt: Deine Protagonistin schämt sich immer noch wir beim ersten Mal, und das obwohl eine Gewöhnung an die Nackheit ja zu den Zielen gehört. Du hast das zwar im letzten Paragraphen angesprochen, aber da häte ich mehr erwartet, und eher, als einen zentraleren Punkt der Handlung.
Das zweite ist die Reaktion des Umfeldes: Die Nebenpersonen reagieren zu einheitlich, und das strapaziert die Fähigkeit des Lesers, die Skepsis hintanzustellen. Man gewinnt fast den Eindruck, es bestünde eine weltweite, oder zumindest regionale, Verschwörung mit dem Ziel, die Situationen einseitiger Nacktheit möglichst zahlreich und möglichst ausnahmslos zu gestalten.
Das ist zwar wohl auch dadurch bedingt. daß eine solche "Verschwörung" tatsächlich besteht, nämlich zwischen Author und Leserschaft, aber in einer wirklich guten Geschichte muß die Motivation der Charaktere eben auch von "innen" gesehen stimmen.
So wäre es z.B. zu erwarten, daß die Protagonistin sich mal darüber wundert, daß alles so sehr nach Verschwörung "riecht". Oder sie spricht sich in einem ruhigen Moment mit den anderen über die ihrer Meinung nach unfaire Behandlung, das "Ausnutzen" und "Weitertratschen" ihres Versprechens aus. Sie muß sich ja mit ihrer Ansicht nicht durchsetzen.
Auch müßten diejenigen, die die Nacktheit nicht so toll finden, ja auch nicht passiv bleiben: Warum versucht die Mutter z.B. nicht, mäßigend einzugreifen? Vielleicht will ja die schadenfrohe Freundin die Situation ausnützen? Wir gesagt, sie müssen nicht erfolgreich sein, aber es wäre eine noch bessere Geschichte, wenn sie einige Versuche unternähmen. Vielleicht werden sie ja am Ende doch überzeugt, oder müssen einsehen, daß für ihre "Sabotage" ein wenig Nacktheit ein guter Reuebeweis ist...
Jetzt hab ich so viel geredet, da will ich das wesentliche noch mal zusammenfassen: Du könntest eine noch bessere Geschichte schreiben, wenn Du etwas mehr von her Beteiligten her denkts, und etwas weniger vom Wunsch des Autors nach einem bestimmten Plot.