Der Segeltörn

  • Meine Eltern und ich waren mal wieder mit dem Boot unterwegs, kreuzten vom Atlantik ins Mittelmeer, liefen all die schönen Orte an, die wir kannten oder neu kennenlernen wollten und ankerten in versteckten Buchten. Für mich war es geradezu paradiesisch, die Möglichkeit zu haben, tagelang ununterbrochen nackt zu sein und ich genoss diese Zeit in vollen Zügen. Jeden Morgen, gleich nach dem Aufstehen, stürzte ich mich kopfüber in die Wellen und schwamm an Land. Ich tollte im Wasser herum, tauchte und schwamm, ließ mich treiben, tauchte und schwamm erneut, bis ich mich dann völlig erschöpft von den Wellen ans Ufer spülen ließ. Dort lag ich dann schwer atmend im warmen Sand, spürte seine grobkörnige Textur mit meinem ganzen Körper, ließ mich vom Wind streicheln und von der Sonne trocknen, und fühlte mich ganz und gar eins mit den mich umgebenden Naturgewalten. Ich war einfach nur Atem und Körper und Sonne auf der Haut und blieb so lange liegen, bis es in mir ganz still geworden war. Dann war es Zeit für meinen Yoga Flow.


    Yoga begleitete mich schon seit meiner Kindheit und solange ich denken kann, hat bislang jeder Tag damit begonnen. Wie von selbst rekelte sich mein Körper aus der Bauchlage in die Kobra, dann weiter in den herabschauenden Hund, den Delfin, den Skorpion und von dort weiter ins Rad. Alles floss ganz leicht, beinahe schwerelos von einer Asana in die nächste. Ich spürte meine Muskeln, meine Gelenke, meinen ganzen Körper mit hoher Intensität und fühlte mich lebendig, geschmeidig und stark. Es war ein wunderbarer Einstieg in den Tag. In der Schlafstellung eines Yogi kam ich schließlich zur Ruhe und entspannte mich in diese doch immer wieder herausfordernde Haltung hinein, die auch einen gewissen erotischen Reiz hat, vor allem, wenn man sie, wie ich, nackt praktizierte. Wenn ich aufstand, klebte der Sand an mir wie eine kristalline Patina, doch es kam mir nie in den Sinn, ihn abzustreifen. Ich nahm ihn mit in den Tag, als Erinnerung an dieses morgendliche Gefühl der Verbundenheit mit allem, was um mich herum existierte.


    Als du in Südfrankreich mit unserem kleinen Beiboot an Bord kamst, planschte ich gerade nackt im Wasser. Ich hörte meinen Vater nach mir rufen und kletterte nichtsahnend die Leiter hinauf an Bord. Ich war ein wenig verwundert, dich dort vorzufinden, denn normalerweise waren diese Wochen auf dem Boot immer Familienzeit gewesen. Ich erfuhr, dass mein Vater dich eingeladen hatte, uns auf einem Teil dieser Reise zu begleiten und leider vergessen hatte, mir davon zu erzählen. Ich war es gewohnt, meinen Eltern zu vertrauen und stellte diese Entscheidung deshalb auch nicht in Frage. Ich stand also nackt vor dir, hieß dich willkommen, und war sofort fasziniert von deiner sehr entspannten, unaufgeregten Ausstrahlung, die von Lebenserfahrung und Gelassenheit zeugte. Doch es waren vor allem deine Augen, die mich regelrecht umhauten. Dein eisblauer Gletscherblick hatte etwas wölfisches, wildes, animalisches an sich, das mich sofort in seinen Bann zog. Es war ein Blick, der mir durch und durch ging, aber vor allem zwischen meinen Schenkeln dafür sorgte, dass sich dort vorsorglich schon einmal jene Körperflüssigkeit bildete, die bei einer bevorstehenden Penetration hilfreich ist.


    Du hast respektvoll und ernsthaft mit mir gesprochen und mit keinem einzigen Blick und keiner einzigen Geste erkennen lassen, dass du gerade mit einem splitterfasernackten jungen Mädchen redetest. Du schautest mir in die Augen und nicht auf die Brüste und ich fand das beinahe ein bisschen schade. Schließlich waren sie schon damals nicht wirklich bemerkenswert, kaum mehr als ein halbierter Pfirsich. Doch trotz aller freundlich gewahrten Distanz spürte ich augenblicklich das Raubtier in dir, das mich zu verschlingen drohte, doch es machte mir damit keine Angst. Im Gegenteil. Ich hatte in diesem Moment das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Ich wollte, dass du mich ansahst, wollte von dir begehrt werden, von dir und nur von dir auf jede nur erdenkliche Art und Weise genommen werde, ohne Rücksicht und ohne Kompromisse. Dein Blick hatte in mir die Erinnerung an meine nächtlichen Träume zum Leben erweckt und ließ meine Phantasie ganz neue Blüten schlagen.


    Wie die meisten Mädchen in meinem Alter träumte auch ich von Jungen, doch im Gegensatz zu meinen Altersgenossinnen waren meine Träume eher verstörend als romantisch. Ich sah mich oft nackt und gefesselt einer gesichtslosen Hore fremder Männer ausgeliefert, die sich auf jede nur vorstellbare Art und Weise an mir vergingen, mich auspeitschten und anderweitig quälten. Wenn ich dann morgens aufwachte, war ich hochgradig erregt und musste mir schnellstens Erleichterung verschaffen, wenn ich das Frühstück mit meinen Eltern halbwegs überstehen wollte. Die morgendliche Dusche bot hierfür meistens den idealen Rahmen, weil das Brausen des Wassers mein Stöhnen übertönte. Ich nahm dann genau die Bilder und Traumfetzen zur Hilfe an die ich mich noch erinnern konnte und schmückte sie mit Hilfe meiner Phantasie noch ein klein wenig aus. Im Laufe der Zeit wurde daraus eine Art Drehbuch, das im Wesentlichen immer gleich blieb und nur von aktuellen Traumsequenzen erweitert oder verändert wurde.


    Du warst der perfekte Protagonist für diesen Film, den ich nun schon so lange mit mir herum trug und denn ich bislang noch mit niemandem geteilt hatte. Er gehörte nur mir, war mein einsames und doch hoffnungsvolles Geheimnis. Du warst der erste Mensch, dem ich zutraute, mich und meine Träume zu verstehen, ja sich ihrer zu bemächtigen und an mir auszuleben. Dir in die Augen zu schauen brachte jedes Mal meine Säfte zum Fließen und meine Träume in der Nacht in ganz neue Dimensionen. Ich war auf dieser Reise im Grunde genommen dauerfeucht, weil ich mir einredete, dass du mich gezwungen hättest, immerzu nackt zu sein und dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis du noch ganz andere Dinge von mir verlangen würdest. Ich fühlte mich schon damals unendlich zu dir hingezogen. Du warst der schönste Mann, den ich jemals gesehen hatte, warst klug und freundlich, und du zeigtest keinerlei Symptome von Irritation, wenn ich wie auf unseren Reisen üblich, fast durchgehend nackt vor dir herum spazierte, obwohl du selbst eher selten, und wenn, dann immer mit Badehose, die Hüllen fallen ließest.


    Meistens saßest du in einem Liegestuhl an Deck, hattest einen Strohhut auf dem Kopf und eine Sonnenbrille auf der Nase, die deine Augen meinem Blick entzogen, doch ich stellte mir natürlich vor, dass sie jeden meiner Schritte beobachteten. Du trugst in solchen Momenten stets knielange Shorts aus naturbelassenem Leinen und ein schneeweißes, kurzärmliges Hemd aus dem gleichen Material. Ich fand das sehr elegant, eben der ultimative Chic eines Mannes von Welt. Meine Eltern passten sich deiner Anwesenheit an Bord an und blieben an Deck stets bekleidet, meine Mutter mit einem sehr konservativen Bikini, von dem ich gar nicht wusste, dass sie ihn hatte, und mein Vater mit einer Badehose, kombiniert mit einem leichten Hemd. Das fühlte sich seltsam an und ich fragte mich, was sie eigentlich geritten hatte, dich auf diese Reise mitzunehmen. Und obwohl mich niemand aufgefordert hatte, es ihnen gleichzutun, spürte ich in mir eine Art von Trotz, der mich anstachelte, die heilige Tradition des Nacktseins an Bord zu verteidigen. Ich war also auf dieser Reise zum ersten Mal die einzige Nackte an Bord. Und musste zugeben, dass mich diese Tatsache ziemlich erregte.


    Ich machte es mir zur Aufgabe, von dir eine andere Reaktion zu bekommen als deinen freundlichen Gleichmut, wollte dein Begehren entfachen, wollte von dir als Frau und nicht als Kind wahrgenommen werden. Ich versuchte, dich zu provozieren, indem in z. B. bei unserem nächsten Landgang scheinbar beiläufig vor deinen Augen ein leichtes Baumwolltuch um meinen nackten Körper wickelte und es im Nacken verknotete. Das hatte ich auch früher schon oft getan, aber nie so offensichtlich vor aller Augen an Deck. Doch es gelang mir nicht, dich damit aus der Ruhe zu bringen. Du schienst es, im Gegenteil, gar nicht wirklich zur Kenntnis zu nehmen, was mich ziemlich enttäuschte. Doch ich gab nicht auf und beobachtete dich nach wie vor sehr genau. Als wir von Bord gingen, hatte ich meine Schuhe noch nicht wieder angezogen und tapste barfuß über die Planken des Kais, an dessen Ende sich das Restaurant befand, in dem wir an diesem Abend essen wollten. Ich lief mit meiner Mutter vorneweg und du und mein Vater waren hinter uns.


    "Barfüßige Mädchen sind einfach bezaubernd."


    sagtest du in deinem gewohnt weltmännisch klingenden Tonfall und jagtest mir damit einen Schauer über den Rücken, weil mir gar nicht bewusst gewesen war, dass meine Barfüßigkeit solche Emotionen in dir auslösten könnten. Eigentlich hatte ich vorgehabt, meine Schuhe bei Betreten des Restaurants anzuziehen, doch nun ließ ich sie in der Tasche und erfreute dich weiterhin mit dem von dir ja so geschätzten Anblick meiner nackten Füße. Doch so sehr ich dich auch an diesem Abend weiterhin beobachtete, konnte ich keinerlei weiteren Hinweis auf einen wie auch immer gearteten Fetisch dieser Art feststellen. Ich konnte dich nicht ein einziges Mal dabei ertappen, dass du mir auf die Füße starrtest und doch hatte sich dieser Satz unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt. Von nun an verzichtete ich den ganzen Urlaub hindurch auf jegliches Schuhwerk, egal wo wir an Land gingen und was wir vorhatten.


    Am vorletzten Tag deiner Anwesenheit an Bord, als wir mal wieder in einer kleinen Bucht vor Anker lagen, setzten meine Eltern mit dem Beiboot an Land über, um in einem kleinen Dorf in der Nähe einzukaufen. Ich hatte es abgelehnt, sie zu begleiten, weil es mir die unschätzbare Gelegenheit bot, mit dir allein zu sein. Du saßest, so wie fast immer, vollständig bekleidet in deinem Liegestuhl und ich nutzte jede nur mögliche Ausrede, um nackt, wie ich war, vor dir herum zu spazieren. Du schautest dir mein Schaulaufen eine Weile schmunzelnd an. Dann gebotst du mir mit einer sehr energischen Geste deiner Hand Einhalt. Ich war wie elektrisiert und mein Herz raste förmlich vor Aufregung. Sollte es jetzt tatsächlich so weit sein?


    "Du bist schön, meine Kleine, wunderschön, und wie geschaffen dafür, nackt zu leben." sagtest du mit einem beinahe zärtlichen Lächeln. Mir wurde ganz warm ums Herz. Was für ein wunderschönes Kompliment. Und nackt leben? Ja klar. Immer. Aber das war halt nun mal nicht ganz so einfach. Doch du redetest schon weiter.


    "Ich habe dich gehört heute Nacht. Hattest du schöne Träume?"


    Ich spürte, wie sich eine heiße Röte auf meinem Gesicht breitmachte. Ich stand nackt vor dir und deine Frage machte mich nackter als nackt. Sie entblößte mich auch innerlich vor dir. Ich nahm all meinen Mut zusammen und schaffte mühsam ein Nicken.


    "Was genau?" kam prompt deine nächste Frage und trieb mich weiter in die Hilflosigkeit. Es war eines, eine Phantasie zu haben, die man selbst manchmal als verdorben oder vielleicht sogar krank empfindet. Und es ist etwas anderes, darüber zu reden. Ich kannte keinerlei Scham im Bezug auf meinen Körper, aber sehr wohl im Hinblick auf meine Gedanken. Ich sah, wie sich auf deinem Gesicht ein leises Lächeln breit machte.


    "Es ist wirklich süß, dass du dir so viel Mühe gibst, mir zu gefallen. Ich beobachte das schon eine ganze Weile und es schmeichelt natürlich meinem Ego, doch das, was ich von Frauen will, ist definitiv nichts für kleine Mädchen."


    Ich war wie vor den Kopf geschlagen, zum einen, weil es anscheinend so offensichtlich war, was ich für dich empfand, und zum andern, weil es nach deinen Worten so aussichtslos war. Du hattest mich ganz klar in meine, wie es schien, naturgegeben Grenzen verwiesen, und mir klar gemacht, dass du mich nicht als Frau, sondern als Kind sahst. Ich fühlte mich gedemütigt und nicht wirklich ernst genommen, und es machte mich ziemlich wütend, von dir so gesehen zu werden. Doch ich verkniff mir jeden Kommentar, drehte mich einfach um und sprang einfach über Bord ins Wasser. Die Abkühlung tat mir gut und ich planschte eine ganze Weile im Wasser herum, bis ich schließlich den Motor des Beibootes hörte und wieder an Deck kletterte. Du hattest dich inzwischen in die Kabine zurückgezogen und ich war froh darüber . Meine Mutter schaute mich nur einmal an und wusste sofort, was mit mir los ist, doch sie sagte nichts, zumindest nicht in diesem Moment. Sie wusste, dass es mir nur mir Mühe gelang, die Contenance zu wahren und wollte nichts tun, das vielleicht alle Dämme brechen lässt.


    Als du am nächsten Morgen von Bord gingst, war zwischen uns außer diesem einen Gespräch am vorletzten Tag kaum etwas Nennenswertes geschehen, doch in mir hatte sich alles verändert. Ich war bis über beide Ohren verliebt und hatte keine Ahnung, ob ich dich jemals wiedersehe.

  • 🤣🤣🤣

    Er ist ja nur streng mit den Worten und den Formulierungen. Da hat er immer noch ein "Aber". Es geht darum, ein Manuskript von, Stand heute, 312 Seiten an die Gegebenheiten hier und die Dynamik eines Forums anzupassen. 😉

    Das dauert halt manchmal.

    Aber es geht weiter.

    Danke nochmal an alle und


    Alles Liebe

    Nuée