"Lottas Geheimnis" von NicoS

  • Das Niveau ist aus seinem Winterschlaf erwacht :-)


    Seit langer (langer, langer... ) Zeit eine neue Geschichte. Die nicht nur das Thema der Seite auf den Punkt bringt, sondern neben der Erregung eine große Portion Nachdenken einbringt.


    Ich finde es schön, dass gezeigt wird, welche Konflikte Exibitionsmus im Partner auslöst. Ein Abgleich mit eigenen Werten, der Vergangenheit, dem Bedüfnis, den Partner für sich allein zu haben... darüber denkt die Hauptfigur nach, ohne, dass sie ständig geil ist. Der Mann scheint der Frau und ihren Gelüsten ein Stückchen ausgeliefert zu sein.


    Außerdem mag ich den Schreibstil - die Figur wirkt elegant, reflektierend und .. sicher.


    Schade finde ich, dass die Hauptfigur unsicher ist, die Meinung der Frau aber nie komplett ablehnt. DAs wirkt auf mich etwas "glattgeebügelt" Außerdem hätte ich gern etwas über seinen Hintergrund gelesen - für mich blieb die Figur, so schön sie als Erzähler klang, etwas blass.


    Den Einstieg mit dem Hotel empfand ich etwas holprig und nur als "Mittel zum Zweck", allerdings wäre es auch zu schnell gewesen, ohne Hotel einzusteigen....


    Insgesamt eine Geschichte, die bei mir ein beruhigendes Gefühl auslöst. Weil sie gut klingt und vor allem weil sie zeigt, dass man nicht immer ficken muss, wenn es um Sex geht (auch wenn es in dieser Geschichte Orgasmen gibt).

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Ja, er weiß seine Leser auf die Folter zu spannen, unser Meister Nico. Und dann, wie der Blitz aus heiterem Himmel plötzlich diese wunderbare Geschichte! Das Beste daran ist, daß es im Titel heißt : "Lottas Geheimnis (1)", was mich auf weitere Folgen hoffen läßt.


    In seinem ruhigen, genauen Erzählstil nimmt uns Nico mit in die Welt der einseitigen weiblichen Nacktheit. Er kommt ohne Pornographie aus, geizt jedoch nicht mit erotischen Details. Der Spannungsbogen der Handlung verbindet sich harmonisch mit der Gefühlswelt der Protagonistin. Auch die Länge ist ganz nach meinem Geschmack.
    Bitte erzähl uns bald mehr von Lotta, lieber Nico!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Ein Mann - ein Wort - Teil 2 ist on :-)


    Es gibt in dieser Geschichte viele kleine Teile, über die man reden kann.


    Grundsätzlich finde ich es schwierig, zwei kraftvolle Szenen in einen Teil zu packen...


    Besonders in der Parkszene wird deutlich, wie gut die Figurenkonstellation funktioniert - während man die dominante Lotto sieht, betrachtet man das Geschehen auch aus seiner Perspektive. Ich konnte beides gut nachfühlen.


    Obwohl man natürlich merkt, dass die Geschichte Kunst ist - eine künstliche Umgebung. Deswegen wirken auch die Dialoge manchmal künstlich, wie im Theater. Und obwohl ich die Argumentation, die Gefühle der Figuren, gut verstehen kann, spüre ich eine Distanz zu ihnen.


    Lotta möchte ich manchmal anschreien, weil ich sie so egoistisch finde. Ich denke, sie macht sich etwas vor. Sie hätte gern einen Partner, der ihre Neigung akzeptiert und freut sich wie ein kleines Kind über jede Zustimmung Andres. Ich habe das Gefühl, sie nimmt seine Zweifel nicht ernst.


    An der Parkszene fand ich toll, dass es nicht nur um Exibitionismus ging, sondern vordergründig um Nacktheit und ihre Wahrnehmung. Es ist interessant, aber es muss für die anderen nicht erregend sein. Es kann ihnen auch einfach egal sein. (Obwohl ich das Treiben in der Schwulen-Ecke gerne... beobachtet hätte :P )


    Warum man Menschen mit Alkohol überreden muss, etwas zu tun... ich mag sowas nicht. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, über Alltägliches zu reden, während mir gegenüber gefummelt wird. Ich wäre zu gebannt und ich würde es genießen :-) Sehr interessant und witzig fand ich die Szene in der Küche, in der Andre plötzlich Sarahs Brust in der Hand hat, obwohl er das nicht wollte.


    Andererseits bewundere ich Lotta dafür, dass sie so klar ihre Wünsche äußert.


    Mich hat die Geschichte übrigens nicht erregt. Fummelnde Menschen gefallen mir, aber ich finde die Gedankengänge Andres interessanter und ich denke, dass die Geschichte eher zum Nachdenken ist. Auch wenn der Autor schöne Bilder zeichnet. Aber für Dirty Talk würde ich sie nicht einsetzen :-)

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

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  • Die Erzählkunst, äußere Form und Qualität bei Nico haben Berufenere bereits in höchsten Tönen gelobt. Dem möchte ich mich gerne anschließen!


    Nur für eines suche ich nach einer Erklärung: Ich mag Gruppensex, nackte, geile Frauen, Dirty Talk, ... All das kommt in der Geschichte vor und nicht zu knapp. Was fehlt mir dann?
    Ist es die dominante Protagonistin, die mich irritiert? Das Setting im Park? (FKK ist nicht so meins!) Vielleicht fehlt mir der äußere Grund, warum sich die vier jetzt so plötzlich sexuell gehen lassen?


    Jammern auf sehr hohem Niveau, ich weiß!


    Bin gespannt auf den nächsten Teil am (Kar)Freitag!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Vielen Dank abermals für eure Kommentare! Ich werde darauf eingehen, wenn Teil 3 erschienen ist.

    Vielleicht fehlt mir der äußere Grund, warum sich die vier jetzt so plötzlich sexuell gehen lassen?

    Hier nur so viel: Diese Frage sollte, wenn es sich nicht aus den bisherigen Andeutungen erschließt, in Teil 3 dann im Text beantwortet werden.


    Nico S.

  • Lieber Nico,
    ich mochte deine Geschichte, hab sie gerne gelesen.
    Frage mich aber, woher der Optimismus bei Lotta und Andre kommt?
    Dass diese Beziehung in einer Trennung enden wird, erscheint mir unumgänglich.
    Könnte dies zwar in einem endlosen Pamphlet begründen, glaube aber das interessiert niemanden.
    Deshalb warte ich nur gespannt auf die Fortsetzung(en) und ob ich richtig liege.
    Unabhängig davon fragte ich mich, warum macht der Autor es sich so schwer?
    Stichwort, welkes Fleisch.
    Hätte er nicht das Alter der Protagonisten um zwanzig Jahre herabsetzen können?
    Wäre dann nicht alles viel lieblicher, viel gefälliger? Warum versuchen, mit dem (nicht) vorhandene Charme des Alters zu punkten?
    Vielleicht ist der Hintergrund aber auch (teilweise) biographisch, was für mich eine plausible Erklärung wäre.
    Oder es ist tatsächlich nur eine, mit leichter Hand aufgeschriebene Geschichte, die ziemlich gut unterhält.
    Rebecca

  • Nun ist der 3. Teil on und, wie versprochen, will ich jetzt auch auf eure Anmerkungen eingehen. Zuerst vielen Dank für die Kommentare! Als Autor bin ich oft erstaunt, was Leser/innen in meinen Geschichten entdecken - ohne dass ich es da absichtlich hineingepackt hätte - oder was umgekehrt als fehlend empfunden wird. Zu euren Punkten:


    Der "holprige" Einstieg
    Ich gebe zu, dass das "Vorspiel im Hotel" überdimensioniert wirken kann, wenn man es nur im Rahmen des 1. Teils sieht. Doch da liegt der Hund bei allen Mehrteiler-Storys begraben: Der 1. Teil wird meistens von einleitenden Elementen dominiert, die auf die Gesamtseitenzahl gesehen (22 Seiten im Manuskript) jedoch kaum ins Gewicht fallen. Dramaturgisch hat die Windberg-Episode für mich aber auch eine wichtige Funktion. Lotta hatte ja offenbar jahrelang ihre Neigungen völlig unterdrückt, André keine Ahnung von ihren wie seinen eigenen. Hier ging es mir darum, eine halbwegs brauchbare Szenerie zu schaffen, in der beide quasi unwillentlich auf die Fährte gebracht werden. Das hätte auch ein zufälliger Besuch an einem FKK-Strand sein können. Eine solche Übergangssequenz ganz wegzulassen, wäre mir dann aber doch ein zu abrupter Einstieg gewesen.


    Das Verhältnis der Hauptfiguren, die dominante Lotta
    Ich finde es interessant, dass das so rüberkommt. Für mich schien beim Schreiben klar: André liebt Lotta und sieht in ihr natürlich auch den Wert der "2. Chance" in doppelter Hinsicht. Sie ist die Partnerin, die er sich gewünscht hat, und er kann nach seinem Vorgänger Matthias eine gute Figur machen. Daher ist es für mich weniger Lotta, die bewusst dominant ist, als André, der ihr eben ziemlich viel durchgehen lässt. Dazu kommt noch, dass er von Anfang an auch neugierig ist und im Verlauf der Story seine eigenen Bedürfnisse entdeckt. Indem er Lotta die Führung lässt, kann er quasi in ihrem Windschatten seine eigene Neigung erforschen - die er ja anfänglich noch nicht so recht versteht.


    Die Party mit Sarah und Vladim
    Zunächst ist zu beachten, dass Lotta in dieser Phase nach Möglichkeiten sucht, ihre Neigungen noch expliziter auszuleben als in der Sauna. Damit kommt sie auf ihre Freundin Sarah, mit der sie früher bereits auch unmittelbar sexuell aktiv war. Das Setting ist also vorher verabredet: Sarah "unterstützt" Lotta, indem sie sich auch nackig macht. Damit fungiert der Alkohol zwar immer noch als Lockermacher, doch er ist nicht der Auslöser der Situation: Ausziehen soll und will Sarah sich ja sofort nach ihrem Eintreffen. Die ursprüngliche Verabredung (Frauen sind nackt, Männer bleiben angezogen und dürfen nur gucken) ist auch die Ursache dafür, dass die Männer sich teilweise sogar durch Smalltalk abzulenken versuchen, da sie ja nicht handgreiflich werden dürfen.
    Gleichzeitig entwickelt sich auf der Party noch etwas anderes, was dann zu Anfang des 3. Teils mit dem nackten Gang durch den Park weiter kontrastiert wird: Lottas eigentliche Neigung ist nicht, sich einfach nur nackt zu zeigen. Sie will sich nackt und erregt zeigen, und sie will um sich herum Erregung auslösen und genießen. Ich rücke sie damit viel stärker in dieselbe Position wie der berühmte Mann im Mantel: Hier liest man immer wieder, dass nicht die reine Nacktheit der Affront ist, sondern die Tatsache, dass männliche Exhibitionisten typischerweise an ihrer Erektion wichsend aus den Büschen springen.


    Das Alter der Figuren
    Zunächst ist es meine Beobachtung an diversen FKK-Stränden, dass das Durchschnittsalter dort eher höher ist. Es gehört einfach Selbstsicherheit dazu, sich völlig nackt im öffentlichen Raum zu zeigen, und viele Menschen erwerben diese Selbstsicherheit erst mit einem gewissen Alter. Ferner habe ich es immer wieder erlebt, dass gerade die Altersgruppe Anfang bis Mitte vierzig ein sexuelles "Wiedererwachen" erlebt und dann auch oft sehr mutig und experimentierfreudig zu Werke geht. Insgesamt ist für mich das Alter von Lotta und André also eine realistisch begründbare Annahme, und ich sehe darin auch nicht zwangsläufig ein ästhetisches Hindernis.


    Nico S.

    Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern. 
    Heinrich Heine


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  • Lieber Nico,


    Zitat:
    „...viele Menschen erwerben diese Selbstsicherheit erst mit einem gewissen Alter.“


    Weibliche Wesen haben ihr Leben lang, spätestens aber mit Einsetzen der Pubertät, Probleme mit ihrem Körper. Der Busen ist zu klein oder zu groß, die Nase zu lange oder zu stupsig, der Mund zu groß oder zu klein, die Schenkel zu dick, oder die Beine zu kurz, sie sehen sich häufig insgesamt als unmäßig, im Alter kommen Zellulitis und Krähenfüße dazu. Sie schauen Germanys next Topmodel, sehen perfekte Körper und sind ohne Hoffnung. Ich las unlängst in einer Frauenzeitschrift, 90% der Frauen über dreißig sind mit ihrem Körper unzufrieden.
    Glaub ich und deckt sich mit meinen eigenen und durch Gespräche gewonnenen Erfahrungen.
    Trotzdem gilt natürlich, die Ausnahme bestätigt die Regel!


    Das mit dem sexuellen Wiedererwachen kann ich bestätigen, allerdings würde ich,
    Zitat:
    „... dann auch oft sehr mutig und experimentierfreudig zu Werke geht...“,


    ändern wollen in:
    ... dann auch oft sehr verzweifelt und experimentierfreudig zu Werke geht...


    Und obwohl Du sicherlich ein excellenter Konfliktbeschreiber wärst, verzichtest Du auf diesen Spannungsbogen und ließest mich, mit meiner Trennungsvermutung noch älter aussehen, als ich ohnehin schon bin.
    Aber hattest damit natürlich recht, was soll sowas im SB. Hier geht es um gefällige erotische Geschichten und das ist die „Lotta“ ganz bestimmt.
    Rebecca


    P.S.
    Animiert durch die „reife Lotta“ habe ich ein krasses Gegenstück eingestellt, Jugend pur und jede Menge Konflikte.
    Ich hatte eigentlich nicht vor, etwas aus dieser Tagebuch ähnlichen Reihe bei SB zu veröffentlichen, da ich denke die Leserschaft wird es, wegen zu geringem Erotikanteil, nicht sehr positiv aufnehmen, aber konnte dann doch nicht widerstehen,

  • Ich habe den dritten TEil noch nicht gelesen, finde aber die Gedanken zu spannend, um zu schweigen :-)


    Lotta ist nicht dominant, sondern Andre? - Kann ich noch nicht ganz nachvollziehen, ich kann aber deine Gedanken nachverfolgen. Ich glaube, es fällt mir schwer, mich in Andre hineinzuversetzen, weil er öfter überr Lotta nachdenkt, als über sich. Aber vlt. erhellt der dritte Teil etwas.


    Ähnlich wie das Thema "sich erregt nackt zeigen" - ich kann mir sowas nicht vorstellen, hinterfrage das aber gern.


    Seit der Pubertät haben Frauen Komplexe? - Abgesehen davon, dass ich - sry - viele Männer kenne, die trotz hübschem Aussehen Komplexe wg. ihres Körpers habe, möchte ich dem widersprechen. Nein, es gibt Frauen, denen ihr Körper nicht so wichtig ist bzw. denen andere Dinge wichtiger sind. Ich bin glücklich mit meinem Körper und auch wenn ich meine Klassenkameraden beneidete, geschah das nicht wegen ihren Brüsten, sondern wg. dem Selbstbewusstsein, das sie damals hatten. Muss ich mich heutzutage schämen, weil ich beim Thema "Diät" und "Schönheits-OP" nicht mitreden kann?

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

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  • Muss denn immer einer "dominant" sein? Für mich sind Lotta und André zwei an sich gleich starke Persönlichkeiten, in denen die Rolle des Vorangehens von dem übernommen wird, für den es gerade passt.


    Exhibitionismus ist per definitionem schon mehr, als sich nur einfach ohne Kleidung zu zeigen (auch wenn dies landläufig oder am Stammtisch oft durcheinander gebracht wird). Den Fall, dass eine Frau das explizit mit Erregtsein und Erregung verbindet, habe ich in glaubwürdigen Quellen auch noch nicht gefunden, aber dafür ist es ja eine erfundene Geschichte.

  • Also jetzt zu viert. Gute Steigerung!
    Sprachlich brilliant, teiweise für die Verhältnisse des Autors sehr direkt, aber immer ziemlich erotisch!
    Chapeau!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
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  • Vielen Dank für das Veröffentlichen dieser wunderschönen Geschichte. Das Thema ist so gelungen aufbereitet, die Erlebnisse so anschaulich geschildert, wir dürfen in die Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen, aber ohne dass auf explizite Darstellungen sexueller Handlungen verzichet wird. Und dazu kommt noch die hervorragende sprachliche Qualität. Eine runde Sache!

  • Wo fange ich nur an? Meine Lieblingssätze sind der über die Nacktheit (die man nicht so stark wahrnimmt, wenn man es gemeinsam tut) und dass Andre von Lottas Gedanken überfordert ist, weil sie das druchdacht hat und er noch keine Zeit hatte - das passt einfach sehr, sehr gut!


    Grundsätzlich fältl es mir immer noch schwer, in Andre jemanden zu sehen, der den Wünschen seiner Frau entgegen kommt. Aber die Idee, dass man seine Frau, wie in einem Porno, im Mittelpunkt sieht und die Schwänze der anderen als seine eigenen ansieht, das kann ich verstehen.


    Auf mich wirkt die Geschichte, als stelle sich nicht nur zwei Ansichten, sondern zwei WElten gegenüber. Einerseits Andres Vorstellung, seine (reale) Angst, dass Lottas Nacktbilder im Internet landen. Andererseits die (geschönte) Welt der Erzählung, in der Menschen nicht komisch gucken. In der sich Kollegen zum Mitspielen, wenngleich passiv, bereiterklären. Es gehört zu .... deinem Schreiben dazu, dass deine Geschichte immer in Welten spielen, in denen Nacktheit unvermutet akzeptiert wird. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass Andre vieles real sieht.


    Die Geschichte schwierig macht für mich die Perspektive. Andre ist vor allem Beobachter. Obwohl selbst involviert, beschreibt er sehr genau, was mit Lotto und den Männern und ihm passiert. Durch diesen ständigen Wechsel des Blickes konnte ich mich schwer auf einzelne Figuren einlassen. Und richtig "smooth" waren die Sexszenen für mich nicht - es passierte zuviel. Ich hätte gern gesehen, wie die Männer... tun, was sie tun dürfen :-)


    Schön fand ich Lottas Einwand, dass es langweilig ist, wenn keiner im Park reagiert - das war sehr taff! Und die Alltagssprache passte - sie lockerte auf. Und der Mann, der drei Jahre keinen Sex hatte, tat mir leid xD


    Ingesamt: Interessante Idee, tolle Gedanken, tolle Argumentationen, viel Ruhe, nette Sexszenen. Aber manchmal etwas arg konstruiert. Besonders, weil die Geschichte zu durchdachte ist, um zu vereinfachen.

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

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  • Danke erst mal für die ausführliche Kommentierung!


    Konstruiert sind meine Geschichten, das gebe ich zu - alle. Und ich finde es eigenartig, dass - übergreifend über Texte aller Genres und Qualitätsstufen - für Prosatexte genau das Gegenteil gilt wie sonst in der Kunst: Von bildendend Künstlern oder der dramatischen Darstellung auf Bühnen erwartet schon längst niemand mehr, dass sie "realistisch" sind. In der Musik scheint ohnehin jedes Experiment erlaubt, ebenso in der modernen Lyrik. Nur wer Prosatexte schreibt, steht automatisch und summarisch unter der drückenden Erwartung, dass sich doch alles immer schön realistisch abspiele - am besten mit einem gehörigen, sozialen oder persönlichen Problem belastet, damit nur ja viel dämpfende Ernsthaftigkeit in den Genuss einfließe.


    Gewiss, ich versuche beim Drumherum meistens eine vorstellbare Realitätsnähe. Also ist der Nudistentreff irgendwo im Stadtpark und nicht etwa in der Fußgängerzone. Und André muss sich erst langsam an seine Bedürfnisse herantasten - anders als in einem "gewöhnlichen" Porno, in dem alle einfach sofort loslegen und es keine Unsicherheiten gibt.


    Aber ich möchte immer etwas von der Freude am Körperlichen - ob in einfacher Nacktheit oder direktem Sex - rüberbringen, und die ist an sich zwar vorstellbar, aber nicht realitätsnah. Wir leben zwar in einer mit Körper- und Sexsignalen extrem aufgeladenen Welt, jedenfalls im sogenannten Westen, doch wirklich körperbewusst und -freundlich ist unsere Zeit und Gesellschaft noch lange nicht. Das hat tausend Gründe, manche davon längst überholt, manche schwer von der Hand zu weisen - ich will das nicht alles aufzählen. Meine Texte - dieser hier wie die Mehrzahl meiner Bücher - beschreiben jedenfalls eine andere, alternative, ja, künstliche Welt, in der man freier und glücklicher leben kann (was auch da nicht immer gelingt).


    Nico S.

  • DAnke für die Gedanken :-) Das zeichnet deine Texte aus - dass sie Freude vermitteln... und vielleicht auch zeigen, dass es in Ordnung ist zu genießen. Das Vertrauen deiner Leser gewinnst du damit, dass du Verständnis für die reale Welt des Lesers hast und ihn in deine "Fantasie-Welt" leitest. DAs tust du :-)


    Warum in der Prosa keine Experimente etc. möglich sind, weiß ich nicht. DAs ist eine interessante Frage! Aber es gibt sie schon - nur sind sie oft (intelektuell) so überhöht, dass der "normale" Leser schwer Zugang findet. Bei Humor funktioniert das ganz gut.


    Ich bin, das ist meine Präferenz, ein Mensch, der gern Reales liest. Weil wir unsere Welt erleben, aber weniger darüber reden. Für mich ist LIteratur eine Aufarbeitung von Gedanken und Gefühlen, die im Alltag untergehen. Vielleicht trifft das auch auf die Leser in SB zu, die sich mit ihrer sexuellen Seite auseinander setzen :-)

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

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  • Naja, das ist schon so, dass man sich irgendwie identifizieren will und dergleichen auch selbst erleben möchte.
    Insofern ist der Abstand zwischen dem Inhalt der Geschichte und dem, was wirklich möglich ist, wichtig. Für mich.
    Geschichten, die irgendwie absurd erscheinen, regen nicht an, sondern regen ab.


    Was mir an der Geschichte besonders gefällt, ist die Aussage: "Das mache ich jetzt", obwohl "es" gesellschaftlichen Konventionen widerspricht.
    Denn, auch wenn wir eigentlich in einer freien Gesellschaft leben, ist der kategorische Imperativ immer noch mehr eine Idee, als Praxis.


    Ich träume davon, dass solche Geschichten die Gesellschaft offener werden lässt.
    Allerdings raunt mir mein Unterbewusstsein zu: Träum weiter!