Tagebuch einer Exhibitionistin von Derpoet

  • Die Frau lebt in einer glücklichen Beziehung, verabschiedet ihren Mann auf Dienstreise. Und weil sie kurz vorher Sex hatten, ist sie dabei nackt. Sie wird vom Postboten gesehen und das macht sie so richtig an, dass er sie nackt sieht. Das will sie ab jetzt täglich. Warum?
    Dieses Warum hätte m.E. besser herausgearbeitet werden können.
    Und wenn sie den Postboten verschläft tut es auch ein Pizzabote.
    Die Neigung der Frau in allen Ehren, aber wenn ich das gedanklich nachvollziehen will, fehlt mir dann doch noch etwas. Das Skelett ist da, allein am Fleisch mangelt es noch etwas.

  • Mir ist die Geschichte zu banal. An einigen Stellen ist sie ganz witzig, aber zu konstruiert.

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Thomas' Frau steht unter der heißen Dusche, um ihren von der kühlen Morgenluft erschauderten Körper aufzuwärmen und die Spuren des vorläufig letzten ausgiebigen Liebesakts - er ist schließlich die nächsten vier Wochen nur am Wochenende zu Hause - sinnlich abzuduschen, als sie plötzlich seinen Wagen vorfahren hört. Natürlich denkt sie, ihr Mann hat etwas vergessen, einen Schlüssel besitzt er ja nicht oder vergaß ihn gar (weiß man's?), läuft also immer noch sinnestrunken splitterfasernackt schnell zur Tür und öffnet.


    Oder duschte sie vielleicht noch gar nicht? "Die kühle Morgenluft ließ mich erschaudern, und ich beschloss erst einmal eine heiße Dusche zu nehmen, als ich sein Auto wieder zurück in den Hof fahren hörte. Sicherlich hatte er irgendetwas vergessen, wie es meistens der Fall war, und als ich ihn aus dem Wagen steigen hörte, öffnete ich nochmal die Haustüre und trat freudig hinaus." Es bleibt im Verborgenen.


    Oh Gott, es ist der Postbote und wow, gleich, wenn er weg ist, der Postbote, wird es ihr die letzten Reste des vorangegangenen Liebesaktes die Schenkel hinab laufen, sollte sie es nicht schnell mit der Hand verreiben. Der Boden, die Eingangsfliesen werden es ihr danken! Hatte sie kein Tempo, kein Zewa? Wie langsam laufen die Spuren eines Liebesaktes eigentlich heraus?


    Sie stand also vielleicht doch nicht unter der Dusche, musste sich infolgedessen also auch nicht abtrocknen? Möglicherweise meinte der Autor aber die sich gerade neu entwickelte Feuchte in ihrem Schritt? Nein, sie wollte nur duschen! ;)


    Zuvor jedoch möchte sie erstmal im Erdboden versinken, bedeckt sich dennoch keineswegs mit den Händen (warum auch, es ist ihr ja nur peinlich?), erwacht aber gerade eben noch rechtzeitig aus der Schockstarre, erfährt über diese peinliche Situation, über diese Kombination aus Scham und gleichzeitiger Erregung heraus ihre exhibitionistische Ader. Ach nein, schon oft hoffte sie ja, von einem Fremden nackt beobachtet zu werden und brachte sich - in diese Gedanken vertieft - zum einen oder anderen Höhepunkt.


    Was denn nun, Herr Autor, entdeckt sie gerade ihren Exhibitionismus, oder weiß sie schon lange davon? Und was ist mit der Dusche?


    Nicht sonderlich verwunderlich ist, dass, da sie den Postboten am nächsten Tag verpasst, sie sich Ersatz suchen, eine Pizza bestellen muss, sich für diesen Pizzaboy also stylt, schminkt, sich mit Bodylotion eincremt ("kremte mich mit Bodylotion ein"), schön und besonders erotisch sein und sich nackt zeigen will. Ihr ist natürlich unklar, ob die Pizza von einem Mann gebracht werden wird oder eventuell "nur" ein(e) Nachbar(in) klingelt. Die Tür besitzt logischerweise keinen Spion, keine Chance, es zuvor herauszufinden!


    "Keine Zeit um nachzudenken. Ich riss die Türe auf und stand splitterfasernackt vor einem jungen Mann. Vielleicht ein Student, der sich ein Zubrot verdiente. Klein, schlank, ein paar Pickel im Gesicht, vielleicht 20 Jahre alt. Blonde Locken, blaue Augen, eigentlich ganz hübsch – ich war erleichtert!"


    Warum "reißt" er seine blauen Augen nicht z. B. entgeistert auf beim Anblick der Frau im Evakostüm, schaut herunter auf ihren zarten Flaum am Venushügel, so dass sich eine blonde Locke lösen und seinen gerade eben noch sichtbaren Pickel bedecken kann? Und die Frau, sie ist nur erleichtert? Sollte sie nicht eher angenehm überrascht sein? Sie will sich doch nackt präsentieren! Und da steht er nun! Er ist hübsch! Er gefällt ihr! Keine Frau, ein Mann! Es kribbelt nun sicher zusätzlich in ihr! Vielleicht meldet sich gerade ihre Klitoris und ihre Brustwarzen richten sich seinem verdutzten Blick entgegen. Der Leser will die beiden jetzt fühlen, die hübsche Frau und ihren Körper, ihre Mimik betrachten können, den Mann schwanken sehen zwischen Verlegenheit und Gier und sie zwischen Scham und Erregung . . . ! Nicht lapidar die Personen beschreiben, aus den einzelnen Situationen heraus kann dies handlungs- und stimmungsbeschreibend/-ergreifend und erotisierend geschehen.


    Die Story liest sich trotz mitunter abenteuerlicher Interpunktion flüssig, die Gedanken der Protagonistin werden im Laufe nachempfindbar und schlüssig vermittelt. Aber sie ist mit schneller Hand und auf das "Wesentliche" konzentriert geschrieben. Es mangelt an emotionaler Tiefe und damit an Erotik, verwehrt dem Leser so jedwede Möglichkeit des Eintauchens und Mitfühlens. Sowohl die Exhibitionistin als auch der Postbote und nicht zuletzt der Pizzamann bleiben (mir) bis zum Schluss fremd - allein des Lesers Fantasie lässt die Story leben! "Das Skelett ist da, allein am Fleisch mangelt es noch"!


    Trotz aller Kritik lesenswert, mehr aber auch leider nicht.



    PS: Männer sind für eine Exhibitionistin beliebig austauschbar. Wenn der Postbote verpasst wird, ist eben der Nachbar oder der Pizzamann "dran" - eine vermeintlich glückliche Beziehung ändert daran rein gar nichts. Aber ganz genau, WARUM ist das so?!

    Die begehrenswerteste aller Frauen ist die, mit der ich weinen kann.



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  • Die Kritiken dieser Geschichte gehen weit auseinander.
    Da möchte ich auch noch meine Einschätzung geben:
    Ich hatte Mühe mit der Geschichte!


    Zunächst fand ich Titel und Gliederung in 3 Tage einmal eine gute Idee.
    Sprachlich ordentlich gemacht, ein wenig zu viele Hilfszeitwörter, die Zeitenfolge etwas eigenartig, mangelhafte Interpunktion.


    Sex und CMNF bis zum Abwinken, aber sonst?
    Wow! War das geil! Ich war immer noch erregt, die Pizza musste jetzt erst einmal warten.
    (Das hat das Zeug zum Klassiker des SB! ;) )
    Vielleicht braucht's sonst auch gar nichts mehr (als eine Pizza "mit alles")?


    Der Poet trifft, wie es scheint, den Geschmack des Publikums hier genau und erhält daher stets eine sehr gute Wertung bei vielen Stimmen!
    Also hat er wohl vieles, wenn nicht alles, richtig gemacht!
    Das möchte ich einmal neidlos anerkennen! Bravo!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Aber Sex? :S

    Du hast schon recht, mausbacher!


    Es ist nur von sexueller Erregung die Rede, von Selbstbefriedigung oder vom Sex, der vorher war, etc. und nicht vom (Live-)Vollzug des Geschlechtsakts:


    Zum Abschied haben wir uns ein letztes Mal ausgiebig geliebt...
    Ich fühlte die Wärme zwischen meinen Beinen wieder aufflammen und
    massierte die heiße Stelle, bis ich ein weiteres Mal zum Höhepunkt gelangte.

    Schon der Erinnerung daran ließ mich vor Erregung erbeben, in einer Art und Weise, die ich bisher nicht kannte.
    Ähnlich wie gestern, versetzte mich dieser Moment in eine sexuelle Ekstase...
    Meine Finger halfen mir dabei, das erlebte noch ein wenig auszumalen.


    Wow! War das geil! Ich war immer noch erregt, die Pizza musste jetzt erst einmal warten.
    Ist doch geil, oder? Was kann man von einem Tagebuch noch mehr erwarten? ;)


    baer

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    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Ach, ich hab einfach eine friedliche Zeit. Ganz ohne besondere Absichten. :rolleyes:


    Das Thema ist natürlich nicht uninteressant: Was ist Sex?
    Ob Sex wirklich nur aus GV besteht?
    Die Beispiele aus der Geschichte beschreiben mannigfaltige sexuelle Tätigkeiten und Gefühle ... :P


    Wiki weiß es genau:
    Unter Sex versteht man die praktische Ausübung von Sexualität. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Sex sexuelle Handlungen zwischen zwei oder mehreren Sexualpartnern, insbesondere den Geschlechtsverkehr und vergleichbare Sexualpraktiken, in seltenen Fällen die Masturbation.


    baer :D

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • "Unter Sex versteht man die praktische Ausübung..."


    Die Praxis in der Story beläuft sich auf 3 Sätze, meist sogar nur ein Hinweis auf den Vollzug.
    Respekt für den Autor, wenn daraus ein solches Kopfkino entstehen kann, dass von "Sex bis zum Abwinken" die Rede ist. ;)


    Ich finde die Story imponiert viel eher mit heimlichen Sehnsüchten, als durch tatsächlichen Sex.

  • Viele Kritkpunkte sind nüchtern gesehen bzw. gelesen richtig und man kann diese Geschichte, wenn man nur sie für sich nimmt, vielleicht sogar noch schlechter reden, als z.T. oben schon geschehen.
    Vergleicht man jedoch diese Geschichte mit den meisten anderen, die in den letzten Wochen veröffentlicht wurden, so rechtfertigt sich eine Wertung deutlich über dem Duchschnitt.
    Ich fand sie lesenwert und anregend.
    Eine wirklich herausstechende Geschichte gibt es halt nur alle paar Monate oder gar Jahre, und das ist auch gut so, denn irgendwie müssen sicih die wahren Meister doch abheben.