Honolulu von Monco

  • Ein neuer Mann, eine neue Story - hier ist sie:


    Honolulu


    Ich gebe zu, ich bin subjektiv, wenn ich sage: Ich bin enttäuscht. Der philosophische Germanist präsentiert uns eine Geschichte, die Bedeutungsschwere vortäuscht, aber im Strudel des Wollens versinkt - und germanistisch korrekt ist sie auch nicht.


    Das Thema ist bekannt: Eine Frau gerät in einen Swingerclub und betrachtet das ganze weniger geil als interssiert. Und hier ist das Problem: Es fehlen Gefühl und Leidenschaft, Länge und Tiefe. Während die nicht-sexuelle Einleitung fast 1/3 einnimmt und mit schlecht ausgeführten Stilmitteln aufwartet, wirken die sexuellen Teile bewusst - bewusst sprachlich gestaltet, ohne Lockerheit.


    Der Ausdruck ist nicht dilettantisch - sondern unsicher. Zwei Beispiele, die mir Probleme bereitet habe:


    'Könnte ich bewegen, würde ich wenigstens meine Schenkel schließen, so dass nicht jeder hier sehen kann, das Blut in der Vulva pocht.' - mich bewegen, dass Blut pocht...


    'Bis auf diesen einen Mann. Mit den tiefliegenden Augen, die ab und an im Schein der UBahn-Scheinwerfer aufblitzen. In seinen Fäustlingen' - der Autor schwankt vom Mann zu den Augen zum Mann zurück - das irritiert.


    Fazit: Aller Anfang ist schwer - mehr Loslassen, Treibenlassen, weniger denken :-)

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Die Idee zu der Geschichte ist nicht schlecht.
    Handwerklich fehlt es!
    Manche Stimmungsbilder wirken, viele Passagen sind jedoch nichtssagend.


    Ob Monco Germanist und Philosoph ist, bewegt mich weniger als ob ich ihm die Studentin abnehme, die ihren Körper verkauft.


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Kurz und knapp: gefällt mir!


    Stilistisch, orthografisch noch ausbaufähig, aber die Richtung stimmt, der Leser fühlt sich angesprochen. Auch die Gefühlswelt der Studentin, ihresgleichen (Swinger-) Hure per Vertrag, kommt ganz gut rüber.


    Vielleicht nimmt sich Monco bei der nächsten Story ja etwas mehr Zeit . . . ?

  • Mir gefällt die Szene.
    Sie ist verständlich geschrieben, interessante Sichtweise, kein 08/15.
    Solides Gerüst, konsequent bis zum Ende. Keine Wendung in geile "Abspritzfantasien". Erfrischend.


    Ich mag ja Details. Das ist hier gut angerissen, könnte aber noch mehr in die Tiefe gehen, jedenfalls für meinen Geschmack.


    Die Füllwörter sind teilweise nervig, unpassend. Da kann man dran arbeiten.
    Etwas mehr Sorgfalt wäre auch gut.


    Ansonsten ne gute Sache für einen Einstand. Ausbaufähig.
    Das wird besser, bin ich sicher. ;)

  • Ich bin auch subjektiv, habe aber nicht so viel Ahnung wie so manch einer hier. Dafür aber ein Feeling und das sagt mir, die Story hat mich angesprochen. Sollte Monco wirklich ein Mann sein, so hat er sich genauso gut in die weibliche Rolle hineinversetzen können, wie es mir gelang, mich mit der Frau zu identifizieren. Natürlich sind da einige Ungereimtheiten. Mir aber trotzdem 7 Punkte wert. Und weil Monco neu ist, lege ich noch 2 Punkte drauf und einen noch, weil die Geschichte unterbewertet ist.


    Weiter so, Monco, deine Fantasie haut einiges wieder raus! :)

  • So, also erst mal Danke, dass hier nach nicht mal 24 Stunden schon so einiges an Reaktionen eingetrudelt ist! :)


    Und jetzt mal zu den Details: Ich muss zugeben, wenn ich mir den Text nochmal so in Ruhe durchlese, da sind einige eher peinliche Fehler drinne, die ich wohl im Eifer des Gefechts gemacht habe und aufgrund der mangelnden Bereitschaft anständig Korrektur zu lesen nicht behoben worden sind. Da war die Sprichwörtliche Nadel wohl zu heiß, mit der ich gestrickt habe!
    Als Einstand wollte ich jetzt auch keine Mammutprosa raushauen, darum ist vieles an Thematiken wohl nur angerissen und geht nicht so in die Tiefe, wie sich das hier manche gewünscht hätten. Mea culpa! Das nächste Mal, versprochen!


    Und LaVie : Du willst mir jetzt tatsächlich vorwerfen, dass ich eine Geschichte über eine Frau schreibe, die da eher in etwas hinein gerät, als es bewusst forciert und die ganze Zeit mehr an die Kohle, als an Erregung und Geilheit denkt und die dann eher sachlich gestaltet ist und "Gefühl und Leidenschaft, Länge und Tiefe" fehlen? Das ist doch genau der Sinn der Sache oder? Dann musst du Kafka auch vorwerfen, dass seine Geschichten zu düster sind, oder Shakespeare, dass seine Protagonisten zu theatralisch agieren!
    Aber auf jeden Fall nochmal Danke an alle Kommentator_Innen


    - Monco

  • Vor dem letzten Satz muss ein Absatz - so wirkt es intensiver - außerdem ist das mein Absatz *stolz bin*


    Ich hab nochmal reingelesen. Mir fehlt die Tiefe in der Geschichte und die Leidenschaft des Autors. Den Ansatz, betont sachlich zu schreiben, kann ich verstehen - es ist als Stilmittel geläufig. Allerdings wird die Figur nicht spürbar. Die Sprünge in der Handlung sind zu flott, es fehlen gedanken - auf mich wirkt die Figur gesichtslos. Wie soll ich mich mit ihr identifizieren, eine Beziehnung aufbauen, wenn sie so weit weg ist?


    Übrigens bist du nicht Kafka, und auch nicht Shakespeare. Weniger, weil Kafka gesellschaftskritisch und Shakespere Dramatiker war, sondern weil du DU bist - du wirst dich in diesem Genre finden, aber dich mit anderen zu vergleiche, ob positive oder negativ, ist nicht nötig. Wichtig ist, wie deine Texte beim Leser ankommen. Und hier hast du die Rückmeldungen :-)

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  • Dem größten dramatischen Genie aller Zeiten vorzuwerfen, seine Protagonisten agierten zu theatralisch.
    Ein Totschlagargument! Dagegen kann man nichts mehr sagen!
    Franz Kafka, düsterer Altösterreicher, schreibt sich seine Nöte von der Seele. Genau so düster muß es dann eben sein!


    Mit LaVie verstehe ich nicht, wieso dieser Vergleich auf Honolulu passen soll.
    Wenn die Protagonistin sachlich und berechnend rüberkommt und nicht notgeil, dann ist doch alles paletti!


    baer

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  • LaVie : Ich habe nie behauptet Kafka oder Shakespeare zu sein. Es wirkte nur so, als mäkeltest du an etwas herum, das fest zum Konzept gehört! Und zum Rest deiner Kritik kann ich nur wieder dich zitieren, aus deinem ersten Posting: "Ich gebe zu, ich bin subjektiv, wenn ich sage ..." Klar, jedem seine Meinung!

  • Du 'mäkelst' an mir herum, statt an meiner Kritik. Ich finde deine Figur nicht sachlich, sondern unausgegoren. Sie spricht Dialekt - das gibt ihr etwas Ruppiges. Es kann ihr aber nicht nur ums Geld gehen, es gibt ja nur die Bemerkung mit dem Bafög. Für jemanden, der sachlich agiert, sind auch die poetischen Worte zuviel - wenn man sich nur hinlegt, weil man Geld dafür bekommt, würde man das nicht so bildlich sehen. *je öfter ich lese, desto mehr Tippfehler fallen mir auf*


    Übrigens: Ich mäkel nicht, ich analysiere. Im Irren bin ich auch ganz gut, aber irgendwas muss die Meute futtern.


    PS: Wo sind deine anderen Texte zu finden?

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  • Du 'mäkelst' an mir herum, statt an meiner Kritik.


    Das kann ich nicht bestätigen. Umgedreht wird allerdings ein Schuh draus. ;)




    Sie spricht Dialekt - das gibt ihr etwas Ruppiges.


    Auch das kann ich nicht bestätigen, denn der Autor setzt lediglich umgangssprachliche Elemente wie "Ich hab inner UBahn sone Karte gekriegt" ein.




    Es kann ihr aber nicht nur ums Geld gehen, es gibt ja nur die Bemerkung mit dem Bafög.


    Was ist das für eine Logik?



    Für jemanden, der sachlich agiert, sind auch die poetischen Worte zuviel - wenn man sich nur hinlegt, weil man Geld dafür bekommt, würde man das nicht so bildlich sehen.


    Das eine schließt hier das andere nicht zwangsläufig aus. Nur, weil die Protagonistin dies vielleicht des Geldes wegen macht und "sachlich agiert" - von Ausschließlichkeit ist im Text ja nichts zu erlesen - ist und bleibt sie dennoch eine durchaus zu Gefühlen berechtigte Frau.




    *je öfter ich lese, desto mehr Tippfehler fallen mir auf*


    :D



    Im Irren bin ich auch ganz gut, aber irgendwas muss die Meute futtern.


    Das lasse ich einfach mal so stehen. ;)

  • Lieber Mausbacher, bei den anderen Punkten bin ich zu Kompromissen bereit, aber *Kunstpause*


    Nein, det schaffst du aleene!


    Das ist eindeutig Dialekt - es ist umgangssprachlich, aber vor allem Berlinerisch. Im Sächsischen würde man vermutlich eine anderen Formulierung oder zumindest anderer Wörter benutzen :P

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    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Nun, da ich kein Künstler bin, benötige ich logischerweise auch keine entsprechende Pause. Insofern du dich aber als eine Künstlerin betrachtest, gestehe ich dir natürlich gerne eine Schaffensunterbrechung zu.

    "Sie spricht Dialekt - das gibt ihr etwas Ruppiges."

    Noch mal, sie spricht kein Dialekt, sie denkt einen umgangssprachlichen Satz, mit dem der Autor auf ihre Herkunft hinweist und klarstellt, dass sie normalerweise schon berlinerische Laute von sich gibt. Aber das war's dann auch schon, Monco "belästigt" uns nicht weiter mit diesem Im Übrigen allgemeinhin als sehr angenehm empfundenen Regiolekt.


    Richtig wäre gewesen, du hättest wie folgt bemäkelt: "Sie spricht zu Anfang auch mal Dialekt - das gibt ihr etwas Ruppiges." Jetzt hätte nur noch ein "M. E." gefehlt, und der mausbacher wäre zufrieden gewesen. Denn meines Erachtens ist da nichts Ruppiges vorzufinden. Die meisten Menschen denken in ihrer Muttersprache (-Mundart), reden dann aber doch "gesittet" - wie eben der Autor die Studentin auch mehr oder weniger hochdeutsch sprechen lässt.


    Apropos Kunst, sie stellt etwas Außergewöhnliches dar. Oder? ;)

  • Meines Erachtens sollten wir uns nicht an Kleinigkeiten an der Formulierung aufhalten, nicht hier, erst recht nicht, wenn sich der Inhalt nicht ändert, sondern es dem Autor überlassen, beim nächsten Mal besser zu werden.

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Denn ich will verhindern, dass der Autor in meine Richtung denkend besser wird, nicht in deine. :P

    Hast Du das auch wirklich genau so gemeint, mausbacher?
    Du willst nicht, daß der Autor in Deine Richtung besser wird? ?(


    Die Intentionen von beiden Kritikern sind lobenswert, dem Autor Verbesserungsvorschläge zu machen.
    Der muß sie natürlich nicht beherzigen!


    Kritik an der Kritik ist ein altes Thema im SB... :rolleyes:


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
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  • Hast Du das auch wirklich genau so gemeint, mausbacher?


    Du willst nicht, daß der Autor in Deine Richtung besser wird? ?(


    Manchmal erreicht man sein Ziel am besten, schnellsten und nachhaltigsten, indem man sich eines sprachlichen Paradoxons bedient. Die eigentliche Aussage wird zwar ad absurdum geführt, bleibt damit aber mehr oder weniger unanfechtbar - dem Gesprächspartner wird quasi das Wort entzogen. ;)



    Die Intentionen von beiden Kritikern sind lobenswert, dem Autor Verbesserungsvorschläge zu machen . . .
    Kritik an der Kritik ist ein altes Thema im SB... :rolleyes:


    Erstmal many thanks für deine lobende Großherzigkeit!


    Kritik an der Kritik fand hier jedoch nicht statt. Es ging beiden Beteiligten darum, Monco auf einiges hinzuweisen bzw. ihn zu bitten, das gerade Hingewiesene nicht weiter zu beachten. Eine Art externes Brainstorming sozusagen.

    Die begehrenswerteste aller Frauen ist die, mit der ich weinen kann.



    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von mausbacher ()

  • Ein Hauch einer billigen Version von Eyes Wide Shut weht durch diese Geschichte. Ein ordentlicher, langsamer Aufbau, der allerdings zu kaum einer Steigerung führt. Aufgrund der nüchternen, distanzierten Sprache. Es gibt zwar schöne Formulierungen („ein Gong durchschneidet das warme Schweigen“), aber dann ein störendes Wort („Fotze“) oder eine entbehrliche Erklärung („blinzele ich aufgrund des einfallendes Lichts“).


    Etwas seltsam die Reaktion der Frau: Ich kann es mir nicht vorstellen, dass sie so unbeteiligt bleiben kann – und schon gar nicht, dass sie keine neue Facette ihrer Sexualität gewonnen hat. Da belügt sie sich selbst, denn solche Erlebnisse gehen an keinem Menschen spurlos vorüber.


    Aufgrund des Fantasiereichtums und der ordentlichen Ausführung ist das eine der besseren Geschichten auf dieser Seite. Das heißt: Du kannst schreiben, Monco, ich würde mich freuen, noch mehr von dir zu lesen.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend