Link zu Teil 1 - überarbeitete Fassung sowie Teil 2
(weitere Teile verlinke ich dann hier bei Erscheinen)
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Kommentar zu Teil 1
Was macht man aus einer Geschichte, die man eigentlich gut finden will und in der auch eigentlich alles stimmt, die aber dennoch nicht so recht zündet?
Also gut, von Anfang an: Die Story ist ja etwas länger; daher ist es vielleicht ohnehin ungerecht, eine Kritik nur zum 1. Teil zu schreiben, der ja im Gesamtrahmen nur die Einleitung bilden kann. Ein paar Punkte lassen sich aber schon erkennen, und daher ist das Folgende im Bewusstsein der Vorläufigkeit geschrieben, und sollte auch so verstanden werden.
Zuallererst ist das mal eine sehr sauber gearbeitete Story. Zur besseren Lesbarkeit wären eine etwas größere Schrift und mehr Absätze wünschenswert gewesen, doch insgesamt ist sie ordentlich geschrieben und bis auf ein paar Schnitzer (sie "warf sich schnell das beige
Spaghettiträger-Top an" - anwerfen kann man eigentlich nur Maschinen ) technisch tadellos.
Auch vom grundsätzlichen Aufbau her geht die Story erstmal in Ordnung. Es gibt am Anfang einen Teaser, und danach geht es ohne irreführende Schnörkel zum Geschehen, also dem Urlaub in Frankreich. Was nun allerdings rasch auffällt - gerade bei einem Autor, der offensichtlich etwas Übung im Schreiben und seine Geschichte auf größeren Umfang angelegt hat - ist die Abwesenheit von Beschreibungen der handelnden Personen. Abgesehen von der Schambehaarung ist da wenig zu finden; fast wird der alte Ford anschaulicher als die Mädels (und Jungs), deren stufenweise Entwicklung zum Nackedei wir hier folgen sollen.
Und damit komme ich nun zum eigentlichen Schmerzpunkt. Der betrifft zwar den gesamten 1. Teil, lässt sich aber leider bereits an den Einleitungssätzen sehr gut zeigen:
"Meine Freundin nackt? Das konnte ich mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen. Nicht desto trotz lag sie völlig unbekleidet auf dem Handtuch neben mir."
Der Ich-Erzähler bezeichnet sich als junger Mann, als Student, und es gibt in der Story keinen Hinweis, dass die Geschichte vor 40 oder 50 Jahren spielt. Folglich beschleicht mich leider unwillkürlich der Eindruck, dass hier weniger eine interessante, lebendige Begebenheit erzählt werden soll als ein Programm abgearbeitet wird: "Mädel entdeckt beim Urlaub ihre Begeisterung für FKK."
Diese Einleitung (und ihre vermeidbare Unlogik) nimmt der Sache jede Spannung, und die fehlende Tiefenschärfe durch ein paar Personenbeschreibungen und atmosphärische Details lassen die Story recht "papierartig" erscheinen, gewollt konstruiert und mit einem Ausgangspunkt, dem 2012 in Mitteleuropa einfach kein Reizwert mehr zuzumessen ist.
Fazit: Eine durchaus lesbare, angenehme Story, die auch ganz korrekt zum SB-Thema passt. Nur Überraschungen und Lebendigkeit erwartet man keine mehr - falls der Autor sich nicht entschließt, da noch mal umzusteuern.
Nico S.