Im Netz gefangen

  • Das ist schon eine gute Geschichte, keine Frage. Aber sie hat auch Schwächen. Zum Beispiel ist die Hinterlistigkeit der Tochter kaum zu glauben. Ich meine, so mir nichts, dir nichts den eigenen Vater in die Falle locken, ohne dass er das merkt. Außerdem ist wenig wahrscheinlich, dass die Aktricen die wahre Identität ihrer Kunden kennen, denn das liegt verschlüsselt irgendwo, vielleicht dem Buchhalter bekannt und sonst niemand. Aber sei’s drum, es ist nur eine Geschichte.


    Mehr als das verwunderte mich die Tatsache, dass trotz vieler Beschreibungen der Körper, kein Bild vor meinem inneren Auge entstand. Jedenfalls nicht das von der Tochter. Das liegt vielleicht an deiner Sprache, NicoS, die zu reich an Adjektiven ist.


    Beispiel:

    Zitat

    Ein hübsches, ausdrucksstarkes Gesicht mit großen Augen, sinnlich aufgeworfenen Lippen und einer frechen, hellblonden Kurzhaarfrisur.


    Was ist ein „hübsches, ausdrucksstarkes Gesicht“, was „sinnlich aufgeworfenen Lippen“, was eine freche Frisur? Das sind zwar ein Haufen Adjektive, die aber nichts aussagen. Und es geht so weiter. Da gibt es „herrliche, rosig entfaltete Schamlippen“, das „prachtvolle Wesen“, „in perfekter Pose eingefangen“, „jedes erotische Detail ihrer Weiblichkeit“ zeigend.


    Herrlich, prachtvoll, perfekt, erotisch – was ist das?


    Und dann die unsäglichen drei Punkte, eingestreut durch den ganzen Text auch an Stellen, wo es ein Komma oder Punkt genügt hätte. In der Tat fand ich nicht eine Stelle, wo die drei Punkte gerechtfertigt wären. Was sollten diese Punkte aussagen, erklär mir das bitte?


    Okay, genug geschimpft. ;)


    Denn, wie ich schon sagte, die Geschichte ist gut. Ein Plot aus unserer Zeit, mit familiären Konstellationen, die sicher keine Seltenheit sein dürften. Die Ehen werden zu 50% geschieden, die Familienmitglieder sehen sich nicht mehr oder nur noch selten, und die Mädchen im Internet sind Töchter von Müttern und Vätern, die inzwischen auch im Internet aktiv sind, um dort das weiter virtuell zu praktizieren, was sie im realen Leben vielleicht nicht mehr haben – du kennst sicher den Spruch: Our society is oversexed, but underfucked. :D


    Dies auf eine ungewöhnliche Weise darzustellen ist dir durchaus gelungen. Kompliment.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Im Grunde würde ich dir da durchaus zustimmen, Erpan: Die inhaltslosen Sprachhülsen sind im Grunde überflüssig....... aber sie sind einfach schön ;)
    Nun liegt Schönheit zwar wiederum im Auge des Betrachters, aber ohne diesen Aspekt wären Designer wohl völlig überflüssig.
    Über das Sprachdesign in einer Geschichte, definiert sich allerdings auch deren gesamter Eindruck.
    Eine einfache, glatte, präzise beschreibende Sprache hilft sicher, ein möglichst exaktes Bild zu vermitteln. Aber es wäre ein emotionsloses Bild...
    Diese leeren Sprachhülsen sind wie Gewürze in der gesamten Komposition. Alleine sind sie zu nichts nutze, aber ohne sie wirkt das Gesamtwerk fade ;)


    Das mit der Rache... nun je... das hab ich auch nicht so ganz nachvollziehen können...
    Ich hatte beim Lesen der Geschichte vielmehr den Eindruck, es träfen zweimal zwei Welten aufeinander: Die konservative auf die liberale und die inneren Wünsche auf die Moral.
    Ich hatte dementsprechend auch in keiner Sekunde das Gefühl, Jenny/Sarah würde hier ein "böses Spiel" spielen, oder gar sich für irgendwas rächen.
    Ich sah es eher so, dass Sarah ihren "Job" als Jenny liebt und dazu steht. Da sie (in dieser Geschichte - in Realität ganz sicher nicht) das konservativ peinliche Geheimnis ihres Vaters kennt, wählt sie eine teils verspielte, teils einfach natürliche Art und Weise, diesen Informationsvorsprung aufzulösen und gleichzeitig klarzumachen, dass sie zu ihrer Jenny steht. Dabei macht sie sich zu nutze, dass sie ja weiß, dass sie sich dem Vater gegenüber dafür nicht zu schämen braucht, da er ja selbst ein Kunde ist.
    Ohne dieses Wissen hätte sie nämlich dasselbe Problem, wie sie es vermutlich ihrer Mutter und deren Lebensgefährten gegenüber hat: Sie muss davon ausgehen, dass diese beiden kein Verständnis oder gar Zustimmung zeigen würden, sondern moralisch konservativ empört wären.


    Da kann man mal wieder sehen, dass der Leser nicht selten selbst über Hintergrund und Intention einer Geschichte entscheidet, wenn ihm diese Entscheidung nicht deutlich genug abgenommen wird ^^

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

  • Erstmal schönen Dank an alle, die sich so intensiv mit der Story beschäftigt haben, und natürlich für das viele Lob! :D


    Ich will aus meiner Warte auf einige Punkte eingehen, die hier angesprochen wurden ... das letzte vielleicht zuerst – Sarahs Verhalten.


    Erpan: Zum Beispiel ist die Hinterlistigkeit der Tochter kaum zu glauben. Ich meine, so mir nichts, dir nichts den eigenen Vater in die Falle locken, ohne dass er das merkt. Außerdem ist wenig wahrscheinlich, dass die Aktricen die wahre Identität ihrer Kunden kennen, denn das liegt verschlüsselt irgendwo, vielleicht dem Buchhalter bekannt und sonst niemand.


    Dabei ist anzumerken, dass Sarah/Jenny ja nicht irgendwo wohnt, sondern in der Zentrale der DreamTeens. Wie und weshalb sie sich einen Zugang zu den Kundendaten verschafft hat, bleibt hier offen. Doch die Möglichkeit hatte sie, und anscheinend hat sie sie genutzt ... oder eine der anderen drei Hausbewohnerinnen, die dabei zufällig die Identität von Jupiter entdeckt hat.


    Leseratte: Das mit der Rache... nun je... das hab ich auch nicht so ganz nachvollziehen können...
    Ich hatte beim Lesen der Geschichte vielmehr den Eindruck, es träfen zweimal zwei Welten aufeinander: Die konservative auf die liberale und die inneren Wünsche auf die Moral.
    Ich hatte dementsprechend auch in keiner Sekunde das Gefühl, Jenny/Sarah würde hier ein "böses Spiel" spielen, oder gar sich für irgendwas rächen.
    Ich sah es eher so, dass Sarah ihren "Job" als Jenny liebt und dazu steht. Da sie (in dieser Geschichte - in Realität ganz sicher nicht) das konservativ peinliche Geheimnis ihres Vaters kennt, wählt sie eine teils verspielte, teils einfach natürliche Art und Weise, diesen Informationsvorsprung aufzulösen und gleichzeitig klarzumachen, dass sie zu ihrer Jenny steht. Dabei macht sie sich zu nutze, dass sie ja weiß, dass sie sich dem Vater gegenüber dafür nicht zu schämen braucht, da er ja selbst ein Kunde ist.
    Ohne dieses Wissen hätte sie nämlich dasselbe Problem, wie sie es vermutlich ihrer Mutter und deren Lebensgefährten gegenüber hat: Sie muss davon ausgehen, dass diese beiden kein Verständnis oder gar Zustimmung zeigen würden, sondern moralisch konservativ empört wären.
    Da kann man mal wieder sehen, dass der Leser nicht selten selbst über Hintergrund und Intention einer Geschichte entscheidet, wenn ihm diese Entscheidung nicht deutlich genug abgenommen wird ^^ 


    Letzteres ganz gewiss, und ich möchte diese und andere Sichtweisen mit dem Folgenden auch gar nicht als falsch abtun. Ich habe einige Fragen und Zusammenhänge ja bewusst offen gelassen, um eben genau zur eigenen Interpretation einzuladen.


    Die Rache-Interpretation hatte ich ja selbst geliefert, und ich muss zugeben, dass das eher provokant gemeint war, und nicht meine tatsächliche Projektion von Sarahs Denken während des Schreibens. Sarah spielt dieses Spiel, einfach weil es möglich ist, aus reiner Freude am Spielen ... was natürlich einen Hinweis auf ihre ganze Mentalität liefert, auch die Haltung, die sie selbst ihrer Arbeit gegenüber einnimmt. Ein gut aussehender Teenager kann in Los Angeles schon auf die Idee kommen, sich der allgegenwärtigen Scheinwelt hinzugeben, und die Pornoindustrie bietet eine leicht zugängliche Alternative, wenn das Aussehen und die innere Haltung stimmen.


    Interessant finde ich die Lesart „konservativ vs. liberal“. Für mich sind die Hauptfiguren, Klaus wie Sarah und auch ihre Mutter, etwas polemisch zugespitzt gezeichnete Menschen des frühen 21. Jahrhunderts – entwurzelt, ohne Werte, in gewissem Maß autonom und autistisch ... ohne dass ich dies einfach als negativ bewerte. Bis hin zur Möglichkeit des realen Inzests ist alles offen, wie überhaupt alles offen, undeutlich und im Fluss befindlich erscheint im heutigen Leben, für das die Maßstäbe des 20. Jahrhunderts langsam ihre Gültigkeit verlieren.


    Bei der Adjektiv-Schelte gebe ich Erpan ein Stück weit recht. Ich hätte sicher auf ein paar davon verzichten oder zumindest bessere finden können. Was ich von Erpan dagegen nicht annehme, ist die Kritik an den drei Pünktchen. Das kommt zunächst mal reichlich spät: Ich verwende diese Notation schon seit geraumer Zeit und finde es lustig, dass sie erst jetzt mal einem Leser aufstößt.


    Grundsätzlich betrachte ich sie als willkürliches, aber zulässiges, individuelles Gestaltungsmittel. Dabei sind sie Ausdruck einer Textauffassung, die von Schreibweisen in Chats, E-Mails und Foren geprägt ist, also von einer Sprache, die zwischen „korrekter“ Schriftsprache und einer schriftlichen Wiedergabe gesprochener Sprache changiert. Mit ... tritt die Syntax der Sprechsprache in den Vordergrund. Dabei ist zu bedenken, dass in der gesprochenen Sprache die Satzzeichen der Schriftsprache ja nicht existieren, es sei denn man spricht sie aus Gründen der Klarstellung oder Betonung mit. Die gesprochene Sprache wiederum kennt zumindest ein syntaktisches Instrument, dass es in der Schriftsprache so nicht gibt: die „offene“ Pause ohne Heben oder Senken der Stimme. Und das wird schriftlich eben mit ... markiert.


    Soweit von mir. Nun bin ich mal gespannt auf die weitere Diskussion. :D


    Nico S.

  • Eine packende, hervorragend erzählte und toll formulierte Geschichte. Die Thematik ist interessant, die Ausführung gelungen. Manches erscheint ein wenig aus dem Land der Träume, aber bitte. Gelungene Schlußpointe!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Ich kann die hysterische Aufregung des Vaters echt nicht nachvollziehen. Seine Tochter lebt doch ihr eigenes Leben, was mischt er sich da ein, als Moral-Apostel.


    Er ist es doch, der sich fast täglich an Internet-Sex aufgeilt. Sie dagegen macht nur ihren Job, zusammen mit den anderen, völlig natürlich agierenden, Mädchen.


    Ich verstehe diese, hier beschriebene, Problematik als einzig und allein in dem Vater beheimatet, - als Figur aus dem Völkerkunde-Sex-Museum, die die ganze schwül-dumpfe, halb verschimmelte, erotische Verklemmtheit der Fünfziger-Jahre in sich konserviert hat. Beim Lesen hab ich mir diese Pappfigur immer weggedacht.

  • Dass der Vater im Mittelpunkt steht, ist keine Neuigkeit. Auch wenn die Diskussion im Forum sich sehr stark auf die Tochter konzentriert hat: Für mich ist der Vater der Ausgangspunkt, und ich behalte bewusst die ganze Zeit über seine Perspektive bei.


    Wo da allerdings "hysterische Aufregung" stattfindet, ist mir schleierhaft. Der Vater ist von sehr widerstrebenden Empfindungen zerrissen, in der Story repräsentiert durch den ständigen Wechsel zwischen den Namen Sarah und Jenny - und das halte ich in der gegebenen Ausgangssituation für recht normal. Dass ihn beides antreibt - und ihm zugleich einige Pein bereitet - ist in meinen Augen natürlich ... ebenso wie seine Hemmung, mit den aus der sicheren Position des Bildschirms bekannten Lustobjekten plötzlich auf der persönlichen und menschlichen Ebene konfrontiert zu sein. Mit Fünfziger-Jahre-Denke hat das nichts zu tun; es ist die Realität der zahllosen, einsamen Porno-Konsumenten von heute. Dass es inzwischen auch Männer gibt, die mit der ganzen Situation völlig anders umgingen, will ich gar nicht bezweifeln, doch sie sind eine verschwindende Minderheit.


    Was nun den Vateraspekt an der ganzen Sache betrifft: Es lässt garantiert keinen Vater kalt, wenn er herausfindet, dass "sein kleines Mädchen" ihren Lebensunterhalt in der Pornobranche verdient - selbst wenn er sie nicht zuerst als Wichsvorlage genutzt hat. Das ist eine normale, emotionale Reaktion und hat nicht das geringste mit Moralaposteltum zu tun - wobei in meiner Story zu seinem eigenen Kummer ja noch die gleichzeitige Neugier dazu kommt.


    Nun gut. Ich habe mein Verständnis der Story. Andere mögen ein anderes haben. Und wer als Vater damit leichtfüßig umgehen kann, dass er herausfindet, auf die eigene Tochter abgespritzt zu haben ... es sei ihm gegönnt. :]


    Nico S.

  • An der ganzen Story ist höchst unwahrscheinlich, dass der Vater seine eigene Tochter in den Porno-Videos nicht erkennt.


    So viel ich weiss, werden da die Gesichter nicht unkenntlich gemacht, oder nicht gezeigt. Das würde der Lust des Betrachters ja Abbruch tun.


    Insofern hängt die ganze Chose wieder einmal, wie auch in der Jumbo-Absturz-Geschichte, an einem fragwürdigen, nicht sehr trag-baren Aufhänger.


    Und, die Wesenheit eines Menschen im Internet, ist eine rein virtuelle, die mit der plastischen Lebenserfülltheit eines lebendigen Körpers nichts zu tun hat.


    Ob der "Vater" nun also auf eine fiktive virtuelle "Tochter" abspritzt unterliegt nicht den moralischen Kriterien des Real Life. Sie ist als blosse Wichsvorlage nur ein auswechselbares Kunstprodukt.

  • Zitat

    Original von eti
    An der ganzen Story ist höchst unwahrscheinlich, dass der Vater seine eigene Tochter in den Porno-Videos nicht erkennt.


    Wie ich ja in der Story deutlich ausführe, hat er seine Tochter nicht mehr gesehen, seit sie 14 war - also für eine Altersspanne, in der Pubertät und Wachstum sehr starke Veränderungen auslösen können. Ferner ist die ablehnende Haltung, die Mutter und Tochter ihm entgegenbringen, auch ein Hinweis, dass man ihm keine aktuellen Fotos seiner Tochter geschickt hat. Jedenfalls hat er kein aktuelles Bild zur Hand, als sein Verdacht aufkommt, und er ist auf den Hinweis mit dem Drachen-Tatoo angewiesen.


    Weiterhin werden in den besseren Studios die Models auch geschminkt, und wer schon mal Bilder eines ungeschminkten Gesichts mit demselben, von Profi-Visagisten zurecht gemachten vergleichen konnte, weiß, dass die Unterschiede deutlich sein können - so deutlich, dass man kaum glauben mag, es mit derselben Person zu tun zu haben.


    Im übrigen ist nicht Sarah als Tochter virtuell, sondern Jenny als Traumfigur. Und den Vater möchte ich sehen, dem es ergeht wie Klaus, und der hernach seine Tochter ganz locker als auswechselbares Kunstprodukt ansieht.


    Dass die Story dir nicht zusagt, lass ich aber gerne stehen. :]


    Nico S.

  • Das, was Du ausführst, lieber Nico, führt zu einer weiteren - nächsten - Überlegung.


    Unmoralisch wäre demnach das Verhalten des Vaters vor dem Fernsehschirm nur dann, wenn er seine Tochter in den Aufnahmen einwandfrei erkannt hätte.


    Dann griffe all das, was Du dem Vater in Deiner Story an Gefühlen und schlechtem Gewissen zuschreibst.


    So aber ist dieses Geschöpf da im Internet für den Vater NICHT seine Tochter, sind seine Handlungen also völlig von moralischer Schuld+Gewissensbissen frei.


    Dass er sie nachher - sozusagen rückwirkend - identifiziert und mit dem Internet-Mädchen verbindet, ist in sich logisch, rechtfertigt aber immer noch nicht irgendwelche väterlichen Skrupel über sein Verhalten, als er sie auf dem Screen nicht erkannte.


    Er könnte höchstens - in der Gegenwart - missbilligen, dass sie diesen Weg einschlug und ihr helfen, da heraus zu kommen.


    Und - rein rechtlich gesehen - machte sich der Vater seiner Tochter gegenüber nicht schuldig. Er hatte keinen Sex mit ihr und hat sie auch nicht vergewaltigt. Ihr zuzuschauen, wenn sie nackt ist, ist in vielen Familien normal und kein Straftatbestand.


    Wenn man alle Väter moralisch verurteilen wollte die "unreine" Gedanken beim Anblick ihrer nackten Töchter haben, käme man aus dem Verurteilen gar nicht mehr heraus.

  • Mit Sicherheit finden alle Väter ihre Töchter schön.
    Vielleicht entdecken viele Väter auch eine erotische Seite an ihrer Tochter.
    Möglicherweise haben viele Männer auch erotische Vorlieben für junge Mädchen, welche dann vielleicht die Tochterrolle übernehmen.


    Ich glaube aber nicht, dass viele Väter es locker sehen, wenn sie erotische Träume mit ihrer eigenen Tochter haben.
    Und wenn sie es haben... was rechtlich völlig irrelevant ist, gibt es leider doch die Moral.
    Sei es die eigene, oder aber der gesellschaftliche Druck von außen, der letztlich zum inneren Dialog führt.


    Dieses ist in der Story glaubhaft beschrieben. Die innere emotionale Zerrissenheit.
    Weder die eigene Tochter, noch irgend jemand anderes klagt den Vater dort an. Niemand verurteilt ihn. Er ist es selbst.
    Und das ist aus meiner Sicht, in der heutigen Gesellschaft, mit den jetzigen Gesetzen...
    durchaus nachvollziehbar.


    Eine sehr gelungene Darstellung eines heiklen Themas.


    Ob das moralisch Richtig oder Falsch ist. Ob es Verboten sein sollte oder nicht. Ob es nur einem Vater so geht, oder tausenden...
    geht dann über die Geschichte hinaus.


    beware

  • Du hast das sehr schön und treffend beschrieben, beware!


    Es ist eben ein großer Unterschied, ob die junge Geliebte zum Ersatz für eine (eventuell nicht vorhandene) Tochter oder Nichte wird, oder ob eine leibliche Tochter zur Geliebten des Vaters (wenn auch nur virtuell) gemacht wird.


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Zitat

    Original von eti
    Unmoralisch w�re demnach das Verhalten des Vaters vor dem Fernsehschirm nur dann, wenn er seine Tochter in den Aufnahmen einwandfrei erkannt h�tte.


    Wer redet denn hier die ganze Zeit von Moral? In meiner Story kommt der Begriff nirgends vor. Da geht es um die Zerrissenheit zwischen dem Vatersein und dem Begehren, und zwar in einer im Grunde amoralischen Welt, die gerade dadurch gekennzeichnet ist, dass sie eben keinerlei gueltige Moralbegriffe mehr hat und damit auch keinen Halt mehr bietet. Klaus macht sich auch an keiner Stelle Gedanken ueber rechtliche Konsequenzen, und er ist auch weit davon entfernt, seine Tochter zu verurteilen oder auch nur von ihrem Weg abzubringen.


    Was ich schildere, ist ein Fall moderner Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit, verbunden mit der im Hintergrund schwebenden Frage, ob wir das Thema Inzest zwischen "consenting adults" - wie es in vielen Laendern ueblich ist - nicht langsam mal von seiner Strafbarkeit und dem Makel befreien sollten, den es in Deutschland immer noch traegt.


    Nico S.

  • Zitat

    Original von NicoS


    Was ich schildere, ist ein Fall moderner Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit, verbunden mit der im Hintergrund schwebenden Frage, ob wir das Thema Inzest zwischen "consenting adults" - wie es in vielen Laendern ueblich ist - nicht langsam mal von seiner Strafbarkeit und dem Makel befreien sollten, den es in Deutschland immer noch traegt.


    Das ist ein großes Thema, Nico!
    Einen guten Überblick, auch über die (Straf)-Rechtslage in den deutschsprachigen Ländern gibt wikipedia.



    Es geht Dir wohl nicht um Heirat zwischen Vater und Tochter oder um das Zeugen von (legitimen) Nachkommen, sondern um die Entkriminalisierung des Tatbestands.


    Dieser ist seit der Antike (Ödipus) in vielen Rechtsordnungen inkriminiert und wird sogar als fluchbeladen angesehen.


    Sowohl Biologie als auch Ethnologie, Anthropologie und Soziologie beschäftigen sich mit dem Phänomen der Ablehnung von Inzest. Jahrzehntelang wurde eine biologische Erklärung für das Inzesttabu in den Sozialwissenschaften und der Psychologie abgelehnt. So wurde angenommen, dass sich Familienangehörige einander sexuell angezogen fühlen, solange soziale Einflüsse dies nicht verhinderten. Evolutionsforscher haben hingegen postuliert, dass die neurale Architektur ein spezialisiertes System zur Identifikation von Verwandten enthält. Neben der Verwandtenselektion diene dieses Erkennungssystem dazu, die Fortpflanzung unter Verwandten zu vermeiden, weil daraus hervorgehende Kinder weniger gesund seien.


    Debra Lieberman, John Tooby, Leda Cosmides (2003): Does morality have a biological basis? An empirical test of the factors governing moral sentiments relating to incest. Proceedings of the Royal Society, Band 270, S. 819–826.


    Von der Ablehnung durch alle drei großen monotheistischen Religionen schweige ich einmal.


    Es stellt sich mir die Frage, ob man einvernehmlichen Sex zwischen dem Vater und der erwachsenen Tochter oder auch zwischen der Mutter und dem erwachsenen Sohn unter Strafe stellen soll, wenn dabei auf die Zeugung von Nachkommen verzichtet wird.


    Die Überlegungen des BVerfG und die abweichende Meinung des Vizepräsidenten Hassemer zum Beschluß vom 26.2.2008 werden Dir ja bekannt sein (auch auf wikipedia aaO nachzulesen).


    Literarisch skurril verarbeitet hat das Thema Heimito von Doderer in "Die Merowinger oder Die totale Familie".


    Ich behaupte nicht, die perfekte allgemeingültige Lösung der Frage zu kennen. Das Strafrecht ist gewiß ein grober Keil, aber viele der oa Bedenken erscheinen doch schwerwiegend.


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Tja, was soll ich jetzt dazu sagen? Soll ich mich überhaupt wagen, noch eine, meine Meinung, meinen subjektiven Senf dazuzugeben? Hier steht so viel Positives und verhältnismäßig wenig Negatives, ich könnte genauso gut meinen Mund halten! Dummerweise habe ich mich nach "Görtlers Christkind" entschlossen, gestern auch dieses Werk zu lesen, und ich werde dazu auch kurz Stellung nehmen - weil man es gerade eh tut.


    Die beiden Parts kann man nur in ihrer Gesamtheit betrachten, daher sehe ich hier auch keinen zweiten Thread!?


    Gleich eingangs muss ich mich gegen die Rating-Gemeinde stellen, die Fortsetzung ist ein bisschen besser. Ich bedauere es sehr, diese realisitsch dargestellte Problematik des Vaters und die der Sarah als Tochter nicht zeitnah habe lesen können, habe ich mich dadurch doch um den von mir so geliebten phantasievollen - einwöchigen (!) - Spannungserhalt gebracht.


    Das Eintauchen in die Story, das Hineinversetzen in Klaus alias Jupiter, der in seiner eigenen Tochter Sarah seine Traumfrau oder sagen wir mal das Mädchen mit Traumfigur entdeckt, ohne es zu wissen, in Unkenntnis, dass die ihn so erotisch elektrisierende Jenny Sarah ist, seine ersten Zweifel und die daraus reultierende väterliche Besorgnis anhand eines kleines Tattoos, dann die Gewissheit, wieder die Sorge um Sarah, die mit ihrem atemberaubendem Körper vielleicht auf Abwege gekommen ist, das Wiederkennenlernen Sarahs, das feudale Leben, die andere, sonnengeprägte amerikanische Lebensweise mit der Leichtigkeit einer Feder im lauen Wind, die eigene Geilheit, die bezeichnenderweise einzig richtige Entscheidung Karls, nicht väterlich mit Vorwürfen etc. zu intervenieren ... schlussendlich die Entdeckung als Jupiter kam ohne, dass ich mich auf irgendetwas hätte einstellen müssen - dieses Eintauchen geschah unwillentlich, wie von selbst, perfekt.


    Was soll ich also dazu sagen? Soll ich mich vergeblich auf die Suche eines fehlenden Kommas machen? Hier ist nichts dem Zufall überlassen! Hier schreibt jemand, der des Schreibens und Verfassens mächtig ist. Einer, der Erotik und Anspruch auf eindrucksvolle Weise zu mir brachte. Einer, der mit Sicherheit kein Amateur ist.


    Einer der besten Stories hier im Netz, selbst besser als "Görtlers Christkind". Aber das ist nur meine subjektive Meinung. :)

    Die begehrenswerteste aller Frauen ist die, mit der ich weinen kann.



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