Das ist schon eine gute Geschichte, keine Frage. Aber sie hat auch Schwächen. Zum Beispiel ist die Hinterlistigkeit der Tochter kaum zu glauben. Ich meine, so mir nichts, dir nichts den eigenen Vater in die Falle locken, ohne dass er das merkt. Außerdem ist wenig wahrscheinlich, dass die Aktricen die wahre Identität ihrer Kunden kennen, denn das liegt verschlüsselt irgendwo, vielleicht dem Buchhalter bekannt und sonst niemand. Aber sei’s drum, es ist nur eine Geschichte.
Mehr als das verwunderte mich die Tatsache, dass trotz vieler Beschreibungen der Körper, kein Bild vor meinem inneren Auge entstand. Jedenfalls nicht das von der Tochter. Das liegt vielleicht an deiner Sprache, NicoS, die zu reich an Adjektiven ist.
Beispiel:
ZitatEin hübsches, ausdrucksstarkes Gesicht mit großen Augen, sinnlich aufgeworfenen Lippen und einer frechen, hellblonden Kurzhaarfrisur.
Was ist ein „hübsches, ausdrucksstarkes Gesicht“, was „sinnlich aufgeworfenen Lippen“, was eine freche Frisur? Das sind zwar ein Haufen Adjektive, die aber nichts aussagen. Und es geht so weiter. Da gibt es „herrliche, rosig entfaltete Schamlippen“, das „prachtvolle Wesen“, „in perfekter Pose eingefangen“, „jedes erotische Detail ihrer Weiblichkeit“ zeigend.
Herrlich, prachtvoll, perfekt, erotisch – was ist das?
Und dann die unsäglichen drei Punkte, eingestreut durch den ganzen Text auch an Stellen, wo es ein Komma oder Punkt genügt hätte. In der Tat fand ich nicht eine Stelle, wo die drei Punkte gerechtfertigt wären. Was sollten diese Punkte aussagen, erklär mir das bitte?
Okay, genug geschimpft.
Denn, wie ich schon sagte, die Geschichte ist gut. Ein Plot aus unserer Zeit, mit familiären Konstellationen, die sicher keine Seltenheit sein dürften. Die Ehen werden zu 50% geschieden, die Familienmitglieder sehen sich nicht mehr oder nur noch selten, und die Mädchen im Internet sind Töchter von Müttern und Vätern, die inzwischen auch im Internet aktiv sind, um dort das weiter virtuell zu praktizieren, was sie im realen Leben vielleicht nicht mehr haben – du kennst sicher den Spruch: Our society is oversexed, but underfucked.
Dies auf eine ungewöhnliche Weise darzustellen ist dir durchaus gelungen. Kompliment.