• Eine schöne, sanft und stilvoll geschriebene Fantasie. Stellenweise packte mich beim Lesen ein erregendes Prickeln, denn ich habe eine annähernd ähnliche Situation (nur mit umgekehrten Vorzeichen) vor Jahren tatsächlich erlebt und kann deshalb das Geschehen besonders aus der Sicht des männlichen "Opfers" recht gut nachvollziehen.


    Immer wieder ungewohnt, aber durchaus akzeptabel ist für mich die Schreibweise in der persönlichen Anrede "Du". Ich selbst würde sie außer in Briefen oder wörtlicher Rede wahrscheinlich nicht benutzen. Und wenn doch, dann in der Kleinschreibung. Meines Wissens werden das DU und alle Ableitungen davon lediglich in Briefen groß geschrieben, wobei die neue Rechtschreibung mittlerweile auch dort die Kleinschreibung zulässt.


    Aber wie gesagt, ich akzeptiere diese Form durchaus und sie beeinträchtigt das Lesevergnügen ebensowenig, wie die paar kleinen Flüchtigkeitsfehler in der insgesamt sehr guten Orthografie und Grammatik.


    Bin am Überlegen, ob ich versuche, das Ganze mal aus der Gegenperspektive in eine Story zu bringen - nicht zuletzt, weil mich das Geschehen reizt und auch wegen meiner "einschlägigen" persönlichen Erlebnisse. Natürlich nur, wenn Joda mich nicht anschließend wegen "Ideenklau" o. ä. verklagt



    ;)

  • Fantaskus
    Na dann mal frisch ans Werk. Alle meine Geschichten dürfen gerne als Vorlage / Idee für eigene Geschichten verwendet werden. Ich bin auch ein ganz umgänglicher Zeitgenosse. Ich drohe nicht sofort mit Klagen o.ä. Höchstens mit Neid, denn ich hätte das sicherlich auch gerne mal selber erlebt und nicht nur fantasiert. Aber man kann ja nicht alles haben. ;(


    Die Form Ich-Du war bzw. ist ein Experiment auf das mich die Leseratte gebracht hat. Auch im Café Eros wurde diese Form kurz mit dem Hinweis benannt, dass es nur wenige gute Geschichten in dieser Form gibt. Ich war da einfach neugierig, ob mir so etwas gelingt. Die Entscheidung, dass DU groß zu schreiben viel mir nicht leicht. Ich war hin und her gerissen. Und dann entschieden die Optik und die Tatsache, dass ich die Großschreibung gelernt habe. Bin wohl doch schon ein zu alter Knochen... ;)


    Im Sinne der Gleichberechtigung habe ich übrigens auch das Geschlecht des Opfers unbestimmt gelassen. Ich will hier ja niemanden ausgrenzen :D

    Leben kann man nur vorwärts.
    Verstehen kann man es nur rückwärts.
     
    [SIZE=1]Soren Kierkegaard[/SIZE]

  • Also Joda, ich weiß ja nicht, wer von uns der ältere Knochen ist, aber det is ja eh Wurscht. Und wenn du mich außer mit Neid nicht anderweitig juristisch belegst, versuche ich das demnächst mal mit der Story aus der "Opfersicht". Wobei mir gar nicht aufgefallen war, dass du dich da geschlechtlich nicht festgelegt hattest. Das kann man natürlich mit der "DU"-Form elegant umgehen. Für mich stand fest, dass das nur ein männliches Wesen sein kann. Wahrscheinlich auch, weil ich sofort an mein damaliges Erlebnis erinnert wurde. Aber du hast natürlich Recht, warum sollte eine Frau eine solche Situation nicht genauso genießen, wie ein Mann.


    Das Experiment mit der Ich-Du-Form ist dir meiner Meinung nach schon recht gut gelungen. Habe ja auch nicht gesagt, dass es mich stört, sondern dass es halt für mich gewöhnungsbedürftig ist. Aber durchaus okay.

  • Die Geschichte ist sehr schön und lieblich. Sprachlich sorgfältig und stilistisch sicher. (Sprachliche Eigenarten wie das bereits diskutierte "Du" sind selbstverständlich in Ordnung und erlaubt.)
    Ich habe das Gefühl, die Geschichte schon einmal irgendwo gelesen zu haben. Aber das ist längere Zeit her. Vielleicht war auch bloss die Pointe am Schluss, dass es sich beim "Unbekannten" um den Ehemann oder eine andere vertraute Person handelte, gleich oder ähnlich.

  • Mein erster Gedanke war: Mein Gott, wo fährt dieser Bus, da will ich auch mal mitfahren!


    Doch was passiert ... ?
    Als Vorheizer macht das Mitfahren dann doch nicht so viel Spaß :D 
    Da wäre - wenn ich drüber nachdenke - die Rolle des heimlichen Beobachters besser für das eigene körperliche Wohlbefinden.


    Interessante Geschichte, leicht und flockig geschrieben, schöner Stil ohne Vulgärakrobatik mit überraschendem Ende.
    Weiter so, es hebt das Niveau von SB.


    Und ja Luxor, mit Bus war mal was. Ich glaube von Kimono ... Kino ... Kuno oder so ähnlich.

  • Busfahren scheint bei SB in Mode zu kommen. Kurz hintereinander gleich zwei Geschichten. Dennoch liegen Welten zwischen beiden Erzählungen. Die eine eher eine einfach gestrickte Rammelstory, die andere erzielt mit viel weniger „Äktschen“ größere Wirkung. Sicherlich, beides sind Männerfantasien. Ich bin jedoch überzeugt, dass sich mit Jodas Version auch Frauen anfreunden können.


    Eine Geschichte beschreibt das Geschehen aus der Sicht des unbeteiligten außenstehenden Beobachters in der Vergangenheitsform, die andere aus der Sicht der Frau im Präsens. (Es soll Leser geben, die es ablehnen, wenn ein Mann aus weiblicher Sicht schreibt.) ;) 
    Auffällig die Wortwahl beider Autoren. In einer Geschichte taucht in jedem zweiten Satz der Begriff Möse oder Schwanz auf. In der anderen Geschichte sucht man diese Begriffe vergeblich. Dennoch ist es eine Erotikgeschichte!
    Parkinns Geschichte ist geradlinig und die wilde Fummelei vorhersehbar. Der fernsteuerbare Dildo ist ja ein netter Versuch, aber wirklich originell ist es nicht.
    Bei Jodoa frage ich mich ständig: Warum tut die Frau das? So was tut doch eine Frau nicht! Oder doch? Und dann folgt im letzten Absatz die überraschende Auflösung. Der Fremde im Bus war nur Mittel zum Zweck. Eigentlich könnte man dem Autor vorwerfen, dass hier ein unschuldiger, unbeteiligter Mann (ist es denn einer?) missbraucht worden ist. :D 
    Beide Varianten stellen eine Lehrstunde im Geschichtenschreiben dar. Eine Geschichte von einem Profi, der mit Worten umzugehen weiß, die andere von einem Anfänger, dem es noch an Übung fehlt. Deshalb hier mein Rat an Parkinn: Schau dir beide Busfahrten genau an. Du kannst daraus nur lernen und deine nächste Story wird sicher ein größerer Erfolg.
    Ich hoffe, Joda sieht es mir nach, dass ich hier neben seiner Erzählung auch noch eine andere Geschichte kritisiere. Versuche halt rationell zu arbeiten. :]

  • Ich hab sie gefunden: "Die Studentin" von Kono
    Iss aber keine Rammelstory. ;)


    @ Romanowsky
    Die Frau macht das, weil es zum Ritual von ihr und ihren Liebhaber / Mann gehört. Praktisch Vorglühen für die eigentliche Aktion im Anschluß. :D

  • @ Fuzzi: „Die Studentin" von Kono hatte ich bei meinem Vergleich eigentlich gar nicht im Sinn. Die Story kannte ich gar nicht, habe sie eben erst gelesen. Ist übrigens auch nicht schlecht!
    Mein Vergleich bezieht sich auf die Geschichte von Parkinn!


    Zitat

    [i]


    @ Romanowsky
    Die Frau macht das, weil es zum Ritual von ihr und ihren Liebhaber / Mann gehört. Praktisch Vorglühen für die eigentliche Aktion im Anschluß. :D


    Das hab ich schon kapiert. Der Gag an der Geschichte ist aber, dass der Leser das erst ganz am Schluss mitkriegt! Und das ist es doch, was den Reiz an der Geschichte ausmacht, diese unerwartete Wendung.
    @Joda und Fantaskus
    Hört doch bitte auf, mit euerem Alter zu kokettieren. Sonst können wir noch Obelix und Baer und einen 82 jährigen Autoren mit Germanistik Diplom inclusive meiner Wenigkeit dazu nehmen und gemeinsam den „Club der alten Säcke“ (oder Böcke?) gründen! :D

  • Zitat

    Original von romanowsky
    Busfahren scheint bei SB in Mode zu kommen.


    Es heißt ja nicht ohne Grund "Öffentlicher Nah-Verkehr" ...


    Insgesamt für mich eine Geschichte, die ich als solche gerne lese ... gut und anschaulich geschrieben ... nur die Du-Form trübt den Eindruck, zumal auch noch ein unnötiger Wechsel vom Ich zum Du stattfindet.


    Dass ich allerdings anonymem Sex mit einer unbekannten Zufallsbekanntschaft in einer Seitenstraße wenig Erregendes abgewinnen kann, dürfte wohl eher eine persönliche Sache sein und ist sicher nicht der Geschichte anzulasten. :rolleyes:


    Nico S.

  • Nico


    Du schreibst :


    Zitat

    nur die Du-Form trübt den Eindruck, zumal auch noch ein unnötiger Wechsel vom Ich zum Du stattfindet


    Meinst Du damit den Wechsel zwischen der Beschreibung dessen, was die Ich-Figur macht und dem was die Du-Figur macht? Die Geschichte ist für mich hauptsächlich ein Experiment der Ich-Du-Form. In dem Thread von Leseratte zum Universum der Erotik hattest Du geschrieben, dass diese Experimente meistens scheitern. Hättest Du für mich ein Beispiel welcher Wechsel aus Deiner Sicht unnötig war und was Du statt dessen erwartet hättest?


    romanowsky
    Wenn Du mir so viel Honig um den Bart schmierst, kannst Du die Geschichte natürlich gerne mit anderen Geschichten vergleichen. :D Nur eine Anmerkung hätte ich noch. Ich bin lieber im Amateur-Lager. Da gehöre ich sicherlich (noch) hin und das Beste ist: Die Erwartungen sind dann nicht so hoch und die Kritiken milder. ;)

    Leben kann man nur vorwärts.
    Verstehen kann man es nur rückwärts.
     
    [SIZE=1]Soren Kierkegaard[/SIZE]

  • Was ich vielleicht nicht klar ausgedrückt habe, ist der Umstand, dass ich mich anfangs eben auf eine Geschichte in der Ich-Form eingestellt habe. Das führt bei einem weiblichen Ich für mich als Mann dazu, dass ich das nicht aus dem Blickwinkel der Selbstidentifikation lese, sondern als Schlüsselloch-Geschichte: Ich "belausche" die Frau bei ihren Gedanken und Erfahrungen (mal ganz unabhängig davon, dass sie die Rolle eines Männertraums spielt und als Frau kaum greifbar wird). Durch das plötzliche Du werde ich nun in die Handlung hineingezogen: Ich soll nun das Gegenüber sein, das für mich doch durch die Ich-Perspektive der Erzählerin gleichsam Außenseite bleibt ... alles in allem für mich eine unnötige Verwirrung, doch ich will gern einräumen, dass das zum Teil an meiner geringen Begeisterung für die Form der Sexanbahnung liegen mag.


    Nico S.