Wohin geht unser Sexualleben?

  • Zitate von Sextus:


    Zitat:
    offenbar ist die deutsche gesellsxchaft zum aussterben verurteilt, da durch diese öffentliche tabuisierung des sex, immer weniger ehemänner ihre entsprechenden pflichten erfüllen, mangels aufgeilung.



    Zitat:
    Wozu hat er einen Penis, wozu hat sie Brüste und eine Pussy. Damit sie vor ihrem Tode durch diese Lustorgane noch so viel wie möglich Wollust in allen Schattierungen bekommen.



    Zitat:
    DAS fehlt bei uns in Deutschland. Und ach so viele Millionen von Frauen und Männern sinken ins Grab, ohne das, was da in vollkommener Schärfe und Klarheit geschildert wird, auch nur ein einziges Mal erlebt zu haben. Ich zähle mich dazu.




    Diese Beobachtung kann ich im Prinzip teilen. Der Sex wird in Deutschland, aber auch anderswo immer weniger, obwohl wir doch alle die Geschlechtsteile dafür haben und es im Prinzip nichts kostet (oder kosten sollte). Aber woran liegt das? Liegt es an uns Männern, weil wir von den Medien in unserer Rolle immer mehr verunsichert werden?


    Oder liegt es an den Frauen, weil die in Wirklichkeit hauptsächlich ganz andere Präferenzen haben?


    Vielleicht könnten sich unsere Damen mal zu dem Thema äußern.

  • Aus soziopsychologischer Sicht möchte ich ein paar gedankliche Anregungen dazu geben:


    Wir leben in einer Zeit, in der die mediale Versorgung eine zentrale Rolle eingenommen hat.
    Eine grundsätzliche Eigenschaft ALLER Medien ist es, dass ein einzelner Umstand, eine einzelne Begebenheit, eine einzelne Meinung, ein einzelnes Weltbild etc. an eine große Menge von Empfängern weitergegeben wird, ohne dass es zu direktem Austausch kommen könnte.
    Redaktionelle Arbeit ermöglicht so den größten Medienanbietern, ein ihren eigenen Vorlieben, Wünschen und Meinungen entsprechendes WeltBILD zu vermitteln.
    Da aber auch der zwischenmenschliche Austausch im realen Leben improportional zur wachsenden Medialversorgung immer weiter zurückgeht, wird die Wahrnehmung mehr und mehr von den eigenen Erfahrungen weg und hin zu "Second Hand"-Erfahrungen gedrängt.
    Millionen von Frauen sind unglücklich mit ihrem Körper, weil die Medien "Idealtypen" vorgeben, statt die Vielfalt des Lebens zu zeigen.
    Millionen von Frauen sehen sich genötigt, sich (auch sexuellen) Modetrends zu unterwerfen, um nicht als "weltfremd" zu gelten.
    Es mag Männer ja eventuell wirklich interessieren, was Frau sich wünscht, jedoch werden die Äußerungen der Frauen, die sich dann trauen, etwas dazu zu sagen, durch den Filter dessen betrachtet, was der Mann "gelernt" (also größtenteils durch die Medien vermittelt bekommen) hat. Entspricht die Äußerung der Frau dann nicht diesem vermeintlichen Wissen, so wird die Frau im günstigsten Fall als "andersartig" bezeichnet :evil:
     
    Ein weiteres Problem der Medialisierung ist die "Qual der Wahl".
    Während Mann und Frau sich in früheren Zeiten entweder bei verschiedenen lokalen Veranstaltungen kennen- und lieben lernten, oder in Schule, Arbeitsort etc. einander in aller Ruhe näherkommen konnten und dabei eine natürliche "Auswahl" gegeben war, ist es heutzutage so, dass man nur das Internet aufzurufen braucht und mit lauter "Traumfrauen" und "Traummännern" regelrecht überschüttet zu werden.
    Dem Vergleich mit diesen kann nahezu kein realer Mensch aus der Nachbarschaft standhalten, was eine Unzufriedenheit mit dem herstellt, was "man haben kann" - oder im schlimmsten (oder auch konsequentesten) Fall, dass erst gar keine reale Verbindung eingegangen wird.


    Auch auf sexueller Ebene wurde das natürliche Lustempfinden von der medialen Virtualität nahezu komplett erschlagen.
    Konsumiert wird am liebsten das "Ungewöhnliche".
    Aus diesem Grunde wird das "Ungewöhnliche" am häufigsten Medial thematisiert und verbreitet - mit dem Effekt, dass es im Laufe der Zeit genau das ist, was gewünscht wird, obwohl es vielleicht nicht mal den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht (Psychologie der Werbung).
    Ist durch mediale Übersättigung letztlich das "Ungewöhnliche" zur "Norm" geworden, flaut das Interesse daran ab, da es ja "normal" ist und etwas neues "Ungewöhnliches" muss her.
    Die dadurch stets aufrecht erhaltene Unzufriedenheit schlägt sich ebenfalls auf das reale Leben nieder.



    Das sollte zunächst erstmal als Diskussionsbeitrag genügen, denn eine komplette Abhandlung über das Thema würde erstens die meisten langweilen (wie vermutlich bereits dieser Beitrag hier) und zweitens den Rahmen dieser Community sprengen.


    Dass immer weniger Kinder zur Welt kommen, wird die Natur sicher freuen :D das marode Finanzsystem logischerweise nicht... hat aber absolut NICHTS mit mangelnder Erotik zu tun, sondern liegt in der gewandelten Weltanschauung begründet, in der mittlerweile wirtschaftlicher Erfolg wichtiger ist als menschliches (Zusammen)Leben.

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

  • Zitat

    Original von Kabelmann
    Vielleicht könnten sich unsere Damen mal zu dem Thema äußern.


    Echte Damen, Kabelmann, wirst du hier kaum finden, fürchte ich. :D


    Zitat

    Original von Leser
    Millionen von Frauen sind unglücklich mit ihrem Körper, weil die Medien "Idealtypen" vorgeben, statt die Vielfalt des Lebens zu zeigen.
    Millionen von Frauen sehen sich genötigt, sich (auch sexuellen) Modetrends zu unterwerfen, um nicht als "weltfremd" zu gelten.


    Dem war schon immer so - das liegt wohl in Genen. :D


    Zitat

    Original von Leser
    Konsumiert wird am liebsten das "Ungewöhnliche".
    Aus diesem Grunde wird das "Ungewöhnliche" am häufigsten Medial thematisiert und verbreitet - mit dem Effekt, dass es im Laufe der Zeit genau das ist, was gewünscht wird, obwohl es vielleicht nicht mal den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht (Psychologie der Werbung).
    Ist durch mediale Übersättigung letztlich das "Ungewöhnliche" zur "Norm" geworden, flaut das Interesse daran ab, da es ja "normal" ist und etwas neues "Ungewöhnliches" muss her.


    Der Mensch ist ein neugieriges Wesen, wäre er das nicht, unser heutiges Leben würde wie in der Steinzeit aussehen – es gäbe also keine Entwicklung. Das bringt natürlich nicht nur Vorteile, sondern auch die von dir beschriebenen Nachteile - wenn das überhaupt Nachteile sind.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Zitat

    Original von Erpan
    Dem war schon immer so - das liegt wohl in Genen. :D


    Das liegt nicht in den Genen, sondern am sozialen Druck der Gesellschaft und an der Gläubigkeit der Männer, eine Frau sei nicht ganz normal, wenn sie dem propagierten Bild nicht entspricht :evil:

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

  • Wie sich das Sexualleben entwickeln wird, kann ich nicht vorhersagen. Da fehlt mir die passende Glaskugel. Aber zumindest habe ich eine Meinung, welche Faktoren das Sexualleben nachhaltig stören.


    Ich denke, dass wir zunehmend unzufrieden mit unserem eigenen Leben sind und aus dieser Unzufriedenheit heraus gepaart mit der eigenen Unfähigkeit von solchen Gedanken loszulassen und sich davon zu befreien, fällt es auch schwer dem Partner lustvoll zu begegnen.


    Und wenn wir denn doch diese Lust empfinden, müssten wir nicht sofort dieses Gefühl twittern, damit die anderen daran teilhaben können? Oder was ist, wenn ich von meiner Partnerin verführt werde und gerade im Chat online bin? "Warte Schatz, ich setze nur kurz meinen Status auf <abwesend>...". Da muss ich mich nicht wundern, wenn sich die Lust der Partnerin auch gerade abwesend gemeldet hat. Der private Rückzugsbereich und die Intimität gehen zunehmends verloren.


    Wir geben der Sexualität und der Erotik zu wenig Raum. In unserem Kopfkino ist Sendepause, weil sich immer weniger mit dem Kino im eigenen Kopf beschäftigen und sich fremdbestimmen lassen (oh Du schöne Medienwelt).


    Und nun der Schlussappell:
    Mehr Besinnung auf sich selber, das Erkennen der eigenen Bedürfnisse und das Realisieren der eigenen Bedürfnisse (natürlich mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen) würden unser Leben glücklicher machen und wenn wir uns dann noch im entscheidenden Moment von der Außenwelt abkoppeln können, kann auch erfüllte Sexualität entstehen, die Lust auf mehr macht.


    :) ich setze dann jetzt mal die rosarote Brille ab...

    Leben kann man nur vorwärts.
    Verstehen kann man es nur rückwärts.
     
    [SIZE=1]Soren Kierkegaard[/SIZE]

  • Zitat

    Original von Kabelmann
    Der Sex wird in Deutschland, aber auch anderswo immer weniger, obwohl wir doch alle die Geschlechtsteile dafür haben und es im Prinzip nichts kostet (oder kosten sollte).


    Das ist eine Behauptung, die durch nichts erwiesen ist. Wenn ich meine Umgebung so betrachte, scheinen alle ein erfülltes Sexualleben zu führen. Das geht nicht nur aus der Anzahl der Kindern hervor (allein in den 4 uns unmittelbar benachbarten Einfamilienhäusern gibt es jeweils 2 Kinder), sondern auch aus Beobachtungen und den Gesprächen, die wir so führen (über den Zaun oder bei Gartenfesten oder bei gegenseitigen Einladungen), um von gewissen Lauten, die manchmal in heißen Sommernächten durch geöffnete Fenster zu vernehmen sind, ganz zu schweigen.


    Dazu muss man sagen, dass das ziemlich junge Familien sind (niemand ist über 50, kein Kind ist älter als 12). In anderen Wohngegenden mag die Alters- und/oder Familienstruktur anders aussehen, dann könnte es auch auf dem Sex-Gebiet anders zugehen.


    Aber Menschen im biologisch aktiven Alter können gar nicht anders als sich sexuell zu betätigen, dafür ist der Sexualtrieb einfach zu stark. Daher glaube ich nicht, dass sich solche Leute mit medialem Sex zufrieden geben könnten – jedenfalls nicht auf Dauer. Die von den Medien verbreitete Oversexed&underfucked-Theorie ist eben nur das: Eine Theorie.


    "In der Woche zwier, schadet weder ihm noch ihr" soll Luther gesagt haben, und ich denke, dass die heutigen Menschen es auch nicht viel anders handhaben. Das gilt übrigens auch für das Geschlechtsleben der Junggesellen, die es in Luthers Zeit nicht leicht gehabt haben, Sexualpartnerinnen zu finden und sich deswegen per Onanie vom Druck befreien mussten – allerdings ohne Bilder und Geschichten auf schambereich.net! ;)

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend