Die Geschichte ist mehr ein Bericht als eine Geschichte, wenn auch auf hohem sprachlichen Niveau. Die Protagonisten – und hier vor allem Sophie – sind keine Akteure als vielmehr Getriebene, die nicht wissen, wie es ihnen geschieht, aber nachdem die Entscheidung gefallen ist, ziehen sie das Ding durch mit aller Macht.
Es wird weder klar, warum Sophie dieses Ritual will, noch warum die anderen, und hier vor allem ihr Bräutigam, einwilligen.
Es fehlen Dialoge und die Schilderung des Innenlebens der Prots, ja selbst das Wesentliche bzw. das Geschehen selbst (z.B. die Bestrafung Sophies) sind eher leblos beschrieben, von Erotik keine Spur.
Dennoch ist der Plot gut, u.a. weil er an vergessene Praktiken erinnert – gerade habe ich in der Süddeutschen Zeitung gelesen, daß auf der Kanalinsel Sark erst dieses Jahr die Feudalherrschaft abgeschafft worden ist. Nichtsdestotrotz bleibt die Insel nur der englischen Königin persönlich untertan und zahlt dafür 1 Euro Steuern pro Jahr (weil die Steuer seit dem 17. Jahrhundert nie erhöht worden ist). Es gibt zwar eine Art Parlament auf der Insel, aber da sitzen nur die Grundbesitzer (ca. 40 an der Zahl). Es gibt da nach wie vor keine Krankenkasse und keine Altersversorgung – jeder muß selbst zusehen, wie er mit den Härten des Lebens fertig wird.
Apropos Härten: Bis eben in dieses Jahr hinein haben die Männer auf der Insel das Recht gehabt, ihre Frauen körperlich zu züchtigen, allerdings mit der Einschränkung, dafür nur fingerdicke Stöcke zu gebrauchen!