Weit entfernt jedweder Gedanken einer sich anbahnenden brutalen Massenvergewaltigung (mass rape) bzw. – wenn überhaupt - Gruppenvergewaltigung (gang rape) lässt mich der Graf auch in seiner durchweg gelungenen Fortsetzung reibungslos in Leonies Denke, Empfindungen, Fantasien und Zwiespälte eintauchen.
Schon sehr früh gibt er dem Leser durch verdeckte Hinweise zu erkennen, in welche Richtung Leonies erotisches 'Schicksal' laufen wird, ohne das 'überraschende' Happy End auch nur ansatzweise erahnen zu lassen – prima, das nenne ich mal eine Wendung, die die Erotik der Story nicht zerreißt, sondern ihr vielmehr noch zusätzliche beschert.
Der Autor führt den Leser bewusst und gekonnt und erotisierend aufs Glatteis!
Denn schlussendlich erlebt die Protagonistin nichts anderes, als die überraschende Realisierung herbeigesehnter sexueller Fantasien, und zwar gleichermaßen die ihrer als auch die ihres Mehmets. Die vermeintlich Naive durchschaut diese Inszenierung schon sehr früh, insoweit versteht sich auch ihr Zwiespalt hinsichtlich Scham und sexueller Erregung, Zieren und beidseitigem Erotisieren hieran sowie ihre nur ansatzweise, eigentlich gar nicht vorhandene Angst.
Durch gezieltes Weglassen der Konjunktionen, Artikel, Pronomen nimmt die Handlung mehr und mehr an Fahrt und Tempo auf, stellt nicht das Sexuelle, sondern die Empfindungen der Titelheldin und was ihr gerade widerfährt in den Vordergrund. Und genau diese Empfindungen, nämlich ihre Scham, ihr Zieren und ihre eigene Erotisierung sowie die ihres Freundes hieran, geben der Story ihren Reiz.
Gestolpert wird in dieser Geschichte nicht, es wird in den Bann gezogen, und das bis auf zwei Flüchtigkeitsfehler in einwandfreier Orthografie. Zugegeben, der Leser muss sich auf die Schreibe des Autors einlassen, sonst beginnt er, der Leser, tatsächlich zu stolpern. Lässt er sich aber ein, ist er mitten drin, in Leonie, und jedes anscheinend fehlende Wort ergibt Sinn - und erotisiert.
Authentische Dialoge und gedankliche Selbstgespräche tragen die Erotik dieser Story, heben sie an. Gar nicht mal die Wendung - diese ist eine solche nämlich nur für den Leser - ist das Happy End, es ist das, was Leonie "Schlimmes" widerfährt und was Mehmet mit erleben darf.