Thomas' Frau steht unter der heißen Dusche, um ihren von der kühlen Morgenluft erschauderten Körper aufzuwärmen und die Spuren des vorläufig letzten ausgiebigen Liebesakts - er ist schließlich die nächsten vier Wochen nur am Wochenende zu Hause - sinnlich abzuduschen, als sie plötzlich seinen Wagen vorfahren hört. Natürlich denkt sie, ihr Mann hat etwas vergessen, einen Schlüssel besitzt er ja nicht oder vergaß ihn gar (weiß man's?), läuft also immer noch sinnestrunken splitterfasernackt schnell zur Tür und öffnet.
Oder duschte sie vielleicht noch gar nicht? "Die kühle Morgenluft ließ mich erschaudern, und ich beschloss erst einmal eine heiße Dusche zu nehmen, als ich sein Auto wieder zurück in den Hof fahren hörte. Sicherlich hatte er irgendetwas vergessen, wie es meistens der Fall war, und als ich ihn aus dem Wagen steigen hörte, öffnete ich nochmal die Haustüre und trat freudig hinaus." Es bleibt im Verborgenen.
Oh Gott, es ist der Postbote und wow, gleich, wenn er weg ist, der Postbote, wird es ihr die letzten Reste des vorangegangenen Liebesaktes die Schenkel hinab laufen, sollte sie es nicht schnell mit der Hand verreiben. Der Boden, die Eingangsfliesen werden es ihr danken! Hatte sie kein Tempo, kein Zewa? Wie langsam laufen die Spuren eines Liebesaktes eigentlich heraus?
Sie stand also vielleicht doch nicht unter der Dusche, musste sich infolgedessen also auch nicht abtrocknen? Möglicherweise meinte der Autor aber die sich gerade neu entwickelte Feuchte in ihrem Schritt? Nein, sie wollte nur duschen! 
Zuvor jedoch möchte sie erstmal im Erdboden versinken, bedeckt sich dennoch keineswegs mit den Händen (warum auch, es ist ihr ja nur peinlich?), erwacht aber gerade eben noch rechtzeitig aus der Schockstarre, erfährt über diese peinliche Situation, über diese Kombination aus Scham und gleichzeitiger Erregung heraus ihre exhibitionistische Ader. Ach nein, schon oft hoffte sie ja, von einem Fremden nackt beobachtet zu werden und brachte sich - in diese Gedanken vertieft - zum einen oder anderen Höhepunkt.
Was denn nun, Herr Autor, entdeckt sie gerade ihren Exhibitionismus, oder weiß sie schon lange davon? Und was ist mit der Dusche?
Nicht sonderlich verwunderlich ist, dass, da sie den Postboten am nächsten Tag verpasst, sie sich Ersatz suchen, eine Pizza bestellen muss, sich für diesen Pizzaboy also stylt, schminkt, sich mit Bodylotion eincremt ("kremte mich mit Bodylotion ein"), schön und besonders erotisch sein und sich nackt zeigen will. Ihr ist natürlich unklar, ob die Pizza von einem Mann gebracht werden wird oder eventuell "nur" ein(e) Nachbar(in) klingelt. Die Tür besitzt logischerweise keinen Spion, keine Chance, es zuvor herauszufinden!
"Keine Zeit um nachzudenken. Ich riss die Türe auf und stand splitterfasernackt vor einem jungen Mann. Vielleicht ein Student, der sich ein Zubrot verdiente. Klein, schlank, ein paar Pickel im Gesicht, vielleicht 20 Jahre alt. Blonde Locken, blaue Augen, eigentlich ganz hübsch – ich war erleichtert!"
Warum "reißt" er seine blauen Augen nicht z. B. entgeistert auf beim Anblick der Frau im Evakostüm, schaut herunter auf ihren zarten Flaum am Venushügel, so dass sich eine blonde Locke lösen und seinen gerade eben noch sichtbaren Pickel bedecken kann? Und die Frau, sie ist nur erleichtert? Sollte sie nicht eher angenehm überrascht sein? Sie will sich doch nackt präsentieren! Und da steht er nun! Er ist hübsch! Er gefällt ihr! Keine Frau, ein Mann! Es kribbelt nun sicher zusätzlich in ihr! Vielleicht meldet sich gerade ihre Klitoris und ihre Brustwarzen richten sich seinem verdutzten Blick entgegen. Der Leser will die beiden jetzt fühlen, die hübsche Frau und ihren Körper, ihre Mimik betrachten können, den Mann schwanken sehen zwischen Verlegenheit und Gier und sie zwischen Scham und Erregung . . . ! Nicht lapidar die Personen beschreiben, aus den einzelnen Situationen heraus kann dies handlungs- und stimmungsbeschreibend/-ergreifend und erotisierend geschehen.
Die Story liest sich trotz mitunter abenteuerlicher Interpunktion flüssig, die Gedanken der Protagonistin werden im Laufe nachempfindbar und schlüssig vermittelt. Aber sie ist mit schneller Hand und auf das "Wesentliche" konzentriert geschrieben. Es mangelt an emotionaler Tiefe und damit an Erotik, verwehrt dem Leser so jedwede Möglichkeit des Eintauchens und Mitfühlens. Sowohl die Exhibitionistin als auch der Postbote und nicht zuletzt der Pizzamann bleiben (mir) bis zum Schluss fremd - allein des Lesers Fantasie lässt die Story leben! "Das Skelett ist da, allein am Fleisch mangelt es noch"!
Trotz aller Kritik lesenswert, mehr aber auch leider nicht.
PS: Männer sind für eine Exhibitionistin beliebig austauschbar. Wenn der Postbote verpasst wird, ist eben der Nachbar oder der Pizzamann "dran" - eine vermeintlich glückliche Beziehung ändert daran rein gar nichts. Aber ganz genau, WARUM ist das so?!