Beiträge von baer66

    Ich habe mir die Freiheit genommen, auch einmal eine solche Story zu schreiben.
    Mir hat's Spaß gemacht! :]


    Und es wird auch wieder andere Geschichten geben!


    baer



    Besonders aber laßt genug geschehn!
    Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
    Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
    So daß die Menge staunend gaffen kann,
    Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
    Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
    Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
    Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
    Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
    Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.

    Ich will es einmal umgekehrt versuchen und schließe an den Thread über Inzest an:


    Was gilt als "Unzucht" und ist das ein Maßstab für sexuelle Freizügigkeit?


    Die Sprache der Gegenwart hat sich freilich vom moralisierenden Begriff „Unzucht“ verabschiedet und ihn beispielsweise bei der deutschen Strafrechtsreform 1973 durch den allgemeinen Begriff der "sexuellen Handlungen" ersetzt.


    Es wurde auch die Strafbarkeit der Sachverhalte, die früher unter "Unzucht" subsumiert wurden, eingeschränkt. Gleichzeitig wird die Thematik differenzierter Betrachtet und negativ gesehene Sachverhalte als "sexueller Missbrauch", "sexuelle Nötigung", "sittliche Gefährdung" und "abartige Sexualpraktiken" bezeichnet.


    Unter Strafe gestellt bleiben etwa:


    der Sexuelle Missbrauch von Kindern,
    die Vergewaltigung,
    die Kinderpornografie,
    die sexuelle Nötigung,
    der Inzest,
    die Ausübung nekrophiler Neigungen und
    die Verbreitung von Zoophilie.


    Mitunter werden Sadismus und Masochismus sowie teilweise auch Fetischismus als sexuelle Deviationen bezeichnet und dann ebenfalls der Unzucht zugerechnet. Der Besuch von Bordellen bzw. der Ehebruch werden nur teilweise als Unzucht angesehen.


    Bis in die 1960er Jahre wurden in westlichen Ländern beispielsweise


    die Masturbation,
    der voreheliche Geschlechtsverkehr,
    Homosexualität und
    Ehebruch


    als Unzucht bezeichnet. Diese Einordnung ist je nach religiösem und ethischem Umfeld auch heutzutage anzutreffen. Entsprechende Spielarten der Sexualität werden aber in den westlichen Ländern im Rahmen der kulturellen Liberalisierung und des Prinzips der sexuellen Selbstbestimmung nicht mehr strafrechtlich verfolgt und in zunehmendem Maße in der Gesellschaft akzeptiert.


    „Unzucht“ ist als Begriff zur Beurteilung von Handlungen weitgehend zeitabhängig und relativ. Was in einer Zeit als zivilisierte Lebensart („Zucht“) galt oder wenigstens toleriert wurde, ist es im Wertesystem einer anderen Zeit nicht, wird umgewertet und verfolgt („Un-Zucht“).


    Beispiele:


    Die Prostitution erfreute sich im antiken Persien allgemeiner Wertschätzung. Gesellschaftlich hochgestellte Personen etwa billigten die Teilnahme der eigenen Töchter an der Tempelprostitution.


    Homosexualität im antiken Griechenland war je nach Polis und Epoche toleriert bis akzeptiert.


    Die Päderastie wurde in den Liedern bekannter Poeten besungen.


    Das jüdische Gesetz (Tora) setzte neue moralische Maßstäbe und brandmarkte diese Formen der Sexualität als Unzucht. Das Christentum hat dies überwiegend übernommen, wie vor allem im Beschluss des Apostelkonzils und vielen Passagen in den Briefen des Paulus deutlich wird. Im Neuen Testament wurde der griechische Begriff porneia für die deutsche Übersetzung Unzucht verwendet, er weist auf Pornographie als unzüchtigen Umgang mit Sexualität hin.


    In der Folge wurde Unzucht ein rechtlicher Begriff für sexuellen Missbrauch von Personen. Dabei unterschied man von der Notzucht (Vergewaltigung): Die Unzucht waren sämtliche Delikte, die den gültigen sexuellen Sittlichkeitsnormen widersprachen.


    Umgangssprachlich wurde der Begriff der Unzucht für alle anderen sexuellen Verhaltensweisen verwendet, die nicht dem heterosexuellem Umgang innerhalb der Ehe entsprachen. Als Gewerbsunzucht wurde dem entsprechend die Prostitution bezeichnet.


    Da habe ich jetzt wieder ein neues linguistisches Spezialvokabel gelernt: Präsupposition. Zum Glück kann ich ja noch ein wenig Latein! ;)


    Danke, Nico, für Deine Bemühungen, mir die Problematik nahezubringen.


    Mir ist klar geworden, daß man die Frage nicht so apodiktisch stellen kann. Ebensowenig wie man wahrscheinlich geradeheraus sagen kann, ob die sexuelle Freizügigkeit heute in Frankreich größer ist als in Skandinavien oder umgekehrt.


    Eher wollte ich ja damit eine lebhafte erotische Diskussion mit Beispielen aus der Antike provozieren, was mir zumindest zum Teil auch gelungen ist.


    Meine These bleibt: Wir sexuell "freien" Menschen des 21.Jahrhunderts können manchmal staunen, was bei den alten Griechen und Römern alles erlaubt oder zumindest üblich war. Nachweislich und nicht nur durch lüsterne Altertumswissenschaftler aus dem 19.Jahrhundert verzerrt wahrgenommen!


    Omnia vincit amor!


    baer

    Ich sehe schon, alle ausgefeilten und klug formulierten Beiträge bringen mich der Antwort auf meine Frage nicht wirklich näher: Herrschte in der Antike größere sexuelle Freizügigkeit als heute?


    Ich danke aber allen Autoren sehr herzlich!


    Wahrscheinlich ist meine Frage falsch oder ungenau gestellt.


    Ich bin persönlich der Ansicht, daß sich die wesentlichen menschlichen Fragen in den letzten 2000 Jahren nicht grundlegend geändert haben. Daher lohnt sich für mich die Lektüre antiker Schriftsteller.


    Und wir sollten etwas weniger überheblich sein. Gerade in der Sexualität waren die alten Griechen (und manchmal auch Römer) nachweislich schon recht fortschrittlich!


    baer

    Zunächst einmal: Ich finde sowohl die Idee dieses Threads als auch die Beiträge vieler prominenter SB-Mitglieder faszinierend.


    Nachdem er über 2 Jahre friedlich in der Datenbank geschlummert hat, möchte ich ihn daher jetzt mit meinem Beitrag wieder zum Leben erwecken!


    Für mich gilt, daß ich bei einer reizvollen Story nicht aufhören kann zu lesen bis ich am Ende angelangt bin. Und ich kann ein sehr ungeduldiger Leser sein, obwohl ich gern und viel lese.


    Ich mag sehr explizit erotische Geschichten, gerne auch mit etwas Macht/Ohnmacht, und ungewöhnliche, elegante Schauplätze. Die Handlung sollte nachvollziehbar und nicht zu kompliziert sein. Möglichst wenige Personen erleichtern mir den Zugang. Die Charaktere müssen glaubwürdig und unterscheidbar sein


    Vor dem Betreten des SB habe ich nie über die Erzähler/Leserperspektive nachgedacht. Am häufigsten ist wohl die dritte Person. Das Ich/Du kann durch direkte Rede einbezogen werden.


    Ich mag Geschichten, die im Präsens erzählt werden.


    Gepflegte Sprache, möglichst perfekte Orthographie und ordentliche äußere Form sind für mich Grundvoraussetzungen.


    Das Wichtigste zum Schluß: Ich möchte überrascht werden! Wenn ich dabei auch noch erregt werde, umso besser!


    baer


    P.S.: Ich hoffe auf eine lebhafte Fortsetzung des Threads

    Ich habe die Geschichte schon vor einigen Monaten einmal gelesen und jetzt noch einmal.


    Sie ist witzig, gut durchkomponiert und ideenreich.
    Kompliment!


    An Deine Orthographie gewöhne ich mich auch schön langsam! ;)


    baer

    Ein unerwartetes Lob! Danke, eti! ;)


    Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten,
    Und seht nur hin, für wen Ihr schreibt!
    Wenn diesen Langeweile treibt,
    Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
    Und, was das Allerschlimmste bleibt,
    Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
    Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,
    Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;
    Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten
    Und spielen ohne Gage mit.
    Was träumet Ihr auf Eurer Dichterhöhe?
    Was macht ein volles Haus Euch froh?
    Beseht die Gönner in der Nähe!
    Halb sind sie kalt, halb sind sie roh.
    Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,
    Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.

    "Oh jaaa,. danke Dir, ... für diesen Erguss. Schön, dass ich auf diese Weise noch neue Anregungen und unerahnte Wortschöpfungen zum freien Gebrauch erhalte. Aus natürlicher Delikatesse verzichte ich auf eine entsprechende magische Komprimierung und Zielsetzung Deiner Arbeit. Meine Extra-Wertung ist nicht in schnöden Zahlen auszudrücken. Sie bewegt sich in jenem Zwischenreich, das unsere sterblichen Sinne nur erahnen können."


    Von wem stammt wohl dieses Zitat?


    baer

    Ihr beiden, die ihr mir so oft,
    In Not und Trübsal, beigestanden,
    Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
    Von unsrer Unternehmung hofft?
    Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,
    Besonders weil sie lebt und leben läßt.
    Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
    Und jedermann erwartet sich ein Fest.
    Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
    Gelassen da und möchten gern erstaunen.
    Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
    Doch so verlegen bin ich nie gewesen:
    Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
    Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
    Wie machen wir's, daß alles frisch und neu
    Und mit Bedeutung auch gefällig sei?
    Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
    Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt,
    Und mit gewaltig wiederholten Wehen
    Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt;
    Bei hellem Tage, schon vor vieren,
    Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht
    Und, wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren,
    Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.
    Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
    Der Dichter nur; mein Freund, o tu es heute!


    Goethe, Faust I, Vorspiel auf dem Theater

    Kein Wunder, daß auch christliche Autoren die Ventilfunktion der käuflichen Liebe für die antiken Gesellschaften erkannten. "Nimm die Dirnen aus dem menschlichen Leben fort", schrieb der Kirchenvater Augustinus, "und du wirst wegen der Begierden alles durcheinanderbringen."


    Bettina Eva Stumpp, Prostitution in der römischen Antike

    Es ist gar nicht zu bestreiten - warum auch?
    Die Zeiten eines über den Lateinunterricht in die andere Richtung gefilterten klassisch-sterilen Römerbildes sind gottlob vorbei -, dass die römische Gesellschaft spätestens seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. vergleichsweise offen und aufgeschlossen mit Erotik und Sexualität umgegangen ist. Das zeigen nicht nur die lasziven Theaterstücke, an die Ovid seinen Kaiser - den Finanzier und Sponsor dieser Produktionen! - erinnert; das zeigt auch jeder flüchtige Blick in eine Geschichte der lateinischen Literatur:
    Liebe, Sexualität und Erotik waren eines der zentralen Themen römischen Literaturschaffens. Und das zeigt auch ein weiterer Blick auf die römische Alltagskunst, die allmählich aus den Geheimmagazinen in die Ausstellungsräume der Antikemuseen gelangt: Tonlampen, Kleinplastiken, Reliefs, Becher und Vasen - sie alle weisen obszöne Sex Motive in geradezu rauen Mengen und „in beinahe lexikalischer Vollständigkeit Formen geschlechtlichen Verhaltens" auf. Ovids berühmte mille modi veneris, „tausend Variationen der Liebe", waren allesamt auf billigen Terracotta-Lämpchen zu haben. An phallischen Darstellungen kam man in der römischen Welt nicht vorbei; angefangen von den als Gartenwächter aufgestellten Priapus-Statuen, die potentiellen Dieben mit gewaltig erigiertem Glied drohten, bis zu Amuletten in Phallusform, bei denen alles klein war außer dem entscheidenden „Glücksbringer".


    Erotica gehörten zur Standardausstattung von Villen, und zwar nicht nur auf das Schlafzimmer begrenzt, wenngleich das ein Schwerpunkt erotischer Kunst-Ausstellung war. Wandmalereien mit sexuellen Darstellungen haben sich in der eleganten Villa Farnesina gefunden, die man 1878/9 bei der Tiberregulierung in Rom entdeckte. Die Fresken stammen aus der Zeit um 20 v. Chr. Nur ein Teil von ihnen ist erotischer Natur. Sie zeigen sechs Liebespaare, die sich, zum Teil in Anwesenheit von Dienstpersonal auf Klinen gelagert, in unterschiedlichen Stadien des Liebes-Sex-Spiels vergnügen.
    Die Darstellungen sind eindeutig, aber dezent. Sexualität ist ein normaler Teil des Lebens - das ist die erfreulich unaufgeregte Aussage dieser Bilder.
    Die Fresken des Farnesina-Palais bestätigen, was wir über die erotische Ausschmückung der Jupiter-Villa des Tiberius auf Capri gehört haben. Eine weitere Bestätigung liefern pompe-janische Fresken aus sehr unterschiedlichem Ambiente....


    Karl-Wilhelm Weeber, Luxus im alten Rom

    Ich möchte Nico beipflichten: In der Art der Argumentation liegt der Unterschied!


    Wie Du gesehen hast, eti, waren notapolitician und ich und auch andere Leser bei der Verwendung des tschechischen Ortsnamens durchaus Deiner Meinung. Sogar der Autor hat ein äußerst ausgewogenes Statement abgegeben.


    Muß es denn immer auf Konfrontation hinauslaufen?


    baer

    Meine Beispiele stammen aus der griechisch-römischen Antike im Mittelmeerraum. Das Thema kann man natürlich auf andere Kulturen und Weltgegenden ausweiten.


    Nico schneidet schon die entscheidenden Fragen an:


    1. Nacktheit und Freizügigkeit in unserem Sinn?
    2. Freizügigkeit für wenige Privilegierte
    3. religiöse Hintergründe


    Gewiß wurden sexuelle Beziehungen unter Standesgenossen ganz anders gesehen als etwa solche mit Sklaven (Sklavinnen). Die Prostitution und die Orgien und Badehäuser wurden ja großteils mit Sklavinnen betrieben.


    Die ursprüngliche römische Religion war natürlich extrem prüde, die griechische nicht. Hat der Aufstieg des Christentums zu einer Einschränkung der Sexualität geführt? Oder gibt jede Zeit und Gesellschaft der Religion den zu ihr passenden Stellenwert?

    War die sexuelle Freizügigkeit in der Antike größer als heute?


    Die antike Erotik zeigt bereits das ganze Spektrum menschlicher Erotik, von hetero- über homosexuelle bis hin zu sadomasochistischen. Eines der ältesten Zeugnisse sadomasochistischer Praktiken stammt aus einem etruskischen Grab in Tarquinia. In der Tomba della Fustigazione (Grab der Züchtigung, Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr.) sind zwei Männer dargestellt, wie sie eine Frau beim Liebesspiel mit einer Rute und mit der Hand schlagen. Ein anderes Zeugnis über Flagellation findet sich im 6. Buch der Satiren des antiken römischen Dichters Juvenal (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.), ein weiteres Zeugnis findet sich im Satyricon von Petronius, wo zur sexuellen Erregung eines Delinquenten gepeitscht wird. Aus der römischen Antike sind Darstellungen sowohl männlicher als auch weiblicher Körper als Objekte des sexuellen Begehrens sowie des Sexualakts bekannt. Es war durchaus üblich, die Wände der Schlafräume mit Darstellungen sexuellen Inhalts zu dekorieren und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens mit entsprechenden Abbildungen zu schmücken. Eine Einschränkung des Zugangs zu diesen Abbildungen oder eine Unterscheidung zwischen Kunst und Pornografie wurde nach dem aktuellen Forschungsstand nicht vorgenommen.


    Die Griechen stellten oftmals sexuelle Szenen auf Keramikwaren dar, von denen viele als früheste Darstellungen von Homosexualität und Päderastie bekannt sind. Die griechische Kunst porträtiert häufig sexuelle Aktivität, allerdings war den Griechen das Konzept der Pornografie unbekannt, sodass eine Einschätzung, welche Darstellungen illegal oder unmoralisch waren, unmöglich ist. Ihre Kunst reflektiert Szenen aus dem täglichen Leben, von denen manche sexueller Natur sind.


    In den zerstörten römische Gebäuden in Pompeji und Herkulaneum findet man zahlreiche sexuell offenherzige Malereien und Skulpturen, deren ursprünglicher Zweck unterschiedlich ist. In der Villa der Mysterien gibt es eine eindeutig mit einem religiösen Kult assoziierte, rituelle Flagellationsszene, deren Bedeutung eher als religiös denn sexuell eingeschätzt wird. Hingegen warben über jeder Tür eines Bordells Zeichnungen für sexuelle Dienste. In Pompeji dienten in den Bürgersteig eingravierte Phalli und Hoden als allgemeine Dekoration, aber auch als Wegweiser für Besucher, um diese zum Prostitutions- und Unterhaltungsbezirk zu geleiten. Die Römer hielten sexuelle Abbildungen für geschmackvolle Verzierungen und in der Tat reflektieren die Bilder die sexuelle Moral und Praxis ihrer Kultur. Tabuisierte Sexualakte wie jene, die die Reinheit des Mundes schändeten, zeigte man zur Komik in Thermen. Große Phalli galten als Glücksbringer und standen oft in der Nähe von Eingängen oder befanden sich als Schnitzerei in Häusern. Eines der ersten Objekte, das nach der Entdeckung des Geländes ausgegraben wurde, war eine Marmorstatue, die den Gott Pan beim Sex mit einer Ziege zeigt, eine detaillierte Darstellung der Zoophilie, die aufgrund ihrer Obszönität bis heute nicht öffentlich ausgestellt wird und im Gabinetto Segreto in Neapel bleibt.


    Die bundesdeutschen Sexualgesetze sind - ähnlich wie in Österreich und der Schweiz - in einem gesonderten Abschnitt des Strafgesetzbuches unter der Bezeichnung „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" zusammengefasst (die frühere Bezeichnung „gegen die Sittlichkeit" ist heute noch in Österreich und der Schweiz üblich). Diese Bezeichnung deutet auf einen wesentlichen Schwerpunkt der neuesten bundesdeutschen Sexualgesetzgebung hin: Sexuelles Verhalten ist dann strafbar, wenn es die persönliche Freiheit und die Gesundheit von Menschen in Ausdruck und Entwicklung verletzt. Die sexuelle Selbstbestimmung liefert jedoch nur einen einzelnen Aspekt des Sexualstrafrechts. Andere geschützte Rechtsgüter sind - mit vermutlich gleichbedeutender normativer Kraft - Ehe und Familie und damit die geltende Sexualverfassung. Toleranz und Achtung der Menschenwürde des anderen, ungestörte sexuelle Entwicklung des jungen Menschen sowie der Schutz vor schwerwiegenden Belästigungen in sexueller Hinsicht. Die Inzestregelung (Verbot sexueller Handlungen zwischen Verwandten) des Strafgesetzbuches erfolgt unter der gesonderten Bezeichnung „Straftaten gegen Personenstand, Ehe und Familie". Der Tatbestand der „Straftaten gegen die persönliche Freiheit" wird durch die Entführung einer Frau unter 18 Jahren mit ihrem Willen, aber gegen den Willen ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten, um sie zu außerehelichen sexuellen Handlungen zu bringen, erfüllt. Die bundesdeutsche Sexualgesetzgebung hat sich zwar ausdrücklich der These verschrieben, dass ein Verhalten nicht schon um seiner Unmoral willen Strafe verdient, sondern erst dann, wenn es für den einzelnen oder für die Gemeinschaft unerträglich und sozial schädigend ist. Dabei wird jedoch eingeräumt, dass es „im Hinblick auf einen großen Teil der für die Entscheidung erheblichen Fragen an gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen fehlt". Ist dies der Fall, so entscheiden die geltenden Sexual- und Moralvorstellungen mit über Inhalt und Form abweichenden Sexualverhaltens.


    Nicht jede der geltenden Sexualnormen hat allerdings die gleiche Bedeutung. Nach der Verurteilungsstatistik aus dem Jahre 1980 wurden von 6114 Tätern insgesamt 31,1 Prozent wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern, 20,5 Prozent wegen Vergewaltigung, 14,3 Prozent wegen exhibitionistischer Handlungen und Erregung öffentlichen Ärgernisses verfolgt. Die Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs von Abhängigen und Widerstandsunfähigen spielte mit 2,7 Prozent eine vergleichsweise geringe Rolle.


    Ich finde, man muß den Mut zum Schreiben von Figo einfach anerkennen. Wir sind Amateure und haben das Recht, die Wirkung von unseren Geschichten auf die Leser hier auszuprobieren.


    Mach nur so weiter, Figo!


    Nico weiß natürlich auch, daß es hier in SB noch viele andere wunderschöne Stories gibt! ;)


    baer


    P.S.: eti hat recht, daß die Geschichte des Sudetenlandes (und anderer ehemals deutschbevölkerter Gebiete) langsam in Vergessenheit zu geraten droht. Ich ärgere mich auch immer, wenn im deutschsprachigen Fernsehen von Liberec oder Maribor die Rede ist.
    Dennoch: das ist hier SB und der Rat von Nico, konkrete Orte nicht allzu genau zu nennen, ist sicher gut! Manchmal möchte ich allerdings auch den Leser in eine konkrete Umgebung entführen, wenn mir diese besonders am Herzen liegt (zB Capri in "Kalypso" oder Paestum in "Meine Tempelsklavin")

    "Und wo die Liebe hinfällt, das dirigiert kein Gesetzgeber und keine staatliche Institution."


    Da stimm ich auch gerne zu! :D


    Das Zitat aus dem Zigeunerbaron läßt mich aber schmunzeln. Gleich in der nächsten Szene folgt nämlich das "Sittencommissions-Couplet":


    "Nur keusch und rein soll Groß und Klein
    Beschaulich sich der Tugend weih'n, –
    Wer sündige Triebe im Keime erstickt,
    Auf den wird entzückt als Muster geblickt
    Und wenn ein Weib zu stark decolletirt
    Umher charmirt und scharf kokettirt
    Halt' jede moralische Mannsperson
    Sich hübsch in Entfernung davon.
    Und weh' dem armen Erdensohn,
    Spricht er der Vorschrift Hohn –
    Wir erwischen ihn schon –


    Da hilft kein Bitte
    Die Leviten
    Liest ihm die Sittencommission"


    Danke für den Spaß! ;)


    baer

    Für die Straffreiheit von Inzest:


    Freie Entfaltung der Sexualität
    Der Staat hat im Schlafzimmer nichts verloren
    Die Strafbarkeit nützt niemandem
    Viele Staaten stellen Inzest nicht unter Strafe
    Unverhältnismäßigkeit
    Erwachsene Kinder bedürfen nicht des Schutzes
    Biologisches Erkennungssystem verhindert Inzest
    Wenige Fälle
    Kollision mit anderen Straftatbeständen


    Für die Strafbarkeit von Inzest:


    Gefahr des sexuellen Mißbrauchs bei "Freiwilligkeit"
    Abhängigkeit bei absteigender Verwandtschaft
    Fortpflanzung unter Verwandten medizinisch riskant
    Eugenik
    Sexuelle Selbstbestimmung
    Inzestscheu zweifelhaft
    Schutz von Ehe und Familie (Art 6 GG)
    Beweisproblematik bei sexueller Gewalt durch Väter


    baer