Beiträge von baer66

    @ Nico:


    Das Zitat:


    Das Bild des Dieners suggeriert allerdings eine Demut, der Reich-Ranicki denkbar fern steht. Als Kritiker „dient“ er der Literatur nur in einem abstrakten Sinn, nicht in ihren konkreten Erscheinungsformen. Einzelnen Autoren oder Werken verweigert Reich-Ranicki die Dienerschaft entschieden. Goethes Forderung an eine „produktive Kritik“, dass sie, im Gegensatz zur „zerstörenden“, dem Autor helfen solle und „daß man mehr um des Autors als des Publikums willen urteilen müsse“, hält er entgegen, „daß Kritiken zunächst einmal um der Literatur willen entstehen und mit dem Blick nicht auf den Autor, sondern auf das Publikum geschrieben werden sollten. Und daß es darauf ankomme, vor allem dem Leser zu helfen, und daß somit die Frage, ob auch der Autor aus der Kritik Nutzen ziehen könne, von durchaus nebensächlicher Bedeutung sei.“


    nach:


    Damit kann ich mich voll identifizieren!


    baer

    Zitat

    Original von eti


    Ich glaube, das Phänomen der gegenseitigen sexuellen Anziehung ist ein so so sensibles und individuelles, dass der "Mainstream" dabei doch gar keine Rolle zu spielen vermag.


    Jeder Mensch ist eine Insel. Jede Geschichte ebenfalls.


    Da gebe ich Dir völlig recht, eti.


    "Jeder ist eine Insel - aber Insulaner sind wenig ganzheitsverwendungsfähig, teamfähig, teigfähig, gestaltbar, vermassbar"


    Peter Sloterdijk, Sphärologie

    „Aber mit arroganten Von-oben-herab-Verrissen, wie sie dem Anfänger besonders leicht aus der Feder fließen, wird man nicht lang den gewünschten Erfolg haben. Denn solche Kritiker machen sich nicht die Mühe, auf das Verhältnis von künstlerischem Potential und vorgezeigtem Ergebnis einzugehen.“


    Walther von La Roche: Einführung in den praktischen Journalismus.


    Auf das wie kommt es an! Der Ton macht die Musik!


    baer

    Karl Kraus war ein berühmter und sprachmächtiger Kritiker, vor dessen strengen Augen wir hier wenig Gnade fänden!


    "Hinter Karl Kraus steht keine Religion, kein System, keine Partei, hinter Karl Kraus steht immer wieder immer nur Karl Kraus. Er ist ein in sich geschlossenes System, er ist eine Ein-Mann-Kirche, ist selbst Gott und Papst und Evangelist und Gemeinde dieses Bekenntnisses. Er spricht in eigenem Namen, in eigenem Auftrag und ohne Rücksicht auf Resonanz."


    Hans Weigel, Karl Kraus oder die Macht der Ohnmacht

    "Das Erarbeiten von Rezensionen fordert deshalb neben Sach- und Fachkenntnis schon immer auch solche Unwägbarkeiten wie Moral, Gewissen und Verantwortungsgefühl heraus. Im Idealfall liebt der Rezensent den Gegenstand seiner Betrachtung, ist hochgebildet und zu Vergleichen befähigt, da er möglichst in Theorie und Praxis alle Akteure und Gegenstände seines Gebietes bzw. Themas kennt – nicht nur aus der Gegenwart, sondern auch aus der Vergangenheit – und damit gegebenenfalls sogar Schlüsse für künftige Trends zu ziehen vermag."



    Dieses Ethos ist für ein Forum vielleicht zu hoch gegriffen! Ich mag aber positive Kritiken grundsätzlich lieber als Verrisse. Was meint Ihr?


    Die persönlichen erotischen Vorlieben eines Autors und der Inhalt seiner Geschichten sollten ihm allein überlassen bleiben.


    Ob er hier im SB damit ankommt, zeigt sich an Besprechungen, Leserzahlen und manchmal auch am Rating. Wie weit man sich der Mainstream-Meinung im SB anpaßt oder nicht, ist eine Sache der Einstellung.


    Ich schätze einfach Besprechungen, die mir helfen, mich weiterzuentwickeln, da ich ein Dilettant bin.


    baer

    Offensichtlich habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt, mausbacher. Das tut mir leid!


    Mein Anliegen war, die Debatte über den Inhalt von Geschichten zu relativieren. Natürlich kann jeder Leser sagen, diese Art von Erotik spricht mich nicht an und daher gefällt mir die Geschichte nicht. Es kann aber, objektiv gesehen, eine gut gemachte Story sein.


    Musikkritiker etwa sollten ja auch die persönliche Vorliebe hintanstellen und dem Leser eine sachliche Bewertung vorlegen. Wer möchte zB lesen. "Carmen ist das meistüberschätzte Werk der Opernliteratur und wird deshalb so oft aufgeführt. Diese Zigeunerromantik mit einem spanischen Touch von einem Komponisten, der zeitlebens nie in Spanien war, ödet mich schon einmal prinzipiell an."
    Daher schreiben gute Kritiker etwa: "Das beliebte Werk wurde vom Regisseur getreu nach den Intentionen des Komponisten realisiert, wirkt aber damit heute doch etwas weltfremd und langweilig."


    ;)


    baer

    Zitat

    Original von NicoS


    Geschriebene Äußerungen wirken auf Dritte oft ganz anders , als man selbst sie meint.


    Wenn ihr einen Beitrag veröffentlicht, lest ihn bitte mit Hilfe der Vorschau noch einmal durch, bevor ihr den Sende-Button drückt. Oft liest sich ein Text anders und vor allem negativer, als er eigentlich gemeint ist. Überlegt euch auch, ob man euch missverstehen kann. Dies ist vor allem bei ironisch gemeinten Inhalten sehr leicht möglich. Emoticons wie z.B. ;-) ("Augenzwinkern") helfen, Missverständnisse zu vermeiden.


    Über Ironie sind schon viele gescheite Sachen geschrieben worden. Einen guten Überblick bietet:


    Die Rhetorische Ironie, bei der sich der Sprecher verstellt und damit dennoch die Erwartung verbindet, daß der wahre Sinn seiner Äußerung verstanden wird, wenn auch vielleicht nicht von jedem oder von jedem in vollem Umfang, ist meiner Ansicht nach höflicher, subtiler und angenehmer als der direkte Angriff oder die offene Konfrontation.


    "In der Literatur ... wird rhetorische bzw. Sokratische Ironie in Unterhaltungen z.B. zwischen Romanfiguren inszeniert. Hierbei kümmert sich der Autor dann auch darum, dass der Leser erkennt, dass die Romanfiguren rhetorisch bzw. Sokratisch ironisch kommunizieren."


    "Andererseits ist Literatur auch eine monodirektionale Kommunikation zwischen Autor und Leser. Hierbei gibt es bezüglich der Verwendung von rhetorischer Ironie das Problem, dass der Autor im Allgemeinen keine Kenntnis vom Wissensstand des Lesers hat. Dieses Problem kann der Autor z.B. dadurch lösen, dass er den Leser zunächst auf gleiche Augenhöhe bringt, sich also darum kümmert, dass der Leser über das nötige Wissen zur Entschlüsselung der Ironie verfügt."


    "In der anspruchsvollen Literatur jedoch wird die Verantwortung für das Erkennen und Entschlüsseln der Ironie (z.B. durch genaues Studium von Werk, Autor und Literatur im Allgemeinen) ausschließlich dem Leser übertragen. Dabei nimmt der Autor bewusst in Kauf, dass seine Ironie nicht von jedem verstanden wird."


    Die Frage ist natürlich, wie anspruchsvoll wir hier im SB sein wollen!


    Die Emoticons. Inflektive etc. werden ja von den modernen Chattern, Twitterern usw. nur deswegen so gerne verwendet, weil sie möglichst kurz und unreflektiert kommunizieren wollen. Wer will denn schon lange darüber nachdenken wie ein sms oder ein tweet gemeint ist?


    Ein bißchen sprachliches Niveau, wie es hier oft gepflegt wird, ist aber doch wohltuend und schön!


    baer

    Natürlich kann hier jeder seine persönliche Meinung äußern. Dennoch meine ich, daß ein Autor die Freiheit hat, Geschichten zu schreiben, die er erotisch findet.
    Daher ist es müßig, in einem Geschichten-Thread zu erörterm, ob einem das Thema oder die Protagonisten sympathisch sind.


    Die pro/contra Dessous-Debatte paßt doch viel besser zum diesbezüglichen Thread im Café Eros, oder nicht?


    baer

    Auch da gab es freilich Ausnahmen. Oft konnte eine intelligente Sklavin mit den Waffen einer Frau nicht nur die Freilassung erreichen, sondern zeitlebens ihren "Gebieter" beherrschen (Vielleicht auch einmal ein nettes Thema für eine Geschichte?).
    Die Ehefrauen hatten es da oft schwerer als Sklavinnen!


    baer


    Christiane Kunst, LIVIA
    Macht und Intrigen am Hof des Augustus


    "Neben der eigenen sexuellen Anziehung für den Gatten war weibliche Duldsamkeit (patientia) für das Funktionieren des römischen Ehealltags von zentraler Bedeutung. Offenbar bargen die sexuellen Eskapaden der Ehemänner mit den weiblichen Haushaltsangehörigen erhebliches häusliches Konfliktpotensal, vermutlich weniger mit dem Mann als vielmehr darin, daß die Ehefrau die untergebene Rivalin kraft ihrer Position im Haushalt drangsalierte. Valerius Maximus, der zur Zeit des Tiberius schreibt, erwähnt einen Schrein auf dem Palatin, zu dem in alter Zeit Eheleute wanderten, wenn es einen Konflikt zwischen ihnen gab. Dort legten sie einzeln ihren Zwist dar und kehrten dann trächtig nach Hause zurück. Der Name des Schreins viriplacata (Männerbesänftigerin) ist ein Hinweis auf das ungleiche Kräfteverhältnis in römischen Durchschnittsfamilien, in denen Frauen nicht die gleichen Möglichkeiten der Konfliktbewältigung wie in der Aristokratie besaßen."


    andererseits:


    "Livia duldete angeblich nicht nur die sexuellen Eskapaden des Augustus, sondern — will man Sueton Glauben schenken — förderte diese auch noch. Sueton (Aug. 71,1) präzisiert: Man überliefert, Vorliebe des Augustus sei die Deflorierung von jungen Mädchen gewesen; seine Frau habe ihm diese Mädchen von überallher zugehalten. Die Promiskuität des Augustus ist wenig strittig und es ist durchaus denkbar, daß er, der zeitlebens so viel Geschmack an jungem Fleisch fand, mit Livia nach Eintritt der Menopause überhaupt nicht mehr verkehrte."

    Eines meiner Lieblingsthemen! (Siehe Thread im Café Eros und Geschichte Dorfschönheit).
    Die Idee mit den Mails gefällt mir sehr.
    Schade ist, daß die Geschichte so schlampig geschrieben wurde.
    Trotzdem freue ich mich schon auf die anderen Mails (vielleicht etwas redigiert? ;) )


    baer


    P.S.: Mich wundert, daß ich meist der einzige Mann in den Lingeriegeschäften bin... :]

    Herzlichen Dank, lieber Nico, für die freundliche Besprechung meiner Bildbeschreibung!
    Wie schön, daß ich Dich (und vielleicht sogar auch andere Leser) damit zum Schmunzeln bringen konnte.
    Ist eben doch ein dankbares Gebiet...


    Mich beschäftigt gerade der Gedanke, daß Frauen heute freiwillig und lustvoll die sexuelle Unterwerfung suchen, die in der AntikeTeil des harten Schicksals von Sklavinnen war (zB cf den aktuellen Erfolg der Trilogie „Fifty Shades of Grey“von E.L. James).


    Und natürlich war die Romantisierung der Antike im 19.Jahrhundert einfach zeitgeistig, wie auch der "Sklavenmarkt" von Boulanger zeigt. Es war wohl auch etwas von dem (erotischen) Kitzel dabei, den die Macht über andere Menschen verleihen kann.


    Ob ich (in bodenständiger Epik) die Geschichte ausarbeiten oder lieber die Fantasie der Leser "nur" anregen soll, weiß ich selbst nicht. Bei "Die Freiheit der Meere" gingen ja die Wünsche der geschätzten Leser weit auseinander.


    baer

    Guten Abend, eti!


    "Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes."
    Vergil, Aeneis


    Ja, die Geschichte hat ausgezeichnete Kritik von mausbacher und von mir. Ich stehe ja auch nach wie vor dazu!


    Die Überlegungen bezüglich der Kommentare von gordonfleeland nehme ich auch zur Kenntnis.


    Ist doch schön, wenn Autor und Leser über Details der Geschichten diskutieren!


    Somit ist alles bestens, lieber eti!
    Und das freut mich.


    baer

    Lieber eti!


    Danke für die Antwort! Gut, daß Du das klargestellt hast.


    baer


    Der Gedanke ist mir nämlich beim Lesen folgender Kommentare gekommen:


    An den Beitrag kann ich mich schon erinnern.
    Ich habe aber offensichtlich nicht so genau gelesen wie gordonfleeland.
    Daher jetzt mein Gedanke, daß es satirisch gemeint sein könnte. (Das war ja auch vor der W U-Satire)


    ;)


    baer

    und splitternackt


    Ich habe vorgestern eine Umfrage über die Vorlieben der Leser, was die Länge der Geschichten betrifft, gestartet.


    Der, für mich interessante Zwischenstand: Kurzgeschichten sind beliebter als längere oder Fortstetzungsgeschichten bei denen, die nicht für "Egal, Hauptsache heiß!" gestimmt haben.


    Ich schreibe bekanntlich gerne Miniaturen und lese auch lieber kürzere Stories.
    Mal sehen, ob die Beteiligung an der Umfrage noch steigt und der Trend sich bestätigt!


    baer

    Alle Achtung! Gordonfleeland hat Deine Geschichte wirklich genau gelesen, eti! Viele seiner Einwände sind vollkommen richtig.


    Was mich noch interessiert: Ist diese Geschichte ernst gemeint oder auch eine Satire?
    Und soll diese "Satire" geil machen oder zum Lachen anregen?


    baer

    Wer versteht schon die Frauen? Ein Mann?


    Wie denn, wenn die meisten Frauen sich selbst nicht verstehen. Und sie geben es sogar zu mit solch alles sagenden Sätzen wie "Ich bin mir über meine Gefühle nicht im Klaren."


    Zunächst einmal, man muß die Frauen gar nicht verstehen. Man sollte es auch tunlichst unterlassen sie verstehen zu wollen.



    Wenn Du mal lachen willst, lieber Nico, empfehle ich:
    Robert Kuehl
    Versteh' einer die Frauen...
    Das Candlelight-Dinner


    :] 
    baer

    Nein. es gibt ja zum Glück auch immer wieder ausführliche Besprechungen. Das verdienen aber nur besondere Geschichten!


    "Wussten Sie, dass Ihr Satz „Das Besondere an mir ist, dass…“ das allererste ist, was andere von Ihnen sehen? Er ist wie Ihre Visitenkarte, ... Verschenken Sie diese Chance nicht! Oder würden Sie ein Profil anklicken, in dem steht „Das Besondere an mir ist, dass ich nicht besonders bin?“ "


    :] 
    baer