Bei allem Respekt für die Regeln dieser Community und Einsicht in ihre Notwendigkeit: der von gnomegeran angesprochene Roman Der Flokati: Das Nackedasein von Henriette Staudt ist in Deutschland frei verkäuflich, so z. B. auch bei Amazon erhältlich (ich setze sicherheitshalber lieber keinen Link als Beleg, es ist aber gleich der erste Treffer bei Google).
Und über Bücher, die jeder Buchhändler in Deutschland - selbst in Kinderaugenhöhe - ins Regal stellen darf, darf hier doch hoffentlich noch gesprochen werden?
Zumal in einem Unterforum, zu dessen Beschreibung auf der Startseite der Begriff Small Talk erscheint, was impliziert, dass die Gesprächsthemen hier sich nicht streng an das Thema der Plattform halten müssen?
Ich habe in dieser Diskussion nichts davon gelesen, dass irgendwer hier "Kindergeschichten [...] weder mit noch ohne Erotikfaktor" auf Schambereich einstellen will, deren Einbezug in das Thema der Plattform vorschlägt oder fordert, Links zu Pädophilenseiten erfragt o. ä.
Zunächst einmal hat gnomeregan einfach eine Diskussion über das Thema Nacktheit in der Literatur angestoßen. Und eine Frage aufgeworfen, die ich schon aus eigenem Interesse sehr interessant finde: muss jede erzählerische Beschreibung von Nacktheit immer nur die Einleitung bzw. der Aufhänger einer sexuellen Orgie sein?
Und er hat als Gegenbeispiel einen - aller Pädophilen- und Kinderpornohysterie zum Trotz - in Deutschland frei verkäuflichen Roman angesprochen, der davon erzählt, wie Kinder in den sexuell libertären 1970-er Jahren die Nacktheit für sich entdeckt und erforscht haben.
Wie sehr es daneben geht, gegen diesen Roman die Pädophilenkeule zu schwingen, zeigt schon eine Auszug aus einer der Rezensionen bei Amazon: "Ansonsten werden sich vor allem die Leser, die heute in den Vierzigern sind, in diesem Roman wiederfinden und dabei über ihre eigene damalige Kindheit in den 1970ern ins Grübeln geraten."
Es geht eben weder gnomeregan mit seinem mutig gewählten Begriff der "Kindererotik", noch dem von ihm angesprochenen Roman darum, sich an Beschreibungen nackter Kinder oder daraus erwachsender, von einer erwachsenen Sexualität geprägten Fantasien zu erregen.
Es geht beiden gerade darum, Nacktheit einmal bewusst anders zu sehen, denn nur als Stilmittel und technische Notwendigkeit einer auf effektive im Sinne erschöpfender Befriedigung. Sondern als ein sinnliches Erlebnis für sich, anstatt dem Weg zur "Entladung" (Orgasmus).
Meines Erachtens muss es, aller politischen Korrektheit in der Sexualität bewusst zum Trotz, einem Erwachsenen schon noch erlaubt sein, sich mit seiner eigenen Biographie und seiner charakterlichen und emotionalen Entwicklung, auch hinsichtlich der eigenen Sexualität, zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.
In Erinnerungen zu schwelgen, Erinnerungen wiederzuentdecken, Erinnerungen zu analysieren und einzuordnen. Und dabei Erkenntnisse zu gewinnen, zum Beispiel über den Wert und die Bedeutung der Nacktheit für die eigene Persönlichkeit, Sozialisation und Sexualität.
Kinder sind sowohl der eigenen, als auch fremder Nacktheit gegenüber von Natur aus uneingeschränkt positiv eingestellt. Das wird heutzutage zwar politisch bestritten, diese Gegenrede ist aber wissenschaftlich in etwa so relevant wie der Kreationismus.
Und das nicht, weil sie asexuelle Wesen sind, sondern gerade weil sie sexuelle Wesen sind. Die Sexualität gehört zur menschlichen Persönlichkeit, sie begleitet den Menschen vom Beginn seines Seins bis zum Tod (und je nach metaphysischer Überzeugung auch darüber hinaus, aber das würde nun zu weit führen).
Kindliche Sexualität ist eben "nur" anders als erwachsene Sexualität. Und genau darum stehen sexuelle Handlungen von Erwachsenen an oder mit Kindern ja unter Strafe - sie können weder gleichberechtigt, noch für beide Teile erfüllend sein, denn dazu sind die Beteiligten in ihrer jeweiligen Persönlichkeit, ihrem Empfinden und ihren Bedürfnissen zu verschieden.
Sexuelle Handlungen von Erwachsenen an oder mit Kindern schaden Kindern gerade deshalb, weil sie eine eigene Sexualität haben. Wäre dem nicht so, läge die einzige schlüssige Begründung für den strafrechtlichen Schutz von Kindern vor sexuellen Handlungen Erwachsener an oder mit ihnen darin, gesellschaftlich unerwünschte Formen der Sexualität zu bekämpfen.
Die Logik zivilisatorisch primitiver Kulturen: man verbietet Masturbation, Homosexualität und Empfängnisverhütung, weil gesellschaftlich nutzlos und schädlich. Erlaubt aber die Verheiratung weiblicher Personen bereits ab der Geschlechtsreife, weil gesellschaftlich unbedingt nützlich, wenn auch sicherlich nicht für die Betroffenen gewinnbringend.
Es kommt ganz auf den Kontext an: gnomeregan fragt sich (und auf der Suche nach einer Antwort die Community), ob nicht schon Nacktheit für sich einen besonderen Wert als etwas Wohlgefühl erzeugendes und glücklich machendes hat, oder wirklich erst im Zusammenhang mit - zugespitzt - dem Orgamus durch Penetration.
Und erwähnt in diesem Zusammenhang ein Buch, das seine These - Nacktheit ist bereits an sich etwas schönes, befriedigendes und erfüllendes - stützt. In diesem Buch geht es um die Entdeckung der Nacktheit durch Kinder.
Warum darf uns das nicht ansprechen? Muss es uns nicht eigentlich sogar ansprechen? Waren wir schließlich nicht selbst einmal Kinder? Ist es nicht eine Tatsache, dass es auf dem Weg unseres Heranwachsens zu Erwachsenen zwar vielfältige und tiefgreifende Entwicklungen in unserem Denken und Fühlen gab, aber keinesfalls einen Schritt von jemand anderem hin zu uns selbst? Was wir als Kinder gedacht, gefühlt und erlebt haben, waren das nicht zweifellos und unbestreitbar wir selbst?
Hat Nacktheit uns nicht schon als Kinder beschäftigt und fasziniert? Haben wir uns nie mal selbst angeschaut und angefasst, mit Geschwistern oder Freunden nackt im Planschbecken gesessen oder "Onkel Doktor" gespielt? Und war das für uns damals nicht schön, hat es uns nicht glücklich gemacht?
Müssen wir das heute leugnen oder verdrängen, uns mindestens aber dafür schämen und nichts mehr davon wissen wollen?
Oder dürfen wir uns nicht vielleicht doch gerne daran zurückerinnern, ohne gleich pädophil oder sonst "krank" zu sein?
Sondern vielmehr einfach etwas wiederentdecken, das uns mit der Zeit verloren gegangen ist, ja eigentlich aberzogen wurde? Nämlich die Faszination für die Nacktheit als Teil unseres Lebens und unserer Persönlichkeit, als Teil unseres Menschseins unter Menschen. Und als Teil unserer Sexualität, die mehr ist als die Jagd nach physischen Superlativen und entkräftender Befriedigung, sondern Ausdruck unseres Selbst und unserer Beziehungen zu anderen Menschen.
Ich fände es jedenfalls endlos traurig, wenn solche Diskussionen hier abgewürgt würden, weil "das hier eine Plattform für Erotik Marke CMNF ist, und außerdem Leute, die sich für nackte Kinder interessieren pädophil sind, und Pädophilen der Schwanz abgeschnitten gehört, jawohl!"
Etwas mehr Offenheit, Sensibilität und Differenzierungsvermögen wünsche ich mir in einer Community, die sich um ein erotisches Thema dreht, eigentlich doch...