Ich kann Leserattes Argumentation durchaus folgen. Rational oder auf den ersten Blick ist diese Preisgestaltung eine naheliegende Maßnahme, um den zu erwartenden Überschuss an Single-Männern a) auszugleichen und b) in klingende Münze zu verwandeln (abgesehen von der 3. Variante, sich durch absurd überhöhte Preise ein paar Gaffer vom Hals zu halten).
Auf den 2. Blick allerdings wird erstens ein Verstoß gegen das Grundgesetz daraus. Das hat ja nun erst die Versicherungswirtschaft erfahren, die ihre geschlechtsspezifischen Tarife abschaffen musste - und nichts anderes ist diese Preispolitik.
Zum zweiten setzt es automatisch voraus, dass Männer beim Besuch der Lesung nicht die gleichen Interessen haben wie die Frauen. Platt gesagt, kämen die Frauen wegen der Lesung, die Männer wegen der Frauen. Oder noch platter: Männer sind alle dummgeil, Frauen alle asexuell. Das ist offene Diskriminierung. Wie wäre wohl der Aufschrei, wenn man Juden, Moslems oder Deutschrussen irgendwo andere Preise abverlangte als Nichtjuden, Christen oder Türken?
Worauf Leseratte aber m.E. abzielt, ist eine dritte Betrachtungsform. Geht ein - durchschnittlich denkender und durchschnittlich geiler - Single-Mann zu einer Veranstaltung mit einer solchen Preisgestaltung, entsteht in ihm leicht die Vorstellung, dass die Frauen dort alle doch irgendwie verfügbar sind ("welche nicht interessierte Frau geht schon freiwillig zu so einer Lesung?") ... schlussendlich für ihn eingekauft durch einen lächerlich niedrigen Lockpreis.
Wie man's dreht und wendet - für eine Lesung, die sich als solche versteht, und in der das geschriebene Wort und seine Würdigung im Mittelpunkt steht, ist das schon ein recht eigenartiges Verfahren.
Nico S.
Beiträge von NicoS
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Ja, das falsche Forum war es auch.
Im übrigen find ich die Eintrittspreise ebenfalls weit jenseits von unverschämt. Entweder ist die Veranstaltung eine ganz andere als eine "Lesung" - oder die Bude bleibt schlicht leer.
Wir haben hier in Frankfurt den Club Jerome, in dem seit geraumer Zeit 1x pro Monat erotische Lesungen stattfinden (netter Laden und empfehlenswertes Programm übrigens! ), aber dafür auch nur einen Euro zu nehmen, würde dem Wirt kaum einfallen.
Nico S. -
Ich freue mich ehrlich gestanden über die gute, sachliche Diskussion, eine fruchtbare Kontroverse, aus der für mich auch etwas zu lernen war, und spreche gern auch meinen Respekt für meine Mitstreiter aus.
Erpan, ich kann das Kompliment insofern zurückgeben, als ich dich als aufrechten, bewussten und gelegentlich harten, aber immer fairen Gesprächspartner sehe.
baer, du hast recht - Sammelantworten sind nie ein gutes Mittel. Eure Ansätze sind unterschiedlich. Nur meine Antwort wäre - bis auf den einen Absatz - die gleiche gewesen.
Im übrigen beachtet bitte die Smileys - sie sind so aufrichtig gemeint wie der übrige Text und sollten auch das unerlässliche Körnchen Salz signalisieren, das für mich dazu gehört.
So.
Ansonsten hab ich mein Textlein ja jetzt auch gesagt. Euch noch einen schönen Sonntag Abend und einen guten Start in die Woche!
Nico S.
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@ baer und Erpan
Ich weiß nicht, ob ich edler bin als andere. Mir ist das nie in den Sinn gekommen, und wenn es euch so erscheint, solls mir recht sein.
Was ich aber schade finde, ist, dass hier nur auf die ablehnenden bzw. begrenzenden Teile meiner Argumentation eingegangen wird, während das positive Bild, das ich dagegen setze, keine Rolle in den Erwiderungen spielt.
Natürlich wäre es, so es sich um eine absichtsvolle Inszenierung handelte, anders zu bewerten als für den Fall, dass das ganze tatsächlich als TV-Format über den Sender ginge. Im günstigsten Fall könnte eine theatralische Inszenierung meinen Standpunkt sogar untermauern, weil sie eben die Mechanismen offenlegt, die ich angesprochen habe.
Im letzten Absatz von Erpan wird aber genau das klar, was ich als Haken an der Sache betrachte: Es geht mir eben nicht um eine Kritik des Betrachtens, des Voyeurismus und der Nacktheit in diesem Konzept ... sondern um die scheinbar unausweichliche Logik, dass ein solcher Genuss nur möglich sei, wenn die Herren der Schöpfung ungestört palavern können, während die Frau (die ja nunmal im konkreten Fall ein lebendiger Mensch ist und kein Bild) gefälligst stumm und unbewegt zu bleiben hat.
Ich kann es auch mal etwas direkter sagen: Ich finde diese Idee (jedenfalls für eine reale TV-Show) so beschissen wie unnötig, und wenn ich mir nackte Frauen anschaue (was ich sehr gerne tue), dann will ich mich dabei einem realen, denkenden, bewussten Menschen gegenüber sehen und keiner inszenierten Marionette. Nennt das meinetwegen "edel" ... damit kann ich leben.
Und was das Outen betrifft: Zum einen hab ich Ähnliches hier schon oft genug gesagt. Zum anderen "überhebe" ich mich nicht, sondern trage hier im SB mit die Verantwortung dafür, dass Leute genau das, was ihr sagt und denkt, auch weiterhin so frei wie möglich sagen und denken können - auch wenn es mir persönlich deutlich gegen den Strich geht. Das solltet ihr vielleicht mit bedenken, wenn ihr in meiner Ansicht Überheblichkeit zu entdecken glaubt.
Nico S. -
Im Anfangsbeitrag steht nichts davon, dass das ein Theaterstück ist.
Mögen muss ich die Idee aber trotzdem nicht (selbst wenn man hoffen darf, dass das Gespräch der beiden Männer mit einem vorgegebenen Text nicht völlig aus dem Ruder läuft).
Nico S.
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Natürlich "hängt es immer davon ab", von den näheren Umständen etc.
Zwang habe ich auch nicht unterstellt. Gewalt ... da stellt sich bereits die Frage, wie man verbale Gewalt einordnet. Aber auch das will ich nicht in den Mittelpunkt rücken in diesem Fall.
Nein, es ist für mich vor allem das Schweigen und Herumstehen der Frau, was mich stört. DAS macht sie zum verfügbaren Objekt, zum Schaustück. Der Entzug des Rechts auf Äußerung, auf Erwiderung ist der kritische Punkt, nicht ihre einseitige Nacktheit. Wie ja auch in vielen Geschichten, die ich hier schon kritisiert habe, nicht die Nacktheit der Frau mein Stein des Anstoßes war, sondern die Behandlung eines Menschen als bloße Fleischpuppe.
Nacktheit, egal ob einseitig oder für alle, ist für mich ein Akt der Befreiung, des Menschwerdens, des zu sich selbst Findens - auch des ehrlicheren Umgangs miteinander etc. Dies lässt spiegelbildlich auch an den Bedeutungen ablesen, den die Kultur bestimmten Arten von Kleidungen zumisst ... von Militäruniformen über den Businessdress bis zur Haute Couture. Wo all dies entfällt, tritt der Mensch als Eigentliches hervor und legt Zwänge und Rollen ab (sicher nicht alle, aber doch einen guten Teil).
Diese elementaren Konsequenzen der Nacktheit werden hier leider von vielen, in aller Regel männlichen Autoren und Kommentatoren negiert, übersehen oder abgelehnt. So wird ja auch in vielen Storys die Nacktheit entweder gleich unfreiwillig - durch Zwang, Erpressung oder widrige Umstände - herbeigeführt. Oder sie wird, wie im Fall dieses TV-Konzepts, dann zum wohlfeilen Vorwand, die nackte Frau als beliebig verfügbares Objekt zu betrachten. In beiden Fällen manchmal mühsam mit dem Schamtüchlein eines "je länger ihr Gewalt angetan wurde, umso merkte sie, dass es ihr gefiel/sie erregte, so misshandelt zu werden" bedeckt.
Was spräche z.B. dagegen, sich die Talk-Show als eine vorzustellen, in der die Frau nicht allein (und sozusagen ausgestellt) ist, sondern 2 nackte Frauen mit 2 angezogenen Männern reden?
Interessanterweise beschränkt übrigens das vorliegende Konzept auch die Männer in ihrer Rolle - nämlich auf die einer gleichzeitig voyeuristischen wie exhibitionistischen Selbstentblößung. Da die Frau stumm ist, kann sie folglich auch auf Fragen nicht antworten ... wie sie sich fühlt, was sie denkt etc. Der Wunsch des Mannes, dass die Frau (ob nackt oder angezogen) ein bereicherndes Gegenüber für ihn sein könnte, wird von vornherein verweigert.
Nico S. -
Ich kann dieser Idee auch nichts abgewinnen ... wie ich es ja generell erschreckend finde, dass CMNF so oft und von so vielen Männern mit Erniedrigungsphantasien verbunden wird.
In dieser Show (leider ist sowas inzwischen durchaus vorstellbar in unserer Fernsehlandschaft) wird das Ausgeliefertsein ja schon auf die Spitze getrieben. Dabei weiß ich gar nicht, was schlimmer ist: Mir die Frau als exponiertes Schauobjekt vorzustellen, oder das Gerede. was die beiden Männer mutmaßlich von sich geben dürften.
Nico S.
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Zitat
Original von baer66
Nach längerer Abwesenheit ist Forenmeister mausbacher wieder da!
Das freut mich.
baer
Die Bezeichnung "Forenmeister" ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Erinnert mich an Hausmeister, Bademeister, etc...
Nicht schlimmer als so nette Titel wie "Foren-Inventar", der mich eher an ein altes, verstaubtes Möbelstück erinnert als einen aktiven, engagierten Nutzer. Doch da sich die Community gegen eine kreativere Totaländerung und für die Beibehaltung der bestehenden Titel entschlossen hatte, musste ich für die beiden neuen Stufen zwei Bezeichnungen finden, die von Stil und Bedeutung einigermaßen zum Bisherigen passten - und zwar an den vorgesehenen Stellen in der Reihe.
Ich kenne auch ein Forum, in dem man sich entschieden hat, einfach die Beitragszahl in Temperaturgrade der Fahrenheit-Skala umzurechnen. Das ist zwar sicher nicht sehr befriedigend für Titel-Fans, aber es weist den Weg, wie man mit solchen Dingen auch umgehen kann - zumal Zahlen garantiert geschlechtsneutral sind.
Nur hier war eben die Mehrheit anderer Ansicht.
Nico S. -
Zitat
Original von hannar
Sie wußte nicht, dass er einen FKK-Betrieb hat, was im Text auch erwähnt wird.
Genau das meine ich mit "konstruiert".Aber prinzipiell merkt man schon, dass du dir Mühe gibst, die Story nicht allzu gewollt und künstlich wirken zu lassen. Jedenfalls bin ich auf die Fortsetzung gespannt!
Viele, kürzere Absätze machen den Text vor allem am Bildschirm lesefreundlich. Aber achte bitte darauf, deine Texte nur am Absatzende mit einem Zeilensprung zu formatieren - jetzt liest es sich wie Zeilensalat.
Nico S.
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Wunderbar geschrieben, ein Genuss à la baer! Und das Bild ist toll und gefällt sogar mir, der ich persönlich mit Fesselzeugs nix anfangen kann.
Abermals vielen Dank, lieber baer!
Nico S.
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Nun, die Story ist natürlich etwas konstruiert, doch das sind ja bei uns im SB mehr oder weniger die meisten. Im übrigen ist sie absolut harmlos und gewaltfrei. Ich bin ja selbst sehr kritisch, was allzu künstlich oder gar mit Erpressung / Gewalt herbeigeführte Nacktheitssituationen betrifft, aber davon lese ich hier nichts.
Und dass Nacktheit in manchen Familien, zumal mit Bezug zur FKK, anders gehandhabt wird als in anderen, sehe ich als sogar ziemlich realistisch an. Eine 16-Jährige, die zur Sommerfrische einen Verwandten besucht, der an einem FKK-Strand einen FKK-bezogenen Betrieb hat, wird wohl mit einem nackten Onkel rechnen, selbst wenn sie im ersten Moment beim allerersten Ansehen kurz erschrickt.
Man könnte der Story hier allenfalls vorwerfen, dass sie sich zunächst mit "einseitiger männlicher Nacktheit" beschäftigt. Aber wenn wir anfangen, bereits einen nackten Onkel/Verwandten als verwerflich darzustellen, sind wir ganz schnell bei jener rückwärtsgewandten, prüde-moralisierenden Denkweise, wie sie uns mehr und mehr aus den USA bedroht und uns zwingt, in vielen US-Medien (wie z.B. Facebook-Bildern oder Buchtiteln auf Amazon), selbst weibliche Brüste mit Aufklebern abzudecken oder Sprachreglungen einzuhalten wie bei Apple, die kürzlich - unter Missachtung jeder Art von Privatsphäre oder Briefgeheimnis - alle E-Mails mit dem Ausdruck "barely legal" in der iCloud gelöscht haben.
Nico S. -
Ich bin ja absolut kein Wäschefan - im Gegenteil, mir vergehts fast, wenn ich Frauen in diesen typischen Spitzen-Trallala-Sachen sehe; mit Strapsen und Strümpfen ist's dann ganz aus. Aber wenn es denn sein muss, stimme ich für Nummer 7.
Nico S. -
Ihr sagt es, edler baer!
Und drum frischan mit neuen Rängen
lasst uns des Kerns gedenken,
nicht Namen, Titel, Schall und Rauch
sind's, die uns hier bewegen,
doch schöner Weiber blendend Bild
in aller Nacktheit, bloß und fein,
sein Gegenstand des edlen Streits!
Nico S. -
Die Umstellung der Rangbezeichnungen wurde vor geraumer Zeit ausführlich hier im Forum diskutiert und durch Mehrheitsabstimmung beschlossen. Dort bestand für jeden Gelegenheit, sich entsprechend einzubringen.
Dass die Umsetzung nun etwas länger gedauert hat, tut mir leid, aber sie ist das Ergebnis eben jener Aktion.
Nico S.
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Vielleicht sind ja alle mit Sex beschäftig?
Nico S.
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Ich gebs ja zu, ich bin kein Programmierer. Aber da z.B. in der Bewertung von Alt-Geschichten die Votings von nicht mehr registrierten Nutzern stecken, ist fraglich, ob das so glatt liefe.
Doch vor allem ist das - abgesehen vom Aufwand - nicht so wichtig wie das 2. Argument. Entscheidend sind keine Zahlenspielereien, sondern die Absicht, gewissen Leuten das Handwerk zu legen oder doch unerfreulich schwer zu machen.
Nico S.
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@ otmanone
Ich messe einen Anfänger mit anderen Maßstäben als jemanden, der bereits Erfahrung hat und zeigt. Vor allem macht der Ton die Musik, auch bei Kritiken, und man muss nicht immer gleich zur groben Kelle greifen, um Negatives zu äußern.
Meine Kritik in diesem Fall ist vielleicht etwas kurz geraten, aber ehrlich gemeint. Und wo ich mir widerspreche, wenn ich Dramaturgie und Sprache getrennt bewerte, ist mir ein Rätsel.
Im übrigen gibt es von mir hier im Forum genug negative Kritiken, so dass ich kaum dem Vorwurf anheim falle, grundsätzlich und grundlos zu nett zu sein.
Was dich aber disqualifiziert, ist dieser Satz:
"Doch diese vermisse ich bei Dir meistens."
... denn hier geht es nicht um "meistens". Hier geht es ausschließlich um die eine Story (und meinetwegen meinen Kommentar dazu). "meistens" interessiert kein Schwein.
Nico S. -
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Es wird demnächst eine Beschränkung bei der Teilnahme am Voting für Geschichten geben:
Nutzer können erst voten, nachdem sie mindestens 5 Beiträge im Forum geschrieben haben.
Durch diese einfach realisierbare und in vielen Foren bewährte Maßnahme beschränken wir den ständigen Missbrauch der Voting-Funktion durch Spaßvögel, Manipulierer und Sockenpuppenbesitzer.
Die Umstellung erfolgt im Zuge einer Gesamt-Erneuerung unserer Software, die momentan in Arbeit ist. Den genauen Zeitpunkt gebe ich hier dann bekannt.
Nico Scheerbarth
Schambereich -
Eine Änderung am Basis-Algoritmus kommt nicht in Frage, da wir damit gleichzeitig ALLE bisherigen Benotungen löschen und überdies ein ganz neues Programm schreiben müssten.
Überdies wäre dies kein geeignetes Instrument, um die Lust am Manipulieren zu dämpfen und würde nur im ersten Moment eine Verbesserung bedeuten. Schlussendlich würden sich bösartige, organisierte Downvotings dann im Vergleich doch wieder bemerkbar machen.
Nico S.