Was Fantaskus schreibt, entspricht auch weitgehend meinem Eindruck. Wenn es die allererste Geschichte dieser Art wäre, die ich zu lesen bekommen hätte, wäre ich möglicherweise mäßig begeistert gewesen. Doch nachdem sich da das immer gleiche Schema abspult, werden Storyline und Inhalt zweitrangig und es bleibt der schale Geschmack von redlichem Bemühen - erkennbar ambitioniert, doch genauso erkennbar erfolglos.
Die Dialoge wirken hölzern und mühsam. Schon im ersten Satz von Lu ("um ihm nicht gleich alles zu zeigen") scheint die Absicht des Autors durch, wohin das ganze gehen soll - gradlinig und in jeder Hinsicht vorhersehbar.
Sätze wie "Die Sonne steigt herab." zeigen auch deutlich das Schulaufsatzniveau der Übung. An und für sich ist es in Ordnung, in einem rein dialogorientierten Text die äußeren Geschehnisse lakonisch in Stichworten einzustreuen, wie "Zeit vergeht" direkt davor. Doch "herabsteigen" ist eine Metapher aus der Klamottenkiste, die weder zu einem kurzen Situationsverweis passt noch in irgendeiner Form die Stimmung transportiert, die man aus der Situation entwickeln könnte. Zumal Anja und Lu sich zwei Absätze später noch unverdrossen sonnen, obwohl eine herabsteigende Sonne Abenddämmerung signalisiert. Ein wenig später "brütet" die Sonne sogar noch, es ist also hoher Mittag.
Das mag eine Randbeobachtung sein, doch sie zeigt deutlich, wie eine durchaus lohnende Idee lieblos und ungekonnt zusammengenagelt wurde. Es fehlt dem Autor ja nicht an handwerklichen Fähigkeiten, doch ganz offenbar an der nötigen Selbstdistanz, sein einmal Geschriebenes anschließend auch kritisch zu prüfen. Gerade solche kleinen Schnitzer hätten sich sonst leicht vermeiden lassen.
Dass die Organisation einer voll ausgereiften Orgie durch zwei absolute Anfängerinnen nicht unbedingt realistisch wirkt, will ich nicht als Argument ins Feld führen. Doch dass man, nachdem man sich endlos durch die ein- und hinleitenden Kunstdialoge gequält hat, bei der Schilderung des eigentlichen Geschehens mit ein paar kurzen Sätzen abgespeist wird ...
"Alle sind begeistert, und bald hat jede Muschi ihren Schwanz gefunden. Eine allgemeine Fickerei, ohne Abspritzen, aber mit manch weiblichem Orgasmus. Das sieht gut aus.
Aber dann halten es eben doch die meisten Buben nicht mehr aus und entladen sich voll in die Vaginas ihrer Partnerinnen. Nur einer bleibt standhaft, Rolf, - er ist der Sieger.
(...)
Und die wilde Fickerei der Beiden auf dem Balkon ist nun der Auftakt zu der, von Lu so ersehnten, Massenorgie. Die Porno-DVDs und der Alkohol tun ihr Übriges."
... ist doch eine etwas magere Belohnung. Nichts gegen ein rasches Zusammenfassen altbekannter Fickschilderungen, aber nachdem die ganze Geschichte sonst jeder Spannung entbehrt, wäre doch wenigstens da beim Höhepunkt ein bisschen mehr Anschaulichkeit zu wünschen gewesen.
Am Ende steht bei mir der Eindruck eines lieblos und hastig runtergeschriebenes Augenblicksstückchens, dem jedoch der ungelenke Charme der Anfängerarbeit fehlt. Bei Sex mit großen Personenzahlen zu arbeiten, ist erkennbar schon in Bildmedien schwierig. In den allermeisten Orgienpornos, die ich je gesehen habe, schaffen es Kamera und Schnitt nicht, die Fülle des Geschehens wirklich lebendig zu vermitteln. Im Schriftlichen ist es eine noch größere Herausforderung, und angesichts des gerade zu hastigen Endes erscheint es mir, als sei dem Autor das hier mittendrin auch bewusst geworden zu sein. Das Ende wirkt geradezu wie eine Flucht aus der eigenen Idee.
Nico S.
P.S. Über die Person des Autors möchte ich mich hier nicht äußern. Dennoch ist evident, aus welcher Feder die Story stammt. Das zeigen schon gewisse stilistische Eigenheiten. Es gilt nach wie vor, dass die Person im SB unerwünscht ist, und ich werde mit null Toleranz eingreifen, wenn es zu verbalen Fehlgriffen kommt.