Das ist eine von den Storys, die in mir sehr widersprüchliche Empfindungen auslösen. Einerseits ist sie sehr intensiv, flüssig zu lesen und sauber gearbeitet, andererseits ist sie eine Mogelpackung, bei der die Entfernung der "Verpackung" - wovon es jede Menge gibt - etwas äußerst Hässliches und Kleines zurücklässt.
Auf der Plusseite wäre die akribische Schilderung der Lebensumstände in dem Zwergstaat Seonbila aufzuführen, die durchaus phantasievolle Ausschmückung der gesellschaftlichen Verhältnisse, vor allem im Zusammenhang mit dem Fortpflanzungsprogramm und last not least die saubere handwerkliche Arbeit, zumindest in Hinsicht auf Orthografie und Zeichensetzung.
Das war's dann aber leider auch schon. Zunächst fällt die Länge der Hinführung auf. Es dauert endlos, bis sich tatsächlich so etwas wie eine "Geschichte" abzeichnet, und beim wagen "Abzeichnen" bleibt es dann auch. Was eindeutig fehlt, ist ein roter Faden, ein narratives Grundgerüst, irgendeine erkennbare inhaltliche Richtung, den dieser Textberg nimmt. Der Autor schreibt nicht wie ein absoluter Anfänger, doch diese "Geschichte" ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Verfasser von der Masse seines eigenen Vorhabens überwältigt wird. Statt sich etwa zunächst auf eine Handlung zu konzentrieren und die ellenlangen Sach-Erläuterungen ans Ende zu hängen, überflutet er den Leser mit seinem Fleiß, der bei aller Detailtiefe eine leblose Durststrecke bleibt.
Das allein wäre noch nicht einmal so schlimm; wäre da nicht der Kerninhalt des zweiten Teils. Denn wenn ich die eigentliche Erzählung all des erläuternden Beiwerks entkleide, bleibt ein ausgesprochen jämmerlicher Rest: das Konstrukt einer völlig entmenschten Gesellschaft, neben dem die Rassenzuchtpläne des Dritten Reichs sich wie Kindergartenspiele lesen, und das den einzigen Zweck zu verfolgen scheint, Frauen auf die allerdenkbar übelste Art zu missbrauchen. Von Lust, Freude oder auch nur grundlegendster Menschlichkeit ist das Geschilderte meilenweit entfernt. Die "Erotik" der körperlichen Schilderungen wirkt herbeigezwungen. Völlig irreführend ist übrigens der Titel - von einer irgendwie gearteten "Hals über Kopf" Action ist in der Geschichte kein Fitzelchen zu finden; irgendetwas mit dem Begriff "Brechreiz" wäre weitaus passender gewesen.
Um zum Ende zu kommen: Mir graut vor Mitmenschen, in deren Köpfen (sei es als Autor oder Leser) eine seelenlose Massenvergewaltigung als genüssliches, ja anregendes Schaustück gilt. Als Mod stehe ich dazu, dass der SB keine moralische Anstalt ist. Als Leser, Nutzer und Mitautor hoffe ich aber, dass es bei der zur Zeit niedrigen Bewertung bleibt und uns daher am Ende die Löschtaste von dieser Monstrosität befreit.
Nico S.