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Original von NicoS
Für diese Story ist definitiv keine Fortsetzung geplant. Für mich ist die Geschichte abgeschlossen, auch wenn das Ende auf mehreren Ebenen offen ist.
Wenn ich noch Zweifel über mein Urteil gehabt hätte, du hast sie mit dieser Bemerkung beseitigt, denn nur unter der Prämisse, die Geschichte würde weiter gehen, könnten die 8 von mir monierten Absätze wichtig werden.
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Denn wie immer es weitergeht: Die Situation einseitiger weiblicher Nacktheit ist abgeschlossen. Alles weitere wäre Alltag.
Dazu kann ich nur sagen: Auch die 8 Absätze sind Alltag und für die Geschichte nicht wichtig. Denn sie beschreiben den Weg des Protagonisten in das Städtchen, wie und warum er gerade diese Wohnung in diesem Haus gemietet hat. Das und viele anderen Dinge (wie z.B. warum Finkenweg Finkenweg heißt, die Wohnung 115 qm hat (was sogar zweimal erwähnt wird), der Vermieter Verkäufer bzw. zweiter Mann örtlichen VW-Händlers, die Katzen, die Alarmanlagen, etc.) sind einfach nicht wichtig, weil sie absolut keine Rolle bei den Geschehnissen spielen und auch für das Verständnis des Ganzen nichts beitragen.
Wozu ist es zum Beispiel wichtig, warum die Türen im Haus besonders abgesichert sind – sie sind es einfach! -, zumal das später während des Geschehens sowieso noch einmal erwähnt wird: „Die Wohnungstür der Zennemanns war ein Prachtexemplar des Einbruchsschutzes …“
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Erpan hat natürlich aus seiner Warte recht: Da er die "Studentin" von kono gut findet, ist es konsequent, eine so ausgedehnte Exposition wie in "Mondlicht" langweilig zu finden.
Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Meine Kriterien zur Beurteilung von Literatur sind:
1. Jeder Satz muss Neues bringen
2. Jeder Satz muss die Geschichte voranbringen oder für deren Verständnis wichtig sein
3. Die 2 vorangegangenen Regeln gelten vor allem für Kurzgeschichten, bei Romanen kann davon abgewichen werden
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Doch mich interessieren nunmal auch die Beweg- und Hintergründe meiner Figuren sehr stark.
Der männliche Protagonist ist ziemlich unwichtig in dieser Geschichte – es könnte ein x-beliebiger Mann sein mit x-beliebigen Hintergrund und die Geschichte würde genauso funktionieren.
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Wenn ich mir die Personen in meinen Geschichten vorstelle, denke ich an "echte" Menschen, deren Fühlen und Handeln zumindest im Rahmen der Storyline eine gewisse Schlüssigkeit aufweist.
Ich wiederhole: Ein anderer Mann mit einem anderen oder gar keinem Hintergrund wäre genauso echt und schlüssig. Allein sein Denken, Reden und Handeln in der betreffenden Situation (Mädchen im Treppenhaus) macht ihn lebendig und echt, was er vorher gemacht hat oder warum er sich in dieser Stadt befindet etc. ist unwichtig. Das könnte, wie gesagt, im Rahmen eines Romans anders aussehen.
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Und hier verhakt sich Erpans Kritik auch ein wenig. Ohne dass ich ihm das Recht auf seinen Standpunkt abspreche: Gerade die relativ ausführliche Exposition am Anfang erläutert u.a. den sozialen Rahmen, in dem das Geschehen stattfindet ... eine Kleinstadt im ländlichen Raum - mit den unvermeidlichen Begleiterscheinungen wie einer hohen sozialen Kontrolle.
Ein Hinweis auf eine Kleinstadt ist okay, dann weiß jeder, dass da eine hohe soziale Kontrolle herrscht. Aber in deiner Geschichte, Nico, wird auch später, während des Geschehens klar, wie die Dinge stehen:
"Mein Vater bringt mich um! Ich darf nie wieder aus dem Haus, bis ich achtzehn bin! Das geht überhaupt nicht! No way!"
Und:
"Nein, bloß nicht!" Neue Panik. "Da arbeitet ein Freund von Sandras Bruder, ein echter Arsch! Der hat heute Dienst, das weiß ich. Der wäre auf jeden Fall dabei, wenn die kommen! Und dann weiß es einfach jeder!"
"Und deine Eltern? Oder die von den anderen beiden?"
"Mein Vater schaltet nachts sein Handy grundsätzlich aus, und wie das Hotel heißt, weiß ich nicht. Sandras Eltern sind in Antalya, und Lenas Mutter ist um die Zeit so betrunken, dass sie nicht mal hören würde, wenn man ihr mit ner Sirene ins Ohr bläst!"
Man sieht: Es gibt für jede Rettungsmöglichkeit eine individuelle Erklärung, warum sie nicht in Frage kommen kann.
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In einer Umgebung, wie ich sie da schildere, sind bestimmte Dinge eben nicht automatisch gegeben, die Erpan als Auslassung registriert. So sind die 3 Mädels eben Carinas Freundinnen, und wenn andere Mädchen mit Carina so gut befreundet gewesen wären, dass sie sie hätte um Hilfe rufen können, hätte sie sie von vornherein schon eingeladen! Die "anderen" um Hilfe zu bitten, wäre für Mädchen in dieser extrem peinlichen Lage genauso erschreckend wie jenen Kenny oder den leicht erregbaren Vater.
Das klingt nur auf den ersten Blick logisch, doch diese Logik gilt nur für Carina. Die anderen 3 Mädchen haben sicher noch andere Freundinnen, an die sich leichter wenden könnten als an Kenny und sonstiges männliches Personal, das ihnen offenbar so viel Angst macht.
Ich will jetzt nicht auf weitere Einzelheiten eingehen, denn die Geschichte ist ja nicht schlecht, sondern für meine Begriffe zu konstruiert, zu langatmig und damit langweilig. Und ich wollte dir mit meinem Kommentar keinesfalls zu nahe treten, sondern nur eine etwas andere Sicht auf die Geschichte werfen – man könnte sonst auf die Idee kommen, dass alles Gold ist, was im Dunkeln glänzt.