Diese Geschichte war für mich nichts als ein Ärgernis. Sie trieft von Selbstmitleid und -rechtfertigung, die beide nur dem einen Ziel dienen: Ein bisschen verschämtes BDSM-Getue als rechtens oder zumindest verständlich aussehen zu lassen („Mit ergebenem Blick fügte sie sich meinem sanften Druck.“). Dazu ist sie langatmig bis geht nicht mehr. Beinahe jede Kleinigkeit wird beschrieben, Begebenheiten werden genauestens analysiert, Worte wiedergekaut.
Dazu kommt die antiquierte Sprache („Das Jagdglück war mir hold und so beschloss ich zurückzukehren.“). Der Text enthält zwar fast keine Rechtsschreibfehler, dafür aber überall überflüssige Adjektive – es gibt fast keine Sätze ohne. Ganz schlimm ist der Abschnitt, der mit „Sanft drückte ich sie zu Boden.“ anfängt. Dabei wird es unfreiwillig komisch – Beispiel: „Mit meinen Lippen auf ihrem Brustbein angekommen erwartete mich die bisher schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich entschied mich für die linke Brust.“ Boah!
Oder: „Ihre Lustgrotte fühlte sich feucht und warm an. Ich drang noch ein paar Millimeter mehr in sie ein und ließ den Finger den gleichen Weg zurück gleiten. Dabei bemerkte ich, das sie feucht geworden war.“ Auf welchen Weg denn sonst, möchte man fragen? Und wenn ihre Grotte! feucht und warm war, wie konnte sie dann nochmal in gleichem Augenblick feucht werden?
Obwohl beinahe noch das letzte Schamhärchen genauestens beschrieben wird, scheint es mit den Kenntnissen der weiblichen Anatomie nicht weit her: „Ihre Vagina ließ ich nicht aus den Augen. Es mag eine typische Jungenphantasie sein, einmal Frauenarzt spielen zu dürfen und so albern es klingen mag, irgendwie erinnerte mich die Stellung genau jetzt daran. Ich schüttelte den dummen Gedanken ab und beugte mich vor. Neugierig nahm ich beide Daumen und spreizte die Schamlippen auseinander.“ Der Autor kennt den Unterschied zwischen Vulva und Vagina anscheinend nicht und lügt zudem, wenn sein Ich-Erzähler meint, dabei an eine Jugendphantasie nur erinnert zu werden. Das Gegenteil ist der Fall: Er beschreibt sie hier wie ein unbeholfener Junge, Wort für Wort, so als ob hier lauter Leser wären, die noch nie ein weibliches Geschlecht gesehen hätten.
An anderer Stelle ist aber dieser Ich-Erzähler wieder allwissend und von keinem Zweifel geplagt: „Völlig überreizt zuckte ihr Unterkörper.“ Das kann ein Ich-Erzähler nie wissen, höchstens vermuten!
Alle Geschichten sind konstruiert, aber diese Geschichte ist das so offensichtlich, dass ihr dabei jede Glaubwürdigkeit flöten geht. Fantasien sind, wenn sie gut geschrieben sind, schön, aber sie sollten dabei den Leser nicht vergessen - und vor allem nicht für dumm verkaufen.