Beiträge von Erpan

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    Original von Gruenspan
    Wie kriege ich es hin, dass die Handlungsstränge "Wolfsfrau/Rocky" und "Sabine/Martin" sich so, quasi entgegen gewickelt wie in Hanfseil, aufeinander zu bewegen, so dass es ein Ganzes ergibt. Die Wolfsfrau soll dabei immer zahmer, Sabine aber immer wilder werden.


    Die Idee der auf diese Weise miteinander verwobenen Personen finde ich gut. Auch dass die eine immer zahmer, die andere dagegen immer wilder wird, ist ein guter Einfall – mehr dazu per PN morgen.

    Dies ist eine gute Geschichte. Obwohl das Setting völlig außerhalb fast jeder Realität angesiedelt ist, habe ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, eine konstruierte Geschichte zu lesen. Das liegt an der inneren Stimmigkeit der handelnden Personen. Sie sind zwar allesamt sichtbar der Fantasie entnommen, dennoch ist ihre Interaktion untereinander glaubhaft: Ja, denkt man, so könnte es gewesen sein.


    Okay, es gibt auch kleinere Mäkel – etwa der Tagebucheintrag vom 21:16 „es hat geklingelt, da will wohl wieder jemand einen gefundenen Igel abgeben, die sind ja gerade mal raus aus dem Winterschlaf und noch so schwach. Werde mal nachsehen.“, denn wenn es klingelt, geht man an die Tür und hat daher keine Zeit, noch einen solch langen Satz hinzuschreiben.


    Aber das sind Flüchtigkeitsfehler, die bei dieser Geschichte leicht zu verschmerzen sind. Weil alles andere stimmt: Keine mit Adjektiven überfrachteten Sätze, keine elend langen Beschreibungen der weiblichen Anatomie und keine Wiederholungen von schon Bekanntem, weil schon Erzähltem. Und trotzdem ist die Erotik da, allerdings sehr zurückhaltend und fast satirisch dargestellt, das Nötigste eben, den Rest kann sich der Leser zusammenreimen - wenn er sich auf die Geschichte einlässt, natürlich.


    Auf jeden Fall ist die Idee, eine „normale“ Frau eine offenbar schon getötete Wolfsfrau nachspielen zu lassen, eine ziemlich ungewöhnliche, um nicht zu sagen revolutionäre. Das vor allen Dingen hebt diese Geschichte aus dem Einerlei der sonst auf dieser Seite praktizierenden „einseitigen weiblichen Nacktheit“ heraus. Kompliment.

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    Original von petercarsten
    Du erkennst z.B. bewusst eingefügte Komik als "unfreiwillig komisch an". Da kann ich mich nur noch am Kopf kratzen.


    Ist das alles, was du auf meine mit vielen Beispielen belegte Kritik sagen kannst?


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    Original von petercarsten
    Habe mir mal erlaubt eine deiner Geschichten anzuschauen.


    Was haben meine Geschichten mit dieser hier zu tun? Nichts - außer du denkst, man darf nur dann Kritiken zu deiner Geschichte verfassen, wenn man besser schreibt als du.


    Oder man kann nichts Gescheites darauf antworten und verteidigt sich, in dem man den Kritiker angreift. Aber geschenkt: Du kannst wohl nicht anders.

    Diese Geschichte war für mich nichts als ein Ärgernis. Sie trieft von Selbstmitleid und -rechtfertigung, die beide nur dem einen Ziel dienen: Ein bisschen verschämtes BDSM-Getue als rechtens oder zumindest verständlich aussehen zu lassen („Mit ergebenem Blick fügte sie sich meinem sanften Druck.“). Dazu ist sie langatmig bis geht nicht mehr. Beinahe jede Kleinigkeit wird beschrieben, Begebenheiten werden genauestens analysiert, Worte wiedergekaut.


    Dazu kommt die antiquierte Sprache („Das Jagdglück war mir hold und so beschloss ich zurückzukehren.“). Der Text enthält zwar fast keine Rechtsschreibfehler, dafür aber überall überflüssige Adjektive – es gibt fast keine Sätze ohne. Ganz schlimm ist der Abschnitt, der mit „Sanft drückte ich sie zu Boden.“ anfängt. Dabei wird es unfreiwillig komisch – Beispiel: „Mit meinen Lippen auf ihrem Brustbein angekommen erwartete mich die bisher schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich entschied mich für die linke Brust.“ Boah!


    Oder: „Ihre Lustgrotte fühlte sich feucht und warm an. Ich drang noch ein paar Millimeter mehr in sie ein und ließ den Finger den gleichen Weg zurück gleiten. Dabei bemerkte ich, das sie feucht geworden war.“ Auf welchen Weg denn sonst, möchte man fragen? Und wenn ihre Grotte! feucht und warm war, wie konnte sie dann nochmal in gleichem Augenblick feucht werden?


    Obwohl beinahe noch das letzte Schamhärchen genauestens beschrieben wird, scheint es mit den Kenntnissen der weiblichen Anatomie nicht weit her: „Ihre Vagina ließ ich nicht aus den Augen. Es mag eine typische Jungenphantasie sein, einmal Frauenarzt spielen zu dürfen und so albern es klingen mag, irgendwie erinnerte mich die Stellung genau jetzt daran. Ich schüttelte den dummen Gedanken ab und beugte mich vor. Neugierig nahm ich beide Daumen und spreizte die Schamlippen auseinander.“ Der Autor kennt den Unterschied zwischen Vulva und Vagina anscheinend nicht und lügt zudem, wenn sein Ich-Erzähler meint, dabei an eine Jugendphantasie nur erinnert zu werden. Das Gegenteil ist der Fall: Er beschreibt sie hier wie ein unbeholfener Junge, Wort für Wort, so als ob hier lauter Leser wären, die noch nie ein weibliches Geschlecht gesehen hätten.


    An anderer Stelle ist aber dieser Ich-Erzähler wieder allwissend und von keinem Zweifel geplagt: „Völlig überreizt zuckte ihr Unterkörper.“ Das kann ein Ich-Erzähler nie wissen, höchstens vermuten!


    Alle Geschichten sind konstruiert, aber diese Geschichte ist das so offensichtlich, dass ihr dabei jede Glaubwürdigkeit flöten geht. Fantasien sind, wenn sie gut geschrieben sind, schön, aber sie sollten dabei den Leser nicht vergessen - und vor allem nicht für dumm verkaufen.

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    Original von Holzratte
    Erotik ist eben nicht gleich Porno wo wirklich nur die niedersten Instinkt angesprochen werden.


    Na, na, bitte nicht so abfällig über einen Instinkt reden, dem wir alle unsere Existenz verdanken. :D


    Aber das nur nebenbei, denn die Geschichte ist in der Tat eine außergewöhnliche, wenn auch ein wenig technikverliebt – selbst ich als Mann, habe nicht ganz durchschaut, was da mit den Schaufeln, Hydraulikpumpen, etc. passierte. Mit anderen Worten: Man muss nicht jeden Handgriff erklären, es reichte sicher, wenn diese Maggie zuvor erklärte, dass sie ihn durch einen Trick gefangen nehmen würde – und hinterher beschrieben wird, wie er nach vorne fiel und sich die Schaufel über ihn senkte.


    Gut, Erotik kam ein wenig zu kurz – weil zu viel lediglich beschrieben und zu wenig gezeigt wurde. Wenn man sagt, da war viel Sand von den Mösen zu entfernen, ist eine (neutrale) Beschreibung, aber

    „Harry hörte aber gar nicht richtig zu, sondern beobachtete mit fast heraustretenden Augen, wie die großen Titten von Kathrin immer hoch und zur Seite hüpften und wieder zurück und gegeneinander ballerten, wenn sie den Ball einmal auf dem richtigen oder auch mal absichtlich auf dem falschen Fuß annahm und übers Netz schmetterte.“


    ist das Zeigen einer Szene.


    Ansonsten ist diese Geschichte eine willkommene Abwechslung von den fast immer gleichen „Ideen“ zum Thema „einseitige weibliche Nacktheit“.

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    Original von NicoS
    Jedenfalls wird der Tag nicht kommen, an dem ich eine meiner Geschichten mit so einem Rattenschwanz an technischen Abkürzungen verunziere (zumal ich gar nicht wüsste, wie ich z.B. "Lia in der Stadt" oder "Meier Zwo" sinnvoll codieren sollte).


    Auf den englischsprachigen Seiten wird keiner dazu gezwungen, story codes zu verwenden – so könnten man es auch hier handhaben. Es spricht doch nichts dagegen, solche story codes hier anzubieten bzw. zu benutzen, oder?

    Was haltet ihr von Klassifizierungen (Abbreviated Story Codes), die im englischen Sprachraum üblich sind?


    Zum Beispiel:


    MF - Heterosexual adult sex
    FF - Homosexual adult female sex
    M+F - Several men having sex with the same woman
    MF+ - Several women having sex with the same man
    bd - Bondage and Discipline
    fist - Fisting
    inc - Incest
    mc - Mind control
    nc - Non-consensual Sexual Activity
    nec - [Necrophilia] Sex with a dead person
    rape - rape
    scat - [Scatology] Fun with feces.
    Spank - Spanking
    sm - Sadomasochism: pain which gives pleasure to both parties
    ws - Water Sports
    blackmail - Forcing sex through threat of exposure.
    rom - [Romantic] Consensual Sexual Activity only.
     
    Wie man sieht, verraten diese Abkürzungen nicht zu viel, aber ermöglichen denjenigen, die bestimmte Arten von sexuellen Aktivitäten nicht mögen, solche Geschichten zu meiden. Das würde uns auch viele wütende Kommentare ersparen, die regelmäßig Autoren bekommen, die keine 08/15-Geschichten schreiben. Und wenn jemand sie doch liest und einen empörten Kommentar verfasst, könnte man auf den Kode verweisen und sagen: Warum lesen Sie Geschichten, die Sie nicht mögen?

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    Original von NicoS
    Ich hab übrigens nicht gesagt/geschrieben, man dürfe derartiges nicht schreiben. Ich stehe nur auf dem Standpunkt, dass es auch bei der Kritik dann keine Einschränkungen gibt. Das ist dann schon etwas anderes, oder? :)


    Stimmt. Aber unsere Leseratte denkt anders darüber:


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    Original von Leseratte
    Das nennst du also "widerlegen".... interessant...


    … dass 99% der Krimis die Aufklärung des Verbrechens und Verfolgung der Täter zum Inhalt haben, ist eine bloße Behauptung von dir, mein Hinweis auf „Das Parfum“ aber ein Beweis dagegen.


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    Original von Leseratte

    Und das siehst du als Rechtfertigung, diesen möglichen Genuss gegen den Willen des Opfers zu erzeugen? ... interessant...


    Nenne es wie du willst, Tatsache ist, dass du bestimmte Dinge, die es in Realität gibt, nicht niedergeschrieben sehen möchtest. Und selbst wenn es diese Dinge in der Realität nicht gäbe, und alles wie bei Sience Fiction Geschichten aus der Luft gegriffen würde, warum sollte man nicht spinnen dürfen? Ah ja, ich vergaß: In den Büchern nach deinem Gusto muss es moralisch korrekt zugehen.


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    Original von Leseratte


    Und du hältst das für einen ausreichenden Grund, ungefragt "Starthilfe" zu geben? ... interessant...


    Starthilfe? Wenn du das glaubst, dann muss du auch glauben, dass ein Krimi den potentiellen Mördern bzw. Opfern Starthilfe gibt?


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    Original von Leseratte


    Das dürfen diejenigen ja auch gerne tun. Da vor allem die erotische Literatur jedoch nur in äußerst seltenen Fällen dem Surrealismus, Dadaismus oder anderen realitätsfernen Stilrichtungen zuzuordnen sind, sondern im nahezu ausschließlichen Normalfall zumindest dem Versuch einer Darstellung im absoluten Realismus, gibt es eben einige kleine Details, die unabdingbar für eine akzeptable Geschichte sind.
    In der Realität weiß der/die Sub um die Freiwilligkeit und versucht sie für die Zeit auszublenden. In Geschichten muss dieser Umstand ebenso behandelt werden - wird er aber nicht. Der Umstand der (auszublendenden) Freiwilligkeit wird dort einfach als nicht gegeben aufgesetzt... womit erstens das gesamte Empfindungsgefüge zusammenbricht und zweitens zwangsläufig ein falsches und äußerst negatives Bild auf BDSM geworfen wird.


    Mir kommen die Tränen: Du sorgst dich um das Bild des BDSM und deswegen sollten Akteure in Geschichten, die diesen Bereich tangieren, von vorneherein erklären, dass sie das, was nun im Text folgt, freiwillig tun werden? Für wie bescheuert hältst du eigentlich die Leser, um ihnen das explizit sagen zu müssen?
    Du sagst ja selbst: In der Realität weiß die Sub um die Freiwilligkeit und versucht sie für die Zeit auszublenden. Was für einen Sinne hätte es, in fiktiven Geschichten dem Leser diese Freiwilligkeit vorzugaukeln, um sie später wie in der Realität wieder mühsam vergessen zu lassen? Nur damit sie Realität ähneln? Das Wesentliche dieser Geschichten ist eben, dass sie nicht real sind – nur Worte und nichts als Worte!


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    Original von Leseratte


    Völliger Blödsinn... niemand will hier "politisch korrektes" Irgendwas lesen!


    Wie du aus meinem „politisch und moralisch korrekt“ ein nur „politisch korrekt“ machst, um es zurück weisen zu können, sagt mir, dass du dich deiner Forderung schämst, denn du weißt natürlich, dass du hier genau das willst: moralisch korrekte Geschichten.

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    Original von Leseratte
    Ist dirbei all der Analogie nicht ein einziges mal der Gedanke gekommen, dass 99% der Krimis die Aufklärung des Verbrechens und Verfolgung der Täter zum Inhalt hat?


    Ich habe diesen Einwand erwartet, denn er suggeriert, man dürfe, wenn es um die Ergreifung von Mördern geht, grausige Verbrechen in Detail schildern, nicht aber, wenn dieses Ziel nicht erkennbar ist.


    Dieses Argument ist leicht zu widerlegen: Eines der erfolgreichen Bücher der letzten Jahrzehnte schildert minutiös Verbrechen eines Serienmörders. Dies geschieht, in dem der Erzähler dem Mörder quasi über die Schulter schaut. Der Leser weiß alles über ihn und seine Motive – und fast nichts über die seiner Opfer und Gegner, denn die sind fast nur Staffage. Es geht in dem Buch auch nicht um die Aufklärung der Verbrechen, es geht nur um den Mörder und seine Passion. Der Roman heißt „Das Parfum“.


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    Original von Leseratte
    Ist dir noch nie in den Sinn gekommen, dass die moralische Rechtfertigung, dass das vorherige "tatsächliche" (hier deswegen in "" weil es natürlich nur in der Geschichte "tatsächlich" ist (dass ich das überhaupt schon erwähnen muss ist schon traurig)) Opfer im Verlauf der Geschichte selbst gefallen daran findet, schon geradezu peinlich deckungsgleich mit der Argumentation "Sie wollte es doch auch" ist?


    Es gibt Untersuchungen, die beweisen, dass es "subjektiv ungewollten" sexuellen Genuss gibt. Es gibt Menschen, die von Unterwerfung träumen, sich dies aber nicht eingestehen wollen. Und es gibt andere, die, wenn sie sich das finanziell leisten können, den Weg in Dominastudios finden, während wieder andere ein Leben lang bei ihren Fantasien bleiben. Zum Beispiel bei entsprechend gestalteten Geschichten.


    Zu fordern, es dürfe nur politisch und moralisch korrekten Sexgeschichten geben, wäre in etwa mit der Forderung vergleichbar, es dürfen nur Romane geschrieben werden, in denen das Gute siegt. Das verlangt zurecht auch niemand. Mit einer Ausnahme allerdings: Sexgeschichten sollen politisch und moralisch korrekt sein, auf das niemand auf den Gedanken komme, es gäbe Frauen, die es auf die harte Tour mögen. Das nur als Beispiel.


    Das Ganze ist so absurd, dass mir beinahe die Worte fehlen, von dieser Ignoranz der politisch und moralisch Korrekten zu schreiben.

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    Original von Giorgio
    Ich bin zwar für FAST jede Art der Sexualität offen, aber ich halte jegliche sexuelle Aktivität, die nicht in beiderseitigem Einverständnis erfolgt, und bei der folglich auch lediglich EINE Seite sexuelle Erregung oder Erfüllung findet, für abartig oder zumindest nicht akzeptabel.
    Völlig unakzeptabel ist für mich allerdings selbst bei vermeintlichem (!) Einverständnis Sex von Erwachsenen mit Kindern und Jugendlichen und Sex der mit körperlichen Verletzungen verbunden ist.


    Wenn es um echten, realen Sex geht, bin ich dergleichen Meinung. Aber hier geht es nicht um echten Sex, sondern nur um den gedachten, bei dem kein Mensch zu Schaden kommt – es sind nur Worte, nichts als Worte. Wenn man das nicht unterscheiden kann, dann müsste man sich auch um gedachte Morde und andere Ungeheuerlichkeiten in Romanen aufregen.


    Man tut es nicht, weil man ja weiß, diese Dinge geschehen nicht wirklich, dienen nur der Unterhaltung. Natürlich kann man sich fragen, wie können Schilderung von Mord und Totschlag Unterhaltung dienen, aber niemand scheint das zu beunruhigen, niemand scheint das als abartig anzusehen.


    Ich bin der letzte, der das ändern will, aber ich will Gleiches gleich behandelt wissen. Texte sind Fantasien, ob sie Mord und Totschlag oder nicht einvernehmlichen Sex schildern dürfte einerlei sein. Frau als verstümmeltes Mordopfer darzustellen, das darf man, aber Frau als Sexobjekt, das geht nicht. Warum?

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    Original von Leseratte
    Du kannst gerne lang und breit kundtun, dir habe dieselbe Geschichte supergut gefallen. Das aber hast du nicht getan, sondern stattdessen (noch dazu reicchlich polemisch) diejenigen angegriffen, die sich negativ geäußert haben.


    Von was für Geschichte sprichst du? Hier geht es doch zunächst einmal nur um eine Umfrage, deren Fragestellung du nicht gut findest – schon vergessen?


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    Original von NicoS
    Ich persönlich habe die dunkle Vermutung, dass es immer noch ganz und gar innerhalb des "Mainstreams" von Männern liegt, Frauen vor allem über ihre Rolle und ihren Wert als Sexualobjekt wahrzunehmen. Das lässt sich in den Bildkommentaren hier tagtäglich verfolgen, ebenso wie in jedem xbeliebigen Männergespräch. Gerade gibt auch die aktuelle Diskussion im Vorfeld der Frauen-Fußball-WM mir da recht: Wo im Männerfußball, von ganz wenigen einzelnen Ausnahmen abgesehen, spielt z.B. das vorhandene oder nicht vorhandene attraktive Aussehen eines Spielers eine Rolle?


    Du vergisst: Es sind vor allem Frauen selbst, die sich über ihr Aussehen definieren – sonst hätten die ganzen Frauenzeitschriften, die mehrheitlich Mode- und Kosmetiktipps bringen, keinen Markt.


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    Original von NicoS
    Ich behaupte nicht einmal, davon selbst völlig frei zu sein. Allerdings achte ich die "Objekte" meiner Begierde eben auch als Menschen und interessiere mich für ihre eigenen Motive, Wünsche und Eindrücke und nicht ausschließlich für die möglichst rücksichtslose Umsetzung meiner Lustfantasien, und sei es in vermeintlich unschädlicher, literarischer Form.


    Ein Schriftsteller, der sich Gedanken über die Folgen seines Tuns machte, wäre in dem Augenblick keiner mehr. Glücklicherweise sind die fast alle gegen Ende des 19ten Jahrhunderts ausgestorben. Bedenke: Soll man einen Mord nicht schildern, nur weil da eine potentielle Gefahr besteht, jemand könnte das Geschilderte im wirklichen Leben nachahmen?


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    Original von NicoS
    Für mich steht literarische oder sonstige künstlerische Freiheit nicht über der Menschenwürde. Und wo ihre Verletzung dargestellt wird - was ja gar nicht grundsätzlich ausgeschlossen ist - müssen sich Kunstwerk wie Schöpfer dennoch einige sehr eindringliche Fragen nach dem Rahmen und Verhältnis gefallen lassen, vor allem wenn diese Darstellung einen unreflektierten, gar bejahenden Charakter annimmt.


    Du meinst: Sollte jemand eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit, in der es zu Verletzung der Menschenwürde gekommen ist, schreiben, so hat er auf die Details möglichst zu verzichten, und dies umso mehr, wenn die realen Vorkommnisse – und damit auch die in der Geschichte – die Verletzungen der Menschenwürde als gerechtfertigt angesehen werden müssten (Beispiel: Ein sadistischer und tyrannischer Vater, der jahrelang die ganze Familie terrorisierte, wird von dieser schließlich brutal umgebracht).


    Was ich sagen will: Wenn man Verbrechen aus Sicht des Täters schildert, dann nehmen diese Verbrechen notgedrungen ein bejahendes Charakter an, doch im Gesamtbild wird hoffentlich jedem Leser klar, dass dieses Bild das eines Menschen ist, der jeden Sinn für Realität verloren hat.


    Ich habe da „hoffentlich“ geschrieben, denn natürlich kann der Schreiber nicht ausschließen, dass jemand das nicht so sieht und alles für bare Münze nimmt.

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    Original von NicoS
    Erpan, er geht hier nicht um "Literatur".


    Natürlich geht es um Literatur, und da vor allem um die Frage, was man schreiben darf und was nicht – du selbst hast in deinem ersten Posting in diesem Thread geschrieben: „Die sogenannten "Strafen" in der geschilderten Story waeren fuer eine Frau gewiss sexuelle Gewalt pur und tiefste Demuetigung, ergaenzt noch durch die Hoelle des erzwungenen Inzest.“, um anschließend bei dem Autor der noch nicht geschriebenen Story eine mögliche strukturelle Unreife zu vermuten.


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    Original von NicoS
    Ferner ist es wirklich zweierlei Maß, das du anlegst. Du meinst, ein Autor dürfe schreiben, was ihm gerade in den Sinn kommt - gleichgültig ob er damit elementare Rechtsverletzungen ausbeutet - der Kritiker aber dürfe keine Position beziehen und habe gefälligst, auch und gerade wenn ihn moralische Bedenken plagen, das Maul zu halten.


    Nein, wie dem Autor, so steht auch dem Kritiker jedes Recht zu, zu schreiben, was er für richtig hält. Aber ob das Geschriebene Gehör findet und von der Leserschaft goutiert wird, steht auf einem anderen Blatt.


    Ich stehe auf den Standpunkt: Die Gedanken sind frei. Du siehst das offensichtlich anders, denn du möchtest, dass sich ein Autor in Selbstzensur übt: Erlaubt seien nur Gedanken oder Fantasiewelten, die die Grenzen der jeweils herrschenden Moral nicht überschreiten. Darauf habe ich literarische Beispiele gebracht, die in ihrer Zeit grenzüberschreitend waren, und dazu bemerkt, dass diese nicht zufällig aus Ländern kamen, die liberaler gegenüber Künsten sind.


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    Original von NicoS
    Ginge es mir einfach ums Unterdrücken, und wäre ich tatsächlich so ein haltloser Moralist, würde ich diese Machwerke nicht kommentieren, sondern einfach löschen.


    Du machst deine Sache als Moderator gut, daran habe ich nie gezweifelt. Trotzdem muss es erlaubt sein, Widerspruch einzulegen, wenn, wie in diesem Fall, jemand abgekanzelt wird, nur weil er ein paar Gedanken offenbarte, die jenseits des Mainstreams sind.

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    Original von NicoS
    Die im Beitrag eingefügten Zitate sind übrigens recht großzügig zusammengesucht; von Perversen, die zum Therapeuten gehen sollten, habe ich gewiss nirgends geschrieben.


    Und ich habe mir die Aussage mit dem Therapeuten nicht aus den Fingern gesogen: Du hast das gesagt zu einer Geschichte eines Autors, doch dieser Kommentar ist jetzt nicht mehr da. Jedenfalls: Die Suche nach dem „Therapeuten“, bringt nur noch diesen Thread hier.


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    Original von NicoS
    Ja, ich stehe dazu, dass eine gewisse Art, Frauen als willenlose Fleischpuppen darzustellen, wie man es im SB leider immer wieder mal lesen kann, mir gewaltig gegen den Strich geht.


    Das bleibt dir unbenommen, aber solche Ansicht macht es dir schwierig, wenn nicht unmöglich, über die literarische Qualität, falls es sie gäbe, unabhängig zu urteilen.


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    Original von NicoS
    Und ich sehe auch keinen Fehler darin, dazu recht eindeutig Stellung beziehen. Da mag man mich dann gern meiner eigenen Moral beschuldigen. Wer meint, unter dem Mantel der persönlichen und künstlerischen Freiheit genussvoll die Erniedrigung von Menschen abfeiern zu dürfen, wird in mir keinen neutralen oder gar wohlwollenden Kritiker finden.


    Eben. Du sagst es selbst: Die Moral steht über allem. Auch wenn das, was hier abgeliefert werden kann, nur Worte sind.


    Leider gibt es dieser Republik zu viele, die so denken – und verhindern damit womöglich gute literarische Werke in deutscher Sprache. Ich will nicht sagen, dass das hier der richtige Ort dafür ist, aber möglich wäre es, schließlich haben auch große Schriftsteller mal klein angefangen.


    Es ist sicher kein Zufall, dass es keinen Autor deutscher Zunge gibt, der auf dem Gebiet der Erotik einem Henry Miller, einer Anaïs Nin, einer Pauline Réage (Geschichte der O - steht bei uns auch nach beinahe 50 Jahren immer noch auf dem Index), einem Vladimir Nabokov, William Seward Burroughs (Naked Lunch, war in Deutschland lange nur zensiert erhältlich), einem Jean Genet oder einem Bret Easton Ellis (American Psycho) das Wasser reichen könnte.


    Solche Autoren gibt es bei uns nicht, weil sie, würden sie in ihrer Zeit ähnlich schreiben wie die oben genannten, von der deutschen Kritik in der Luft zerrissen und wahrscheinlich sogar mit Strafprozessen überzogen würden. Eben weil Moral bei uns über allen steht. Sogar über Wörtern.


    In der „normalen“ Literatur ist es nicht statthaft und sogar verpönt, von der Geschichte eines Autors auf sein Seelenleben oder gar seine sexualen Praktiken zu schließen, nur hier wird so getan, als ob da ein Zusammenhang bestünde. Natürlich wird dann auch die moralische Keule hervorgeholt, mit der man dann nach Belieben auf den „Perversen“ hauen kann: „alles Schwachsinn“, „masslos traurig“, „wirklich haarsträubend“, „rate ich zum Besuch eines geeigneten Therapeuten“.


    Mir scheint, hier wird geurteilt nach dem Motto: Alles, was der eigenen Moral widerspricht, muss niedergemacht werden - auf das man sich und seine eigenen Ansichten erhöhen kann.

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    Original von lenny25
    Wenn ich mir die Entwicklung der Bewertung der einzelnen Storys speziell in den letzten beiden Tagen so ansehe, dann scheint es mir zumindest mehrere Lager zu geben, die jeweils darauf achten, dass die eine oder andere Geschichte so bewertet wird, dass das Rating möglichst stark gehoben oder gedrückt werden kann.


    Es geht hier nicht viel anders zu als bei der Bewertung von Bildern: Verstößt dort ein Bild gegen moralische Grundsätze eines Betrachters, wird es mit 1 bewertet: Das habe ich einmal selbst erlebt: Nach nicht einmal 3 Minuten auf dem Server hatte ein von mir eingestelltes Bild diese Bewertung. Und es war ein - objektiv gesehen - schönes Bild, nur stand es in der Rubrik Macht/Ohnmacht und stellte eine Sado-Maso-Szene dar. Da frage ich mich, was sucht einer, der solche Sujets nicht mag, in der betreffenden Rubrik? (man konnte das Bild zu diesem Zeitpunkt nur zu sehen bekommen, wenn man die Macht/Ohnmacht-Rubrik gezielt ansteuerte)


    Ähnliches gilt auch für Geschichten. Es gibt eben Menschen, die es offenbar nicht ertragen können, wenn eine Geschichte, die nicht ihren moralischen Vorstellungen entspricht, gute Noten bekommt. Das ist natürlich nur einer der möglichen Gründe für gezieltes Downvoting. Die anderen dürften sein: persönliche Abneigungen dem Autor gegenüber, Neid oder simple Lust am trollen (Rumpelstilzchen spielen) sind so Gründe, die mir im Moment einfallen.

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    Original von joda36Wenn die Geschichte fertig ist, werde ich mir die Frage stellen, ob ich mich traue das Thema einzustellen. Es könnte sehr gemischte Reaktionen hervorrufen.


    Über die Reaktionen der Leser habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich schreibe und veröffentliche, was ich für richtig halte – zumindest hier bzw. in ähnlichen Foren.


    Anders wäre es gewesen, wenn ich meinen Klarnamen benutzen müsste - da könnte es schon passieren, dass man in seiner privaten oder beruflichen Umgebung mit Sanktionen bedacht würde, wenn man Geschichten mit Handlung außerhalb der anerkannten moralischen Normen veröffentlichte.

    Heute Abend auf Arte: [url=http://www.arte.tv/de/programm/242,dayPeriod=evening.html]Kult um den Busen[/url]


    Die Vorbesprechung in der heutigen Süddeutschen ist zwar nicht gerade schmeichelhaft, aber immer hin brachten sie die Kritik und damit den extra Hinweis auf die Sendung – lassen wir uns überraschen.

    Ja, wenn das mit dem Bartel und dem Most der letzte Satz gewesen, wäre die Geschichte richtig rund geworden. Aber auch so ist sie eine Zierde für diese Seite. Herrlich diese Desi: eine Quasselstrippe im Hirn und sonst voll Hintergedanken. Oder besser: voll hinterhältiger Gedanken.


    Okay, wir Männer kommen nicht so gut weg, aber das ist nichts Neues. Es begeistern das Setting und die Sprache, und das Personal ist auch einzigartig. So sollten Geschichten sein!