Was ist der Unterschied zwischen Erotik und Porno? Nichts, wenn man die Wirkung betrachtet – beides soll aufgeilen. Aber Porno ist ein hässliches Wort, eines für die Unterschicht. Die Gebildeten dagegen betrachten und lesen Erotisches. Es handelt sich um die gleichen Körper, aber sie werden mit unterschiedlichen Worten beschrieben. Das ist der eine Unterschied. Und der andere ist der Preis: Porno ist billig, Erotik teuer. Schön verpackt und teuer verkauft, kann Erotisches auch Verbotenes enthalten. Tiersex zum Beispiel. Oder Sex mit Minderjährigen. Es gibt Bilder und Bücher, die beides enthalten und trotzdem frei verkäuflich sind. Weil sie als Kunst gelten. Kraft des Namens der Autoren ist alles, was sie schaffen, automatisch Kunst und damit außerhalb des Strafgesetzbuches.
Aber das ist ein anderes Thema, hier nur angeführt, weil es gerade so schön passt: Mit Akterotik wird etwas umschrieben, was in anderen Kreisen schlicht Pornografie heißt. Ein alter Mann befummelt eine junge Frau, später werden sie andere Männer ficken. Diese Szenerie ist klassisch, das gibt es tausendfach in Pornos, aber hier heißt das sinnigerweise Akterotik – beware, du sollest den Begriff schützen lassen! Das kostet ca. 500 Euro und dann kann 10 Jahre lang niemand den Begriff verwenden, ohne an dich Lizenzgebühren zu bezahlen.
Die Geschichte ist gut geschrieben, das Verhalten der Protagonistin glaubhaft. Auch das drum herum erscheint normal, selbst der Preis für eine Stunde Posieren ist gut recherchiert - was im Übrigen besagt, dass sich die Preise nicht viel verändert haben, seitdem ich an solchen Zeichenkursen teilnahm. Es wird im Präsens erzählt, was dem Voyeur in uns die Illusion verstärkt, dabei zu sein. Das ist das Wichtigste in einer Geschichte: Man soll in sie eintauchen und dabei alles um sich herum vergessen.
Man kann sich gut in die Protagonistin einfühlen und ihr in ihrem inneren Monolog folgen. Das Für und Wider darzustellen, dieses einerseits Posieren Wollen und gleichzeitig Angst davor haben, ist dir gut gelungen. Natürlich gewinnt immer Geilheit, zumindest bei dieser Protagonistin, die deshalb sicher nicht zufällig Mona heißt.
Der Name ist also Programm. Es gibt Szenen, die zum schmunzeln zwingen – herrlich der Professor, der heimlich das vom Mösensaft feuchte Papier einsammelt und einsteckt -, und Sätze, die einfach umwerfend sind: „Meine rechte Hand liegt um meinen Bauch bis zur linken Hüftseite. Mein linker Handrücken liegt theatralisch an meiner Stirn, der Blick an die Decke geheftet. Ich taufe die Pose "Ich werde ohnmächtig". Und so fühle ich mich auch.“
Man sieht, es herrschen Lockerheit, Humor und Selbstironie, was schon eine Seltenheit darstellt im Vergleich zu der Mehrzahl der Geschichten hier. Kompliment.
Übrigens: Ein Dirigent ist ein Künstler, ein Regisseur nicht. Weil der eine wie ein Musiker vom Publikum zu sehen ist, und der andere nicht. So urteilte das Bundesfinanzhof als es um Mehrwertsteuer ging: Ein Dirigent muss, weil Künstler, keine MwSt berechnen, eine Regisseur schon. Habe das gerade heute in der Süddeutschen gelesen. Deutschland – ein Absurdistan.