Die nackte Wilde

  • Schon als Kind habe ich mich nackt am wohlsten gefühlt, und das hat sich auch nicht verändert, als meine Knospen schmerzhaft anzuschwellen begannen und sich auf meiner Brust kleine Hügelchen wölbten. Ich habe nie verstanden, wieso ich mich jetzt mit einem Mal schämen, mich meines Körpers schämen sollte, so wie es viele meiner Freundinnen inzwischen taten. Ich ging weiter mit meinen Eltern zum FKK, sonnte mich nackt im Garten und planschte natürlich auch nackt im Pool. So lange ich denken kann, habe ich, mal abgesehen vom Schulschwimmen, nie einen Badeanzug oder auch nur ein Bikinihöschen getragen, auch nicht an Stränden, an denen Frauen für gewöhnlich noch nicht einmal ihr Bikinioberteil ablegten. Seltsamerweise hat es deswegen eigentlich nie besonders viel Ärger gegeben, und wenn, sind wir einfach weitergezogen.


    Meine Eltern waren diesbezüglich nicht ganz so krass drauf wie ich, waren eher angepasster, doch sie respektierten meine Haltung und unterstützten mich darin. Als sich einmal eine Nachbarin über mein Nacktsein im Garten beschwerte, hörte meine Mutter sich die ganze Litanei in aller Ruhe bis zu Ende an und sagte dann: "Sie haben Recht. Ich habe eine Wilde großgezogen. Was soll ich machen? Sie ist, wie sie ist." Damit war die Sache für sie erledigt. Sie hatte sich fest vorgenommen, mich in Freiheit und Liebe aufwachsen zu lassen und mein Vater unterstützte sie nach Kräften bei ihrem Vorhaben. Das war in einem 120 Seelen-Dorf an der Ostsee mit Sicherheit nicht ganz einfach, doch sie haben immer zu mir gestanden.


    Ich wuchs mit dem Meer vor der Haustür auf und verbrachte jede freie Minute an meinem Strand, der ein wenig weiter weg, aber dafür meistens ziemlich menschenleer war. Hier baute ich Hütten aus Treibholz, errichtete eine Feuerstelle und röstete Stockbrot und Marshmellows. Meine Eltern kamen meistens nur am Wochenende mit. Dann blieben wir vorne im FKK-Bereich des Hauptstrandes, wo sie mit Nachbarn plauderten und über Politik diskutierten. Ich hatte dort auch ein paar lose Freundschaften mit den anderen Kindern geschlossen, die jedoch nie über den Strand hinaus Bestand hatten. Vor allem nach dem Einsetzen der Pubertät gab es viele, die dort nicht mehr auftauchten oder sich in den Textilbereich verzogen. Und wenn sie blieben, sah man ihnen ihr Unwohlsein an, das ihr Nacktsein ihnen bereitete. Die einzige Ausnahme war Zoé, die Tochter der Bäckersfrau aus dem Dorf, die ein knappes Jahr jünger war als ich.


    Wir hatten uns kennengelernt, als ich splitternackt durch den Textilbereich zur Eisbude unterwegs war und sie, die auf demselben Weg war, dabei überholte. Sie trug einen Bikini und starrte mich an wie eine Erscheinung. Beim Schlangestehen kamen wir ins Gespräch und liefen auf dem Rückweg einfach immer weiter, bis wir meinen Strand erreicht hatten. Anfangs zögerte sie noch, ihren Bikini abzulegen, denn sie schämte sich ihres eher knabenhaften Körpers, ihrer Erbsenbrüstchen, wie sie es nannte. Ich erfuhr, dass dieser Ausdruck nicht von ihr stammte, sondern von einer Klassenkameradin.


    "Es war an einem Nachmittag am Meer, an dem sich mehrere Mädchen aus meiner Klasse am Strand getroffen hatten. Eine von ihnen hat dann irgendwann ihr Oberteil abgelegt und die anderen machten es ihr nach. Ich traute mich nicht so recht, weil ich wusste, was meine Mutter von diesen Oben-Ohne-Mädchen hielt. Ich hatte Angst, dass jemand mich sehen könnte, der Kunde in der Bäckerei war und es meiner Mutter brühwarm erzählen würde. Die anderen lachten mich aus und eine von ihnen sagte, ich solle mich mal nicht so haben mit meinen Erbsenbrüstchen. Da gäbe es doch ohnehin nichts zu sehen. Der Spott, der in diesen Worten lag, tat weh und ich verzichtete darauf, es ihnen zu erklären. Ich zog mich an und ging."


    Ich konnte den Schmerz dieses Augenblicks regelrecht spüren, von dem sie da erzählte und nahm sie zum ersten Mal ganz spontan in die Arme. Sie sperrte sich einen Moment lang dagegen, doch dann wurde sie ganz weich und floß förmlich in meine Arme hinein. Tränen rannen an meiner Brust herunter und ich spürte ein heftiges Schluchzen, das ihren Körper schüttelte, während ich sie einfach nur festhielt,behutsam und sanft. Sie fühlte sich an wie ein kleiner, zarter Vogel, der aus dem Nest gefallen ist, so zerbrechlich und filigran, dass ich beinahe Angst hatte, etwas kaputt zu machen. Nach einer Weile ebbte ihr Tränenstrom ab und wir setzten uns auf einen umgestürzten Baumstamm in der Nähe der Feuerstelle.


    Sie erzählte mir dann, was sie bei ihrer Mutter im Laden so alles auf schnappte, und vor allem das, was über mich so alles im Umlauf war. Die Bäckerei war so etwas wie die Zentrale des Dorfklatsches und ich war offenbar ein sehr beliebtes Thema. Der Satz von der Wilden war natürlich umgehend dort angekommen und von da an war ich für alle nur noch die nackte Wilde. Es war, als hätte ich nie einen Namen gehabt und als wäre alle Freundlichkeit, die ich stets an den Tag legte, wenn ich dort Brötchen oder Kuchen holte, vergessen. Ich hätte mir nie vorstellen können, was Menschen sich so alles über andere ausdenken können, nur um sich selbst interessant zu machen.


    Es reichte ihnen nicht, sich darüber aufzuregen, dass ich ständig nackt oder leicht bekleidet herumlief. Sie zogen daraus auch noch die absonderlichsten Schlüsse. In ihren Erzählungen hatte ich Sex mit nahezu jedem Jungen im Dorf und meine Eltern gehörten irgendeiner obskuren Sekte an, die heidnischen Ritualen huldigt und dabei nackte Orgie feiert. Es war so absurd, dass ich einfach nur darüber lachen musste und auch Zoé stimmte schließlich mit ein. Das Lachen tat ihr gut, war für sie irgendwie befreiend, weil es sie aus der anerzogenen Solidarität mit dieser Welt der Bäckerei herausholte. Schön am nächsten Tag an meinem Strand blieb ihr Bikini zu Hause.


    Es war sicherlich nicht ganz einfach für Zoé mir unter diesen Umständen treu zu bleiben, doch sie hielt unverbrüchlich zu mir und verteidigte mich bei jeder noch so kleinen sich bietenden Gelegenheit. Selbst als ihre Mutter ihr den Umgang mit mir verbot, widersetzte sie sich und hielt sich nicht daran. Doch irgendwann bekam ihr Vater ein Angebot zur Übernahme einer Bäckerei in der Kreisstadt und Zoé war noch zu jung, um allein zurück zu bleiben. Sie musste wohl oder übel mitgehen und wir weinten beide tagelang, wenn wir uns trafen oder auch jede für sich alleine zu Hause. Wir sahen uns weiterhin in der Schule, dem Gymnasium in der Kreisstadt, das wir beide besuchten, auch wenn wir natürlich in verschiedenen Klassen waren.


    Es gelang uns trotz allem, den Kontakt zu halten, indem wir uns nach der Schule und an den Wochenenden besuchten und Zoé einen Teil ihrer Ferien bei uns im Dorf verbrachte. Es war immer nur knapp eine Woche, die wir miteinander hatten, aber die kosteten wir voll und ganz aus. Den Großteil des Sommers verbrachten wir dann getrennt voneinander mit unseren Familien, Zoé auf Mallorca oder an der türkischen Riviera, und ich auf dem Boot, wie wir es nannten, einer 15 Meter langen Segelyacht, mit der mein Vater sich einen Kindheitstraum erfüllt hatte.


    Es war für mich die schönste Zeit im Jahr, weil ich eigentlich nur bei den Landgängen im Hafen etwas anhatte, und selbst dann war das nie mehr als ein luftiges Sommerkleidchen, das ich mir über den nackten Körper streifte. Auch das hatte ich schon als Kind so gemacht und es bis heute beibehalten. Doch solche Momente waren eher die Ausnahme, weil wir meistens in menschenleeren Buchten ankerten, die nur von der Seeseite aus zugänglich waren und für mich so etwas wie das Paradies darstellten. Es gab niemanden, der sich daran stören konnte, dass ich den ganzen Tag nackt und frei wie eine streunende Katze in der Gegend herum stromerte, und selbst wenn mir mal jemand begegnete, wusste ich, dass ich diesen Menschen nie mehr wieder sehen würde.


    Es war auf einem dieser Segeltörns, als ich dir das erste Mal begegnete.

  • Tolle Geschichte! In meiner Jugend hab ich im Sommer öfter meinen Urlaub an der Ostsee in Mecklenburg verbracht. Da kamen viele Mädchen aus dem Dorf, die ungeniert nackt badeten und spielten. Das war für mich der Startschuss für die Faszination einseitiger, weiblicher Nacktheit..

    Ich freue mich schon auf weitere Geschichten von dir 👋

  • Hallo, ihr zwei. :)

    Herzlichen Dank für eure freundliche Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass euch meine Geschichte gefällt.

    DannyOrgas Ich verbinde sehr schöne Erinnerungen mit dieser Zeit. Wenn ich meine Eltern besuche, bin ich immer noch sehr gerne an meinem Strand, meistens mit Zoé, aber manchmal auch ganz allein so wie früher. ;)

  • Sehr schön geschrieben. Bin gespannt auf die Fortsetzung deiner Geschichte.


    Mit der Segeljacht....sind wir auch seit Jahren immer wieder unterwegs.

    Letztes Jahr waren wir für fast sechs Wochen an der spanischen Küste und dieses Jahr, wird die portugiesische Küste dran sein. Wohl auch wieder für vier bis sechs Wochen und auch ich bin an Bord immer nackt. War schon immer so und wird sich auch nicht ändern 🤷.

  • Danke Ela500.

    Und ja, es ist einfach wunderbar. Es ist das einzige, was mir ein bisschen fehlt, seit ich zu meinem Meister geogen bin.:(

    Doch dieses Jahr ist mein Vater beruflich in Südostasien und hat uns angeboten, das Boot zu nutzen. Mein Meister hat noch nicht entschieden, aber ich hoffe sehr, dass er zustimmt.

    So, jetzt fahr ich an den See und warte dort auf ihn. :)


    Alles Liebe

    Nuée