<<Die sexuelle Macht der Frau: urbaner Mythos oder gelebte Realität?
Dass weibliche Erotik in manchen alltäglichen Situationen eine Art
»Verhandlungsvorteil« darstellt, ist unbestreitbar. Nur, wodurch
begründet sich diese Macht der Frau? Was bedeutet weibliche Macht? Wird
sie nur gegen Männer eingesetzt, oder sind auch weibliche Verbindungen
vom »Prinzip Machtfaktor« geprägt?
Hinter einem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau
Denken wir einige Jahrzehnte zurück, an die außergewöhnlich schöne
und begabte Mathematikerin Mileva Einstein-Maric. Ihr Wirken blieb im
Verborgenen, denn nicht sie, sondern ihr Mann Albert Einstein wurde mit
dem Nobelpreis geehrt. Erst als nach seinem Tod private Aufzeichnungen
veröffentlicht wurden, erfuhr die Welt mehr über die Rolle Milevas. Zum
Beispiel über einen speziellen Vertrag, in welchem Albert seiner Frau
jedes Detail ihres Lebens vorschrieb, von Besuchs- und Kochzeiten bis
zum Verbot, sich dem Schreibtisch ihres Mannes zu nähern. Der Vertrag
enthielt sogar eine Verzichtserklärung auf jedwede Zärtlichkeiten
während des (terminlich festgelegen) Beischlafs.
Psychologen vermuten, dass dieses erniedrigende Arrangement dazu
diente, Einsteins Neidgefühle gegenüber seiner Frau zu kompensieren.
Denn natürlich wusste er, welchen Anteil Mileva an seiner Arbeit hatte.
Mileva wiederum wusste, dass sie allein in der damaligen patriarchischen
Gesellschaft trotz ihrer Qualifikation keine Möglichkeit haben würde,
ihrer Leidenschaft für Mathematik und Physik nachzugehen. Einstein gilt
heute als Inbegriff wissenschaftlichen Genies. Ungerecht? Oder taktisch
klug von Mileva?
Heute sieht die Sache anders aus. So trat Christina Fernández de
Kirchner 2007 die Amtsnachfolge ihres Mannes als Präsidentin von
Argentinien an, Hilary Clinton stellt ihre politische Kompetenz als
US-Außenministerin unter Beweis, und Tarja Halonen wurde im Jahr 2000
aufgrund ihres Engagements für die Rechte von Minderheiten zu Finnlands
Staatspräsidentin. Bemerkenswert: In allen vier Fällen ging es um
Persönlichkeit und Intelligenz. Sexuelle Verführungskünste spielten kaum eine Rolle.
Ein Gegenbeispiel ist Schauspielerin Halle Berry. Sie weiß um ihre
Wirkung auf Kollegen und Filmproduzenten. Und gibt unverblümt zu, ihre sexuelle Ausstrahlung
gezielt einzusetzen, um sich geschäftliche Vorteile zu verschaffen und
Konkurrentinnen auszustechen. Ähnliches hörten wir bereits von Angelina
Jolie, Shakira und Penelope Cruz. Nun, es sei ihnen gegönnt. Gibt es
derlei nur im Showbiz?
Sexuelle Machtspielchen am Arbeitsplatz
Der Film »Enthüllung«
von Barry Levinson führt uns eindrucksvoll vor Augen, wie ein Missbrauch weiblicher sexueller Macht
in einem IT-Unternehmen aussehen könnte. Die attraktive Meredith,
gespielt von Demi Moore, beschließt, einen Kollegen beruflich zu
zerstören. Hierzu manövriert sie ihn in eine verfängliche Situation und
beschuldigt ihn der sexuellen Belästigung. Der Schwindel fliegt auf.
Dabei stellt sich heraus: Die sexuelle Demütigung war nur ein
Ablenkungsmanöver, um den beruflichen Vernichtungsschlag zu
verschleiern!
Der Film hat polarisiert. In den Augen von Feministinnen verzerre
er das Thema sexuelle Belästigung und stelle Männer als wehrlose Opfer aggressiver weiblicher Sexualität
dar. Andere Stimmen loben den Film aus den selben Gründen. Weil er
zeigt, wie unterschiedlich bestimmte Verhaltensmuster bewertet werden
können. Denn: Meredith verhält sich nach eigener Aussage wie ein Mann.
Mit dieser Argumentation versucht sie, ihre Intrige zu rechtfertigen.
Dabei wird deutlich, wie sehr sie sich vom vermeintlich männlich
dominierten Hierarchiesystem der Berufswelt unter Druck gesetzt fühlt.
Und wir fragen uns: Ist das wirklich so? Werden Frauen unfreiwillig
durch patriarchische Strukturen zu derartigen Machtspielchen getrieben?
Oder genießen manche Frauen die Vorstellung, sexuelle Macht über Männer zu besitzen?>> ()
Was meint ihr dazu?