warum

  • Alles ist Erotik. Ich habe dazu schon vor langer Zeit einen Text geschrieben. Louanne mag ihn ironisch "poetisch" oder meinetwegen auch "kitschig" nennen, ich will ihn trotzdem hier veröffentlichen


    Die Erotik des Todes


    Manchmal kommt der Tod laut und polternd. Meist aber leise. Er kommt zum Fenster hereingeschwebt wie ein Gespenst, steht in einer Ecke und beobachtet uns, mich und meinen Patienten. Er lässt uns noch etwas Zeit. Eine viertel Stunde, eine halbe. Dann tritt er ans Bett, legt seine Hand auf die Stirn meines Patienten und wenn er sie zurückzieht sind die Pupillen starr geworden, weiten sich nicht mehr, verengen sich nicht mehr, werden sich nie mehr verengen, nie mehr weiten, und das Herz hat aufgehört, zu schlagen.


    Er geht dann an mir vorbei, winkt mir zu, lächelt und verlässt den Raum so wie er gekommen ist. Er hat seine Arbeit getan, für jetzt. Sein Winken weiß ich zu deuten: „Ich komme wieder“ sagt es mir. Und sein Lächeln besagt „Irgendwann, eines Tages, an irgendeinem Tag, vielleicht morgen schon, vielleicht heute noch, komme ich zu dir , lege meine Hand auf deine Stirn und wenn ich sie zurückgezogen habe, werden deine Pupillen starr geworden sein, weiten sich nicht mehr, verengen sich nicht mehr, werden sich nie mehr weiten und nie mehr verengen und dein Herz wird aufgehört haben, zu schlagen. Du bist dann mein.“


    Und wenn ich dann tot bin, wird ein Engel kommen, wird mich küssen, meinen armen, nackten, toten Körper in seine Arme nehmen und empor tragen, immer weiter und weiter hinauf in den blauen Himmel hinein oder in die dunkle Nacht, fort von der Erde, von dieser kleinen, dummen Erde, weit fort, der Sonne entgegen und in sie hinein, in dieses gleißende Gestirn und dort verglühe ich.


    Der Engel streift dann meine Asche von seinem Körper, ganz sacht und leicht, ganz sanft, lässt sie hinaus gleiten in die Kälte und in die Dunkelheit, hinein ins Nichts.


    Dann bin ich erlöst.


    Bin endlich FREI!!!


    Wer sich für dieses Thema interessiert, muss nur "Erotik des Todes" in eine Suchmaschine eingeben und dann kommen viele Seiten, die sich damit beschäftigen

  • Da kennst Du mich aber schlecht - aprikotcake....


    Und kitschig mag ich auch desöfteren.



    So - ich habe es gelesen was Du schriebst.
    Ich finde es wunderschön.
    Ich nehme an, die Wiederholung soll die Intensität darstellen... und warum sollte der Tod nicht erotisch sein....


    Ich befasse mich zwar lieber mit dem Leben aber ich habe auch eine extrem romantische verträumte Seite.


    Was wäre unser Leben, wenn wir keine Träume mehr hätten?
    Nichts !


    Danke für den schönen Text :-)

    Die großen Augenblicke sind die, in denen wir getan haben, was wir uns nie zugetraut hätten.

  • Unser Aprikosenkuchen hat also auch einen Sinn für schwarze Romantik. Schön!
    Ich stimme da völlig zu, nicht umsonst sind die meisten Horrorfilme ja eigentlich stark verklausulierte Sexfilme, die mit unserer Angst-Lust spielen. ;)


    Zum eigentlichen Thema des Threads: es wäre wünschenswert, wenn jede(r) sich be- oder entkleiden könnte, wie er bzw. sie gerade lustig ist, ohne Rücksicht auf den "guten Geschmack" (was auch immer das sein soll) nehmen zu müssen.
    Die Vorstellung einer komplett nackten Gesellschaft hat für mich aber auch einen gewissen Reiz - die Textilindustrie wäre dann allerdings pleite.