Hals über Kopf zurück..

  • Link: über Kopf zurück nach Seonbila


    Ja was soll man dazu sagen?
    Bin mal gespannt, ob auch diese Geschichte ihre Fans findet.
    Für mich ist es schade um die Zeit und Arbeit, die sich der Verfasser genommen bzw. gemacht hat.

  • Das ist eine von den Storys, die in mir sehr widersprüchliche Empfindungen auslösen. Einerseits ist sie sehr intensiv, flüssig zu lesen und sauber gearbeitet, andererseits ist sie eine Mogelpackung, bei der die Entfernung der "Verpackung" - wovon es jede Menge gibt - etwas äußerst Hässliches und Kleines zurücklässt.


    Auf der Plusseite wäre die akribische Schilderung der Lebensumstände in dem Zwergstaat Seonbila aufzuführen, die durchaus phantasievolle Ausschmückung der gesellschaftlichen Verhältnisse, vor allem im Zusammenhang mit dem Fortpflanzungsprogramm und last not least die saubere handwerkliche Arbeit, zumindest in Hinsicht auf Orthografie und Zeichensetzung.


    Das war's dann aber leider auch schon. Zunächst fällt die Länge der Hinführung auf. Es dauert endlos, bis sich tatsächlich so etwas wie eine "Geschichte" abzeichnet, und beim wagen "Abzeichnen" bleibt es dann auch. Was eindeutig fehlt, ist ein roter Faden, ein narratives Grundgerüst, irgendeine erkennbare inhaltliche Richtung, den dieser Textberg nimmt. Der Autor schreibt nicht wie ein absoluter Anfänger, doch diese "Geschichte" ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Verfasser von der Masse seines eigenen Vorhabens überwältigt wird. Statt sich etwa zunächst auf eine Handlung zu konzentrieren und die ellenlangen Sach-Erläuterungen ans Ende zu hängen, überflutet er den Leser mit seinem Fleiß, der bei aller Detailtiefe eine leblose Durststrecke bleibt.


    Das allein wäre noch nicht einmal so schlimm; wäre da nicht der Kerninhalt des zweiten Teils. Denn wenn ich die eigentliche Erzählung all des erläuternden Beiwerks entkleide, bleibt ein ausgesprochen jämmerlicher Rest: das Konstrukt einer völlig entmenschten Gesellschaft, neben dem die Rassenzuchtpläne des Dritten Reichs sich wie Kindergartenspiele lesen, und das den einzigen Zweck zu verfolgen scheint, Frauen auf die allerdenkbar übelste Art zu missbrauchen. Von Lust, Freude oder auch nur grundlegendster Menschlichkeit ist das Geschilderte meilenweit entfernt. Die "Erotik" der körperlichen Schilderungen wirkt herbeigezwungen. Völlig irreführend ist übrigens der Titel - von einer irgendwie gearteten "Hals über Kopf" Action ist in der Geschichte kein Fitzelchen zu finden; irgendetwas mit dem Begriff "Brechreiz" wäre weitaus passender gewesen.


    Um zum Ende zu kommen: Mir graut vor Mitmenschen, in deren Köpfen (sei es als Autor oder Leser) eine seelenlose Massenvergewaltigung als genüssliches, ja anregendes Schaustück gilt. Als Mod stehe ich dazu, dass der SB keine moralische Anstalt ist. Als Leser, Nutzer und Mitautor hoffe ich aber, dass es bei der zur Zeit niedrigen Bewertung bleibt und uns daher am Ende die Löschtaste von dieser Monstrosität befreit.


    Nico S.

  • Alle Achtung! Nico S. gibt sich mal wieder sehr viel Mühe, diese Geschichte, die mir kaum 3 Zeilen wert war, zu kommentieren und er sagt damit alles, was man dazu sagen kann.
    Also ich habe meinen Beitrag zu der niedrigst möglichen Bewertung geleistet. Weniger als 1 Punkt kann man leider nicht vergeben.

  • Also ich kann hier auch keine saubere Arbeit hinsichtlich "Orthografie und Zeichensetzung" erkennen. Eine solche zeichnet sich bei mir durch weitestgehende Fehlerlosigkeit aus; gerade im Interpunktionsbereich trifft dies jedoch ebenso wenig zu wie in der mit Flüchtigkeitsfehlern leicht belasteten Orthographie. Warum also diese Hervorhebung?


    Diese Geschichte verdient eigentlich nur einen Kommentar:


    0 Punkte!


    Aber damit würde man sich ja leider enthalten, also 1 Punkt.

  • Auch von mir 0 (1) Points.


    Ich finde, Zuchtexperimente dieser grauenvollen Art haben wir - gerade in Deutschland - genug - zweimal - durchstehen müssen. Da fehlt uns ein Senobila so wenig wie ein drittes Bein. Wenn der Verfasser hinter seiner Story stehen sollte, wäre er durchaus qualifiziert, sich sich als Direktor eines einschlägigen Lagers in Nordkorea bewerben zu dürfen.

  • Eigentlich weniger eine Geschichte, als das Porträt eines fiktiven Staates mit bizarrer Bevölkerungspolitik.


    Die tatsächliche Handlung rückt gegenüber deren ausladender Beschreibung deutlich in den Hintergrund.


    Sozusagen wie ein Theaterstück, das zu drei Vierteln aus Anweisungen an die Kulissenbauer, Kostümbildner, Requisiteure usw. besteht, und nur einem Viertel aus Text für die Schauspieler.


    Ich glaube dabei jedoch nicht, dass der Autor seine Schilderungen selbst erregend findet, oder den Leser mit ihnen erregen will.


    Vielmehr würde ich sagen, er bedient sich der Absurdität als Stilmittel.


    Die Geschichte ist wohl am ehesten dem Genre der Groteske zuzurechnen. Eine bis ins Lächerliche und Ekelerregende überzeichnete Darstellung einer durch totale Fixierung auf Fortpflanzung übersexualisierten Gesellschaft, die Menschen in einem letzlich sinnlosen Kreislauf wie Maschinen behandelt, die bloß immer neue Menschenmaschinen herstellen, die ihrerseits wiederum bloß Menschenmaschinen herstellen sollen, und ewig so weiter.


    Es lässt sich durchaus Kritik an Körperkult, Sexualisierungswahn und Bevölkerungskontrolle - allesamt ganz aktuelle Themen der gegenwärtigen Gesellschaft - herauslesen.


    Problematisch ist dabei nur, dass sie damit faktisch nicht mehr zum Thema dieser Plattform passt. Denn "die Erotik in Situationen einseitiger weiblicher Nacktheit" spielt in ihr im Prnzip gar keine Rolle.


    Hier ließe sich nur ein sehr weiter Bogen schlagen, etwa über die Frage der Objektifizierung einer Frau in Darstellungen solcher Situationen, hin zu einer Gesellschaft, in der Menschen nur noch Objekte einer entmenschlichten, selbstzweckhaften Politik sind.


    Und offen gesagt denke ich, das reicht in dieser Form nicht aus, um als eine hinreichende Beschäftigung mit dem Thema dieser Plattform gelten zu können.