Das Bild von NicoS

  • Eine sehr schöne Geschichte über ein einsames Männerherz. Stefan hat das Bild, welches er in der Seitenstraße gefunden hat, immer wieder aufs neue entdeckt und erfunden. Das Bild hat es gar vermocht ihm neuen Antrieb für sein reales Leben zu geben und ihn aus der "Trennungsdepression" zu reißen.


    Der Schluss gibt einem dann Rätsel auf. Wo ist Stefan geblieben. Wohin hat er sein holdes Wesen entführt? Gab es vielleicht nur ein Bild mit der leeren Sonnenliege und alles andere war erfunden? Hat er letztlich irgendwann realisiert, dass es nur eine leere Sonnenliege ist und ist er schließlich seiner Trennungsdepression vollends erlegen?


    Die Geschichte ist derzeit mit 6,33 nach 3 Stimmen aus meiner Sicht sicherlich unterbewertet. Aber Bewertung ist ja nicht alles... Von mir gab es jedenfalls 9 Punkte. Der Abzug kam lediglich, weil ich zwei mal das Gefühl hatte, dass der Genitiv des Dativs Untergang sein wird. ;)

    Leben kann man nur vorwärts.
    Verstehen kann man es nur rückwärts.
     
    [SIZE=1]Soren Kierkegaard[/SIZE]

  • Nico, kann es sein, dass du schambereich.net mit gruselbereich.de verwechselt hast? ;)


    Achtung! Spoiler! 
    [SIZE=1]Stutzig bin ich erst nach dem Lesen geworden. Warum macht David sich auch einen Abzug? Findet er das Bild von der Sonnenliege schön? Oder gibt es diesen David gar nicht wirklich? Und Stefan hat den Abzug selbst gemacht und sich David nur eingebildet?[/SIZE]
    Spoiler! Ende


    Du siehst also, dass du nachdenkliche Leser zurück lässt, mit einer Geschichte, die hier aus dem gewohnten Rahmen fällt.



    Ich seh es schon ganz deutlich vor mir: Eine meterhohe Sonnenliege füllt die Leinwand. Dein Name erscheint in riesigen Lettern. Das Publikum klatsch Beifall für deinen Beitrag zu den Kurzfilm-Festspielen. Jemand gratuliert dir mit Denkfalten im Gesicht.

  • Eine neue Geschichte von Nico. Ein für seine Geschichten eher enttäuschendes Rating? Neugierig beginne ich zu lesen. So schlecht scheint die Geschichte gar nicht zu sein!
    Doch da! Erwischt!!
    Da wird aus einer Chiara plötzlich eine Marina. Dass Nico so etwas passiert! Eine gewisse Schadenfreude kann ich nicht verhehlen.
    Ich lese weiter und als die Dame ihren Namen schon wieder wechselt wird mir klar, wer hier wen aufs Glatteis geführt hat. :] 
    Mit einem Schmunzeln lese ich weiter. Die Geschichte endet mit einer Überraschung. Mit dem Bild eines leeren Liegestuhls. Akte X lässt grüßen!
    Nun verstehe ich auch die Bemerkung in dem Kommentar zu meinem ‚City Night Liner’!
    Wenn die Geschichte für die WIVOLA- Fraktion auch enttäuschend sein mag, halte ich sie für gelungen.

  • Gruseln statt schämen: Für mich hat das rätselhafte Verschwinden zunächst einfach etwas Unerklärliches, und ich betrachte die Story eher als surrealistisch. Doch dass ich mich in meinen eigenen Interpretationen gründlich täuschen kann, habe ich ja nun schon lange gelernt. Ich geb's zu: Wenn man so will, guckt da (unbeabsichtigt) schon ein wenig Stephen King durch die Ritzen.


    Die Figur des David spielt keine weitere Rolle. Die Mutter oder die Kollegen aus der Firma kennen ihn nicht; ob David ein Bild besitzt, das etwas anderes zeigt als einen leeren Liegestuhl, wird nicht geklärt werden - ebensowenig wie Stefans Verbleib.


    Das aus dem Rahmen Fallende macht mir eben gehörig Spaß, und natürlich möchte ich mit meinen Stories diesen Rahmen auch ein wenig erweitern. Immerhin bietet einseitige weibliche Nacktheit so viel mehr Ansatzpunkte als die bekannten drei oder vier Grundmuster (gegen die nichts einzuwenden ist, wenn da Idee und Umsetzung stimmen).


    Nico S.

  • Diese Geschichte erinnert mich seit ca dem 2. Absatz an die Geschichte aus dem Film Fight Club. Auch wenn es hier andere Umstände sind, aus einem Ereignis ergibt sich ein Strudel des Wahnsinns für den alleingebliebenen Hauptdarsteller der Geschichte, der selbst allerdings sehr wohl denkt Freunde, bzw in dem Fall eine Freundin zu haben.


    Wem diese Geschichte gefallen hat empfehle ich wärmstens sich den Film anzuschauen.


    PS: Respekt Nico für deine tiefgründigen Geschichten.

  • Dankeschön für euer Lob! :D


    Zum Dank hier eine kurze Andeutung der alternativen Storylines, die ich aber schließlich alle als zu uninteressant und vorhersehbar verworfen habe:


    1.) Stefan gibt den Umschlag in einem Drogeriemarkt ab und notiert seine Adresse darauf. Die junge Frau meldet sich bei ihm. Sie landen miteinander im Bett.


    2.) Stefan versucht, anhand der Details tatsächlich herauszufinden, wo das Foto gemacht wurde und findet schließlich die junge Frau. Sie landen miteinander im Bett.


    3.) Stefan trifft die junge Frau zufällig, die schließlich bereit ist, mit ihm ins Bett zu steigen, um ihr Foto wieder zu bekommen (oder so ähnlich).


    Nun könnt ihr selbst urteilen, ob die Prise Stephen King die richtige Würze war.


    Die wechselnden Namen hatten übrigens mit der restlichen Idee nichts zu tun. Es gibt jenes Foto tatsächlich (wenn auch im Internet und nicht an meiner Wand ;) ), und ich habe einfach mit Hilfe einer Namenslisten-Website einen passenden Namen gesucht. Dabei kam mir die Idee, den Namenswechsel als Running Gag einzusetzen.


    Demnächst kommt dann eine Story, bei der weit mehr gewechselt wird als der Name: Ich werde nach langem Überlegen und Zögern doch mal das Experiment wagen und eine SF-Story veröffentlichen - als Einzelstory, aber mit dem Plan von Fortsetzungen bei einigermaßen positivem Echo. Und dann gibt's noch ein unerwartetes Wiedersehen mit zwei alten Bekannten vom letzten Jahr ... :]


    Nico S.