Eine schöne Geschichte, und gut geschrieben. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich sie als Bericht eines realen Ereignisses lesen soll oder als erfundene Story.
Für das erste spricht natürlich der realistische Ablauf. Ich erinnere mich, dass ich auch zum ersten Mal in meinem Leben bei einer Nach-Abi-Versammlung und ebenfalls nachts völlig nackt gebadet habe. Das war 1979. Allerdings war das schon damals dort, wo ich aufgewachsen bin, kein Thema mehr - da ist jeder ins Wasser gehopst, wie er gerade Lust und Laune hatte. Ein wenig gestört wird diese Interpretation durch das Einflechten wörtlicher Rede: Sich nach 10 Jahren an einzelne Aussagen zu erinnern, ist schon etwas schwierig. Auch wäre ich in diesem Fall neugierig, wie die Sache dann weiter gegangen ist: Kam es später noch zu Kommentaren der Mitschüler? Wurde das Nacktbaden danach allgemein dort möglich bzw. leichter? etc.
Umgekehrt fehlt der Erzählung durch das Berichtartige ein wenig die Spannung, um als erfundene Geschichte wirklich auch auf den letzten Metern zu überzeugen. Dass die andere Freundin, die die Wette ja gewonnen hat, sich dann wie die Verliererin auszieht, ist zwar nett - und solidarisch -, ließe es aber bei einer erfundenen Geschichte wie einen Logikfehler wirken (im realen Leben geschehen viel öfter sehr unlogische Dinge).
Wenn ich mir also an der im Prinzip schönen, runden Story noch etwas gewünscht hätte, dann dass entweder als Tatsachenbericht oder als Erfindung deutlicher der jeweilige Charakter herausgearbeitet wäre.
Insgesamt aber sehr positiv - 9 Punkte von mir.
Nico S.