Das unendliche Universum der Erotik

  • Tja, dann will ich es auch mal versuchen, auch wenn ich wahrscheinlich viele Dinge wiederholen werde, die schon geschrieben worden sind und dafür irgendwas wichtiges vergesse:


    Erstmal muß eine Geschichte handwerklich gut gemacht sein. Rechtschreibung und Interpunktion konnte man vor der Reform mal lernen, heute kann man es wenigstens versuchen. Mit dem Ausdruck ist das schon schwieriger, aber zumindest bemühen kann sich doch jeder, der etwas veröffentlichen will.



    Was den Tempus angeht, gibt es IMHO nicht ohne Grund große Theoriegebäude über sowas wie das epische Präteritum. In der Schule habe ich gelernt, daß der Präsens in Inhaltsangaben benutzt wird und evtl. dann, wenn Dinge plötzlich oder sehr schnell passieren. (Gut, es gibt hier gelegentlich Geschichten, die sich wie kaum mehr als eine Inhaltsangabe lesen, aber das lag dann wohl kaum in der Absicht des Autors.)
    Nun bin ich sowieso schon ein etwas unaufmerksamer Leser, und wenn mir dann eine in der Gegenwart geschriebene Geschichte auch noch suggeriert, ich müsse sie besonders schnell lesen, um mit dem Tempo ihrer Handlung mitzuhalten, dann kann es schon passieren, daß ich quasi über meine eigenen Augen stolpere. Jedenfalls habe ich dann keine Zeit mehr, mich in die Handlung und die Figuren einzufühlen, denn es muß ja ständig schnell weitergehen.
    Ganz übel stoßen mir auch Geschichten auf, in denen der Autor sich nicht für eine Zeit entscheiden kann. Aber das ist ja eher ein handwerklicher Fehler als eine stilistische Entscheidung.



    Weniger klar sind meine Vorlieben, was die Perspektive angeht:
    Wenn ich mich entscheiden müßte, würde ich wohl die personale Perspektive (also dritte Person, aber nur an einer Figur orientiert) bevorzugen. Warum das so ist, bin ich mir selbst nicht ganz sicher, wird sich aber vielleicht in der Abgrenzung zu den anderen Möglichkeiten herauskristallisieren.


    Die Ich-Perspektive wäre dann meine zweite Wahl. Hier sind wir zwar auch ganz nah an den Gefühlen und Gedanken der Erzählperson dran, aber die Erzählung ist nicht zuverlässig, sondern kann -eben weil es das eigene Erleben ist- subjektiv gefärbt sein. (Und das meine ich jetzt negativ, weil es meinen Forscherdrang behindert.) Außerdem sind einem Ich-Erzähler einige Aspekte verschlossen: "Ich lief knallrot an" kann ich nur erzählen, wenn ich in dem Moment zufällig grade vor einem Spiegel stand. Und dann gibt es da wieder ein handwerkliches Problem: Ich habe schon Ich-Geschichten gelesen, in denen mir erst klar wurde, ob da nun eigentlich Männlein oder Weiblein spricht, als irgendwann weit in die Geschichte hinein ein BH geöffnet wurde oder sich etwas in der Hose regte.
    Dabei ist das auch von der Handlung ab eine wichtige Unterscheidung: Ist der Erzähler nicht die (zukünftig) nackte Frau, dann fehlt ihm zwangsläufig der Einblick in deren Innenwelt. Damit wird dann das IMHO sowieso gute Mantra "Show, don't tell" noch wichtiger: Wenn wir schon nicht wissen können, was grade in ihr vorgeht, warum sie reagiert, wie sie es tut, dann müssen wir zumindest sehr genau beobachten, welche Zeichen und Hinweise wir von außen entdecken können.


    Über die auktoriale Erzählweise -also die allwissende dritte Person als Erzähler- kann ich eigentlich wenig sagen, weil ich mich nicht erinnern kann, schon eine gute -oder überhaupt eine- Geschichte in diesem Stil gelesen zu haben. Ich kann mir aber vorstellen, daß es schwierig ist, den "Rundflug durch die Köpfe" zu vermeiden.


    Und was das "Du" angeht (Hm, "Sie" hat AFAIR noch nie jemand versucht...), habe ich ganz große Probleme. Wenn ich (also "Du") die Nackte bin, stimmt ganz offensichtlich irgendwas nicht, und in jedem Fall wird irgendwann der Moment kommen, wo der Autor mir sagt, daß ich irgendwas denke oder tue, das absolut nicht meiner (also hier, meiner) Persönlichkeit entspricht. Und dann bin ich halt raus. Wobei ich mich zu erinnern meine, hier letztens eine Geschichte in dieser Perspektive gelesen zu haben, bei der es mich nicht gestört hat, mir sogar bis kurz vor Ende garnicht aufgefallen ist, aber ich kann nicht mehr sagen, welche das gewesen sein könnte.



    Oben habe ich es schon erwähnt, mich interessieren die Gedanken und Gefühle, die das Unterlegen-Sein, das Sich-Ausziehen-Müssen, das Nacktsein mit sich bringt. Und das auch gern en detail. Das Verhältnis der Menschen zueinander; was ist der Unterschied des Nacktseins vor einer Frau oder einem Mann, vor Unbekannten oder Bekannten, vor jemandem, in den ich unglücklich verliebt bin oder der in mich verliebt ist, mit dem ich aber nichts anfangen kann; ist es vielleicht sogar schlimmer, wenn man einen Ausweg hatte und ihn nicht genutzt hat, oder ist es leichter, wenn es die eigene Entscheidung war?



    Eine gute Einleitung ist mir auch ganz wichtig. Damit meine ich weniger den perfekten ersten Satz als vielmehr, daß ich die Situation und die (wichtigen) Figuren verstehen muß. Wenn gleich in der ersten Szene die Sachbearbeiterin nackt vor ihrer ganzen Abteilung steht, gibt mir das wenig, weil ich keine Ahnung habe, wer sie ist, wie sie es sonst mir der Nacktheit hält, welches Verhältnis sie vorher zu ihren Kollegen und Kolleginnen hatte, ob ihr Standing in der Firma gut genug ist, um die Situation, die ich da grade beobachte, ohne Folgen zu überstehen, wenn nicht, welche das sein könnten, usw. usf.
    Mal ganz abgesehen davon, daß so die ganze Spannung weg ist, noch bevor sie sich aufbauen konnte.



    Nachdem ich die Figuren dann kennengelernt habe, sollten sie sich auch bitte innerhalb ihrer Welt und ihres Charakters plausibel und nachvollziehbar verhalten. Natürlich muß man diese Regel manchmal etwas biegen, damit die Geschichte voran oder überhaupt erstmal in Gang kommt; aber dann hätte ich auch dafür gerne eine innerhalb des gegebenen Rahmens plausible Erklärung.
    Übrigens auch dann, wenn sich eine Situation plötzlich ändert. Wenn die Figur eben noch fröhlich nackt war, dann aber plötzlich merkt, was sie da tut und sich daraufhin schämt, möchte ich gern wissen, was dabei in ihr abläuft. Da darfst Du, lieber Autor, mich dann auch gern mal kurz für doof halten und mir eigentlich Offensichtliches aus Deiner Sicht nochmal erklären.



    Absichtlich vermieden habe ich das Wort "Realismus". Denn sein wir mal ehrlich: Auch diejenigen unter uns, die den Gedanken interessant finden, daß ein Nacktfoto einer Schülerin unter ihren Klassenkameraden kursiert, hätten wohl kaum ein erotisches Interesse daran, daß sie sich aufgrund dieser Tatsache für's Leben traumatisiert nie wieder in eine Schule traut. Und das wäre in der Realität garkeine so unwahrscheinlich Folge.
    Damit meine ich jetzt nicht, daß jede Geschichte ein Happy End haben sollte und im Gegensatz zu anderen hier finde ich etwa Erpressungsgeschichten nicht per se verwerflich, aber ich möchte mich nach dem Lesen einer erotischen Geschichte nicht schlechter fühlen als vorher - und schon garkein schlechtes Gewissen für das haben müssen, das ich vorher vielleicht über die Handlung gefühlt oder gedacht habe.
    Wenn jemand über ein reales Ereignis schreiben kann, das gut ausgegangen ist, finde ich das natürlich umso besser. Aber wenn die Menschen sich in der Realität so verhalten würden wie in den Geschichten hier, sähe die Welt da draußen wohl um einiges anders aus...



    Geschlechtsverkehr muß ich garnicht haben. Wenn es sich nicht grade um eine Vergewaltigung handelt -und da ist dann selbst meine Grenze überschritten- hebt so eine körperliche Vereinigung nämlich jedes vorher vielleicht bestanden habende Machtgefälle auf. (Ich glaube, es war Jürgen von der Lippe, der über den Mann beim Orgasmus sagte: "Fühlt sich wie Superman, aber sieht aus wie Goofy." Verräter.)
    Und wenn es denn doch sein muß, bitte vom Erzähler her keine vulgäre Wortwahl (dirty Talk unter den Charakteren mag je nach Figur plausibel sein) und nicht die ewig gleiche Beschreibung der längst bekannten physischen Vorgänge. Vielleicht fallen ja mal jemandem neue Vorgänge ein...
    Wobei ich ehrlich sein muß, sobald die Handlung sich auf die Körperteile unterhalb der Gürtellinie verlagert, überfliege ich den Text eigentlich nur noch auf der Suche nach dem Ende des karnalen Treibens. Da bin ich dann dankbar für eine irgendwie geartete Markierung.



    Überhaupt ist die Wortwahl wichtig. Es mag zwar Ausnahmen geben, aber zum Beispiel ist "geil" so ziemlich das ungeilste Wort, das mir in einer Geschichte begegnen kann. Und zudem so furchtbar unspezifisch. Wieder so ein Fall, in dem "Show, don't tell" gleich in doppelter Hinsicht helfen würde.



    (Was, 10 kB Maximum? Was soll das denn?)

  • (Und weiter geht's...)


    Gradezu fanatisch bin ich auf dieser Seite (auch bei der Punktevergabe), was die Einhaltung der Kriterien von Schambereich.net angeht. Allgemeine Sex- und Erotikgeschichten kann man an jeder Ecke veröffentlichen und lesen, hier sollte es um die Erotik in Situationen einseitiger weiblicher Nackheit gehen.
    Die Erotik kann dabei natürlich im Auge des Betrachters liegen. Das einzige Mal, wo mich ihr Fehlen wirklich (dann aber auch gleich massiv) gestört hat, war die in zehn Jahren vielleicht realistische (! s.o.) Geschichte über die junge Frau beim Vorstellungsgespräch. Die hat mich so deprimiert, daß ich danach drei andere Stories lesen mußte, um wieder "auf 0" zu sein.


    Weniger kompromißbereit bin ich bei der "Situation" oder Handlung: Was da passiert, sollte nicht im luftleeren Raum stattfinden. (Es sei denn, die Figuren sind Experimentalphysiker.) Aber darüber habe ich oben schon genug geschrieben.
    Die Situation im wörtlicheren Sinne hat darüber hinaus einen wichtigen Einfluß: Im Klassenzimmer wird nunmal etwas anderes erwartet als am Ostseestrand. Und ist Scham letztlich nicht meist eine Reaktion auf das empfundene Nichterfüllen von Erwartungen?


    Die "einseitige weibliche Nacktheit" kann man nun auf mehrere Arten auseinandernehmen. Ohne die Transgender diskriminieren zu wollen, dürfte Kriterium der Weiblichkeit noch relativ klar sein: Ich sehe das biologisch, eventuell noch entwicklungspsychologisch.
    Über Nackheit könnte man schon streiten: In Unterwäsche auf dem Bahnsteig ist man auch ziemlich nackt. Ich weiß aber nicht, ob mir das reichen würde.


    Bleibt des Pudels Kern, die einseitige Nacktheit. Sie sollte auf jeden Fall das Hauptthema der Geschichte sein, alle anwesenden Männer möchten ihre Kleider doch bitte am liebsten anbehalten. (Wobei meine Freundin zum Beispiel ganz anders empfindet: Wenn sie selbst nackt ist, erscheint ihr ein ebenfalls nackter Mann bedrohlicher als einangezogener. Ich sehe da wohl eher das Machtgefälle, sie als Frau die mögliche Vergewaltigung. Immerhin fühlen sich viele Frauen ja sogar angezogen von einem Exhibitionisten bedroht.)


    Die Einseitigkeit kann man auf zwei Weisen verstehen: Im Sinne von "nur weibliche Nacktheit" oder "nur Nacktheit einer Person". Nun, Nacktheit macht schwach (Warum eigentlich?). Die Gruppe macht stark. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn ein angezogener Mann zehn nackten Frauen gegenübersteht, wäre die Richtung des Machtgefälles alles andere als klar. Andererseits ist es aber eine Frage des Ausschnitts: Auch auf Shame Island wäre eine Frau, die allein in einer Bar sitzt, genau das: allein. Und nackt.
    Allerdings habe ich hier mal eine Geschichte gelesen, die einen interessanten Dreh in diese Problematik brachte: Sie hatte kaum äußere Handlung und spielte nur in den Gedanken eines Mädchens, das sich zusammen mit seinen Mitschülerinnen aufgrund eines neuen Gesetzes zum ersten Mal für den Sportunterricht nackt ausziehen mußte. Am Ende bemitleidete sie aber die eine Klassenkameradin, die noch keine 18 und deshalb vorläufig von der Regel ausgenommen war. Nach ihrem Geburtstag wäre die dann nämlich erst recht das Zentrum der Aufmerksamkeit der Jungs, wäre also noch nackter unter Nackten.



    Leider habe ich es jetzt doch nicht so gut wie gehofft geschafft, mein Stilempfinden und meinen Geschmack (oder anders: meinen Kink) auseinanderzuhalten. Vielleicht geht das auch garnicht. Aber nachdem es nun so ist, wie es ist, kann ich ja auch noch ein paar überhaupt nicht belegbare und total subjektive Meinungen dazuschreiben:


    Vor ein paar Jahren habe ich mal eine Dokumentation über feministische Filmtheorie gesehen. Darin wurde unter anderem behauptet, Nacktheit wäre automatisch das Zeichen des Unterlegenen. Als Beleg wurde eine Szene aus einem Historienfilm (Spartakus?) herangezogen, in dem ein muskulöser Gladiator mit freiem Oberkörper vor dem fein gekleideten Imperator stand. Mein (männlicher) Gedanke dabei war aber eher, daß trotz aller Standesunterschiede der Gladiator den schmächtigen Herrscher mit bloßen Händen in Stücke reißen könnte.
    Was das hier zu suchen hat? Nun, ich bin auch der Meinung, daß einseitige Nacktheit tendentiell schwach macht. Und das ist ein Punkt, der mir an dieser Vorstellung gefällt: Das inzwischen schon oft erwähnte Machtgefälle. Aber diese Tendenz ist weder automatisch noch absolut. Deshalb, und darauf wollte ich eigentlich nur hinaus, hätte ich das bestehende Gefälle gern deutlich.



    Ein Gedanke noch, dann habe ich's hoffentlich: Die Schulzeit ist in vielen Aspekten in unserem Leben einzigartig. Nicht nur, daß wir in die Pubertät kommen, erwachsen werden und mit unserem Körper und dem anderen Geschlecht zurecht kommen müssen. Die Schulklasse ist auch eine einzigartige Zwangs-Schicksalsgemeinschaft. Wir konnten uns kaum aussuchen, mit wem wir für Jahre einen großen Teil fast jeden Tages verbringen, Unterricht, Pausen, Sportunterricht, Ausflüge, Klassenfahrten. Wir haben -hoffentlich- Freunde gefunden, aber auch Menschen, mit denen wir uns nicht verstehen, vielleicht sogar Feinde. Und wir können weder einfach wegbleiben noch allzu leicht kündigen.
    Möglicherweise bin ich da einfach leicht geschädigt, aber IMHO liegt grade da -mehr als in jedem anderen Lebensabschnitt- das Potential für eine Menge interessanter Geschichten. (Das vielleicht aber auch nur als Entschuldigung, daß so viele meiner -potentiellen- Geschichten in diesem Umfeld spielen werden.)



    Tja, und dann gibt es da noch die Ausnahmen, die eigentlich alles über den Haufen werfen, was ich oben geschrieben habe: Geschichten, deren Handlung so interessant ist, daß mir die Gefühle der Nackten egal sind. Die schon erwähnte Du-Geschichte, die so gut "paßt", daß es mir garnicht auffällt. Die befreite Exhibitionistin, die so plastisch geschildert ist, daß sie mir wirklich morgen (nackt) über den Weg laufen könnte... Und schon sind alle -letztlich verkopft ausgedachten- Kriterien egal und die Geschichte gefällt mir trotzdem.
    Oder umgekehrt, alle Kriterien sind erfüllt und trotzdem stimmt es irgendwie nicht.
    Da hilft dann alles nichts, man bleibt halt Mensch, nicht Hazard-freier Rezeptionsautomat.


    HTH, Jo.


    (Mann, was hatte ich über's Schwafeln gesagt? Zumal ich in der Zeit vielleicht eine meiner Geschichten -die gleich mehrere meiner obigen Kriterien verletzt- fertig bekommen hätte...)

  • Was finde ich reizvoll an einer Geschichte?
    Ich habe in meinen Geschichten einiges ausprobiert. Anfangs schrieb ich nur in der Ich-Form. Das suggeriert dem Leser, dass es sich um eine selbst erlebte Geschichte handelt. Wenn der Erzähler dann auch noch eine Frau ist (nicht zwingender weise der Autor), so wird damit die voyeuristische Ader der männlichen Leser befriedigt. Wie wir Männer ticken, das glauben wir ja zu wissen. Wie aber erlebt eine Frau die Situation, was empfindet sie? Das finde ich als Mann interessant.
    Später begann ich dann in der 3. Person zu erzählen. Das hat den Vorteil, dass man Gefühle und Empfindungen mehrerer Personen in die Geschichte einfließen lassen kann. Der Betrachter ist aber weiter vom Geschehen weg und kann sich so möglicherweise nicht so sehr mit der Hauptperson identifizieren.
    Beide Varianten haben ihren Reiz
    Zum Schreibstil: Einen abwechslungsreichen Satzbau und eine breite Wortwahl ist unbedingt erforderlich. Wenn ich in drei aufeinanderfolgenden Sätzen das Wort „Schwanz“ lese, verliere ich schnell die Lust weiterzulesen. Warum sucht der Autor keine anderen Synonyme? (Latte, Penis, Ständer, es gibt so viele) Ein Begriff, den ich in einem Satz verwendet habe, ist verbrannt und darf in den nächsten 3 bis 4 Sätzen nicht wieder auftauchen. Oft bemerkt man solche Fehlgriffe erst beim Korrekturlesen. Deshalb ist das auch ganz wichtig!
    Zur Handlung: Eine Geschichte, die nach dem Schema abläuft: 2 Menschen treffen sich und haben Sex miteinander ist vorhersehbar und daher schnell langweilig. Titel wie „Mein erstes Mal mit Gabi“ (Monika, Nicole Klaus oder wem auch immer) schrecken mich eher ab.
    Ich käme als Leser auch nicht auf die Idee, meine Geschichte „Hochzeitsnacht“ zu lesen. Die Handlung scheint zu vorhersehbar! (ist sie natürlich nicht, da von Romanowsky)
    Was mir gefällt sind Alltagssituationen, aus denen heraus sich dann eine unerwartete Geschichte entwickelt. Die kann erotisch, makaber oder surreal sein, aber das Ende darf nicht im zweiten Absatz schon klar erkennbar sein.
    So ein richtiger Knaller zum Schluss ist auch nicht schlecht, gelingt aber nicht immer (z.B. „Die Brille“ oder „Das Fenster zur Straße“
    Hinweise, dass die Geschichte wahr, oder frei erfunden ist, halte ich für Unsinn. Eine Story wird dadurch nicht besser. Soll der Leser sich doch Gedanken machen, ob das wahr sein kann, was er da vorgesetzt kriegt!
    LG Roman

  • Auch euch beiden möchte ich zunächst mal für eure Beiträge danken!


    @HadesNieberg:
    Es wird wahrscheinlich nicht allzu viele geben, die sich das alles durchgelesen haben, aber in diesem Fall kann ich nur sagen "selbst schuld", denn ich finde keinen einzigen Absatz überflüssig, sondern alles durchaus interessant und aufschlussreich!
    Macht mich dann natürlich auch schonmal neugierig auf dein erstes Stück, das du hier einstellst ^^

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

  • Toller Text, Hades!


    Da kommt ein Punkt drin vor, den ich vergessen hatte: Ein guter Einstieg ist mir wichtig. Wenn im ersten Satz bzw. Absatz entweder gähnende Langeweile ausbricht oder die ganze Story schon in absehbare Standardideen versinkt, habe ich meistens schon genug.


    Ein sehr positives Beispiel ist der "Abend im Theater":


    "Es ist zwei Uhr morgens. Veronika liegt allein im Bett und findet keinen Schlaf. Jochen, ihr so sanfter Freund, verpasste ihr am vergangenen Abend gegen halb elf Uhr eine schallende Ohrfeige und verliess dann ohne ein Wort zu sagen das Theater."


    Mal ganz abgesehen davon, dass die Ohrfeige später eher wie ein etwas künstlich erzeugtes Vehikel wirkt, ist das doch mal ein toller Einstieg.


    Nico S.

  • Zitat

    Original von Leseratte
    Ja, was Bettinas Geschichten angeht, bin ich noch nicht wirklich greifbar dahintergekommen, warum die "einfach besser" sind.. ich vermute jedoch, dass es die Gesamtheit ist, die in sich stimmig ist und dass es sich nicht an wenigen Details festmachen lassen dürfte..


    Die Gesamtheit spielt dabei - in meinen Augen - vielleicht weniger eine Rolle als die (ungewöhnliche) Tatsache, dass über alle Folgen hinweg ein sehr schmaler Grat eingehalten wird: Einerseits ist es Frontalporno mit allem Drum und Dran; es wird in dionysischer Unschuld gevögelt und gespritzt, was das Zeug hält, unter fröhlicher Verabschiedung jeglicher Logik. Die "Carneval in Cadiz" Storys von Shaved Lord haben das übrigens ähnlich geschafft. Andererseits bleibt es menschlich anständig, die Figuren sympathisch. Frauen und Männer haben gleiche Anteile an der allseits verteilten Lust; es gibt kein Ungleichgewicht hinsichtlich der Geschlechterwahrnehmung. Das macht sich für mich daran fest, dass die Sprache zwar deftig ist, doch nie in die Niederungen des Brutalojargons abgleitet, wie man ihn z.B. in Hectors "Schwimmbad" lesen kann. Diese allseits angstfreie, positive Sprache bewirkt m.E. den von dir beobachteten Effekt.


    Das lässt sich dann natürlich und ganz besonders auch auf all die vielen Dominanz-Geschichten übertragen: Nur wo auch in der Wortwahl selbst klar wird, dass die Frau im Grunde Mitspielerin ist und genießt, was sie da an Erniedrigung erfährt, mag ich die Storys lesen. Wenn der Autor dagegen durch seinen Text durchscheinen lässt, dass er die Frau(en) tatsächlich erniedrigt (siehe Bernd55's gefüllte Löcher), dann fehlt - zumindest mir - schon mal die ganze Freude. Zumal aus solcher Sprachwahl die Urangst vor dem Weiblichen hervorlugt, dem gegenüber nur brutalste Misshandlung einen armseligen Schutz zu versprechen scheint.


    Nico S.

  • Zunächst einmal: Ich finde sowohl die Idee dieses Threads als auch die Beiträge vieler prominenter SB-Mitglieder faszinierend.


    Nachdem er über 2 Jahre friedlich in der Datenbank geschlummert hat, möchte ich ihn daher jetzt mit meinem Beitrag wieder zum Leben erwecken!


    Für mich gilt, daß ich bei einer reizvollen Story nicht aufhören kann zu lesen bis ich am Ende angelangt bin. Und ich kann ein sehr ungeduldiger Leser sein, obwohl ich gern und viel lese.


    Ich mag sehr explizit erotische Geschichten, gerne auch mit etwas Macht/Ohnmacht, und ungewöhnliche, elegante Schauplätze. Die Handlung sollte nachvollziehbar und nicht zu kompliziert sein. Möglichst wenige Personen erleichtern mir den Zugang. Die Charaktere müssen glaubwürdig und unterscheidbar sein


    Vor dem Betreten des SB habe ich nie über die Erzähler/Leserperspektive nachgedacht. Am häufigsten ist wohl die dritte Person. Das Ich/Du kann durch direkte Rede einbezogen werden.


    Ich mag Geschichten, die im Präsens erzählt werden.


    Gepflegte Sprache, möglichst perfekte Orthographie und ordentliche äußere Form sind für mich Grundvoraussetzungen.


    Das Wichtigste zum Schluß: Ich möchte überrascht werden! Wenn ich dabei auch noch erregt werde, umso besser!


    baer


    P.S.: Ich hoffe auf eine lebhafte Fortsetzung des Threads

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Was ich in E-Stories am spannendsten finde und in SB oft vermisse -, ist das erotische Vorspiel.


    Das beginnt beim ersten gegenseitigen Sichten der späteren Sexpartner, geht über zum ersten Date, zum Augenkontakt, "zufälligen" Berührungen, dann die sanfte Verführung von ihm oder ihr - noch, etwa zu einem Kaffee, mit nach oben zu kommen, das Nebeneinandersitzen oder gegenüber, wobei die Temperatur im Raum immer heisser wird. Das kann passieren mit zwei oder vier oder sechs Partnern, wobei ich immer die Erzähl-Perspektive eines der männlichen Partner bevorzugen würde.


    Dann das vorsichtige gegenseitige Entkleiden, in verschiedenen Schauplätzen - zum Beispiel auf dem Sofa, Futon, Matratze, Stroh, Heu, Wiese, Wasser, Fussboden, Klavier, Kühlschrank, Küchentisch, Klo, Bettenkammer, Urwald, Baumwipfel, Flugzeugwrack.


    Dieser spannende Vorgang kann zu Zweit oder zu Dritt, auch in der weiteren Öffentlichkeit mit anfeuerndem Publikum geschehen, auf dem Parkplatz des Supermarktes, Flughafen, Kreuzfahrtschiff, Zeppelin, Ufo, Kino, Panzer, Opernhaus, hinter der Bühne, im Schminkstudio, Sonnenstudio, Umkleidekabinen, in Duschräumen, etc.


    Dieser Entkleidungsvorgang ist mir eigentlich das wichtigste, spannendste und erotischte in E-Stories, kommt nur leider sehr selten vor.


    Es gibt in Second Life ein extra Kleid dafür das aus 26 Einzelteilen besteht, die nacheinander ausgezogen werden müssen.


    Auch die Altvorderen - Casanova - hatten grosse Übung und viel Vergnügen beim Auskleiden ihrer Damen, wobei dann allerlei Verschnürungen gelöst werden mussten.


    Hauruck-ich-bin-ja-schon-nackt-Geschichten mag ich daher nicht. Da fehlt das eigentliche Spannungsmoment.


    Auch primitive Pornos erkennt man unter anderem daran, dass die Akteure immer sofort ruck-zuck pudelnackt sind. das finde ich unerotisch, das törnt mich ab.


    Den eigentlichen Akt überlese ich bei Stories meist, es läuft doch naturgegeben eigentlich immer auf das Gleiche hinaus, es sei denn die Partner praktizieren zum Beispiel das Kamasutra oder ähnliche - auch japanisch - verfeinerte Sextechniken.


    Die Japaner sind zum Beispiel Meister im ausdauernden Brüste-Sex, da gibt es gute Videos davon.


    Auch Partnertausch, Party- Kino- und Fotostudio-Sex finde ich reizvoll, ausserdem sollten für mich die - möglichst heterosexuellen - Protagonisten nicht älter als 29 und keinesfalls miteinander verheiratet sein.

  • Für mich ist wichtig, dass die Geschichte in sich schlüssig ist; also eine Art "Realismus" innerhalb der gewählten Erzählform. Konkret: wenn z.B. die Handlung in eine unbändige Sexorgie absäuft, der Autor aber zuvor handelnde Personen beschreibt, von denen ein derartiges Verhalten eigentlich überhaupt nicht zu erwarten ist, dann finde ich das schlecht. Noch anders ausgedrückt: der Autor muss sich in der weiteren Durchführung seiner Geschichte an dasjenige halten, was er zu beginn aufbaut. Aber eben nicht erst ausführlich die kleine süße Unschuld vom Lande beschreiben, die dann binnen weniger Tage oder Stunden (bzw. Seiten) ganz selbstverständlich zur hemmungslosen "Supernutte" mutiert. Das ist ein häufiger Fehler und das nervt gewaltig. Ich will eine überzeugende, "realistische" Handlung, die in sich stimmig und für mich als Leser nachvollziehbar ist. Das zur Form.


    Inhaltlich gefällt mir, wenn die handelnden Personen überwiegend Spaß am Nacktsein oder am Sex haben. Was mich nervt sind solche "Erpressergeschichten", Motto: wenn ich dich nicht bumsen darf, dann stell ich Nacktfotos von dir ins Netz. Davon gabs in letzter Zeit meiner Meinung nach zu viele. Und als Plot ist das auch nicht gerade einfallsreich. Nett finde ich Nacktheit an ausgefallen Orten, wobei "ausgefallen" jetzt nicht unbedingt besonders pervers oder öffentlich heißen muss, sondern eben interessant und ungewöhnlich (also nicht gerade das Motelzimmer). Freie Wildbahn ist immer gut.


    Ob die Geschichte dagegen heute oder in der Vergangenheit spielt, Ich-Form oder nicht - das überlasse ich alles gerne dem Autor und stelle mich auf das Gebotene ein.

  • gar nicht so leicht, ohne Verwendung von Negativbeispielen zu beschreiben, welche Art Geschichten ich mag und vor allem - warum.


    Da sind Vorlieben für gewisse Kleidung, Äußerliches, aber auch für Situationen, Konstellationen... die dazu führen, dass man einige Geschichten überhaupt erst sucht und findet. Fetische? Gut möglich.


    Darüberhinaus:
    "Ich" oder 3. Person? Als erster Gedanke eine leichte Präferenz für "Ich" beiderlei Geschlechts.
    Bei längerem Nachdenken finde ich absolut keinen Unterschied. Die Ich-Erzählung bewirkt z.B. kein Mehr an Identifikation oder Sich-Hineinfühlen in den/diejenige(n).
    Eine Erzählung in der 3. Person macht den Leser
    nicht zwangsläufig zum "Zuschauer von außen",
    denn das Innenleben der Protagonisten kann auch ohne Erzähl-"Ich" sehr detailliert beschrieben werden
    und Intimität erzeugen.


    Tempi:
    Übliche Vergangenheitsform des Präteritum, dazu gerne historisches Präsens, um besondere Handlungsabfolgen wirkungsvoll "wie in Echtzeit" zu beschreiben. Auch gut bei Ein-Szenen-Geschichten ohne Einleitung und Schlussabsatz.
    Das Geschehen kann so unmittelbarer, "näher", zeitlich präsenter wirken, die Akteure und ggf. Erzähler/in wirken auf mich "jünger".
    Größere Zeitabfolgen, Szenenwechsel, Charakterstudien etc. natürlich im Präteritum. Denkbare Passagen wie
    "Mehrere Wochen vergehen. Schließlich ist wieder Montag. Ein Morgen, wie jeder andere auch..." - wirken eher oberflächlich und gekünstelt.



    Ansprechende Motive:


    Rivalität, Konkurrenz (eher Frau/Frau als Frau/Mann)


    Überraschende oder unterschätzte Situationen


    Alltagskleidung


    "Erste Erlebnisse"


    Nacktheit nicht synonym zu Komplettrasur


    Durchschnittliche Körper, kleine "Macken" statt Perfektion


    Eher Geschichten, die dem Eindruck nach "so passiert sein könnten" aber nicht müssen. Viele eindeutig fiktive oder vom Autor selbst als Fiktion beschriebene Geschichten sind aber so gut, dass dieser Aspekt keine Rolle spielt. :)


    Dialoge in wörtlicher Rede sind kein Muss. ". ! ?" können sogar entbehrlich sein, um den Lesefluss zu stärken.
    Dialoge wenn, dann eher in spontanem Slang und nicht geschwollen-konstruiert, sofern es sich nicht um ein Theaterstück handelt.


    Stimmungen, Gedanken, Assoziationen,
    ggf. mehrerer Personen innerhalb einer Szenerie,
    sind sehr reizvoll.


    Eine Geschichte kann sehr schön ausklingen, auch ohne krasse Kehrtwendungen,
    obligatorische Höhepunkte oder ein "Happy End" als Selbstzweck.