Die Anhalterin

  • Für meinen Geschmack etwas zu flach.
    Und auch etwas unlogisch.
    Die hohe Bewertung macht mich wieder etwas stutzig, da sind wir aber besseres Gewöhnt.
    Oder sind wir schon so abgeflacht?


    Sie wurde nackt von ihrem Freund auf dem Campingplatz sitzen gelassen.
    Und versucht es jetzt per Anhalter, warum?
    Die beiden Frauen fangen auf dem Rücksitz an zu fummeln, er sieht zu.
    Und an nächsten Tag...
    Oh welch wunder - ihr Freund hat ihre Sachen beim Platzwart abgegeben.

  • Also, eigentlich hat er sie an der Nacktbadestelle sitzen lassen, und dann versucht sie zu trampen, aber dann fährt sie bei dem Protagonisten und seiner Frau mit und zu ihnen nach Hause. Die abgegebenen Klamotten - na ja, vielleicht wollte er sie nicht haben oder dachte, nackt bis zum Campingplatz ist "Strafe genug"


    Außerdem ist das nur ein Punkt im Epilog, und wenig handlungsrelevant, daher verzeihlich.


    (hab den text leicht editiert wegen der Schreibfehler, ut mir Leid wenn das Zitat von qwertzu77 jetzt nicht mehr wörtlich übereinstimmt)

  • Zitat

    Original von notapolitician1
    Also, eigentlich hat er sie an der Nacktbadestelle sitzen lassen, und dahin versucht sie zu trampen,


    Oh ja natürlich, du hast recht!


    Trotzdem ist die Handlung doch sehr flach und nicht gerade "spannend" zu lesen - ich würde sie sogar als langweilig bezeichnen.
    Es passiert, irgendwie nicht wirklich etwas!
    Auch Ausdruck und Stil sind ehr mittelmäßig.

  • Eine nackte Anhalterin und Ehefrau mit vielleicht uneingestandenen lesbischen Neigungen, da kann allerlei passieren, vor allem im Auto, das, obwohl von außen gut einsehbar, von den meisten Insassen fast wie die eigene Wohnung betrachtet wird – man muss sich nur die in der Nase bohrenden Autofahrer vor roten Ampeln in Erinnerung rufen. Insofern ist die Geschichte glaubwürdig und das zeichnet sie auch aus.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Hmm, dann bin ich wohl überstimmt (?)


    Ich sage ja nicht, das die Geschichte schlecht ist.
    Aber etwas zu wenig Handlung für meinen Geschmack.


    Auch sind die Dialoge und die Beschreibung etwas kurz.
    Ich weiß selber, das ist nicht immer einfach, aber etwas mehr "Fantasie" und etwas mehr Details wären nicht schlecht gewesen. Ich denke, man hätte das doch etwas mehr ausschmücken können.
    Schließlich trifft man eine nackte Anhalterin nicht alle Tage.

  • Ich möchte dir, qwertzu77, da durchaus zustimmen.
    Man hätte mehr draus machen können, ein Spannungsbogen ist nahezu nicht vorhanden und alles scheint recht unmotiviert aneinandergereiht worden zu sein.
    Der Stil hat jedoch zum Teil eine eigene Note, die an eine mündliche Erzählung erinnert und ist sprachlich auch nicht gerade im hier sehr weit verbreiteten untersten Niveau angesiedelt... von da her scheint es tatsächlich so zu sein, daß die Leserschaft schon "dankbar" scheint, wenigstens keinen absoluten Müll vorgesetzt zu bekommen.
    Verglichen mit anderen Werken hier, die eine ähnliche Wertung bekommen haben, ist "Die Anhalterin" sicher hoffnungslos überbewertet.
    WAS jetzt genau die hoch wertenden Leser zu ihrer Wertung bewogen hat, würde mich dann allerdings doch schon sehr interessieren, denn das ist so auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
    Die "uneingestandenen lesbischen Neigungen" der Frau des Protagonisten wurden im Text ebenso bereits von vornherein bestritten, da diese auf das Thema abweisend oder desinteressiert reagiert habe.
    Alles in allem scheint diese Geschichte eher als Einstieg in eine "Schema-F" Dreier-Sex-Geschichte dienen zu sollen - sozusagen als Erklärung, warum nun der Protagonist in den Genuß kommt, neben seiner "mittelalterlichen" Frau ein junges Huhn zu bügeln...

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

  • Zitat

    Original von Leser
    Die "uneingestandenen lesbischen Neigungen" der Frau des Protagonisten wurden im Text ebenso bereits von vornherein bestritten, da diese auf das Thema abweisend oder desinteressiert reagiert habe.


    Es ist dir, Leser, vielleicht bekannt, dass sich vor allem diejenigen am stärksten oder am lautesten gegen Homosexualität äußern, die bei sich selbst solche Neigungen gespürt haben, deren Moral und/oder Umgebung sie aber daran hindert, diesen Neigungen nachzugeben – erst unlängst ist ein US-Senator, der sich öffentlich als besonders harter Schwulengegner ausgab und dafür auch bekannt war, auf der Männertoilette eines Flughafens in flagranti erwischt worden.


    Der Philosoph Slavoj Zizek – ein Schüler Lacans - vertritt die Ansicht, dass man am meisten begehrt, was man am meisten ablehnt. Das gilt natürlich nur für das, was man aufgrund der Konventionen ablehnen muss. Das Bestreben des einzelnen Menschen, nicht aufzufallen oder konform gehen mit der Mehrheit, treibt uns dazu. Meine Bedenken, die ich schon immer gegen besonders fanatische Verfechter für oder gegen irgendeine Sache hatte, wurden durch Slavoj Zizek auf wundervolle Weise bestätigt – schon bevor mir diese Theorie bekannt wurde, habe ich zum Beispiel in jedem Pornojäger einen heimlichen Pornokonsumenten vermutet, der mit der öffentlichen Bekämpfung der Pornografie sein eigenes Begehren bekämpft.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Da hast du wohl auch Recht, mit deiner Vermutung.


    Wenn ich allerdings von einer Partnerschaft ausgehe, und innerhalb dieser Partnerschaft von der anderen Seite her sogar deutlich Zustimmung zu "geheimen" Wünschen zu erkennen ist, kann ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, daß eine solche harmonische Übereinstimmung mit der Selbstverleugnung von sich gewiesen wird... wenn das wirklich so die Norm wäre, dann ist unsere Gesellschaft noch kranker als ich es bisher empfunden habe...
    Das erinnert mich irgendwie an die Geschichte, in der die Ehefrau nach 50 Ehejahren ihrem Mann rücksichtslos alles an den Kopf wirft, was sie ihm zuliebe doch alles ertragen habe - so habe sie sich stets mit der oberen Hälfte der Brötchen begnügt und ihm die untere gelassen. Er jedoch hätte viel lieber die obere Häfte gehabt, hat jedoch aus Liebe zu seiner Frau ihr die (nach seinem Empfinden bessere) obere Hälfte gegeben und sich mit der Unteren begnügt....
    Es gibt Menschen, die leben ihr ganzes Leben aneinander vorbei und nennen das dann eine gelungene Partnerschaft..
    Ich hielt das allerdings eher für bedauerliche Negativbeispiele und nicht für die Norm...

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Leseratte ()

  • Zitat

    Original von Leser
    Wenn ich allerdings von einer Partnerschaft ausgehe, und innerhalb dieser Partnerschaft von der anderen Seite her sogar deutlich Zustimmung zu "geheimen" Wünschen zu erkennen ist, kann ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, daß eine solche harmonische Übereinstimmung mit der Selbstverleugnung von sich gewiesen wird...


    Du kannst nicht wissen, was für eine Erziehung jemand „genossen“ hat. Die Ansichten darüber, was sich gehört und was nicht, werden ja zuallererst und am stärksten in der Familie vermittelt, spätere Einflüsse können nichts Grundlegendes mehr ändern.


    Einen ganz schlimmen Einfluss hat zum Beispiel das Bestreben vieler Eltern, das Kind schnell sauber zu kriegen. Ich habe es nicht nur einmal erlebt, dass gerade die peinlich auf Sauberkeit bedachte Frauen, den schmutzigsten Sex haben wollten. Der Unterschied zwischen ihrer äußeren Erscheinung (makellos frisiert und angezogen, vornehme Sprache) und dem Benehmen später im Bett (vulgäre Sprache bzw. Aufforderung, sie in dieser Sprache anzusprechen (sag‘ schmutzige Worte zu mir!) können wirklich gewaltig sein. Und fast alle wollten es anal, manche konnten gar nicht anders kommen. Bei ons in fremden Städten kam das sofort heraus – man wusste, man würde sich nie mehr wieder sehen -, sonst erst nach einigen Treffen. Aber bei allen diesen Frauen stand im Vordergrund: Meinem Mann/Freund kann ich das nicht sagen, er würde jede Achtung vor mir verlieren.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Da ist für mich aber ein logischer Bruch in deiner Ausführung:

    Zitat

    Meinem Mann/Freund kann ich das nicht sagen, er würde jede Achtung vor mir verlieren.


    Das würde solange gelten, wie der Mann sich dazu überhaupt noch nicht, oder sogar negativ geäußert hat.
    Wenn er aber doch - wie in der Geschichte - sie schon mehrfach dazu animieren wollte, dann ist dieser Gedanke doch wohl eher hinfällig...

    Hier gibt es Leute, die im Namen der political Correctness ehrliche Menschlichkeit vernichten um sich zu profilieren.


    So lange diese wandelnde Beleidigung hier sein Unwesen treibt, bin ich hier weg!
    Ciao

  • Hallo Leser,


    eine äußerst interessante Diskussion ...


    ... und offenbar eine gute Werbung für die Geschichte. :]


    Ich will mich auch gar nicht einmischen, aber eins steht da nicht: dass Robert seine Frau "animieren" wollte, und dies gar mehrfach.


    Wie oft geben Menschen nicht lauthals heftige Lippenbekenntnisse von sich - auch ungefragt und in völlig belanglosen Situationen? Mein "Vorbild" für Tina - ja, es gibt sie tatsächlich - hat jedenfalls nie einer Frage meinerseits bedurft, um ihren Widerwillen speziell gegen Lesben zu äußern ... und dennoch gab es Situationen (nein, nicht die in der Story, die ist wirklich erfunden), in denen sie von ganz bestimmten Frauen auch physisch fasziniert war.


    Mit besten Grüßen


    Nico Scheerbarth