Gut gekontert, Helen
aber ich denke, was hier für Unverständnis sorgt, ist der Unterschied in der Betrachtung und "Wertmessung".
July bemisst Geschichten nicht nach relativen Kriterien und Vergleichen, sondern nach absoluten.
Klar: nach den absoluten Maßstäben, die zB. im freien Markt gelten, bist auch Du noch sehr weit davon entfernt, einen verkaufbaren Titel zu schreiben.
Allerdings ist das - meiner Ansicht nach - ja auch gar nicht das Ziel dieser Gemeinschaft hier.
Ich verstehe diese Plattform - zumindest den Textteil davon - eher als eine Art "Schreibclub", in dem Autoren ihre bisherigen Leistungen zum Lesen und zur Beurteilung stellen... teils, um aus den Kritiken zu lernen und dadurch besser zu werden, und teils auch nur aus "exhibitionistischen" Gründen.
In dieser Art "Schreibclub" ist eine Kritik nach marktwirtschaftlichen Maßstäben natürlich kontrraproduktiv, da nur sehr wenige Ausnahmeerscheinungen hier diesen Maßstäben gerecht werden könnten.... wir sind eben Amateure und keine Profis
Und jeder Amateur, auch und vor allem wenn er besser werden will, braucht eine ausgewogene und motivierende Kritik UND auch Lob für seine Arbeit.
"Demut vorm Leser"?
Da könnte man genauso vom Leser "Demut vorm Autor" verlangen... völliger Unsinn!
Demut vor Gott - so du an einen glaubst - und vor sonst niemandem!
Dankbarkeit, Offenheit, Respekt und Anteilnahme an anderen Menschen - das sind hohe Werte, aber kein Mensch verdient Demut anderer Menschen vor ihm!
Da ich mich aber nun schonmal hier in diesem Thread äußere, sollst Du, Helen, auch von mir noch eine kurze Reaktion auf deine Geschichte(n) bekommen:
Zunächst erstmal der Rahmen:
Deine Geschichten sind "leichtgängig" und kurzweilig - aber auch ohne besonderen Tiefgang.
Die Rückblenden, die July sinngemäß als "langatmig" und zu wenig ausgeschmückt empfunden hat, habe ich eher als kurze Gedankenblitze aufgefasst, in denen eine Begebenheit aus der Vergangenheit in eigentlich Bruchteilen von Sekunden ein Schmunzeln in ein Gesicht zaubert, oder ein Gefühl des Bedauerns erzeugt. In solchen kurzen Rückerinnerungsmomenten tauchen eben seltenst genauere Details auf (oder aber auch NUR ein paar Details) - von daher also für mich stimmig.
Charaktertiefe:
Nimmt man die Geschichte "Arno" als Einzelelement und ohne Kenntnis aller anderen Geschichten, bleibt die Hauptperson mysteriös.
In "Arno" wird kaum Zugang zu ihrer Person hergestellt
Nimmt man allerdings alle bisherigen Geschichtenteile zusammen, so läßt sich erahnen, daß diese Hauptperson in jeder einzelnen Geschichte einen weitern Teil ihrer Persönlichkeit zeigt, die sich nach und nach - Geschichte auf Geschichte - zu einem immer vollständigeren Bild vervollständigt.
Du verschiebst dadurch allerdings den Fokus des Lesers und des Gesamtbogens auf das Rätsel "Helen" und verwehrst dem Leser eine emotionale Verbindung zur Hauptperson und somit das unmittelbare Miterleben und Mitfühlen mit der Hauptperson.
Persönlicher Geschmack:
Mir persönlich ist es ganz recht, in diesem Sumpf von Fickbeschreibungen mal von allzu detaillierten Beschreibungen verschont zu bleiben
Auch für mich zählen deine Geschichten nicht gerade zu den absoluten Highlights hier, aber sie fallen gerade im Umfeld dessen, was hier in letzter Zeit so zu lesen war, angenehm positiv auf.
Im Übrigen habe ich keine Scheu, hier Namen/Pseudonyme von Autoren zu nennen, welche für mich ganz persönlich ein absolutes Highlight hier sind/waren.
Für mich ist es "Nudinchen", welcher bislang unerreicht an der Spitze steht - leider schreibt er aber auch nicht mehr.