Aus soziopsychologischer Sicht möchte ich ein paar gedankliche Anregungen dazu geben:
Wir leben in einer Zeit, in der die mediale Versorgung eine zentrale Rolle eingenommen hat.
Eine grundsätzliche Eigenschaft ALLER Medien ist es, dass ein einzelner Umstand, eine einzelne Begebenheit, eine einzelne Meinung, ein einzelnes Weltbild etc. an eine große Menge von Empfängern weitergegeben wird, ohne dass es zu direktem Austausch kommen könnte.
Redaktionelle Arbeit ermöglicht so den größten Medienanbietern, ein ihren eigenen Vorlieben, Wünschen und Meinungen entsprechendes WeltBILD zu vermitteln.
Da aber auch der zwischenmenschliche Austausch im realen Leben improportional zur wachsenden Medialversorgung immer weiter zurückgeht, wird die Wahrnehmung mehr und mehr von den eigenen Erfahrungen weg und hin zu "Second Hand"-Erfahrungen gedrängt.
Millionen von Frauen sind unglücklich mit ihrem Körper, weil die Medien "Idealtypen" vorgeben, statt die Vielfalt des Lebens zu zeigen.
Millionen von Frauen sehen sich genötigt, sich (auch sexuellen) Modetrends zu unterwerfen, um nicht als "weltfremd" zu gelten.
Es mag Männer ja eventuell wirklich interessieren, was Frau sich wünscht, jedoch werden die Äußerungen der Frauen, die sich dann trauen, etwas dazu zu sagen, durch den Filter dessen betrachtet, was der Mann "gelernt" (also größtenteils durch die Medien vermittelt bekommen) hat. Entspricht die Äußerung der Frau dann nicht diesem vermeintlichen Wissen, so wird die Frau im günstigsten Fall als "andersartig" bezeichnet
Ein weiteres Problem der Medialisierung ist die "Qual der Wahl".
Während Mann und Frau sich in früheren Zeiten entweder bei verschiedenen lokalen Veranstaltungen kennen- und lieben lernten, oder in Schule, Arbeitsort etc. einander in aller Ruhe näherkommen konnten und dabei eine natürliche "Auswahl" gegeben war, ist es heutzutage so, dass man nur das Internet aufzurufen braucht und mit lauter "Traumfrauen" und "Traummännern" regelrecht überschüttet zu werden.
Dem Vergleich mit diesen kann nahezu kein realer Mensch aus der Nachbarschaft standhalten, was eine Unzufriedenheit mit dem herstellt, was "man haben kann" - oder im schlimmsten (oder auch konsequentesten) Fall, dass erst gar keine reale Verbindung eingegangen wird.
Auch auf sexueller Ebene wurde das natürliche Lustempfinden von der medialen Virtualität nahezu komplett erschlagen.
Konsumiert wird am liebsten das "Ungewöhnliche".
Aus diesem Grunde wird das "Ungewöhnliche" am häufigsten Medial thematisiert und verbreitet - mit dem Effekt, dass es im Laufe der Zeit genau das ist, was gewünscht wird, obwohl es vielleicht nicht mal den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht (Psychologie der Werbung).
Ist durch mediale Übersättigung letztlich das "Ungewöhnliche" zur "Norm" geworden, flaut das Interesse daran ab, da es ja "normal" ist und etwas neues "Ungewöhnliches" muss her.
Die dadurch stets aufrecht erhaltene Unzufriedenheit schlägt sich ebenfalls auf das reale Leben nieder.
Das sollte zunächst erstmal als Diskussionsbeitrag genügen, denn eine komplette Abhandlung über das Thema würde erstens die meisten langweilen (wie vermutlich bereits dieser Beitrag hier) und zweitens den Rahmen dieser Community sprengen.
Dass immer weniger Kinder zur Welt kommen, wird die Natur sicher freuen das marode Finanzsystem logischerweise nicht... hat aber absolut NICHTS mit mangelnder Erotik zu tun, sondern liegt in der gewandelten Weltanschauung begründet, in der mittlerweile wirtschaftlicher Erfolg wichtiger ist als menschliches (Zusammen)Leben.