ZitatOriginal von Erpan
Es geht nicht darum, wie oft oder wie selten Morde und Totschlag in den Medien detailiert beschrieben bzw. gezeigt werden, sondern darum, dass das überhaupt geschehen kann, ohne dass das als jugendgefährdend oder als gegen die Würde des Menschen verstoßend angesehen wird. Und ob jemand bei einer Vergewaltigungsstory Lust empfindet, ist nicht die Sache des Autors, sondern allein die des Lesers. Oder etwas schärfer formuliert: In diesem Fall muss man sich nicht um die geistige Gesundheit des Autors sorgen, wie eine Leserin bei der Geschichte von Stu meinte, sondern um die des Lesers.
Der Kontext ist das Kriterium. Krimis stellen Morde nicht als etwas Wünschenswertes dar. Vergewaltigung auf einer Erotik-Seite dagegen erhält einen ganz anderen Beigeschmack. Als Leser habe ich meine Verantwortung auch wahrgenommen, indem ich mich an der Diskussion beteilige. Dennoch kann keine Rede davon sein, dass der Autor, wenn er mit einer solchen Story bewusst genau diesen Veröffentlichungskontext wählt, völlig ohne jede Verantwortung bleibt.
ZitatOriginal von Erpan
Das ist Wunschdenken, denn die Welt ist nicht so. Und dürfte man die Welt nicht so zeigen und beschreiben wie sie ist – oder wie sie in der Fantasie des Autors ist -, dann könnte man gleich aufhören zu schreiben. Glücklicherweise ist das bei uns in der westlichen Welt nicht der Fall – mit Ausnahme der sexuellen Gewalt, die nicht dargestellt werden darf. Auf diese Diskrepanz wollte ich mit meinem Beitrag hinweisen.
Nein, die von mir zitierte Regel ist nicht die Beschreibung der Welt, aber ein Maßstab, an dem man sich zumindest mal orientieren kann. Hier wo ich wohne, fährt auch kein Mensch 50 in der Stadt, jedenfalls nicht auf den Durchgangsstraßen. Dennoch behält man es als Maßstab bei.
Ich habe es Caliente schon geschrieben: Ich habe mich zehn Jahre im Rahmen eines Anti-Gewalt-Projekts engagiert. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass Opfer - ob sexueller oder sonstwelcher Gewalt - in unserer Gesellschaft immer noch einen sehr, sehr niedrigen Stellenwert einnehmen. Das reicht von der Begeisterung der Medien für manche Täter (die oft als eine Art tragische Helden dargestellt werden) unter Übergehen der Opfer ihrer Taten über gewisse Eigenheiten unserer Strafprozessordnung bis hin zu der landläufigen unterschwelligen "naja, irgendwie war sie/er ja selbst schuld"-Meinung.
Das finde ich einen ganz unerträglichen Zustand, und die Ausbeutung einer Opferrolle - und sei sie auch nur fiktiv - als Schaustück auf einer Website mit Erotikgeschichten setzt der Sache noch die Krone auf. Sorry, aber da hörts halt für mich auf, und ich nehme mir die Freiheit, ganz vehement meine Meinung dazu zu vertreten.
Nico S.