Sie sitzt im Zug

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    Mit Kleinschreibung in kurzen Zeilen verbinde ich moderne Poetik, wie man sie auf Slams hört. Das ist mein Fehler, und dem Autor nicht vorzuwerfen. Doch das ist dann auch schon das einzige. Im übrigen ist diese "Story" das kaum zu unterbietende Abfallprodukt einer Wichsphantasie, banal, phantasielos bis zur Schmerzgrenze, erbärmlich zurechtgebogen und im Plot irgendwo zwischen traurig und abstoßend. Elf Männer, die sich über eine Frau hermachen, ohne Freude, fast beiläufig ... und die Frau macht mit, weil der Autor das so will und zeigen, was er von Frauen weiß, nämlich dass sie Titten, eine Fotze und ein Arschloch besitzen. Das Ende "auf dem bahnsteig steht sie mit sperma an den beinen. mit zerzaustem haar. mit halb offener bluse. verschwitzt. das sperma des alten noch im mund" soll wohl eine erfüllte Erniedrigung zeigen (sie hat ja "freiwillig" mitgemacht), doch hier erniedrigt sich nur einer ...


    Nico S.

  • Ich stelle ähnliches fest, ziehe aber ne andere Schlussfolgerung. Durch die Kleinschreibung und den dramenhaften Text wurde mir relativ schnell klar, dass es sich um eine Parodie handelt. Ich stelle mir das gut auf einer Bühne vor.


    Allerdings blieb inhaltlich nicht viel hängen und ich denke, das ist auch nicht wichtig. Hervorstechen tut vielmehr das plumpe Auftreten aller Beteiligten. Die Kritik wird ausgeführt, indem gefordert und nachgegeben wird.


    Auf die Schlampe hätte ich aber verzichten können - das ist zuviel des Guten. Denn "Schlampe" holt das Abstoßende des Kollektives zurück auf das Abstoßende der Frau. Und das hätte nicht sein müssen.


    Schwierig finde ich am Text, dass er durch die Kleinschreibung schlecht lesbar ist und diese leider nicht konsequent durchgezogen ist. Manchmal werden ARtikel verwendet, manchmal nicht. Daher zweifelte ich manchmal, wie mächtig der Autor unserer Sprache ist.


    Dennoch, lieber Autor: Wie kommt ein TExt, der mehr Kunst als Koitusverherrlichung ist, auf SB?

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Ich möchte mich übergeben. Weniger der süßen Brachialität (?) deiner Worte, mehr, weil ich "Kot" eklig finde. Aber ich ahne Schlimmes für Lottas Geheimnis (5) ? :P


    Dennoch: Im Kern hast du recht - sprachliche Feinheiten interpretieren, das macht jeder auf seine Weise.

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

     Schreibe nur über Dinge, die du selbst erlebt hast. Aber pass auf, dass sich keiner wieder erkennt :P

  • Zunächst wollte ich die Geschichte gar nicht lesen.
    Aber zwei derartige Kritiker?


    Nach ein wenig Übung stört mich die Kleinschreibung ebensowenig wie die verteilten Rollen.
    Sprachlich kann ich dem Ganzen etwas Ernst-Jandl-Artiges abgewinnen.
    Über den Inhalt ist wohl schon alles gesagt!


    Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
    Und liefert sich aus dem Tyrannen;
    Der andere ziehet von dannen.
    Und ehe das dritte Morgenrot scheint, ...


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Lieber Baer,
    die Österreicher schütteln eine Form der beleidigenden Ironie aus dem Handgelenk, das bekommen wir Piefkes niemals hin.
    Ich kannte Ernst Jandl nicht, habe erst durch deine Erwähnung mich bei Youtube auf die Suche gemacht und wurde fündig,
    Ernst Jandl - Ottos Mops (das Original).
    Hinreißend absurde Komik.
    Danke,
    Rebecca