Maxi 6 und 7 von Leonius

  • Whow! Die Geschichte wird immer besser.


    Ich will nur mal so ein paar schreibtechnische Höhepunkte hervorheben:


    Zeitsprünge sind immer kritisch - hier werden sie bewusst eingesetzt. Durch das Nachspielen wird der zeitliche Bruch aufgehoben, die Erinnerungen wachsen über die reine Erzählung hinaus und verwandeln sie in einen Dialog. Gleichzeitig bieten die Zeitsprünge dabei immer wieder die Möglichkeit, innezuhalten, das hier und heute zu verlassen, Spannung auf- oder abzubauen, neue Facetten ins Spiel zu bringen, die das Profil der Charaktere bereichern - oder auch nur die Ebene zu wechseln, darüber zu reflektieren was für Brüche die Protagonisten da eigentlich gerade in ihrer persönlichen Entwicklung erfahren.


    So wird deutlich, dass die Duplizität der Erfahrungen von Maxi (aus ihrer Erzählung) und die jetzigen von Andreas im Zentrum der Geschichte stehen: Leonius will durch diese Verdoppelung eine Botschaft vermitteln. Azeptiert euch selbst, euren Körper und seine Wünsche. Da gibt es nichts Schamhaftes, nur Genuss. Vorausgesetzt natürlich, man achtet den Anderen und sein Wünsche, Ängste und beschränkungen mindestens genauso wie seine eigenen. Und darin liegt dann die Chance, sie zu überwinden.


    Diese Verwandlung macht Leonius mit seiner direkten Sprache und Bildhaftigkeit so erfahrbar, dass sich der (vielleicht doch schon länger nicht gesaugte Teppich) in eine saftige grüne Wiese verwandelt, dass der Leser unwillkürlich die Perspektive (und den Zeitrahmen) wechselt.


    Neben den Zeitsprüngen setzt Leonius auch andere Techniken ein um die Geschichte zu strukturieren, um Brüche zu erzeugen: Ortswechsel. Maxi zieht sich unter die Dusche zurück. Andreas zieht sich dort aus. Der Spaziergang zum Strand - und die Flucht in die (Ferien-) Wohnung. Wieder hinaus in den Garten.


    Orte sind mit Gefühlen verbunden, symbolisieren die Isolation und auch die Öffnungsbereitschaft der handelnden Personen.


    Und noch eine dritte Bemerkung: Leonius versteht es meisterlich, die Kapitel so zu schreiben, dass sie gleichzeitig in sich abgeschlossen sind und neugierig auf die Fortsetzung machen. Ein Gedanke, eine Erfahrung steht im Mittelpunkt des Kapitels und wird zu Ende geführt. Und gleichzeitig deutet sich ein neuer Spannungsbogen an, oder es ist so viel Material ausgebreitet worden, das der Fortsetzung harrt. Ein ander Mal ist es nur die simple Frage: "soll ich weitererzählen?" oder die Aufforderung "erzähl weiter!" die uns gespannt macht auf das, was da noch kommt.


    Also spinne Deinen Faden weiter, Leonius!


    Spannender, besser geschrieben, lustvoller zu lesen und erotischer als dieser Kommentar wird es allemal ;)


    Helmut

  • ...die Verzwirbelungen von Gedanken, Gefühlen, Zeit und Raum in der Struktur der Novelle zu analysieren, Helmut.


    Das habe ich ja selber noch gar nicht gewusst.
    Ich hab doch nur einfach so drauf los geschrieben.
    Aber jetzt, im Nachhinein, muss ich sagen:
    ...wenn ich es nur wüsste...
    Bist du von Beruf etwa Literaturkritiker?
    Mir wird ja gleich angst bei dem Gedanken ?( 
     :] :D 
    Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das Leben einfach so Literatur erzeugen kann. ;) 
    Danke Helmut!


    Leonius

  • Nein, im realen Leben bin ich weder Literaturkritiker noch Deutschlehrer, Schriftsteller oder Buchhändler. Also keine Angst! 8)


    Ich lese nur gerne und viel, und trage einen Kopf auf den Schultern (und nicht nur einen Schwanz zwischen den Beinen) :D