• Zitat

    Ich seh schon, in SB herrscht, bezüglich der hier veröffentlichten Stories, eine ganz bestimmte Geschmacksrichtung vor. Sie ist ganz und gar nicht die meinige, daher halte ich mich mit Kommentaren zu dieser Geschichte hier lieber zurück. (eti zu Pirelli-Kalendermädchen)


    Von wem auch immer eine positive Kritik stammen mag, sie spiegelt nur die Meinung eines Lesers wider. Ob man zu einer Geschichte weder etwas sagen will oder kann, aus welchen Gründen auch immer, bleibt jedem vorbehalten.


    Und ob man hier im Thread noch etwas sagen will oder kann, bleibt ebenfalls jedem einzelnen vorbehalten. Viele sind es ja eh nicht (mehr), die sich mit oft bereits allseitig bekannten Weisheiten zu Wort melden. Woran das wohl liegen mag? ;)

  • Guten Abend, mausbacher....
    es könnte zum Beispiel daran liegen, dass auf eine sachliche und zupackende Kritik in diesem Forum oft mit persönlichen Angriffen, statt ebenso sachlichen Argumenten geantwortet wird. Das verleidet einem auf die Dauer die Sache gründlich. Und wenn zudem auch noch von höherer Stelle parteilich eingegriffen wird, ist der Ofen dann halt aus. Daher von mir nichts (mehr) zum Kalendermädchen und Co.

  • Lieber baer-Ranicki!


    Da habe ich deine Aufklärungsarbeit in Sachen Günter Grass und deinem Namensvetter doch fast überlesen, gleichwohl sie doch allein von der Größe bzw. Länge her schon unüberlesbar erscheinen musste.


    Au weia - wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht immer dasselbe.


    Aber du kennst das ja von Heinrich Heine u. a., oft erfreuen sich Propheten, Kritiker und Schriftsteller im eigenen Land zumindest zu Lebzeiten nicht allzu großer Beliebtheit. Was dich betrifft bin ich mir allerdings sicher, du wirst deinen historischen Platz im Zitatreigen der deutschen Literaturkritik einnehmen, ja einnehmen müssen.


    In Kenntnis dieses außergewöhnlichen Talents erschließt sich mir auch deine hiesige Narrenfreiheit, toleriert und abgesegnet von oberster, erlauchter Forenautorität.


    Als Reich-Ranicki mit einem, nicht mit zahlreichen Sätzen Schiller zitierte, tat er dies in dem Bewusstsein, einem der allergrößten, unfehlbarsten Schriftstellern Deutschlands, nein der ganzen Welt wenigsten ansatzweise verklickern zu wollen, wie wahrlich grottenschlecht sein Werk doch ist. Ich glaube, bei dieser Ballung literarischer Kompetenz und Allwissenheit, die in Günter Grass zu vermuten ist oder war, hätte ich die gesamten deutsche Literaturgeschichte zu Rate gezogen und den baer gemacht bis der Arzt kommt.


    Hier im Forum kann ich jedoch keinen Günter Grass erkennen, auch keinen niederen Böll oder Schiller. "Niederen": So hatte Grass ja bekanntlich nie Verständnis dafür, so spät und vor allem nach Böll den Literaturnobelpreis erhalten zu haben. In Anbetracht deines Alters kannst du aber recht zuversichtlich sein, der Zitatnobelpreis wird kommen.


    Grass, eti und du haben, ich schäme mich jetzt schon meiner Worte, eines gemein: eine gewisse Beratungsresistenz. Daher werde ich zukünftig auch nicht mehr willens und vor allem intellektuell fähig sein, adäquat opponieren zu können. Jedes Forum bekommt das, was es verdient hat - da bin ich mir sicher. ;)


    Ansonsten weißt du ja, ich schätze deine selbstgeschriebenen Geschichten und Texte sehr. :)


    Zitatfrei
    mausbacher


    PS: Reich-Ranicki tat auch in dieser Deutlichkeit gut daran, über das Scheitern eines großen Schriftstellers zu berichten bzw. einen diesbezüglichen persönlichen Brief zu verfassen. Die Auflagenstärke des Romans "Ein weites Feld" beweist es. ;)

    Die begehrenswerteste aller Frauen ist die, mit der ich weinen kann.



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  • Apropos "Beratungsresistenz". Wer hält sich denn in diesen heiligen Hallen für so viel klüger und weiser und gebildeter und vornehmer und höflicher, als der von ihm zu beratende User? Denn, nur, wenn er in allen infrage kommenden Qualifikationen quasi turmhoch über diesem stünde, dürfte er doch eine "Beratung" überhaupt ins Auge fassen.

  • Zitat

    Original von NicoS



    Das kann ja jeder. Nur gilt dann gleiches Recht für alle. Auch Kritiker können alles ansprechen, solange es formal einigermaßen im Rahmen bleibt und mit dem Inhalt der Geschichte in erkennbarem Zusammenhang steht.


    Ich möchte nur ergänzen: Und es sollte selbstverständlich jedem Mitglied hier freistehen, was er in einem Forumsthread für schreibenswert hält. Dafür ist das Café Eros doch da!


    Niemand muß es lesen, niemand muß gar opponieren.


    baer


    P.S.: Die Ironie von mausbacher gefällt mir natürlich wie immer, er geht aber mE ein wenig zu sehr auf den Inhalt der Beispiele ein. Mir geht es nicht um R-R oder um GG, sondern um ein anschauliches allgemein bekanntes Beispiel, wie Kritik geübt wird, werden sollte oder eben nicht. Ich finde das einfach eleganter als zu schreiben: "Der Sarkasmus des Users X ist nicht zum Aushalten." oder "Die Selbstgerechtigkeit des Users Y stinkt zum Himmel." Und R-R wird sich hier wohl nicht persönlich angegriffen fühlen.


    P.P.S.: "Ich vermisse die Bandbreite der Meinungen, die kontroverse Diskussion, wie sie zur Demokratie gehört. Es gibt einen Hordenjournalismus gegen mich, bis in die Formulierungen hinein." Günter Grass

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Zitat

    Origingal baer66
    P.S.: Die Ironie von mausbacher gefällt mir natürlich wie immer, er geht aber mE ein wenig zu sehr auf den Inhalt der Beispiele ein.


    M. E. gehe ich nicht die Bohne auf die Inhalte der Beispiele ein, vielmehr ein wenig auf deine leicht provokanten Bemerkungen in Richtung Mausbach. Hier die drei Zitate, die meinen Kommentar grundierten:


    Zitat

    R-R zitiert Schiller! Von wegen, man muß zitiert werden, wenn man berühmt sein will! :)


    Zitat

    Wir klauen eben alle! :rolleyes:



    Der Kern meines Beitrags war - wie sollte es auch anders sein - jedoch ein ganz anderer: Zitieren, Zitate, Klauen, Zitate, Zitate, Zitieren. 8o


    Ich bin mir ganz sicher, du würdest niemals bewusst den eti machen. Daher verzeih ich dir diesen kleinen Lapsus Memoriae. ;)


    Im Übrigen stimme ich deinem letzten Kommentar "Inhalt von Beiträgen" in voller Gänze zu.

  • Hallo nach mausbach!


    Oooh, hab ich wirklich provoziert? Und das an einem so heiligenTag! Das tut mir jetzt aber leid. Zum Glück waren es wenigstens nur "leicht provokante Bemerkungen". Ich muß wirklich mehr auf meine Worte achten!


    Danke, lieber mausbacher, auch für die zitierten Beispiele. Zitate sind ein heißes Eisen, wie mir scheint.


    Danke, daß Du mir den lapsus memoriae verzeihst. Ich werde auch aufpassen, keinen lapsus linguae mehr zu machen.


    Am meisten freut mich natürlich Deine Zustimmung!


    Frohe Ostern!


    baer

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  • Und ich bin schuld!
    Wie konnte ich GG nur hier zitieren und in diese Lage bringen! Bei JWvG wär das nicht passiert!


    Moment! Will GG überhaupt nach Israel einreisen?


    Ein Intellektueller sei einer, „der sich um das kümmert, was ihn angeht, und von dem die anderen sagen, er kümmere sich um das, was ihn nichts angeht“, dekretierte Sartre, der diesen Typus wie kein anderer verkörperte.


    Zu Reich-Ranicki:


    [...] Im Oktober 1944 beginnt für Marceli Reich eine weitere Etappe, die für ihn später Gegenstand des Beschweigens und der Selbstrechtfertigung sein wird. Er meldet sich zur "Polnischen Armee", die an der Seite der Sowjetarmee entsteht, und arbeitet wenig später für das Ministerium für Öffentliche Sicherheit (MBP). Dieses soll, mit denselben Funktionen ausgestattet wie das Ministerium für Staatssicherheit ("Stasi") in der später entstehenden DDR, die diktatorische Herrschaft der Kommunisten im Land sichern. Reich wird im Rahmen dieses Ministeriums in der Postzensur und später im Geheimdienst (Nachrichtendienst) arbeiten – eine Arbeit, die weniger der traditionellen Spionage als vielmehr der Überwachung der Bevölkerung und der Bekämpfung oppositioneller Bestrebungen von Polen im In- und Ausland diente. Gegen Ende dieser fünf Jahre ist Ranicki in London der Chef des polnischen Agentennetzes in Großbritannien. [...]



    "Warum willst du dich von uns allen
    Und unserer Meinung entfernen?"
    Ich schreibe nicht euch zu gefallen;
    Ihr sollt was lernen.


    Ist denn das klug und wohlgetan?
    Was willst du Freund und Feinde kränken!"
    Erwachsne gehn mich nichts mehr an,
    Ich muss nun an die Enkel denken.


    Wer in der Weltgeschichte lebt,
    Dem Augenblick sollt' er sich richten?
    Wer in die Zeiten schaut und strebt,
    Nur der ist wert, zu sprechen und zu dichten.


    Wo recht viel Widersprüche schwirren,
    Mag ich am liebsten wandern;
    Niemand gönnt dem andern -
    Wie lustig! - Das Recht zu irren.


    Was ich sagen wollt',
    Verbietet mir keine Zensur!
    Sagt verständig immer nur,
    Was jedem frommt,
    Was ihr und andere sollt;
    Da kommt,
    Ich versichr' euch, so viel zur Sprache,
    Was uns beschäftigt auf lange Tage.


    O Freiheit süß der Presse!
    Nun sind wir endlich froh;
    Sie pocht von Messe zu Messe
    In dulci jubilo.
    Kommt, lasst uns alles drucken
    Und walten für und für;
    Nur sollte keiner mucken,
    Der nicht so denkt wie wir.


    Ihr guten Dichter ihr,
    Seid nur in Zeiten zahm!
    Sie machen Shakespeare
    Auch noch am Ende lahm.


    Im Auslegen seid frisch und munter!
    Legt ihr's nicht aus, so legt was unter."


    Goethe



    Ich weiß nimmer, wem ich noch glauben soll.
    Vielleicht werden meine künftigen Beiträge, so wie die von mausbacher, doch ohne Zitate auskommen müssen?


    baer

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  • "Segev: Das ist ein absolut zynischer und alberner Schritt des Innenministers. Und das Fatale daran ist: Er rückt Israel so in die Nähe fanatischer Regime - wie etwa Iran, Ländern, zu denen wir absolut nicht gehören wollen. Menschen nach ihrer politischen Meinung zu fragen, bevor sie einreisen, ist Zensur."


    .... der israelische Historiker Tom Segev heute im SPIEGEL.


  • Segev scheint ein weiser Mann zu sein.


    Günter Grass, was soll er schon in Israel? Auch er scheint ein weiser - nicht wie zu hören, ein alternder - Mann zu sein. Denn mit Zensur reagiert ein Staat meist erst, wenn er sich ertappt fühlt bzw. keine argumentativ überzeugende Konterkritik entgegenbrignen kann. Es scheint also etwas dran zu sein, was Grass Israel in "Was gesagt werden muss" vorwirft.


    So betrachtet dürfen wir uns hier im SB glücklich schätzen, unsere Meinungen und Kritiken offen sagen und publizieren zu dürfen. :)

  • Die Fülle der Informationen und die Schnelligkeit, mit der sie allgemein verfügbar sind, ist erstaunlich.


    Am Mittwoch sah ich die Titelseite der Süddeutschen Zeitung mit GG in Volterra, seit Donnerstag diskutieren die meisten europäischen Medien das Thema. Auch der SB blieb nicht verschont. ;) 
    Heute, 5 Tage danach, gibt es bereits einen eigenen Wikipedia-Eintrag mit 56(!) Einzelnachweisen.



    Das Kapitel "Medienecho, Rezeption durch Schriftsteller und Literaturkritiker" paßt gut in diesen Thread, finde ich.


    Um mir nicht wieder den Vorwurf des Zitierwahns einzuhandeln -den Zitatnobelpreis habe ich ja angeblich ohnehin schon in der Tasche- ersuche ich interessierte Leser, diesen Teil in wikipedia selbst nachzulesen.


    Mein Vergleich folgt jetzt in 15 Punkten:


    1. Was NN uns sagen will


    Der Doyen der deutschen Zeitungslandschaft erforscht die Sprache des Textes und findet bewußte Verhöhnung einer Menschengruppe durch Imitation ihrer Ausdrucksweise. Rache durch Sprache (Nietzsche)?


    Ich fürchte, dieses Problem stellt sich im SB sehr selten, da wir uns auf einem anderen Sprachniveau bewegen und froh sein müssen, einen eigenen Stil zu finden. Interessant ist aber, daß die verstellte Sprache sehr oft nicht erkannt wird und dem Autor der Vorwurf schlechter Ausdrucksfähigkeit gemacht wird. Das hatten wir hier schon öfter (Dialekt, primitive Ausdrucksweise, "Gossensprache"). Man sieht, das kann ein Stilmittel sein. Wenn es raffiniert gemacht ist, fallen Kritiker oft darauf rein!


    2. Kritik ist ein Freundschaftsdienst


    Die Rache des Journalisten ist das Archiv. Jemand, der viel schreibt und oft etwas sagt, muß sich mit seinen früheren Aussagen konfrontieren lassen. Das ist eine fragwürdige Methode, wenn es um Kunst geht. Ich meine, man muß den Künstler vollkommen von seinem Werk trennen. Mir ist zB Richard Wagner als Mensch nicht sonderlich sympathisch, dennoch finde ich seine Musik genial. ME ist es unzulässig, die Qualität des Werks aufgrund von Quellen aus dem leben des Künstlers zu hinterfragen (wie zB: Wagner war Antisemit, in Beckmesser verspottet er die jüdischen Kritiker. Daher ist Meistersinger ein antisemitisches Werk und deshalb abzulehnen. In Israel durfte man es auch jahrzehntelang nicht aufführen, obwohl viele geniale Wagner-Interpreten Juden waren und sind).


    3. Friedenspreis statt Schelte


    Das andere Extrem. Ein Werk ist auch nicht schon deswegen gut, weil seine Kritiker mit argumenta ad hominem übertrieben haben (zB Verdis Nabucco enthält zwar den wunderbaren Chor 'Va pensiero, sull'ali dorate'. Das macht den Komponisten aber noch lange nicht zum Freiheitshelden und trotz großer Beliebtheit und eifriger Polemik, das unter Fremdherrschaft leidende italienische Volk habe sich mit dem in der Oper zum Ausdruck kommenden Freiheitsstreben der in babylonischer Gefangenschaft gehaltenen Juden identifiziert, ist es ein schwächeres Werk des Operngenies Verdi).


    4. Lyrischer Erstschlag/ So falsch liegt NN


    Die inhaltliche Kritik an einem Werk ist zwar erlaubt, sagt aber nichts über die künstlerische Qualität aus.


    (zB ich kann mich auch eher mit dem Herzog in Rigoletto identifizieren als mit dem Titelhelden. Dennoch ist das Werk dramaturgisch perfekt.
    oder: Philipp II. war wahrscheinlich nicht so ein alter verbohrter Tyrann wie ihn Schiller sieht und der Marquis Posa nicht so ein Held. Das Stück ist aber genial!)


    5. Zitate als Waffe


    Hier muß ich "leider" wörtlich zitieren. Das Zitierte möge für sich selbst sprechen.


    Mit Goethe für Grass


    »Mit dem Maß der Verse«, so der VS-Vorsitzende Imre Török, »hat Grass darauf aufmerksam gemacht, wie gefährlich es ist, mit zweierlei Maß zu messen«.


    »Mit Goethe plädiere ich für Grass«, so der VS-Vorsitzende. In seinem West-östlichen Divan stellte dieser schon vor nahezu zweihundert Jahren fest: »Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen«.


    6. Im Zweifel links


    Die Legende unter den deutschen Herausgebern kritisiert den Wert des Textes, lobt aber die politische Aussage als richtig und bedauert, daß der Autor das nicht sagen darf, weil er es ist.
    Als politische Äußerung zulässig, aber nicht als Literaturkritik!
    Genausowenig wie das Gegenteil: "Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied! ein leidig Lied!"
    dazu passend:


    7. NN - ein Kreis schließt sich


    Anbiedern an die Leser: Das haben wir hier in SB auch. Es gibt Autoren (mich eingeschlossen), die um gelobt zu werden, gewisse gern gelesene Themen bearbeiten. Man bedient bestimmte (sexuelle) Vorlieben, spricht aus, was andere nur denken, aber gerne lesen wollen und freut sich über die Zustimmung. Als Sprachrohr einer Gruppe schreibt man, was andere nicht zu sagen wagen.


    8. Ein tödlicher lyrischer Schlag


    Provokation wirkt! Wie gerne schreiben wir über politisch nicht korrekte Themen, um aus dem Widerspruch gegen die Konvention Beifall zu erhalten.


    9. Gedicht steckt voller Stereotypen


    Auch das gibt es in SB. Gewisse Worte, Handlungen, Szenen heizen einschlägige Fantasien an und bringen dementsprechende (positive und negative) Reaktionen.


    10. Man muß „o viel Freiheit der Literatur … aushalten.“


    Die freie Meinungsäußerung! Dutzende Beiträge in mehreren Threads beweisen, daß SB dieses Thema (zum Glück) hochhält!


    11. Kitschig und pathetisch: NN hat nicht zufällig die Gedichtform gewählt.


    Oh ja! Viel Kitsch in historischer, künstlerischer und poetischer Verkleidung überschwemmt auch den Schambereich! Zum Glück gibt es die freie Meinungsäußerung! (siehe 10.)


    12. Wieso schützt ihr nicht alle?


    Auch im SB gibt es Freundeskreise! Warum denn nicht?
    Die Vorwürfe NN "sät Haß", "soll sich lieber gegen XY wenden", kommen mir bekannt vor!


    13. Ignorieren


    Ja! Damnatio memoriae! Wurde im SB auch schon (erfolglos) gefordert!


    14. "Stümperhafte Prosa. Eine literarische Todsünde"


    Gleichzeitig äußerte X., er „verteidige ihn schweren Herzens im Namen der Meinungsfreiheit“.


    Nein es war nicht Nico, es war Wolf! ;)


    15. Nicht diese Töne


    Warum soll ein bestimmter Autor das Recht verwirkt haben, gewisse Dinge zu schreiben?


    Mit dieser Frage laß ich Euch nachdenklich zurück!


    Euer
    baer (-R)

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    laetaberis!
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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von baer66 ()

  • Hab grad den o.a. Thread wieder gelesen.
    Beachtlich, was vor einem Jahr hier los war!
    Auch das Niveau gefällt mir im Rückblick! :D


    baer

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  • Marcel Reich-Ranicki ist tot



    18.09.2013 | 16:19 |



    (DiePresse.com)
    Der berühmteste Literaturkritiker des deutschsprachigen Raumes ist tot: Marcel Reich-Ranicki starb mit 93 Jahren.



    Der berühmteste
    Literaturkritiker des deutschsprachigen Raumes, bejubelt und umstritten,
    ist tot: Marcel Reich-Ranicki starb mit 93 Jahren. Dies gab der
    Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher,
    auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. Reich-Ranicki war an Krebs erkrankt, das hatte er im März öffentlich gemacht.

    Lector, intende,
    laetaberis!
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  • Da die R.-R.-iaden in anderen Threads doch besser hierher zu passen scheinen, ein Zitat des großen Kritikers, seinen Verriß von Grass' "Ein weites Land" betreffend.
    Großartig, oder?


    baer



    Reich-Ranicki an Grass: "Ich muss Sie noch einmal belehren"


    "Mein lieber Günter Grass,


    ...Das
    Entscheidende ist für mich Ihre Antwort auf Pleitgens Frage, ob denn mit
    einer Aussöhnung zwischen uns beiden nicht mehr zu rechnen sei. Darauf
    erwidern Sie ihm: "Das soll man nicht sagen." Ich verstehe das als
    Angebot, und ich nehme es gern an. (...)


    Ihre erste und wichtigste Bedingung: Ich soll meine am 21. August
    1995 im Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erschienene Kritik
    Ihres Romans "Ein weites Feld" zurücknehmen. (...)


    Warum sollte ich, frage ich ganz bescheiden, meine Kritik revidieren?
    Weil sie einen "horrenden Fehler" mit einer "Kränkung" Ihrer Person
    verbinde. Die Kränkung bedauere ich, doch bisweilen ist, was Sie
    Kränkung nennen, in der Kritik leider unvermeidbar. Und der Fehler?
    Meinen Sie wirklich, daß Sie berufen und imstande sind, das Fehlerhafte
    einer Kritik zu erkennen, die Ihrem Buch gewidmet ist? (...)


    Sie kommen dann in dem Gespräch auf das Titelbild des "Spiegels" zu
    sprechen, ein Thema, das in den vergangenen sieben Jahren in Ihren
    Äußerungen in schöner Regelmäßigkeit, etwa alle vier Wochen,
    wiederkehrt. Ich hätte, sagen Sie, dem "Spiegel" ein Bild zur Verfügung
    gestellt, auf dem zu sehen ist, wie ich Ihr Buch zerreiße. Das ist, mit
    Verlaub, barer Unsinn. (...)




    Wir können uns ja rasch einigen, daß die meisten Redakteure des
    "Spiegels" Lumpen und Halunken sind. Wir können uns an Willy Brandts
    markiger und männlicher Formulierung ergötzen, der "Spiegel" sei ein
    "Scheißblatt". Nur kann ich Ihnen verraten, daß der "Spiegel", für den
    ich seit Jahrzehnten schreibe, mich immer fair behandelt hat und sich an
    die Spielregeln hält. (...)


    Sie sagen auch, ich hätte vor vielen Jahren Ihren Roman "Die Rättin"
    mit meiner Kritik getötet. Mein Lieber, ich muß Sie noch einmal
    belehren: Wieder einmal überschätzen Sie mich und meinen Einfluß. Halten
    Sie es denn für ganz ausgeschlossen, daß der Mißerfolg Ihrer "Rättin"
    einen anderen Grund hatte?" (...)

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Endlich werden auch kurze Werke gewürdigt - sogar mit einem Nobelpreis! ;)


    baer


    Die triumphale Stunde der „Weltrekordler im Einmeterlauf“



    von Norbert Mayer (Die Presse)
    Die
    Jury für den Literaturnobelpreis sollte sich noch eine zusätzliche
    Kategorie überlegen: Wer hat den schönsten Eröffnungssatz geschrieben?



    Der Winter droht, vom Westen her stürmend, mit fast kanadischer
    Intensität auf uns einzubrechen. Der Nobelpreis für Literatur ist längst
    vergeben. In den Lesesälen und Wärmestuben des Gegengiftes wird
    vereinzelt bereits spekuliert, wem er nächstes Jahr gebührt (Dylan!
    Pynchon!! Mayröcker!!!). Doch ich freue mich noch immer darüber, dass es
    diesmal Alice Munro erwischt hat.
    Diese feine Dame imponiert
    besonders durch die Dichte ihres Dichtens. Für sie gilt, was Alfred
    Polgar angeblich über Anton Kuh gesagt hat: ein „Weltrekordler im
    Einmeterlauf“. (Auch über Polgar selbst wurde das später behauptet.)
    Jedes Wort sitzt.
    In dieser Disziplin kommen dem ersten und dem
    letzten Satz besondere Bedeutung zu. Nehmen wir zum Beispiel einen
    Großmeister aus Prag: Es war an einem Sonntagvormittag im schönsten
    Frühjahr. Wer so beginnt, der kann nur folgendermaßen enden: In diesem
    Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr. Oder,
    etwas persönlicher: Ich war in großer Verlegenheit: eine dringende Reise
    stand mir bevor... Wen wundert in diesem Fall der letzte Satz eines
    Landarztes? Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt – es ist
    niemals gutzumachen.
    Munro beherrscht das Fach ebenfalls: Patrick
    Blatchford was in love with Rose. So eröffnet sie „The Beggar Maid“. Wie
    würden Sie das, liebe Leserinnen und Leser, abschließen? Bringt er sie
    um? Gibt es eine Hochzeit? Bringt er sich um? Ganz einfach: Oh, Patrick
    could. Patrick could. Man ahnt vielleicht bereits, was an Schicksal
    dazwischen liegt, spinnt vorauseilend selbst das Garn, spinnt es noch
    weiter.
    ...

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)