Simon - Die Vergeltung.

  • Sehr schade. Diese Geschichte fängt so gut an, - gut geschrieben, in der Ich-Perspektive, fein abgestufte Gefühle und Empfindungen, atmosphärisch guter Sex.


    Doch dann: Psychologisch völlig unmotiviert, sozusagen mit der Brechstange, entpuppt sich der Schönling als Widerling und hat noch zwei mediokre Kreaturen dabei.


    Völlig unglaubhaft: Auf dieser, als so gepflegt charakterisierten, Party bricht plötzlich die kulturelle Unterschicht, die ethisch Minderbemittelten, mit ordinärer Gossensprache, herein.


    Damit sackt das Niveau schlagartig gleich um etliche Stufen ab. Man fühlt sich von der Autorin, der man bis dahin blind vertraute, jäh im Stich gelassen, zumal diese willkürliche Wendung vorher in keinster Weise dramaturgisch, oder psychologisch vorbereitet, oder, als Rache eventuell möglich, angedeutet wurde.


    Was dann zwangsläufig, nach bewährtem Strickmuster, folgt, folgen muss, habe ich nicht weiter lesen können, so sehr hat es mich geekelt und angewidert.


    Wie gesagt, sehr schade, um den guten Anfangsplot. Er wäre es wert, angemessen fortgeführt zu werden.

  • Ich finde die Geschichte äußerst gelungen.


    Die Erzählerin beginnt mit vielen subtilen Details, die wohl nur einer Frau einfallen und läßt den Leser in das Gefühlsleben der Protagonistin Einblick nehmen.


    Die Wendung der Geschichte zu Gewalt und Vergeltung ist hart, drastisch und farbenreich.


    Aber ist das Leben immer ein Märchen?

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen.


    Der Titel der Story und auch die Beschreibung einzelner Gäste, könnten einen Leser auf eine mögliche Wende in der anfänglich sanften Geschichte vorbereiten.


    Die Hauptdarstellerin erlebt einen gewissen Druck, der sie in einen Zwiespalt geraten lässt. Sie hat die Wahl, entscheidet sich dafür. So wollte ich es zumindest darstellen.
    Wenn mir dies nicht geglückt ist, muss ich da wohl üben. Tut mir leid.


    Zwang oder Gewalt sind harte Begriffe und stellen sich für mich anders dar. Vielleicht liegt es daran.
    Auch zur Gossensprache habe ich eine andere Vorstellung.


    Letzten Endes bleibt eine solche Story immer Geschmacksache. Das ist mir bewusst.


    Nur wer wagt, kann auch gewinnen.
    :))
    beware

  • bewares Reaktion hat mich bewogen, ihre Story nun auch ganz zu lesen.


    Am Anfang wird nicht charakterisiert, um welche Art Party es sich handelt. Erst ganz beiläufig wird von "Studenten" gesprochen.


    Dann sind da plötzlich zwei "ältere Männer", also keine Studenten. Was wollen die in diesem Rahmen, wer hat sie eingeladen, diese Sonja?


    Dass es eine Studentenparty ist, bestätigt der Erzählerin dann ein "Mitstudent", der spätere Widerling. Er scheint sie - der Erzählweise nach - jedenfalls nicht als früherer Mitschülerin wiederzuerkennen.


    Dann, - ich war direkt schockiert - jäher Erzähl-Wechsel, auch in der Sprache. Da heisst es dann - wohlgemerkt im Rahmen einer Studentenparty, also zwischen "eher elegant" gekleideten Menschen, die als "klug, gebildet, mit Zukunft" beschrieben werden. "Komm schon, Süße. "Schau wie verängstigt sie tut." "Sie ist klitschnass." jauchzt er. "Du hast einen so geilen Arsch. Wir wollen ihn sehen." "Ich zeig dir mal, wie man mit so einem heißen Girl umgeht." Aftersprache aus Dreigroschenheften, sicher nicht an der Uni zu finden.


    Die "Vergeltung" nun, (falsches, viel zu hoch gegriffenes, Wort), ist völlig unverhältnismässig und auf einer viel niedereren, einer primitiven brutalo-Sex-Ebene, angesiedelt, als der Mädchen-Streich damals. Sie dient, so vermute ich, nur dazu die dann folgenden Schilderungen brutaler Sex-Gelüste und Aktionen für den Leser irgendwie zu begründen, damit das alles genüsslich, bis zu von Saft triefenden Schenkeln, ausgemalt werden kann.


    Und dieses, vergleichsweise harmlose, Geschehnis von damals, ist als Aufhänger eben zu schwach, trägt nicht.


    Auch wenn das ein zusätzliches Motiv sein sollte, dass er "sie immer wollte", so ist es äusserst unwahrscheinlich, dass solche fiesen Brutalo-Typen, wie die hier geschilderten, in studentischen Kreisen, oder deren sozialem Umraum, anzutreffen sind, zumal sie, (etwa der Widerling), auch noch als Freunde ihrer besten Freundin dargestellt werden.


    Das sind zwei verschiedene erotische Welten und Ebenen, die nicht zusammen passen.


    Ich habe ja auch studiert, aber dabei derartige Individuen nie gesichtet.


    Die Erzählerin könnte diese Typen hier übrigens wegen Nötigung, Vergewaltigung und Misshandlung anzeigen, was deren akademische Karriere und ihr gutes Leben jäh beenden dürfte. Wer weiss, ob sie das - in real - nur für eine billige Rache, riskieren würden.

  • Nach wochenlanger Abstinenz meldet sich die Autorin mit einem weiteren Kopfkino der tief ersehnten, vielleicht unerfüllten weiblichen Phantasie "nackt unter Männern" zurück; diesmal jedoch mit scheinbarer Gewalt und einer namenlosen Protagonistin, deren Unsicherheit, Verlangen und Vorstellung des gesellschaftlichen NoGoes im Zwiespalt stehen mit dem Traum des Ausgeliefertsein, der Demütigung, der Beschämung.


    Bereits im Headline und Vorspann gut zu erkennen, die Gier der vermeintlichen Gegenspieler Ulf, Luke und Simon - alles "alte Männer" um die 30 - auf die wohl etwas jüngere Frau. Fast unterschwellig erwähnt die zwei besten Freundinnen Sonja und Nana. Mindestens eine der beiden, die allerbeste Sonja, kennt sich in der Fantasiewelt der Frau bestens aus und scheint für die Verwirklichung einer illusionären Fiktion ihrer Freundin zu sorgen.


    Auch der von der Protagonistin zunächst nicht als ehemaliger, seinerzeit selbst von ihr und anderen Schulfreundinnen gedemütigter Klassenkamerad erkannte Simon weiß von mindestens einem ihrer Geheimnisse, die beiden anderen Oldies sind sicher auch nicht ahnungslos. Ein abgekartetes Spiel?


    Die ahnungslose Frau begibt sich mehr freiwillig als unfreiwillig in die Fänge männlicher Dominanz, in Gedanken immer die oft präsente Vorstellung ihrer bereits genannten Fantasien. So erklären sich mir ihre immer größer werdende, situationsbedingte Geilheit und ihre offensichtliche Zustimmung, in die damit wieder nur scheinbare Hilflosigkeit der Entführung.


    Hätten wir nicht alle gerne eine solche beste Freundin?


    Auch wenn sich die Autorin hier mehr der Erotik denn des Anspruchs der Geschichte widmet, habe ich sie gleich mehrmals lesen wollen. Was will man als Leser mehr? Wir sind hier - wie wir ja alle wissen - im Schambereich. Eine sehr fantasievolle, gut beschriebene, leicht lesbare Fiktion, die ich entsprechend hoch bewerten werde. ;)

    Die begehrenswerteste aller Frauen ist die, mit der ich weinen kann.



    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von mausbacher ()

  • Zitat

    Original von eti
    Dann sind da plötzlich zwei "ältere Männer", also keine Studenten. Was wollen die in diesem Rahmen, wer hat sie eingeladen, diese Sonja?


    Du,eti, hast die Geschichte angeblich 2 Mal gelesen und hast doch nicht mitbekommen, dass die Protagonistin die 2 "ältere Männer" als „sicher an die 30“ einschätzt. Der Altersunterschied ist also höchstens 10 Jahre.


    Auch scheint dir entfallen zu sein, dass Bildung nichts am Testosteronspiegel ändert und schon gar nicht an kriminellen Handlungen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Um das zu wissen, man muss man nicht einmal die Geschichte studiert haben - es reicht die Tagesschau.


    Der Grund für die Vergeltung geht völlig in Ordnung, denn solche Erlebnisse prägen sich in der Jugend (14 Jahre!) stärker ein und haben größere Nachwirkungen als die späteren.


    Es ist auch leicht zu durchschauen, warum Sonja das Ganze organisiert hat: Wahrscheinlich ist sie auch schon Opfer des Rachefeldzugs und wurde durch Videoaufzeichnung dazu gezwungen. Was übrigens auch der Protagonistin droht – man lese nur den letzten Satz.


    Gleichwohl: Das Psychogramm der Protagonistin ist für meinen Geschmack ein wenig überzeichnet – weniger an den geschilderten starken Gegensätzen Furcht/Geilheit wäre mehr gewesen. Doch das tut der Sache keinen Abbruch, handelt es sich hier, wie bei fast allen Geschichten in diesem Forum, erkennbar um eine Fantasie.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Danke, eti,
    ich bin für handwerkliche Tips immer dankbar.
    Schwache Aufhänger und jähe Erzähl- wechsel werde ich als Hausaufgabe mitnehmen.
    Ich bin ja lernfähig.
    Dein studentisches Weltbild kann ich jedoch nicht annehmen. Tut mir leid.



    Danke, mausbacher,
    für die Erläuterung. So war es gemeint.


    Scheinbar ist die Schilderung ja doch nicht sooo unverständlich formuliert. *FREU*


    Nachtrag:
    jetzt habe ich fast übersehen:
    @ Erpan, auch Dir vielen Dank.
    Es ist nicht so einfach das richtige Maß zu finden, zumal ich wirklich deutlich machen wollte, dass das Mädchen einverstanden ist. Ich sollte mich wohl mehr trauen :)


    lg beware

  • Also, erpan, das, was in dieser Geschichte eindeutig beschrieben wird, ist Nötigung als Straftatbestand. Die Ich-Erzählerin ist nicht freiwillig mit den drei Schweinen mitgegangen, sie wurde gewaltsam entführt, gefesselt, geknebelt.


    Es gibt BDSM Schuppen, in die die Mädchen freiwillig gehen und auch noch dafür bezahlen, um sich fesseln, knebeln, sexuell foltern zu lassen. Von derartiger Freiwilligkeit ist in dieser Story keine Rede. Hier herrscht am Anfang der Entführung und auch im weiteren Verlauf der pure Zwang und nichts Anderes.


    Das sie später gleichzeitig auch sexuell erregt ist, ändert nichts am Straftatbestand.


    Das mit dem Jungen und dem Ameisenhaufen war ein Peanut dagegen.


    Das aufgenommene Video beweist zusätzlich noch den Tathergang. Falls die Männer es etwa im Internet veröffentlichen würden, würde sehr schnell die Polizei vor ihrer Tür stehen. Und falls sie auch - schon vorher - die Sonja mit so etwas erpressen sollten, würde das ihre Schuld nur vergrössern.


    Und erpan, wenn das was Du schreibst, inzwischen an Unis üblich, das Niveau also steil gefallen ist, so ist das keinerlei Entschuldigungsgrund für die drei Männer in dieser Story.


    Im Gegenteil. In Mexiko etwa ist es normal, dass pro Tag so und so Viele ermordet werden, kann man daraus eine, weitere Morde rechtfertigende, Normalität ableiten?


    Und: Ich habe in meinem Beitrag weder Dich noch beware persönlich angegriffen, mich ganz auf die sachliche Kritik der Story beschränkt. Du aber keilst gleich wieder aus, gegen mich als Person. Was soll das.

  • es gibt tatsächlich noch Männer, die glauben... dass eine Frau, die zu sexuellen Handlungen genötigt wird... im Sinne einer Straftat... also gegen ihren Willen....


    erregt ist und ihr die Feuchtigkeit am Bein lang läuft!!!
     
    Mein lieber Mann... *Kopf schüttel

  • Ich muß jetzt einmal eine Lanze für die Fantasie brechen.


    Hier geht es um erotische Geschichten, die das Kopfkino der Leser anregen sollen. Das gelingt beware offensichtlich in höchstem Maße wie die Leserzahlen, Ratings und vor allem fast alle Forumsbeiträge zeigen.


    Es werden hier weder Dokus noch Fälle für Strafrechtsseminare eingestellt.


    Bleiben wir gelassen und freuen uns an den erotischen Einfällen der Autorin!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Liebe beware, lieber baer...


    selbstverständlich hat keiner hier etwas gegen erotische Fantasien. Auch ich nicht. Sie müssen nur - etwa in meinem Falle - aber auch nachempfindbar, in der eigenen Fantasie nach-erlebbar, sein.


    Und wenn die Ausübenden denkbar brutal-unsympatisch-unmenschlich-ordinär gezeichnet sind und auch so sprechen und agieren, so fällt (mir) das Nachempfinden schwer, und so kann ich auch die hier geschilderte Frau, deren Gefühlsleben, nicht verstehen, dass ihr das Ganze auch noch insgeheim Spass macht, (nach dem Willen der Autorin), Spass machen soll, soviel, dass es ihr an den Beinen herunter läuft.


    Nein, wenn ich eine Freundin hätte, die mir das aus ihrer Vergangenheit berichtete, könnte ich mit der nicht weiter zusammen sein. Ginge einfach nicht.


    Und so kann ich, im übertragenen Sinne, auch nicht mit dieser Geschichte zusammen sein.


    Ja, beware, es gibt noch solche Männer. Vielleicht hast Du halt noch keinen von dieser - aussterbenden - Sorte getroffen.

  • Zitat

    Original von eti
    Also, erpan, das, was in dieser Geschichte eindeutig beschrieben wird, ist Nötigung als Straftatbestand.


    Das spielt überhaupt keine Rolle – in Krimis werden auch Straftatbestände (Morde) geschildert und keiner kritisiert das.



    Zitat

    Original von eti
    Die Ich-Erzählerin ist nicht freiwillig mit den drei Schweinen mitgegangen, sie wurde gewaltsam entführt, gefesselt, geknebelt.


    Das stimmt nicht – Zitat aus der Geschichte:

    Simon sagt ganz ruhig zu mir: "Möchtest du dass ich dich gehen lasse? Dann sag es. Bitte mich darum, und ich lasse dich laufen. Sag es jetzt!"
    […]
    Will ich das? Mich ihnen hingeben? Mich Fremden ausliefern? Was würden sie mit mir tun?
     
    "Sag es jetzt!" drängt mich Simon noch einmal, wartet ein paar Sekunden.
    Ich sage nichts.



    Zitat

    Original von eti
    Und erpan, wenn das was Du schreibst, inzwischen an Unis üblich, das Niveau also steil gefallen ist, so ist das keinerlei Entschuldigungsgrund für die drei Männer in dieser Story.


    Du sagst es: Es ist eine Story und in Stories ist das Außergewöhnliche zu schildern nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten. Und ich sage es noch einmal: Bildung hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie man sich beim Sex gibt. Vielleicht kann man dieses Argument für die Ehen gelten lassen, aber das ich dann oft ein Grund für einen Seitensprung oder einen Bordellbesuch, wo man ungehemmter sein darf.



    Zitat

    Original von eti
    Und: Ich habe in meinem Beitrag weder Dich noch beware persönlich angegriffen, mich ganz auf die sachliche Kritik der Story beschränkt. Du aber keilst gleich wieder aus, gegen mich als Person. Was soll das.


    Durch Zitate habe ich Mängel in deiner Kritik aufgezeigt. Falls du es noch nicht weißt: Das darf man hier. :D

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Für mich ist "Simon - die Vergeltung" eine hervorragende Story ... sofern man nicht erwartet, mit etwas brutalitätsgewürzter Erotik fröhlich entspannt unterhalten zu werden. Wie authentisch das teilweise irrational nachgiebige Verhalten der Hauptfigur ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Als späte Episode eines verunglückten Schülerlebens ist die Erzählung jedenfalls toll, sehr gut geschrieben und - für SB-Verhältnisse - ungewöhnlich spannend. Als erotisches Prickelstückchen kann ich sie aber leider nicht wahrnehmen, dazu geht mir der Sinn für den Reiz des Geschilderten doch zu weit ab.


    Nico S.

  • Also erpan, Du schreibst, es sei nicht wahr, dass sie gewaltsam entführt, gefesselt und geknebelt wurde und führst dazu ein Zitat an.


    VOR diesem Zitat sind aber ganz andere Sätze zu finden, die Du wohlweislich nicht aufgeführt hast, nämlich diese:


    "Der Tonfall in Simons Stimme klingt plötzlich anders. Fast bedrohlich.
    Ich erschrecke. Alles in mir wird steif. Simon hält jetzt meine Hände fest.
    "Nein!" sage ich schnell. Mir ist plötzlich unbehaglich. Ich versuche mich loszumachen.
    Doch Simon hält meine Arme jetzt mit einer Hand fest hinter meinem Rücken.
    Diese Situation wächst mir über den Kopf. Ich bekomme Angst. Und gleichzeitig spielt mein Körper verrückt. Ich strample mit den Beinen, denn meine Arme hält Simon noch immer fest.
    "Lass mich los" werde ich nun lauter. Vielleicht in der Hoffnung jemand hier bemerkt meine missliche Lage und kommt mir zu Hilfe. Mein Herz klopft bis zum Anschlag. Ich krümme mich um meine Hände loszureißen. Doch er hält mich fest gepackt."


    Das beweist, meiner Ansicht nach, eindeutig, dass sie nicht freiwillig mitging, sondern dazu gezwungen wurde. Und so eine Gewaltausübung ist für mich so abscheulich und niederträchtig, dass ihre Schilderung mir die ganze Story total entwertet.

  • Lieber eti,
    ich möchte die Situation mal aus meiner Sicht erklären.
    Es gibt durchaus Momente im Leben, wo wir uns zunächst für Erdbeereis entscheiden.
    Dann plötzlich redet eine Stimme (Gefühl, Gehirn… was auch immer) in uns so lange von Himbeeren, dass wir uns anders entscheiden, weil das Verlangen nach der anderen Frucht viel größer ist.
    Besonders bei uns Frauen ist diese Unschlüssigkeit nicht selten anzutreffen. Siehe in dieser Geschichte z.B. die Situation vor dem Kleiderschrank, d.h. auch der Charakter in der Geschichte neigt dazu.


    Körperlich ist mir persönlich dieses veränderliche Empfinden auch nicht fremd. Fangopackungen empfinde ich auf der Haut im ersten Moment als sehr heiß und unangenehm. Nur Sekunden später ist es entspannend und schön.


    Was ich damit sagen will ist, dass wir in unseren Empfindungen und damit auch in den Reaktionen nicht immer von Anfang bis Ende gleich sind.


    Die Zitate von Dir und Erpan folgen hintereinander. Und das, was ich damit Ausdrücken möchte ist, dass das Mädchen zunächst ablehnt, was die Jungs mit ihr vorhaben. Sie hat Angst und fühlt sich bedroht. Sie entscheidet sich zunächst für NEIN. Dann aber spürt sie etwas anderes. Etwas, was sie neugierig macht. Einen Thrill. Man nennt das auch "Gemischte Gefühle", und viele Menschen bezahlen dafür (z.B. Achterbahn).
    Und das Mädchen entscheidet sich mitzugehen.


    Einige Leser konnten diese Aussage meinen Worten entnehmen, was mir zeigt, dass es ein wenig auch am Willen liegt.


    Für Dich scheint es im Leben nur eine grade Linie zu geben. Und Du bist gegen jede Form der Gewalt, das haben glaube ich alle verstanden.
    Ebenso ist von mir verstanden worden, dass die Geschichte für Dich deshalb schlecht ist, zumindest ab diesem Wendepunkt. Das ist Dein persönlicher Geschmack und das ist ok.


    Genauso sind aber auch andere Meinungen ok.


    Und letztlich ist diese Geschichte meine Fantasie. Egal wie verwerflich diese ist. Egal wie viele Straftaten ich meine Darsteller begehen lasse.


    "Die Gedanken sind frei." (Volkslied)

  • Ein Federzug von dieser Hand, und neu
    Erschaffen wird die Erde. Geben Sie
    Gedankenfreiheit.
    ...
    Sehen Sie sich um
    In seiner herrlichen Natur! Auf Freiheit
    Ist sie gegründet - und wie reich ist sie
    Durch Freiheit!
    ...
    Sie müssen
    Vor jeder Tugend zittern. Er - der Freiheit
    Entzückende Erscheinung nicht zu stören -
    Er läßt des Uebels grauenvolles Heer
    In seinem Weltall lieber toben - ihn,
    Den Künstler, wird man nicht gewahr, bescheiden
    Verhüllt er sich in ewige Gesetze;
    Die sieht der Freigeist, doch nicht ihn. Wozu
    Ein Gott? sagt er: die Welt ist sich genug.
    Und keines Christen Andacht hat ihn mehr,
    Als dieses Freigeists Lästerung, gepriesen.


    Schiller, Don Carlos, 1.Akt



    Ich denke, was ich will
    und was mich beglücket,
    doch alles in der Still’
    und wie es sich schicket.
    Mein Wunsch und Begehren
    kann niemand verwehren,
    es bleibet dabei:
    Die Gedanken sind frei!

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Liebe beware,


    ja, Du hast Recht, Gewalt und Sex - von Liebe gar nicht zu sprechen - schliessen sich für mich tatsächlich total aus. Gewalt in jeder Form verabscheue ich. Sie gehört für mich in die verborgenen, zugeschütteten Vergangenheitskeller unserer Zivilisation und Kultur.


    Gewalt zum Beispiel in der Ehe ist für mich eine abscheuliche Untat. Und ich finde, jede Frau sollte sich sofort scheiden lassen, gegen die ihr Mann auch nur einmal die Hand erhebt, und oder aber, sie auch "nur" seelisch quält und vergewaltigt. So etwas gehört für mich nicht mehr zum Menschsein.

  • Zitat

    Original von eti
    Gewalt zum Beispiel in der Ehe ist für mich eine abscheuliche Untat. Und ich finde, jede Frau sollte sich sofort scheiden lassen, gegen die ihr Mann auch nur einmal die Hand erhebt, und oder aber, sie auch "nur" seelisch quält und vergewaltigt. So etwas gehört für mich nicht mehr zum Menschsein.


    Du vergisst, eti, dass hier Texte und nicht Moral der Protagonisten auf dem Prüfstand stehen - wäre dem anders, dürfte man nur noch politisch und moralisch korrekte Texte schreiben. Das bedeutete im Klartext: Keine Krimis, in denen Menschen getötet, keine Romane, in denen häuslicher Gewalt vorkommt, etc. Das bedeutete auch: Einen Großteil der wirklichen Welt ausklammern.


    Man würde nur noch Frauen schildern, die sich gegen gewalttätige Männer heldenhaft zur Wehr setzen, den Mördern zuvorkommen und den Sex nur dann genießen, wenn vorher sauber ausgehandelt worden ist, was während des Aktes erlaubt und was nicht erlaubt sei.


    Dass Menschen das nicht wollen, beweisen unzählige Krimis in TV und in den Regalen der Buchhandlungen, ja man hat das Gefühl, nichts anderes interessiert unsere wohlgeordnete Gesellschaft mehr als Verbrechen jeder Art.


    Du willst das offenbar nicht lesen. Okay, das ist dein gutes Recht, aber sei es dir gesagt: Das ist Vogel-Strauß-Politik. Oder noch schlimmer: Unter-den-Teppich-kehren-Politik. Eine Politik, die von Autoren Selbstzensur verlangt, die berühmte Schere im Kopf:


    „Ui, das ist ein unschönes Wort, das darf ich nicht schreiben! Und die? Die liegt hier wie eine Leiche! Nein das geht nicht, sie muss mitmachen, ihr muss es Spaß machen, sonst kommen die Leser womöglich auf den Gedanken, sie macht nicht freiwillig mit. Also lassen wir sie ein bisschen Stöhnen. Und dann? Na ja, gönnen wir ihr einen Orgasmus. Aber erst müssen wir sie feucht werden lassen. Ja, und dann das von ihm feststellen lassen. Aber wie? Ach, wir lassen ihn einfach seine Nase reinstecken. Nicht erst den Finger? Auch nicht schlecht. Aber besser wären zwei oder drei. Das ist geiler. Und außerdem: Frauen mögen das. Sie werden wild, wenn sie gedehnt werden. Allerdings darf das nicht zu weit gehen, sonst denken die Leser, sie steht auf Faustfi…. Nein, das geht nicht, sie ist eine Studentin, also praktisch schon Akademikerin, und Akademikerinnen lassen sich nicht eine Faust reinschieben. Wenn sie eine Hure wäre, dann ja, aber über Huren darf man ja nicht schreiben, also auch nicht über Faustfi… ui, fast hätte ich es abermals gesagt, gut dass ich alles unter Kontrolle habe, nicht?“

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend