--> Fortsetzung Zitat "Der Flokati" vom vorherigen Beitrag...
Roland blieb ein wenig auf Abstand, denn es sah sehr hübsch aus, wie sein Mädel nackig durch die Wiese hopste, und diesen Anblick konnte er nur genießen, wenn er ein bisschen von ihr weg war. Außerdem war Annette gerade dermaßen dabei auszuflippen, dass ihm auch aus diesem Grunde ein paar Schritte Entfernung sinnvoll erschienen. „Roooland, ich bin naaackt!, schrie sie ihm durch den Regen zu. „Ich seeeh's“, rief er lachend zurück. „Komm und fang mich doch!“ – „Warum denn?“ – „Na weißt du denn nicht, dass jeder Junge, der ein nacktes Mädchen in freier Wildbahn fängt, es auch behalten darf?“ – „Na, das ist ein Wort!“, rief er lachend, dann pflückte er einen großen Sauerampfer und machte erneut Jagd auf sein Mädel, das lachend und quietschend davonlief. Er hatte keine Schwierigkeit, sie einzuholen. Als er hinter ihr war, versuchte er, ihr mit dem Sauerampfer auf den Po zu klatschen. Das ging nicht besonders gut, und er fragte sich, ob Annette seine Hiebe überhaupt bemerkt hatte. Annette quiekste und schlug vor ihm Haken, er aber blieb immer dicht hinter ihr. Er hätte sie längst fangen können, doch er wollte sie jagen, und weil Annette recht sportlich war, dauerte es eine Weile, bis sie endlich japsend einknickte und er sich auf sie warf. Sie lag auf dem Rücken und gestikulierte lachend mit allen vieren herum, er saß auf ihr und ließ sie unter sich rappeln, dann griff er ihr um die Taille, schwang sie übers Knie und gab ihr ein paar kräftige Klapse.
Mehrere Male wiederholten sie dieses Spiel. Er jagte sie, fing sie ein, rang sie nieder und klapste sie ab, als Strafe dafür, dass sie sich hatte fangen lassen; dann ließ er sie wieder laufen. Annette war völlig aus dem Häuschen. Das Gejagtwerden wühlte sie innerlich auf, und sie rannte, als ginge es um ihr Leben. Wenn Roland sie fing, wehrte sie sich verbissen, und wenn er sie dann fest unter sich im Griff hatte, dann wurmte sie sich eifrig herum und versuchte tapfer zu entkommen, so dass Roland bisweilen sogar echte Schwierigkeiten hatte, sein so wildes Mädchen zu bändigen. Aber es gefiel ihm, dass sie sich im Rahmen ihres Fangen-Spiels so energisch bemühte, und er schmunzelte, wie sie darüber alles andere zu vergessen schien und hemmungslos mit weit gespreizten Beinchen strampelte und sich fleißig stemmte. Sie keuchte und kicherte, rappelte und zappelte, und überall klebte Gras an ihrem klitschnassen Körper. Er schob ihr die nassen Haare aus den Gesicht und meinte: „Ich sehe schon: Dir macht es echt nichts aus, ganz nackt herumzurennen.“ Er ließ sie los – diesmal ohne sie zu klapsen –, und sie stand wieder auf. „Es macht mir nicht nur nichts aus, ich finde es total super!“ Sie lachte und lief mit ausgebreiteten Armen hüpfend im Kreis herum. „Am liebsten würde ich nie mehr im Leben etwas anziehen; nackt zu sein ist doch sooo schön!“ Sie hüpfte weiter, dann fing sie an auf dem nassen Feldweg Rad zu schlagen und zu versuchen, auf den Händen zu laufen. Roland grinste, ein solches Mädchen war ihm noch nie untergekommen – nun ja, allzu viele kannte er ja nicht, aber von seiner Schwester konnte er sich derartiges nicht vorstellen, obgleich die auf ihre Art recht durchtrieben war.
Doch schließlich begann Annette zu zittern, weil ihr allmählich kalt wurde, und als er das sah, da umschlang er sie mit den Armen und drückte sie fest an sich, und sie ließ sich seine Wärme gerne gefallen und schmiegte sich an. Und immer noch prasselte der Regen auf sie hernieder. Sie hatten sich mit ihrem Getobe beide ziemlich verausgabt. Annette schnaufte immer noch und lief mit zitterigen Knien dicht an Roland gedrängt zurück zum Baum. Das eigentliche Gewitter hatten sie nicht abgekriegt, es war seitlich an ihnen vorübergezogen. Der Regen ließ nun zwar deutlich nach, hörte dummerweise aber nicht ganz auf. „Jetzt will ich aber doch gerne nach Hause, mir ist kalt“, fiepte Annette. „Na, dann komm, lass uns fahren, sonst erkältest du dich noch. Das wäre ja voll peinlich, so mitten im Hochsommer.“ Er nahm sein Rad und stellte es auf, bereit, loszufahren. „Ja, soll ich denn so wie ich bin aufs Rad steigen?“, fragte Annette ungläubig. „Na sicher doch. Wenn du jetzt deine Klamotten aus der Tüte holst, dann hättest du sie auch gar nicht erst hineinstopfen zu brauchen.“ Annette war schlapp, sie war müde, sie fror und wollte nach Hause, und sie hatte keine Lust nachzudenken und zu planen, also tat sie einfach das, was Roland ihr sagte. Sie schlüpfte in ihre Flip-Flops und setzte sich auf den nassen, kalten Sattel, dann fuhr sie Roland mit wackeliger Fahrweise hinterher.
Roland fuhr langsam, damit sie neben ihn aufrücken konnte; er lächelte ihr aufmunternd zu. „Was wir gebraucht hätten, wäre ein Handtuch“, sagte er. „Wieso, das hätte uns mitten im Regen auch nichts genutzt“, flüsterte sie. „Na ja, dann wären wir unter dem Baum geblieben, hätten uns abgetrocknet, du hättest deine trockenen Sachen anziehen können, und dann hätten wir dort gewartet, bis der Regen vorbei ist“. Annette, die mit zwischen den Schultern eingezogenem Kopf recht langsam dahinfuhr, nickte, „Stimmt. Ab jetzt nehmen wir grundsätzlich ein großes Handtuch mit.“ Sie erreichten den Betonweg und kamen nun etwas schneller voran. Roland schielte zu Annette rüber. Es war nicht zu fassen: Direkt neben ihm radelte ein splitternacktes, niedliches Mädchen einher. Eigentlich ja eine hübsche Sache, doch so rosig war die Lage nicht, denn das Mädchen fror und sah auch ansonsten recht mitleidig aus. Er hatte verstanden, dass Annette ihm ohne Wenn und Aber die Leitung der laufenden Geschäfte übertragen hatte, und es war nun an ihm, sich etwas auszudenken, wie er sein Mädel einigermaßen behütet nach Hause brachte. Wann würde er sie sich anziehen lassen? Jetzt gleich, in fünf Minuten, kurz bevor sie die ersten Häuser erreichten? Er musste das jetzt alles für sie entscheiden; wenn er nichts tat, dann würde sie, so nackt wie sie war, neben ihm bis vor ihre Haustür radeln – und ihm das hinterher dann niemals verzeihen. Roland fühlte, dass der Umstand, wie sich sein Mädel in der gegenwärtigen Lage so restlos seiner Führung anvertraute, eine nicht unerhebliche Bedeutung hatte.
Doch das Glück war ihm hold. Der Regen hörte auf, und die Sonne brach in immer größer werdenden Flecken durch die Wolken, so dass sie davon in der nassen Umgebung grell und spiegelnd geblendet wurden – und sein Mädchen leuchtete weiß und schön vor dem immer noch dunklen Himmel in der Ferne. Er ließ Annette neben sich einherradeln, bis sie einigermaßen trocken war, und als dann die ersten Häuser in Sicht kamen, hielt er an und hieß sie, sich anzuziehen; und wortlos tat sie alles, was er ihr sagte. Die Zeit war fortgeschritten, bald würden die Eltern von der Arbeit kommen. Roland brachte Annette vor die Haustür, strich ihr sanft über den verwuschelten Kopf und sagte: „Ruh dich am besten eine Runde aus, aber schlaf nicht nackt auf deinem Flokati ein, sonst wundern sich deine Alten.“ Annette hielt seine Hand auf ihrer Wange fest und nickte lächelnd. (Ende zitat)
Nun, ich hoffe der Ausschnitt gefällt und macht deutlich, was ich mit einer "echten Nacktszene" in einem Roman gemeint habe.
Gruß, Gnomeregan