<<Die Göttin Venus
Sie inspiriert die Menschen, einander zu lieben, damit sie Freude
aneinander haben und natürlich auch im Sinne der Fortpflanzung. Sie
bringt Harmonie und inspiriert Künstler, schöne Dinge zu erschaffen.
Warum die Liebesgöttin für Minako-Aino-Fans sehr interessant ist, das ist schnell erklärt: Von dem weißen Kater Artemis erfährt Minako Aino im Alter von 13 Jahren, dass sie die Inkarnation der Göttin der Liebe und Schönheit ist: Venus.
Nebenbei erwähnt, ist Venus auch die Namensgeberin dieser Website, denn “Ai no Megami” bedeutet nichts anderes als “Göttin der Liebe“.
Die Venus ist in der altitalischen (römischen) Mythologie eine Gartengöttin, später ist sie der griechischen Liebesgöttin Aphrodite gleichgesetzt. Sie ist die Göttin der Schönheit und Liebe, der Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit, des Genusses, des Vergnügens und der Ästhetik. Auch sie gilt als “schaumgeboren“,
nachdem sich Himmel und Erde vereinigt hatten. Viele Gemälde zeigen sie
auf einer großen Muschel stehend oder sitzend, doch auch viele andere
Gemälde verdeutlichen, dass ihre Geburt sozusagen “in der Brandung” stattgefunden haben muss.
Die alten Römer hatten in leicht abgewandelter Form in weiten Teilen
die Mythen und Bedeutungen der griechischen Gottheiten übernommen.
Darunter auch die der Aphrodite, dessen Mythos aber mit einer alten römischen Naturgöttin vermischt wurde, die wie eine Art Geist des Frühlings
alles erblühen und wachsen ließ: Venus. Meiner Meinung nach vertieft
diese Kombination auch ihre Bedeutung als Göttin des Lebens.
Dementsprechend sahen auch die Kultstätten der Venus aus. Wo auch immer ein großer Stein in der Nähe eines hohen Baumes lag, dort wurde die Göttin verehrt.
Sie gilt als Urmutter aller venitianischen Stämme, deren Stadt das heutige Venedig ist. Sehr verbreitet war bei den Römern auch der Mythos von Venus als Mutter des Aeneas,
der, nachdem er Dido verlassen hatte, seiner Bestimmung nachkam und
eine trojanische Kolonie in Italien begründete. So gilt Aeneas als
Stammherr, Venus als Stammmutter des römischen Volks.
Auf die Venus als mythische Ahnherrin führte sich das Geschlecht zurück,
dem Iulius Caesar entstammte, da man Aeneas einen Sohn namens Iulus
zuschrieb. Das mag ein Grund sein, weshalb er eine bewaffnete Venus als
Siegel nutzte.
Venus steht für die körperliche Liebe, aber auch für die
göttlich-spirituelle, emotionale Liebe. Als gemeinsamer Ausdruck beider
“Arten” von Liebe gelten die sexuellen Freuden als heilig. Deshalb war
die Kirche logischerweise nicht besonders angetan von den Tempeln der
Venus, da den Priesterinnen der Göttin sexuelle Praktiken gelehrt und
mit ihnen vollzogen wurden. Dies war ein Inbegriff der Lebensfreude und
war wichtig für das Wohlwollen der Göttin.
Der Göttin Venus ist der Monat Aphrilis (April, von
Aphrodite) geweiht. Anfang April wurden von den Matronen von Rom große
Feiern ausgerichtet, um die Göttin zu verehren. Zu den Bräuchen bei
diesen Festen gehörten unter anderem auch Streiche unter Freunden, was
sich in heutiger Zeit immernoch in Form des “Aprilscherzes” bemerkbar
macht.
Da die Göttin so tief in der Kultur verwurzelt war, konnte die Kirche
sie natürlich nicht einfach “verschwinden lassen”. Wie auch viele
andere Gottheiten wurde sie daher umgewandelt: die Heilige Venerina.
Eine historische menschliche Gestalt, die zu dieser Heiligen passen
könnte, hat es nie gegeben. Sie wird noch heute im Balkan, besonders von
jungen, heiratswilligen Frauen, als “St. Venere” verehrt.
Die Bedeutung der Venus als Göttin des Lebens und des Todes kommt
leider oft zu kurz. Venus bedeutet nämlich sowohl Leben als auch Tod.
Sterben bedeutete im Römischen Reich, zur Göttin Venus zu gehen und der Augenblick des Todes galt wie der Höhepunkt einer geschlechtlichen Vereinigung.
Die Venus kann aber noch mehr: Sie ist die Gebieterin des Meeres, daher wohl auch die Bezeichnung “Stella Maris“,
ein weiterer Name des Abendsterns. Der Herzog von Venedig feierte noch
bis in die Renaissance jährlich symbolisch Hochzeit mit der
Liebesgöttin, indem er einen Ring aus Gold ins Meer warf. Ein ähnlicher
Mythos war schon bei der Göttin Inanna bekannt, der
sumerischen Himmelskönigin und Göttin der Liebe, die durch diese
rituelle Hochzeit den Herrscher in seinem Amt bestätigte – oder eben
auch nicht. (Inanna gilt im Übrigen ebenfalls als Personifikation des
Planeten Venus.)
Besonders heilig war ihr die Insel Zypern, wohin sie mit ihrem von
Schwänen gezogenen Wagen reiste, um ihren Liebling Adonis zu retten
(Metamorphosen, X.708ff.). Der bedeutende römische Dichter Ovid
beschrieb, wie Pygmalion (in der griechischen Mythologie ein König der
Insel Zypern) sich eine eigenhändig gefertigte Frauen-Statue verliebte,
die Venus ihm dann zum Leben erweckte (Metamorphosen, X.243ff). In der Alchemie steht Venus für das Metall Kupfer (nach Zypern).
Venus ist wohl der erste Name, der den meisten Personen einfällt,
wenn man nach einer Göttin fragt. Es gibt massenweise Bezeichnungen und
Begriffe, die auf ihren Namen zurückzuführen sind. So gab sie dem
gleichnamigen Planeten ihren Namen. Vorher war dieser Stern der Göttin Ischtar gewidmet (die babylonische Göttin des Krieges, der Liebe und der Mutterschaft).
Nach der Göttin Venus wurde der sechste (heute fünfte) Wochentag „Veneris dies“ genannt (daher heißt dieser Tag im Italienischen “venerdi” und im Französischen “vendredi“). Die alten Germanen setzten Venus mit der Göttin Freya gleich, daher stammt die deutsche Bezeichnung „Freitag“ für diesen Wochentag.
Das englische Wort „veneration“ bedeutet einfach Verehrung. Venus sorgt dafür, dass die Venen das Blut in das Herz pumpen, während Artemis es in den Arterien wieder in den Körper bringt. „Venery“
ist ein altes englisches Wort für die Jagd, aber auch für den
Geschlechtsverkehr. Venus gleicht nämlich in einigen Belangen weniger
der Aphrodite sondern vielmehr der Artemis, wie beispielsweise als Herrin der Tiere.
Der Venushügel ist eine poetische und viel hübschere Bezeichnung für das Schambein. Außerdem werden Geschlechtskrankheiten auch als „venerische Krankheiten“ bezeichnet.
Es gibt aber auch noch ganz andere Dinge, die nach der Liebesgöttin
benannt wurden: Viele kennen sicher auch den Damenrasierer “Venus” von
Gillette, der mit dem Slogan “Erwecke die Göttin in dir” beworben wird.
Die Blumen der Venus sind Rosen und Lilien, ihr geheiligtes Tier die
Taube, als Symbol des Lebens, der Liebe und der Sexualität
(Turteltäubchen).
In der deutschen Sage wurde Venus zur Frau Venus,
die ehemals die germanische Göttin Freya gewesen war und nach dem
Untergang der alten Götterwelt in den Hörselberg verbannt war. In vielen
deutschen Märchen und Sagen ist das Motiv von der huldreichen Frau im
Berg vorhanden, am bekanntesten sicherlich durch Wagners Oper, die Sage
vom Tannhäuser. Wer die Frau Venus besucht, soll beispielloses Glück und
nie gekannte sinnliche Genüsse erleben. Ihr wird auch eine besondere
Liebe zur Musik nachgesagt. Es heißt, in Frau Venus’ Berg sei Gesang und
Tanz. (GRIMM, 389)>>
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