Hast du zur Nacht gebetet, Desdemona? (von Baer66)

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    Hier standen neben eigener Fantasie Othello und Skakespeare dem Autor Pate.


    Trotz Desdemonas nur noch schwachleisem Röcheln bin ich jedoch Optimist genug, um - auch ihres feuchten Schritts wegen - an ein untragisches, wenn nicht sogar explosives (la petite mort) Ende zu glauben. Denn nur dann kann BDSM erotisch sein.


    Lust, Macht, Ohnmacht und Hilflosigkeit - Erotik hat viele Gesichter. :)

  • Schlag' nach bei Shakespeare
    Cole Porter - Kiss me, Kate (Musical)


    Die bess'ren Damen gewinnt man nur
    durch Beherrschung der Lit'ratur.
    Du wirst Eindruck schinden, zitierst du kess
    Aeschylos und Euripides.


    Homer gibt dir über Frauen Macht!
    Homer ist der, wenn man trotzdem lacht!
    Die Mädchen verehr'n deinen Kunstverstand,
    hast du 'n Knüller von Schiller zur Hand.


    Aber Shakespeare ist der Clou - du wirst im "Salong" zum Löwen,
    rezitierst du immerzu den Schwan von "Stratford am Avon"


    Schlag' nach bei Shakespeare, bei dem steht was drin!
    Kommst du mit Shakespeare, sind die Weiber gleich ganz hin.


    Denn du fällst durch die Kenntnis der Dramen,
    bei den Damen sofort aus den Rahmen.
    Deklamierst du 'n paar Zeil'n aus Othello,
    läßt die Gnäd'je sich streicheln wie 'n Cello.


    Selbst die kälteste Frau von Chikago
    kriegst du 'rum, bist du zynisch wie Jago!


    Schlag' nach bei Shakespeare und die Frau'n sind hin!
    ...



    Das bekannte Shakespeare-Zitat im Titel weist in der Tat auf die tragische Handlung hin, die genausogut in Wien wie in Venedig oder sonst wo angesiedelt werden kann.
    Eine junge Frau, ein eifersüchtiger Ehemann, der Gewalt anwendet, ein Verräter in der Umgebung des Gatten, ein (unschuldiger) Möchtegern-Liebhaber.
    Shakespeare ist als Dramatiker unerreicht!Und am Schluß des Dramas sind immer (fast) alle tot!


    Wie unser belesener mausbacher aber feinsinnig anmerkt, geht es in meiner Geschichte wienerischer zu als beim Schwan vom Avon, subtil-dekadent, sado-maso à la Sacher.
    Die durchtriebene Wiener Gräfin hält sich verschiedene Liebhaber von Stand, treibt es mit dem militärischen Gemahl gern hart und braucht für la petite mort im Ehebett auch ein paar kräftige Schläge.


    Graf Otto ist wiederum keineswegs der soziale Aufsteiger mit dunklem Gesicht, sondern vielmehrein Vertreter einer angesehenen alten Familie mit einem Hang zu Dominanz im Schlafzimmer. Nur die blinde Eifersucht teilt er mit dem Mohren von Venedig.Wenn er also zupackt und seine Frau dabei vor Geilheit zucken sieht, könnte durchaus sein Sexualtrieb rechtzeitig die Oberhand gewinnen. Vor allem möchte er sich auch nachher nicht erschießen müssen, sondern lieber den Napoletaner im Duell zu Krenfleisch hauen.


    Danke für Deine freundliche Interpretation, lieber mausbacher!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)