Die Liebe der Danae


  • Meine Danae entsteigt dem mystischen Dunkel der Antike und sonnt sich am Wasser:




    Traurig und allein sitzt die nackte Danae im weitläufigen Garten der
    prächtigen Villa über dem Meer. Mit 18 hat man Träume, Pläne, Fantasien,
    ... auch sexuelle.


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Traurig sieht mir obige Danae aber nicht aus.

  • Traurig sieht mir obige Danae aber nicht aus.
    (mausbacher)


    Natürlich ist sie traurig. Ihr fehlt ein Mann! 8)


    baer

    Lector, intende,
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  • Eine der berühmtesten bildlichen Interpretationen des Danae-Mythos ist die von Tizian, die in mehreren Fassungen existiert.




    Mir hat es Spaß gemacht, berühmte Gemälde mit einer textlichen Version des Mythos zu vergleichen. Vielleicht gibt
    es unter den Usern ja auch den einen oder anderen, der sich für vergleichende Kunstkritik interessiert?


    Die Dissertation an der Universität Wien von Markus Fellinger, Tizians Danae als gemalte Poesie(2010), gibt zahlreiche neue
    Einblicke. Einige für die Thematik des SB wesentliche greife ich hier heraus.


    Für die Zeitgenossen Tizians war die Darstellung der menschlichen Nacktheit in Bildern
    und Skulpturen durchaus noch ein besonderes Problem. Die ersten Aktbilder der
    Renaissance waren noch in den religiösen Bildern zu finden gewesen, und
    befanden sich somit in einem Bereich, der eine (absichtliche) erotische Wirkung
    eindeutig ausschloss. (Fellinger a.a.O)


    Man malt also Aktbilder, die nicht absichtlich erotisch sein dürfen!
    Ein krasser Gegensatz zu den antiken Statuen und Darstellungen mit provozierender Nacktheit.


    Das Ganze erinnert ein wenig an "Aufklärungsfilme" von vor einigen Jahrzehnten.
    Es braucht einen passenden, allgemein akzeptierten Vorwand, um Nackte zeigen zu können.


    Für mythologische Szenen oder Figuren ... wurde die Nacktheit zunehmend
    akzeptiert, wozu auch die Tatsache beitrug, dass die Welt der Mythologie nicht
    als historische Realität, sondern als bloße Erfindung angesehen wurde, und rein
    erfundene Personen (zudem keine Christen) auch nicht durch die Darstellung
    ihrer
    Nacktheit entehrt werden konnten. (Fellinger)


    Also fiktive Personen dürfen nackt sein. Wir tun uns ja auch mit erfundenen erotischen Geschichten leichter als mit
    Sexskandalen bekannter Personen.

    Allerdings scheinen sich in Tizians Oeuvre die Darstellungen nackter Frauen mit
    der Zeit immer mehr zu individualisieren, und sich mehr der Ansicht von echten
    Aktportraits anzunähern. Es tritt immer mehr der Mensch zutage, und immer
    weniger die idealisierte Göttin, das Gesicht des Modells verdrängt in den
    mythologischen Gemälden zunehmend die
    Gesichter der antiken Statuen. (Fellinger)


    Klarerweise wollen die Auftraggeber reale nackte Personen, die sie selbst
    kennen, dargestellt haben und nicht idealisierte Götterbilder. So wie wir
    lieber Aktfotos von bekannten Models sehen als die von der Frau von nebenan
    (außer mausbacher natürlich!)


    Es bleibt also nicht viel mehr von der Göttin als ihr Name, den sie der ... anonymen
    nuda leiht, um die Darstellung ihrer Nacktheit zu rechtfertigen. Wir haben es
    hier also offensichtlich mit einem Bildnis einer jungen Frau als Venus zu tun,
    so wie wir ... die Farnese-Danae als Bildnis einer Kurtisane, die als Danae
    posiert, kennengelernt haben.(Fellinger)


    Der Trick: Man versetze die gewünschte Kurtisane in eine mythologische
    Situation und alles ist gut. Auch Filme mit ihren vielfältigen Rollen eignen
    sich dafür gut. Der Betrachter interessiert sich für die Schauspielerin,
    dargestellt wird aber die Person der Filmhandlung.


    Die Farnese-Danae ist nun eine völlig neue, eigenständige Aktfigur, die nichts
    mehr mit dem Vorbild der antiken Venere zu tun zu haben scheint, vielmehr
    scheint sie als Ganzes nach der Natur, d.h. nach dem nackten Aktmodell, gemalt
    zu sein. Ein wichtiger Unterschied ist nun, dass Danae als mythologische Figur
    keine Göttin, sondern eine sterbliche Prinzessin ist, wodurch sich in diesem
    Fall kein so großer Konflikt ergibt, wenn sie als menschliches Individuum
    dargestellt wird, anstatt mit den idealisierten Gesichtszügen der antiken
    Götterfiguren. (Fellinger)


    Bei einer weniger prominenten Protagonistin kann man noch leichter Anspielungen machen.
    Nur Unsterbliche sind sakrosankt! Ein Westerngirl oder ein Blumenmädchen kann
    ein Fantasiekostüm oder fast nichts anhaben, eine historische Königin oder
    Künstlerin darf nicht so ohne weiteres "erotisiert" werden.


    Mit der Profanisierung der mythologischen Figuren, ihrer Darstellung als lebende Menschen,
    geht natürlich auch eine Steigerung ihrer erotischen Wirkung einher. (Fellinger)


    Dafür sind sie natürlich auch sexy. Das Aktmodell gleicht der eigenen Geliebten!


    Die Danae hingegen bleibt in ihrer eigenen Wirklichkeit. Ihr Gegenüber, Jupiter
    in der Wolke, kann (aber muss nicht) als Identifikationsfigur des
    Betrachters/Auftraggebers
    dienen, der sehr genau weiß, dass zwar die „echte“ Danae die Geliebte Jupiters war, die
    gemalte Danae jedoch rein für ihn selbst da ist. Somit kommuniziert auch hier
    die Jungfrau, obwohl nur indirekt, mit dem Betrachter. (Fellinger)


    Und schon identifiziert sich der Betrachter (Auftraggeber) mit dem göttlichen Liebhaber.
    Die dargestellte Frau gehört ihm ganz allein, möchte er glauben. So wie der
    Leser eines Buches oder Betrachter eines Film ja davon oft ausgeht, daß die
    Protagonisten nur für ihn da sind.


    Diese Figur kommuniziert (jedoch -Anm.) in keinster Weise mit dem Betrachter. Sie spürt nicht den Blick des
    voyeuristischen Betrachters/Malers, und fühlt sich unbeobachtet, ihre Nacktheit
    hat keine erotischen Gründe, und der Betrachter kann sich demnach auch nicht
    als ihr Liebhaber identifizieren, sondern höchstens als Voyeur. (Fellinger)


    Schlaue Künstler lassen den Betrachter aber nicht als handelnde Person
    teilnehmen, sondern nur als Beobachter. Damit verliert das Werk zwar die
    Exklusivität, ist aber fungibler, weil sich jeder als Voyeur fühlen kann, nicht
    nur der erste Auftraggeber.


    In den Danaebildern wird zwar die mythologische Erzählung wieder zu einem wichtigen
    Teil des Bildes, aber auch hier bleibt die erotische Darstellung einer
    lebendigen nackten Frau ein entscheidendes Charakteristikum der Gemälde. Die
    Verwendung von mythologischen Stoffen dient also bei diesen Bildern auch einer
    Verschleierungsstrategie, die die erotische Darstellung nackter junger Frauen rechtfertigt,
    ebenso wie es auch bei der Allegorie oft der Fall ist. Eine erotische
    Aktdarstellung ohne eine solche Verkleidung wäre nach den damaligen Vorstellungen

    gefährlich nah an den Bereich der Pornographie geraten, und daher für einen „offiziellen“
    Auftrag schlicht und einfach unzumutbar. (Fellinger)


    Kunst statt Pornographie! Das ist die Lösung! Unter dem Deckmantel der freien Künste
    geht so manch eine Schweinerei durch, auch heute!


    baer

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  • Ein genauerer Vergleich von einigen Details der drei bekannten Ausführungen von Tizians Danae lohnt sich.


    Neben der Danae der neapolitanischen Fassung für Kardinal Alessandro Farnese befindet sich ein nackter Eros (nach dem Vorbild von Correggio), der für den Verlust der Keuschheit steht, die Prado-Fassung für König Philipp II. von Spanien und die Wiener Fassung zeigen hingegen die (kuppelnde) Amme, die den moralischen Aspekt (Geld für Sex) symbolisiert.



    Interessant ist auch, daß die Hand zwischen den Schenkeln der Danae bei der neapolitanischen Fassung im Gegensatz zu den anderen beiden verdeckt ist.


    Eine weitere (ältere) Version der Danae stammt von Correggio:


    Bei Betrachtung dieses Gemälde verblüfft die Ähnlichkeit zur biblischen Szene der Verkündigung Mariens.
    Der Cupido (Eros) sieht aus wie der Bote Gottes, in der Wolke sieht man wenig vom Gold, die beiden Putti ähneln Darstellungen des kleinen Jesus mit seinem Cousin Johannes d.T. (quasi als Vision).
    Nur die freizügige Oben-ohne-Darstellung der Jungfrau ist anders. Demütig neigt sie jedoch den Kopf bei der Empfängnis.


    "Correggio rappresenta Danae giacente sul letto mentre un Cupido preadolescente le scopre il sesso e la pioggia d'oro inizia a cadere dalla nube"
    (also: Correggio stellt Danae auf dem Bett liegend dar, während ein frühreifer Cupido ihr das Geschlecht enthüllt und der Goldregen aus der Wolke zu fallen beginnt),
    heißt es in der italienische Wikipedia.


    Man ist fast versucht, unzweideutig interpretierend zu übersetzen "während ein frühreifer Cupido ihr den Sex entdeckt".


    vgl. Im antiken Griechenland galten bedeutende Männer oft als von Göttern gezeugte und darum mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete Gottmenschen. Nur wenige dieser Mythen deuten die Jungfräulichkeit ihrer Mütter an: So sei Ariston vom sexuellen Umgang mit seiner Gattin ferngehalten worden, bis diese den von Apollon mit ihr gezeugten Platon geboren habe. Die bis dahin unberührte Danaë habe den Samen des Gottes Zeus schlafend als Goldregen empfangen und sei so mit Perseus schwanger geworden. Alexander der Große sei durch Zeus oder Amun in Gestalt einer Schlange oder eines Blitzstrahls in der Hochzeitsnacht seiner Mutter gezeugt worden. Alle Beispiele malen die Zeugung nach Art menschlicher Sexualität aus, bei der der Same eines Gottes den eines Mannes ersetzt oder ihm zuvorkommt.



    baer

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  • <<LITERATUR


    Nur für Aristocraten mit c


    Nicht ohne Ironie



    Sieben Jahre diente Wolf von Niebelschütz um die Prinzessin Danae von Myrrha. In jedem Jahr setzte die verliebte Schrift neue Ringe an. Schließlich wuchs sie sich zu einem Buch von nahezu 1000 Seiten aus, unter dem Titel "Der blaue Kammerherr"*).


    Hugo von Hofmannsthal gab einst den Anstoß zu dem barocken Liebesgeplänkel. Sein hinterlassenes Opernfragment "Danae oder die Vernunftheirat" für Richard Strauß griff Wolf von Niebelschütz, Verehrer Hofmannthals und Rilkes seit Jugendtagen, auf. Er machte aus den sieben Fragmentseiten einen üppig blühenden "Tulpenbaum".


    Als Unteroffizier der Luftwaffe in Paris setzte Niebelschütz die Nächte daran, um die Knospen sprießen zu lassen. Tagsüber mußte er Soldatendienst tun. Das war die Bedingung, die die militärischen Vorgesetzten vor die Dicht-Wut des Schreibbesessenen setzten. Im Blick auf das keimende Werk ersparten sie ihm auch Rußland.


    Dabei sollte das wachsende Buch so wenig mit Krieg und Gegenwart zu tun haben, wie Niebelschütz' erster Romanversuch


    "Verschneite Tiefen" oder wie seine ebenso zuchtvoll-strengen wie sprachlich-diffizilen Lyriksammlungen. Die Kriegsferne mochte bei dem Sohn des Potsdamer Gardemajors und Neffen und Enkel kommandierender Generale verwunderlich erscheinen. Sie ist es nicht.


    Die Niebelschütze sind eine schreibende Familie. Von dem Vater, Ernst von Niebelschütz, 1946 in Magdeburg gestorben, sind eine Reihe sachkundiger Werke zur Kunstgeschichte überkommen. Schon vor dem ersten Weltkrieg hatte der preußische Generalstab den kunstbegeisterten Offizier auf Reisen nach Italien geschickt.


    Die Lebenserinnerungen der Mutter harren noch der Veröffentlichung. Der Bruder, Götz von Niebelschütz, Griechenlandwanderer und Gatte einer Prinzessin Ypsilanti, publizierte farbensatte Griechenland-Essays. Seit Wolf von Niebelschütz 1935 in die Redaktion der "Magdeburgischen Zeitung" eintrat, erzog er sich selbst systematisch zu schriftstellerischer Vollkommenheit. Die "Haarspaltereien" des jungen Feuilleton-Redakteurs, schwierig-amüsante Untersuchungen über letzte Feinheiten der Sprache, sind unverkennbare Vorübungen des im raffiniertesten Sprachgewand einherschreitende Lyrikers und Romanciers.


    Der höchstgesteigerten Sprachverfeinerung entsprechen die noblen Vorwürfe, die sich der Nachfahre schlesischer Adliger für seine Werke aussucht. In den "Verschneiten Tiefen" war es das grausige Geschick der Wildgräfin Viktoria von Dhaun, die im Kerker des eigenen Vaters erblindet.


    Im "Blauen Kammerherrn" sind es die Hof- und Staatsaktionen um die Verehelichung der Erbprinzessin Danae des ägäischen Königreichs Myrrha. Das ist eine sehr verwickelte Geschichte. Der erste unerhoffte und unerfüllte Geliebte, der strahlende Kavalier Giovanni von Legua, Gesandter seiner Herrlichkeit des Dogen von Venedig, fällt einem Attentat zum Opfer, das eigentlich dem Minister des königlichen Vaters galt.


    Es folgt die öffentliche Verlobung Danaes mit dem fernen Olympier. Zeus, der bald in der Gestalt des Reichsgrafen zu Weißenstein, des blauen Kammerherrn,
    auftaucht und wieder verschwindet, Verwirrungen stiftet und Knoten löst. Dann kreuzt auf goldenem Schiff der Herzog von Scheria auf, Gesandter und Hochzeitswerber seiner phrygischen Majestät, Kavalier, Kriegsmann und Zauberer, dessen linke Hand Hanftaue und menschliche Glieder in Gold zu verwandeln
    vermag.


    Damit aber verrät er sich nur. Er ist in Wahrheit Midas selbst, der goldbegnadete König von Phrygien. Ueber ihm, in dem der erstgeliebte Giovanni von Legua wieder auferstanden zu sein scheint, wird sich in einem angekündigten, aber nicht mehr ausgeführten Ende der "Seidene Ciel des königlichen Brautbetts" schließen.


    Dazwischen verdingt sich die Prinzessin als Magd dem dauernd betrunkenen Bauern Lamprenos. Dazwischen gibt es die Meuterei eines Inselregiments, Pöbelaufstände, eine feindliche Invasion und eine Schlacht auf der Insel, in der die sechzehnjährige Danae im weißen Faltenrock und mit pantherfellbekleideter Brust ihre Getreuen zum Siege führt.


    Das alles ist getaucht in die farbigglühende Luft des östlichen Mittelmeeres und in ein unbestimmt schillerndes geschichtliches Gewand, in dem sich das verwirrende Spiel der griechischen Mythologie mit der prächtig-höfischen Fassade des europäischen Barock pnantasievoll vermischen. Niebelschütz nennt seinen "galanten Roman" ein "phantasmagorisches Zauberspiel".


    Er meint es ironisch, so ironisch wie alles an dem Buche ist. Der Verfasser versäumt nicht, zwischen den Zeilen immer wieder direkt zu seinen Lesern zu sprechen. Chers auditeurs, redet er sie an und macht sie etwa ausdrücklich auf einen geglückten Binnenreim aufmerksam. Er legt es ihnen in den Mund, sie möchten ihn für "gestelzt hoffärtig, herz- und gemütlos" halten. Er erzählt ihnen, warum er nach zwei Bänden noch einen dritten und vierten Band anschließen muß. Er sucht am Ende seinen einigermaßen strapazierten Lesern nicht die Tränen zu verhehlen, die ihm selbst beim Scheiden von seiner Heldin "die Lider feuchten". Niebelschütz macht es seinen Lesern nicht eben leicht. Die sprachlich-trunkenen Kaskaden münden plötzlich in ganze, ausgewachsene Absätze, in denen er seine Helden munter französisch, italienisch und auch mal englisch parlieren läßt. Die Verlagsankündigung erhebt das zu dem "Dokument eines europäischen Stils".


    Dem Verlag zollt Bischof Liljes "Sonntagsblatt" für die friedensmäßige Ausstattung - weißes Papier, schöner Satz - seine Anerkennung. Aber an dem Werk selbst hat die christliche Wochenzeitung einiges auszusetzen. "An diesen 589 Seiten hat der Verfasser sieben Jahre lang geschrieben. Rechnen wir nach: also etwa seit Stalingrad. Es gingen Hunderttausende nach Sibirien, der Autor schrieb an dem galanten Roman. Es fielen täglich und nächtlich Menschen und Bomben - der Autor schrieb galant weiter. Es geschah dann noch einiges, aber der Autor ließ sich nicht beirren: seine Gedanken waren bei Danae, 16jährig, blond und süß, Kann sich einer sieben Jahre lang irren?"


    Die bischöfliche Zeitung findet keine Antwort. Der Dichter selbst, 36jährig und Vater von fünf Kindern, läßt seinen Herzog
    von Scheria offen und wieder nicht ohne Ironie den Grund für sein anspruchsvolles und fragwürdiges Tun angeben: "In der Kunst muß man den Menschen etwas zumuten, muß sich um ihre Bequemlichkeiten nicht kümmern. Sie ist ja ohnehin nur für Aristocraten faßbar, geistige Aristocraten, setzt hohe Gesinnung voraus, und wehe, wenn der Geschmack des Kleinen Mannes über sie kommt."


    Bei Niebelschütz werden Aristrocraten immer mit "c" geschrieben.>> (Spiegel)


    Aus dem Jahr 1949, also mehr oder weniger unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg.
    Passend zur Story und leicht ironisch angehaucht, wie ich finde.

  • Was für eine interessante Parallele zu Richard Strauss, dem heurigen musikalischen Jahresregenten!


    Es liegt in der menschlichen Natur, besonders bei den zartbeseiteten musischen Zeitgenossen, sich aus den Schrecken der Gegenwart in eine romantische Fantasiewelt zurückzuziehen.
    (Strauss, Capriccio, Die Liebe der Danae, Daphne, aber auch bereits: Der Rosenkavalier)


    Diese Illusion gefällt oft auch dem Publikum (Ufa-Filme).


    Mir scheint es jedenfalls eine taugliche Alternative zur Verherrlichung der Gewalt (z.B.: Ernst Jünger, In Stahlgewittern) zu sein,
    obwohl ich gegen heroische Dichtung auch nichts einzuwenden habe.


    Habent sua fata libelli!


    baer

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